Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Schriftsteller«
wuming schrieb am 22.12. 2008 um 02:59:52 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Lion Feuchtwanger (* 7. Juli 1884 in München; † 21. Dezember 1958 in Los Angeles) war ein deutscher Schriftsteller und zu Lebzeiten einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren in den USA und in Russland.
Lion Feuchtwanger auf einer DDR-Briefmarke von 1974Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben in Deutschland bis 1933
2 Exil in Frankreich und den USA
3 Werke
3.1 Romane
3.2 Lyrik
3.3 Autobiografische Schriften
3.4 Erzählungen
3.5 Theaterstücke
4 Literatur
5 Verfilmungen seiner Werke
6 Dokumentarfilm
7 Siehe auch
8 Weblinks
9 Belege
Leben in Deutschland bis 1933 [Bearbeiten]
Lion Feuchtwanger wurde als Sohn des vermögenden jüdisch-orthodoxen Margarinefabrikanten Sigmund Feuchtwanger und seiner nicht weniger begüterten Ehefrau Johanna geb. Bodenheim geboren. Er unternahm schon früh Versuche als Schriftsteller, die ihm bereits als Schüler einen Preis einbrachten. 1903 schloss er die Schule mit dem Abitur am humanistischen Wilhelmsgymnasium München ab. Danach studierte er Geschichte, Philosophie und Deutsche Philologie in München und Berlin, löste sich dabei stark vom Elternhaus. Er promovierte 1907 bei Franz Muncker über Heinrich Heines Der Rabbi von Bacharach. Von einer Habilitation nahm er aufgrund der Beschränkungen für Juden Abstand. (1933 entzog die Universität München den Doktortitel, weil er Jude sei. Erst im November 1952 gab ihm die Universität den Titel wieder offiziell zurück.)
Er gründete 1908 seine eigene Kulturzeitschrift Der Spiegel, dessen erste Ausgabe am 30. April erschien. Nach 15 Nummern und sechs Monaten fusionierte sie jedoch auf Grund finanzieller Probleme mit der von Siegfried Jacobsohn herausgegebenen Zeitschrift Die Schaubühne, für die Feuchtwanger von nun an schrieb.[1]. 1912 heiratete er die jüdische Kaufmannstochter Marta Löffler, weil sie schwanger war. Ihrer beider einzige Tochter starb bei der Geburt. Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs 1914 leistete er Militärdienst, aus dem er aber aus gesundheitlichen Gründen frühzeitig entlassen wurde. Bereits 1918 entdeckte er das Talent des jungen Bertolt Brecht, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte. Während der Revolution 1918/1919 war Feuchtwanger krank und unbeteiligt.
Nach einigen Erfolgen als Dramatiker verlagerte er seinen Schwerpunkt auf den historischen Roman. Am erfolgreichsten war Jud Süß (geschrieben 1921/22, veröffentlicht 1925), der auch international bereits ab 1926 großen Anklang fand, nachdem Feuchtwanger lange in Deutschland vergeblich einen Verleger gesucht hatte. Die antisemitische Thematik schien unpopulär. Sein zweiter großer Erfolg war Margarete Maultasch. Aus beruflichen Gründen zog er 1925 nach Berlin, 1932 in eine große Villa am Grunewald. 1932 erschien der erste Teil der jüdischen Trilogie Der jüdische Krieg. Feuchtwanger sprach sich für den Kosmopolitismus aus und damit auch gegen einen jüdischen Nationalismus. Auch richtete er sich gegen den marxistischen Historischen Materialismus. Sein Interesse galt fortschrittlichen Intellektuellen als Schrittmachern des Fortschritts.
Feuchtwanger erkannte als einer der ersten hellsichtig die Gefahren durch Hitler und die NSDAP; so schrieb er bereits 1920 in seinem Text Gespräche mit dem ewigen Juden, der ersten Satire gegen den Nationalsozialismus: „Türme von hebräischen Büchern verbrannten, und Scheiterhaufen waren aufgerichtet, hoch bis in die Wolken, und Menschen verkohlten, zahllose, und Priesterstimmen sangen dazu: Gloria in excelsis Deo. Züge von Männern, Frauen, Kindern schleppten sich über den Platz, von allen Seiten; sie waren nackt oder in Lumpen, und sie hatten nichts mit sich als Leichen und die Fetzen von Bücherrollen, von zerrissenen, geschändeten, mit Kot besudelten Bücherrollen. Und ihnen folgten Männer im Kaftan und Frauen und Kinder in den Kleidern unserer Tage, zahllos, endlos.“ (L.F.: Ein Buch nur für meine Freunde. Ffm 1984, S. 453f.)
Im November 1932 brach er zu Vorträgen nach London und in die USA auf. Ab dem 30. Januar 1933 war eine Rückkehr nach Deutschland unmöglich aufgrund seiner politisch gefährlichen Arbeit und wegen seiner jüdischen Abstammung. Feuchtwanger galt den Nationalsozialisten als einer ihrer intellektuellen Hauptgegner. Seine Bücher wurden ein Opfer der Bücherverbrennung 1933. Sein Name tauchte im Sommer 1933 in der ersten Ausbürgerungsliste Hitlerdeutschlands auf. Eine literarische Frucht dieser Phase war der Roman Die Geschwister Oppermann.
Exil in Frankreich und den USA [Bearbeiten]
Seit 1933 lebte Feuchtwanger in Sanary-sur-Mer, einem Zentrum des deutschsprachigen Exils in Südfrankreich. Aufgrund der hohen Auflagen seiner Bücher insbesondere im angelsächsischen Sprachraum führte er ein vergleichsweise behagliches Leben im Exil. Als Folge der wenig antinazistischen Haltung der Westmächte näherte er sich weiter dem Sowjetkommunismus an. Werbewirksam reiste er vom November 1936 bis Februar 1937 in die stalinistische Sowjetunion, in der seine Werke mit Hilfe Artemi Chalatows verlegt wurden. In seinen Reiseeindrücken Moskau 1937 rechtfertigte er die Schauprozesse gegen angebliche Trotzkisten und erregte damit die Empörung von Arnold Zweig, Franz Werfel und Bruno Frank. Seine stalinfreundliche Haltung verzögerte später seine Einbürgerung in die USA. In Exil rechnet er satirisch mit den deutschen Intellektuellen ab, die im Deutschen Reich geblieben waren.
Im Jahre 1940 musste sich Feuchtwanger nach dem Überfall Deutschlands auf Frankreich wie viele andere Deutsche, die sich in Frankreich aufhielten, im Mai in das Internierungslager Les Milles begeben, wo er bereits bei Kriegsausbruch 1939 für wenige Wochen interniert worden war. Später wurden die Gefangenen von Les Milles aufgrund des Vorrückens der deutschen Truppen in ein provisorisches Zeltlager nahe Nîmes verlegt. Von dort wurde er von Angestellten des amerikanischen Konsulats in Marseille - als Frau verkleidet - herausgeschmuggelt. Nach Monaten des Wartens in Marseille konnte er mit seiner Frau Marta Feuchtwanger unter abenteuerlichen Umständen über Spanien und Portugal in die USA fliehen und lebte ab 1941 bis zu seinem Tode in Kalifornien, ab November 1943 in der komfortablen Villa Aurora. Auch durch die Einkünfte durch Filmrechte konnte er sich diese mit einer großen Bibliothek leisten. Feuchtwanger war Mitbegründer des Aurora-Verlages 1944 in New York. Nach dem Krieg wurde er als Linksintellektueller argwöhnisch von den US-Behörden in der McCarthy-Ära beobachtet. Am Lebensende befasste er sich wieder mit jüdischen Themen und befürwortete einen jüdischen Staat als Zuflucht (Die Jüdin von Toledo).
1953 erhielt Lion Feuchtwanger den Nationalpreis der DDR 1. Klasse für Kunst und Literatur. Dort wurde er als Antifaschist und kommunistischer Sympathisant hoch in Ehren gehalten, wenn auch die jüdischen Momente seines Werkes weniger gewürdigt wurden.
Lion Feuchtwanger erkrankte 1957 an Nierenkrebs. Nach mehreren Operationen verstarb er Ende 1958 an inneren Blutungen.
Werke [Bearbeiten]
Romane [Bearbeiten]
Der tönerne Gott, 1910
Jud Süß, München 1925, ein Roman über Joseph Süß Oppenheimer, ISBN 3-7466-5600-1
Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch, Berlin 1923
Wartesaal-Trilogie; diese drei Romane setzen sich mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus und Reaktionen darauf auseinander.
Erfolg. Drei Jahre Geschichte einer Provinz, Berlin 1927-30, ISBN 3-7466-5606-0
Die Geschwister Oppermann (früherer Titel: Die Geschwister Oppenheim), Amsterdam 1933, ISBN 3-7466-5607-9 - dieser Roman schildert die Verfolgung der Juden nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten
Exil, 1937-39, ISBN 3-7466-5022-4, schildert den Alltag und das Leben eines deutschen Komponisten im französischen Exil. Dabei engagiert sich der zunächst unpolitische Künstler im Verlag einer Emigrantenzeitung.
Josephus-Trilogie, Romane über den jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus:
Der jüdische Krieg, 1931-32, ISBN 3-7466-5602-8
Die Söhne, 1934-35
Der Tag wird kommen, 1939-41
Der falsche Nero, 1936
Die Brüder Lautensack, 1941
Simone, 1943 u.ö. Die 15-jährige Simone Planchard im gewaltsamen Widerstand gegen die Nazis in Frankreich, gleicher Stoff von Bertolt Brecht und Feuchtwanger dramatisiert
Die Füchse im Weinberg, 1944-46. Zum Niedergang des Ancien Régime im vorrevolutionären Frankreich.
Venedig (Texas), 1946, New York, Aurora-Verlag, Auflage 4.000
Waffen für Amerika, 1947/1948 Zur amerikanischen Unabhängigkeit mit französischer Hilfe.
Goya oder der arge Weg der Erkenntnis, Frankfurt/Main 1951 (größter Erfolg in den USA, Anspielung an McCarthy-Ära)
Narrenweisheit oder Tod und Verklärung des Jean-Jacques Rousseau, 1950-52
Die Jüdin von Toledo (Veröffentlichung in Westdeutschland 1955: Spanische Ballade), USA 1954, ISBN 3-7466-5621-4
Jefta und seine Tochter, 1955-57
Lyrik [Bearbeiten]
Pep J. L. Wetcheeks amerikanisches Liederbuch, Potsdam 1928. Ironische Auseinandersetzung mit dem amerikanischen Glauben an die Kraft des Kapitals.
Autobiografische Schriften [Bearbeiten]
Moskau 1937 : Ein Reisebericht für meine Freunde. Amsterdam: Querido Verlag, 1937. - Es gibt zahlreiche Neuausgaben, z.B. Berlin: Aufbau Verlag, 1993. ISBN 3-7466-0168-1. Feuchtwangers Sicht der stalinistischen Sowjetunion, die er 1936/1937 besuchte.
Unholdes Frankreich, 1942 (später „Der Teufel in Frankreich“), ISBN 3-7466-5018-6, beschreibt Feuchtwangers Erlebnisse in Frankreich 1940 im französischen Internierungslager Les Milles, während die deutsche Front sich auf das Lager zubewegt.
Erzählungen [Bearbeiten]
Panzerkreuzer Potemkin, Aufbau Verlag (DDR), 1946, veröffentlicht in der Bundesrepublik 1985 im Fischer Taschenbuch Verlag, ISBN 3-596-25834-0. Enthält verschiedene Erzählungen, darunter auch »Venedig (Texas)«
Theaterstücke [Bearbeiten]
Altindische Schauspiele, Reclams Universal-Bibliothek (DDR), Band 453, 1969
Wahn oder Der Teufel in Boston, Pazifische Presse, Los Angeles, 1948
Literatur [Bearbeiten]
Marta Feuchtwanger: Leben mit Lion. Gespräch mit Reinhart Hoffmeister in der Reihe „Zeugen des Jahrhunderts“. Lamuv, Göttingen 1991, ISBN 3-88977-278-1
Hans Wagener: Lion Feuchtwanger, Morgenbuch, Berlin 1996, ISBN 3-371-00406-6.
Reinhold Jaretzky: Lion Feuchtwanger, 5. Aufl., Rowohlt, Reinbeck bei Hamburg 1998, ISBN 3-499-50334-4.
Wilhelm von Sternheim: Lion Feuchtwanger. Ein deutsches Schriftstellerleben, Aufbau Taschenbuch Verlag, Berlin 1999, ISBN 3-7466-1416-3.
Manfred Flügge: Die vier Leben der Marta Feuchtwanger. Biographie, Aufbau, Berlin 2008, ISBN 978-3-351-02664-6.
Verfilmungen seiner Werke [Bearbeiten]
1934 - Jew Süss - Regie: Lothar Mendes (mit Conrad Veidt)
1939 - Semya Oppengeym - Regie: Grigori Roschal
1971 - Goya - oder Der arge Weg der Erkenntnis - Regie: Konrad Wolf
1973 - Die Brüder Lautensack - Regie: Hans-Joachim Kasprzik
1981 - Exil - Regie: Egon Günther (mit Klaus Löwitsch und Vadim Glowna)
1983 - Die Geschwister Oppermann - Regie: Egon Monk (mit Wolfgang Kieling und Rosel Zech)
1991 - Erfolg - Regie: Franz Seitz (mit Bruno Ganz)
Dokumentarfilm [Bearbeiten]
Feuchtwanger lebt! Reportage, Deutschland, 2008, 44 Min., Buch und Regie: Herbert Krill, Produktion: 3sat, Erstsendung: 17. Dezember 2008, Inhaltsangabe mit Video, 44 Min.
Siehe auch [Bearbeiten]
Lion-Feuchtwanger-Preis
Exilliteratur
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Lion Feuchtwanger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Lion Feuchtwanger • PICA-Datensatz) • Einträge im Musikarchiv
Tabellarischer Lebenslauf, DHM
Biographie, judentum-projekt.de
Lion Feuchtwanger - Chronist des Antisemitismus
Informationen zu Feuchtwanger, Lion im BAM-Portal
Feuchtwanger Memorial Library an der USC in Los Angeles
Villa Aurora - Künstlerresidenz - Historisches Baudenkmal - Kulturzentrum
Lion Feuchtwanger relaunched - Das offizielle Portal zum Internationalen Lion Feuchtwanger-Jahr 2008-2009
Lion Feuchtwanger in der Internet Movie Database (deutsch)
Belege [Bearbeiten]
↑ W. von Sternheim, Lion Feuchtwanger, p. 93ff
Personendaten
NAME Feuchtwanger, Lion
KURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller
GEBURTSDATUM 7. Juli 1884
GEBURTSORT München
STERBEDATUM 21. Dezember 1958
STERBEORT Los Angeles
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Lion_Feuchtwanger“
Kategorien: Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (Deutsch) | Mann | Deutscher | Deutschsprachiger Emigrant | Bewegung Freies Deutschland | Person (München) | Roman, Epik | Geboren 1884 | Gestorben 1958AnsichtenArtikel Diskussion Seite bearbeiten Versionen/Autoren Persönliche WerkzeugeAnmelden Suche
Navigation
Hauptseite
Über Wikipedia
Themenportale
Von A bis Z
Zufälliger Artikel
Mitmachen
Hilfe
Autorenportal
Letzte Änderungen
Kontakt
Spenden
Werkzeuge
Links auf diese Seite
Änderungen an verlinkten Seiten
Spezialseiten
Druckversion
Permanentlink
Seite zitieren
Andere Sprachen
Български
Brezhoneg
Català
Česky
English
Esperanto
Español
Français
עברית
Hrvatski
ქართული
Nederlands
Norsk (bokmål)
Polski
Português
Română
Русский
Svenska
Українська
中文
Diese Seite wurde zuletzt am 21. Dezember 2008 um 14:57 Uhr geändert. Der Text steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.
Wikipedia® ist eine eingetragene Marke der Wikimedia Foundation Inc.
Datenschutz Über Wikipedia Impressum
® schrieb am 11.9. 2010 um 01:21:24 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Victor Klemperer (* 9. Oktober 1881 in Landsberg an der Warthe; † 11. Februar 1960 in Dresden) war ein deutscher Literaturwissenschaftler und Schriftsteller. Zu seiner Bekanntheit trugen neben seiner Abhandlung LTI – Notizbuch eines Philologen (Lingua Tertii Imperii: Sprache des Dritten Reiches) vor allem seine Tagebücher bei, in denen er akribisch seine Ausgrenzung als Intellektueller jüdischer Herkunft aus der deutschen Gesellschaft im Alltag der Zeit des Nationalsozialismus dokumentierte.[1]
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
1.1 Biographie
1.2 Geschwister
2 Auszeichnungen und Ehrungen
3 Tagebuch
4 Werke
4.1 Veröffentlichungen zu Lebzeiten
4.2 Aus dem Nachlass
5 Filme
6 Literatur
7 Weblinks
8 Einzelnachweise
9 Hördateien
Leben [Bearbeiten]
Wohnhaus Victor Klemperers in Dresden-Dölzschen
Gedenktafel am Haus Weimarische Straße 6a in Berlin-Wilmersdorf
Grabstein Victor Klemperers in Dresden-DölzschenBiographie [Bearbeiten]
Victor Klemperer, Vetter des Dirigenten und Komponisten Otto Klemperer sowie Onkel des deutsch-amerikanischen Schauspielers Werner Klemperer, war das achte und jüngste Kind von Dr. Wilhelm Klemperer und seiner Ehefrau Henriette geb. Frankel. Victor hatte drei Brüder und vier Schwestern. Sein Vater war zunächst in Landsberg und später in der jüdischen Reformgemeinde in Berlin Rabbiner. Das Französische Gymnasium Berlin verließ Victor Klemperer zunächst ohne Abschluss, um auf Drängen seiner Eltern eine kaufmännische Lehre zu absolvieren. Im Jahr 1902 holte er in Landsberg an der Warthe das Abitur nach und studierte dann Philosophie, Romanistik und Germanistik in München, Genf, Paris und Berlin. Am 16. Mai 1906 heiratete er die Konzertpianistin und Malerin Eva Schlemmer. Von 1905 bis 1912 lebte er als freier Publizist in Berlin. Im Jahr 1912 konvertierte er zum Protestantismus. Die Promotion erlangte er 1912, 1914 dann die Habilitation. Von 1914 bis 1915 arbeitete Klemperer als Lektor an der Universität Neapel und meldete sich anschließend als Kriegsfreiwilliger. Vom Winter 1915 bis Frühjahr 1916 war er als Artillerist an der Westfront eingesetzt, später bei der Militärzensur als Buchprüfer in Kowno und Leipzig. Im Jahr 1920 wurde er als Professor für Romanistik an die Technische Hochschule Dresden berufen.
Im Jahr 1935 wurde Klemperer auf Grund des nationalsozialistischen Reichsbürgergesetzes unter Federführung des Gauleiters Martin Mutschmann aus seiner Professur an der TH Dresden entlassen. Er konzentrierte sich daraufhin auf die im Juli 1933 begonnene Arbeit zur Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert, die in zwei Bänden 1954 und 1966 erschien. Als dann den nach den nationalsozialistischen Rassengesetzen als Juden Geltenden auch der Zugang zu Bibliotheken und das Abonnieren von Zeitungen und Zeitschriften verboten wurde, waren ihm die Hände gebunden und er musste diese wissenschaftliche Arbeit vorläufig einstellen. Um so intensiver widmete er sich darum seinen Tagebüchern und begann 1938 die Arbeit an seiner Vita. Während der Kriegsjahre legte er mit seinen Tagebuchaufzeichnungen die Grundlage für seine geplante Abhandlung zur Sprache des Dritten Reiches, der „LTI“ (Lingua Tertii Imperii). Diese Tagebuchnotizen führte Klemperer als Loseblattsammlung, die er in regelmäßigen Abständen durch seine Frau bei einer Freundin, Dr. Annemarie Köhler, in Pirna, verstecken ließ, da eine Entdeckung durch die Gestapo bei den permanent drohenden Haussuchungen fatale Folgen gehabt hätte.
Nachdem er 1940 aus seinem erst 1934 bezogenen Haus in Dresden-Dölzschen vertrieben wurde, lebten er und seine Frau in verschiedenen „Judenhäusern“ in Dresden. Die Luftangriffe auf Dresden in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 überlebte das Paar mit geringen Verletzungen und entkam der drohenden Deportation. Zitat aus „LTI“:
Am Abend dieses 13. Februar brach die Katastrophe über Dresden herein: die Bomben fielen, die Häuser stürzten, der Phosphor strömte, die brennenden Balken krachten auf arische und nichtarische Köpfe, und derselbe Feuersturm riß Jud und Christ in den Tod; wen er aber von den etwa 70 Sternträgern diese Nacht verschonte, dem bedeutete sie Errettung, denn im allgemeinen Chaos konnte er der Gestapo entkommen.
Nach einer mehrmonatigen Flucht durch Sachsen und Bayern kehrten die Klemperers im Juni 1945 nach Dresden und schließlich in ihr Haus in Dölzschen zurück. Die folgenden Monate, in denen Klemperers berufliche Zukunft weiterhin unsicher blieb, nutzte er zur Niederschrift seines Buches „LTI“, das 1947 erschien.
Eine Übersiedlung in die Westzonen lag ihm gefühlsmäßig fern, da er lieber mit den „Roten“ als mit den „alten Braunen“ seine restliche Lebenszeit verbringen wollte. Eva und Victor Klemperer traten nach kurzer Überlegung noch vor der Zwangsvereinigung der KPD bei und zählten somit im weitesten Sinne zur politischen Elite in Dresden, obwohl Klemperer den Marxismus nicht unkritisch sah.[2] Von 1947 bis 1960 war Klemperer an den Universitäten Greifswald, Halle und Berlin tätig. Im Jahr 1950 wurde er als Vertreter des Kulturbundes Abgeordneter der Volkskammer der DDR sowie ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und bemühte sich, der französischen Sprache eine angemessene Stellung in der DDR einzuräumen.
Nach dem Tod von Eva Klemperer am 8. Juli 1951 heiratete Klemperer 1952 die 45 Jahre jüngere Germanistin Hadwig Kirchner[3], die nach Klemperers Tod an der Herausgabe seiner Tagebücher mitwirkte.
Victor Klemperer starb im Februar 1960 im Alter von 78 Jahren. Seine Grabstelle befindet sich auf dem Friedhof in Dresden-Dölzschen.
Geschwister [Bearbeiten]
Die Geschwister Victor Klemperers:
Georg, 1865–1946, Arzt, Direktor des Krankenhauses Berlin-Moabit
Felix, 1866–1932, Arzt, Direktor des Krankenhauses Berlin-Reinickendorf
Margarete (Grete), 1867–1942, verh. Riesenfeld
Hedwig, 1870–1893, verh. Machol
Berthold, 1871–1931, Rechtsanwalt
Valeska (Wally), 1877–1936, verh. Sußmann
Marta, 1873–1954, verh. Jelski
Auszeichnungen und Ehrungen [Bearbeiten]
Wilhelm Pieck verleiht Victor Klemperer den Vaterländischen Verdienstorden in Silber (1956)1951 Ehrenpromotion Dr. paed. h. c. durch die Technische Hochschule Dresden anlässlich des 70. Geburtstages
1952 Nationalpreis der DDR III. Klasse für Kunst und Literatur
1956 Vaterländischer Verdienstorden in Silber
1960 F.-C.-Weiskopf Preis der Akademie der Künste zu Berlin (postum)
1995 Geschwister-Scholl-Preis der Stadt München (postum), mit Laudatio von Martin Walser
2000 Der Victor-Klemperer-Wettbewerb, ein Jugendwettbewerb für Demokratie und Toleranz des Bündnisses für Demokratie und Toleranz wird nach ihm benannt.
Tagebuch [Bearbeiten]
Im ausführlichen Tagebuch zeigt sich Klemperer als genauer, kritischer aber auch selbstkritischer Beobachter seiner Zeit und seines Milieus. Während der Zeit der Weimarer Republik betrafen Klemperers Beobachtungen vorwiegend seine wissenschaftliche Karriere und die zahllosen Intrigen an der Universität, beispielsweise die Konkurrenz zu Ernst Robert Curtius. Weiter schrieb er viel über die Beziehung zu seiner ersten Frau Eva, die oft kränklich war, beschrieb Personen und Landschaften, notierte auch eifrig die häufigen Kinobesuche. Aufmerksam verfolgte er sein eigenes gesundheitliches Befinden und die Fortschritte seines wissenschaftlichen Schreibens. Häufig wurde er von Selbstzweifeln heimgesucht. Klemperer äußerte sich auch offen über die Probleme seiner Existenz als konvertierter Jude und vermerkte den nach dem Zusammenbruch des Kaiserreichs im Zusammenhang mit der Dolchstoßlegende und den Wirren um die bayrische Räterepublik virulent um sich greifenden Antisemitismus.
Ab 1933 lässt sich mitverfolgen, wie Klemperer langsam und systematisch ausgegrenzt wurde, zunächst nur in der Wissenschaft, später auch im privaten Leben. Klemperers Tagebücher aus der NS-Zeit sind Zeugnis einer Atmosphäre großer und immer größer werdender Angst, in der Klemperer und die anderen Bewohner des „Judenhauses“ lebten: vor allem Angst vor der Gestapo. Gegenüber den häufigen Notizen über antisemitische Äußerungen während der Weimarer Republik vermerkt Klemperers Tagebuch aber eine trotz oder wegen der offiziellen antisemitischen Politik zunehmende Höflichkeit der nichtjüdischen Bevölkerung gegenüber den durch den gelben Stern stigmatisierten Juden – eine Höflichkeit, die natürlich in Bezug auf die Vernichtungspolitik konsequenzenlos blieb.
Die Tagebücher wurden ab 1996 im Aufbau-Verlag veröffentlicht und waren ein großer verlegerischer Erfolg. Die Tagebücher der Jahre 1933 bis 1945 gelten heute als wichtiges Dokument der Zeitgeschichte und sind Standardwerke für den Geschichts- und Deutschunterricht. Auch die Tagebücher aus der Weimarer Republik und aus der Zeit nach 1945 beeindrucken als Dokumente eines unbestechlichen Beobachters, der auch nicht davor zurückscheut, den eigenen Ehrgeiz oder die „lingua quarti imperii“ (LQI – den Jargon der neuen kommunistischen Machthaber) kritisch zu thematisieren. Eine ungekürzte und umfangreich kommentierte Fassung der Tagebücher 1933 bis 1945 erschien 2007 als elektronische Edition auf CD-ROM.
Werke [Bearbeiten]
Veröffentlichungen zu Lebzeiten [Bearbeiten]
Die moderne französische Prosa 1870–1920, Berlin 1923
Die französische Literatur von Napoleon bis zur Gegenwart, 4 Bde., Berlin 1925–31 (Neuausgabe 1956 unter dem Titel Geschichte der französischen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert)
LTI – Notizbuch eines Philologen, Berlin, 1947 (Ausgabe beim Reclam Verlag Leipzig, ISBN 3-379-00125-2)
Geschichte der französischen Literatur im 18. Jahrhundert, Bd. 1: Berlin, 1954, Bd. 2: Halle 1966
Aus dem Nachlass [Bearbeiten]
Curriculum Vitae: Erinnerungen 1881-1918 (Band I–II). Berlin 1996, ISBN 3-746-65500-5
Leben sammeln, nicht fragen wozu und warum – Tagebücher 1919–1932. Berlin 1996, ISBN 3-351-02391-X
„Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ Tagebücher 1933–1945 (Band I–VIII). Berlin 1995, ISBN 3-7466-5514-5
Und so ist alles schwankend – Tagebücher Juni–Dezember 1945. Berlin 1996, ISBN 3-7466-5515-3
So sitze ich denn zwischen allen Stühlen. Tagebücher 1945–1959 (Band I–II). Berlin 1999, ISBN 3-351-02393-6
Das Tagebuch 1933–1945. Eine Auswahl für junge Leser. 2. Auflage, Berlin 1997.
Victor Klemperer: Die Tagebücher 1933–1945. Kritische Gesamtausgabe. CD-ROM. Berlin 2007. ISBN 978-3-89853-550-2
„Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten.“ Tagebücher 1933–1945. Eine Auswahl. Berlin 2007. (SpiegelEdition23) ISBN 978-3-87763-023-5
Filme [Bearbeiten]
„Klemperer – Ein Leben in Deutschland“: 12-teilige Fernsehserie, Deutschland 1999, Regie Kai Wessel, Verfilmung von Klemperers Leben während der Zeit des NS-Regimes nach einer um erfundene Episoden erweiterten Bearbeitung von Klemperers Tagebüchern durch Peter Steinbach (Drehbuch), Titelrolle: Matthias Habich
„Die Sprache lügt nicht“: Dokumentarfilm über Klemperers Analyse der Sprache des „Dritten Reiches“ (Lingua Tertii Imperii), Frankreich 2004, Regie: Stan Neumann, 79 Minuten
Literatur [Bearbeiten]
Steven E. Aschheim: Scholem, Arendt, Klemperer. Intimate Chronicles in Turbulent Times. Indiana University Press, Bloomington 2001, ISBN 0253338913.
Hannes Heer (Hrsg.): Im Herzen der Finsternis. Victor Klemperer als Chronist der NS-Zeit. Aufbau-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-351-02456-8.
Norbert Haase, Stefi Jersch-Wenzel, Hermann Simon (Hrsg.): Die Erinnerung hat ein Gesicht. Fotografien und Dokumente zur nationalsozialistischen Judenverfolgung in Dresden 1933–1945. Kiepenheuer, Leipzig 1998, ISBN 3378010266.
W. Theodor Elwert: Klemperer, Viktor. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12. Duncker & Humblot, Berlin 1980, S. 35.
Jürgen Storost: 300 Jahre romanische Sprachen und Literaturen an der Berliner Akademie der Wissenschaften. Lang, Frankfurt a. M. 2000, S. 519–532, ISBN 3-631-38312-6.
Weblinks [Bearbeiten]
Wikiquote: Victor Klemperer – Zitate
Commons: Victor Klemperer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Literatur von und über Victor Klemperer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
www.ub.fu-berlin.de Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Informationen über die Verfilmung der Lebensgeschichte
Die Tagebücher von Victor Klemperer
(RealMedia-Audio einer Sendung des Bayerischen Rundfunks, auch zum Download - 18:59 Min., 20,2 MB; zahlreiche weitere Materialien, auch für Lehrende)
Biographie auf den Seiten des Victor-Klemperer-Kollegs in Berlin
Informationen auf den Seiten der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Inhaltsübersicht zum Nachlaß von Prof. Victor Klemperer in der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden
Geschwister-Scholl-Preis 1995, Laudatio für Victor Klemperer
Episodenführer zur TV-Serie
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ Klemperer gilt damit als einer der wichtigsten Chronisten insbesondere der antisemitischen Verbrechen der Nationalsozialisten. In ähnlicher Weise hielt der Mediävist und Pädagoge Willy Cohn (1888–1941) bis zu seiner Ermordung 1941 das Leiden der jüdischen Gemeinde in Breslau in seinen vor kurzem publizierten Tagebüchern fest, vgl. [1]
2.↑ Peter Jacobs »Ein bißchen unter Naturschutz« Victor Klemperers Tagebücher aus der frühen DDR-Zeit, aus UTOPIE kreativ, H. 85/86 (November/Dezember) 1997, S. 108-113
3.↑ tag-des-herrn.de: Zwischen allen Stühlen. Wie der Alltag das Gewissen belastete – Hadwig Klemperer in Halle über ihren Mann Victor.
Hördateien [Bearbeiten]
Gesprochener Artikel
Normdaten: PND: 11856319X (PICA) | LCCN: n87906344 | VIAF: 37028841 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Klemperer, Victor
KURZBESCHREIBUNG Schriftsteller und Literaturwissenschaftler
GEBURTSDATUM 9. Oktober 1881
GEBURTSORT Landsberg an der Warthe
STERBEDATUM 11. Februar 1960
STERBEORT Dresden
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Victor_Klemperer“
Kategorien: Literaturwissenschaftler | Romanist | Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (Deutsch) | Roman, Epik | Tagebuch | Träger des Geschwister-Scholl-Preises | Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR | Sprachkritik | Künstler (Dresden) | Person (Dresden) | Hochschullehrer (Greifswald) | Hochschullehrer (Halle an der Saale) | Hochschullehrer (Humboldt-Universität zu Berlin) | Abgeordneter der Volkskammer | Träger des Vaterländischen Verdienstordens | KPD-Mitglied | SED-Mitglied | Mitglied der VVN-BdA | Funktionär des Kulturbundes der DDR | Deutscher | Geboren 1881 | Gestorben 1960 | Mann | Nationalpreisträger (DDR)
Quark schrieb am 19.8. 2002 um 22:14:46 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Der Bund Deutscher Schriftsteller BDS wurde 1997 mit Sitz in Dietzenbach (nahe Frankfurt a.M.) gegründet, weil vor allem neue Autoren, die ihr erstes Manuskript veröffentlichen wollen, unter einem Defizit an Informationen leiden. Noch nicht etablierte Autoren kennen in aller Regel weder die Besonderheiten des Verlagswesens noch die Möglichkeiten und Risiken, die eine Veröffentlichung mit sich bringen kann.
Die großen Autorenverbände wie der P.E.N. stehen den bekannten Autoren bei. Neue Autoren finden dagegen kaum Ansprechpartner, die sie beraten können - was zum Beispiel die Suche eines Verlags oder den Abschluß eines Verlagsvertrages betrifft.
Die Aufgaben des Bundes Deutscher Schriftsteller BDS konzentrieren sich besonders auf die Bedürfnisse dieser neuen Autoren:
*Die kostenfreie telefonische Beratung etwa wird jährlich von 4.000 Autoren aus aller Welt genutzt.
* Das »Register unveröffentlichter Werke« verzeichnet mehrere Tausend unveröffentlichter Manuskripte und steht Verlagen für Anfragen offen, wenn spezielle Themen (z.B. ein historischer Roman zum 16. Jahrhundert) oder Anregungen gesucht werden.
* Der BDS ist Teilnehmer an den Buchmessen in Frankfurt a.M. und Leipzig und stellt dort unveröffentlichte Manuskripte aus, um sie bei Lektoren, Verlegern etc. ins Gespräch zu bringen.
* Das Schriftstellerlexikon verzeichnet neben arrivierten Schriftstellern auch noch unbekannte oder wenig bekannte Autoren, die erst eine einzige Buchveröffentlichung vorweisen können.
Die derzeitige Präsidentin ist Renate Stahl. Ihr liegt die Förderung der neuen Autoren auch deshalb besonders am Herzen, weil die Buchproduktionen der Verlagskonzerne eine kulturell schädliche Uniformität mit sich bringen und weil die literarische Vielfalt gerade durch neue Autoren gewährleistet werden kann.
Die Leiterin der Geschäftsstelle ist Adele Draxler. Sie ist profunde Kennerin des Verlagswesens und des Buchmarkts, und sie führt zusammen mit Alexandra Limburg den Großteil der Beratungen durch, die Autoren auf ihrem oftmals steinigen Weg weiterhelfen.
Weitere ehrenamtliche Kräfte sorgen durch ihre Unterstützung dafür, daß die Projekte des BDS kontinuierlich weitergeführt werden.
Der BDS ist gemeinnützig tätig und finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden.
Bund Deutscher Schriftsteller BDS e.V., Römerstr. 2, D-63128 Dietzenbach
Tel. 06074-47566, Fax 06074-47540
wuming schrieb am 22.12. 2008 um 03:21:08 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
David Foster Wallace
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Wechseln zu: Navigation, Suche
David Foster WallaceDavid Foster Wallace (* 21. Februar 1962 in Ithaca, New York; † 12. September 2008 in Claremont, Kalifornien [1]) war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der vor allem ironische Romane, Essays und Kurzgeschichten veröffentlichte.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
1.1 Familie
1.2 Wirken
1.3 Krankheit und Tod
2 Schreiben
3 Werke
3.1 Fiktion
3.2 Sonstiges
4 Literatur
4.1 Übersichten
4.2 Studien
4.3 Interviews
5 Weblinks
6 Einzelnachweise
Leben [Bearbeiten]
Familie [Bearbeiten]
David Foster Wallace wurde 1962 in Ithaca, New York, als einziger Sohn von James Donald und Sally Foster Wallace geboren, kurz nachdem James Wallace sein Philosophie-Studium an der Cornell University im Herbst 1962 beendet hatte. Später lebte die Familie in einem kleinen Ort namens Philo südlich von Urbana, Illinois. Zu dieser Zeit arbeiteten die Eltern als Lehrkräfte an der Universität in Champaign-Urbana.
Das Dorfleben verarbeitete Foster Wallace in zahlreichen Essays und Kurzgeschichten, vor allem in A Supposedly Fun Thing I’ll Never Do Again. Bald zog die Familie nach Urbana. Sally Foster Wallace lehrte englische Literatur am Parkland College in Champaign. Foster Wallace hatte eine jüngere Schwester, Amy Wallace, die seit 2004 als Rechtsanwältin in Arizona praktiziert. Seit 2004 war Foster Wallace mit Karen Green verheiratet.
Wirken [Bearbeiten]
Bevor Foster Wallace sich ernsthaft den Geisteswissenschaften zuwandte, verfolgte er zunächst eine Karriere als Tennisprofi. Der jugendliche David schaffte es als Profi bis auf Platz 17 der amerikanischen Rangliste. Im Studium, das er auf der gleichen Alma Mater begann, die auch sein Vater bereits besucht hatte, legte er den Schwerpunkt auf Logik und Mathematik. Die modallogische These, die er in seiner Abschlussarbeit in diesem Fach entwickelte, brachte ihm den Gail Kennedy Memorial Prize ein. Außerdem studierte Foster Wallace Literatur und Philosophie. Aus seiner Abschlussarbeit in englischer Literatur wurde später sein erster Roman Der Besen im System.
1985 schloss er in beiden Fächern mit summa cum laude ab. Seit 2002 lehrte er am Pomona College in Claremont kreatives Schreiben.[2]
Krankheit und Tod [Bearbeiten]
Am 12. September 2008 erhängte sich Wallace laut Medienberichten in seinem Haus in Claremont. Er wurde von seiner Frau Karen Green tot aufgefunden, als diese vom Einkaufen zurück kam. Sein Vater erklärte der Presse, dass sein Sohn seit 20 Jahren an Depressionen gelitten habe und nur mit Medikamenten lebens- und schreibfähig gewesen wäre. Wegen der auftretenden Nebenwirkungen hatte er diese jedoch zuletzt abgesetzt, worauf sich die Depressionen wieder massiv einstellt hatten. Im Sommer 2008 war er deswegen zweimal in einem Krankenhaus behandelt worden und u.a. auch mit Elektroschocks, was aber offenbar keine Besserung bewirkte. Sein Vater vermutete, dass sein Sohn seinen Zustand zuletzt einfach nicht mehr ausgehalten habe. [3][4]
Schreiben [Bearbeiten]
Mit dem postmodernen Roman Infinite Jest gelang Wallace 1996 der Durchbruch als angesehener Roman-Autor. Das Buch wurde aufgrund seiner hohen Komplexität bisher noch nicht in deutscher Sprache veröffentlicht. Der Übersetzer Ulrich Blumenbach sagte bereits 2004 in einem Spiegel-Interview, er werde neun bis zehn Monate pro Jahr an dem Werk arbeiten. Die Übersetzungsarbeit soll im Dezember 2008 beendet sein und der Roman unter dem Titel Unendlicher Spaß im Herbst 2009 erscheinen.[5]
Auch wenn er zunächst durch Romane bekannt wurde und stets als Romancier galt, wandte Foster Wallace sich bereits geraume Zeit vor seinem Tod von dieser Literaturform ab. So erschien 2003 als eines seiner letzten Bücher eine Biographie (über den deutschen Mathematiker Georg Cantor). Zuletzt blieben kurze Erzählformen seine Art des literarischen Ausdrucks: Er veröffentlichte einen Band mit Erzählungen (Oblivion, 2004; in Deutschland 2006 der erste Band mit dem Titel In alter Vertrautheit und der zweite Band 2008 mit dem Titel Vergessenheit erschienen) sowie ein Band mit Essays (Consider the Lobster and Other Essays, 2005), bevor er – drei Jahre vor seinem Tod – literarisch verstummte.
Wallaces Texte fallen durch ihre Wortmächtigkeit wie durch ihre komplexen, langen und verschachtelten Sätze auf. Seine radikale ironische und absurde Schreibweise wurde häufig mit der von James Joyce und Thomas Pynchon verglichen. Foster Wallaces Thema war die Identitätssuche des modernen Menschen, der Wunsch des Individuums nach Kommunikation, Zugehörigkeit und Lebensinhalt. Dabei zeigte er ein Gespür für den Jargon des Alltags. Es gelang ihm, das tägliche verbale Dauerfeuer aus Informationen und Soundbites, das aus diversen Medien auf den Menschen niederprasselt, literarisch zu verarbeiten, indem er es in seiner Bedeutungslosigkeit darstellte.[6]
Zudem brachte er die Fußnote, bis dato vornehmlich in wissenschaftlichen Texten zu finden, als literarisches Stilmittel in die Belletristik zurück. 1997 erhielt er den „Genius Award“ der MacArthur Foundation, was der Grund neben seinen vielfältigen Begabungen (Literatur, Mathematik, Tennis) dafür sein mag, dass er nicht selten als Genie bezeichnet wird. Er gilt als eines der größten Talente der amerikanischen Literatur.
Werke [Bearbeiten]
Fiktion [Bearbeiten]
1987 The Broom of the System
Der Besen im System, dt. von Marcus Ingendaay; Köln: Kiepenheuer und Witsch 2004, ISBN 3-462-03407-3
1990 Girl with Curious Hair (Stories)
Kleines Mädchen mit komischen Haaren - Stories, dt. von Marcus Ingendaay; Köln: Kiepenheuer und Witsch 2001, ISBN 3-462-02975-4
1996 Infinite Jest
deutsch voraussichtlich 2009
1999 Brief Interviews with Hideous Men (Stories)
Kurze Interviews mit fiesen Männern, dt. von Marcus Ingendaay; Köln: Kiepenheuer und Witsch 2002, ISBN 3-462-03079-5
2004 Oblivion (Stories)
1. Teil: In alter Vertrautheit, dt. von Ulrich Blumenbach und Marcus Ingendaay; Köln: Kiepenheuer und Witsch 2006, ISBN 3-462-03727-7
2. Teil: Vergessenheit, dt. von Ulrich Blumenbach und Marcus Ingendaay; Köln: Kiepenheuer und Witsch 2008, ISBN 3-462-03974-1
Sonstiges [Bearbeiten]
1990 Signifying Rappers: Rap and Race In the Urban Present (mit Mark Costello)
1997 Shipping Out - A Supposedly Fun Thing I’ll Never Do Again
Schrecklich amüsant - aber in Zukunft ohne mich, dt. von Marcus Ingendaay; Hamburg: Marebuch, ISBN 3-936384-00-2 (TB-Ausgabe: München 2008, ISBN 978-3-442-54229-1)
2003 Everything and More: A Compact History of Infinity
Georg Cantor. Der Jahrhundertmathematiker und die Entdeckung des Unendlichen, dt. von Helmut Reuter und Thorsten Schmidt; München: Piper 2007, ISBN 3-492-04826-9
2005 Consider the Lobster and Other Essays
Literatur [Bearbeiten]
Übersichten [Bearbeiten]
James Rother, „Reading and Riding the Post-Scientific Wave. The Shorter Fiction of David Foster Wallace.“ Review of Contemporary Fiction 13.2 (1993), 216-234, ISBN 1564781232
Marshall Boswell, Understanding David Foster Wallace. Columbia: University of South Carolina Press, 2003, ISBN 1570035172
Iannis Goerlandt und Luc Herman, „David Foster Wallace.“ Post-war Literatures in English: A Lexicon of Contemporary Authors 56 (2004), 1-16; A1-2, B1-2.
Studien [Bearbeiten]
Tom LeClair, „The Prodigious Fiction of Richard Powers, William Vollmann, and David Foster Wallace“. Critique: Studies in Contemporary Fiction 38.1 (1996), 12-37.
Frank Louis Coffi, „An Anguish Becomes Thing: Narrative as Performance in David Foster Wallace’s Infinite Jest.“ Narrative 8.2 (2000), 161-181.
Catherine Nichols, „Dialogizing Postmodern Carnival: David Foster Wallace’s Infinite Jest.“ Critique: Studies in Contemporary Fiction 43.1 (2001), 3-16.
Stephen Burn, „Generational Succession and a Source for the Title of David Foster Wallace’s The Broom of the System“. Notes on Contemporary Literature 33.2 (2003), 9-11.
Stephen Burn, „David Foster Wallace’s Infinite Jest: A Reader’s Guide“. New York, London: Continuum, 2003 (= Continuum Contemporaries) ISBN 082641477X
Michael Harris, „A Sometimes Funny Book Supposedly about Infinity: A Review of Everything and More.“ Notices of the AMS 51.6 (2004), 632-638. (pdf-Volltext)
Interviews [Bearbeiten]
Larry McCaffery, „An Interview with David Foster Wallace.“ Review of Contemporary Fiction 13.2 (1993), 127-150, ISBN 1564781232
Laura Miller, „The Salon Interview: David Foster Wallace“. Salon 9 (1996). [2]
„The Usage Wars.“ Radiointerview mit David Foster Wallace und Brian Garner. The Connection (30 March 2001).
Michael Goldfarb, „David Foster Wallace.“ Radiointerview für The Connection (25 June 2004). (full audio interview)
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über David Foster Wallace im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu David Foster Wallace • PICA-Datensatz) • Einträge im Musikarchiv
David Foster Wallace in der Internet Movie Database (deutsch)
Biografie in der NNDB (englisch)
Infinite Jest. Reviews, Artikel und Sonstiges
THE HOWLING FANTODS! - David Foster Wallace: Neuigkeiten, Info, Links
“Postmodern Writer Is Found Dead at Home”, NYT, 14. September 2008
„Kult-Schriftsteller: David Foster Wallace tot aufgefunden“, Spiegel Online, 14. September 2008
Suizid als Zeichen, Die tageszeitung, 16. September 2008
http://www.salon.com/books/feature/2008/09/26/david_foster_wallace/index.html
Einzelnachweise [Bearbeiten]
↑ Novelist David Foster Wallace found dead
↑ Spiegel-Online: David Foster Wallace tot aufgefunden
↑ [1]
↑ The New York Times, Bruce Weber, September 14, 2008.
↑ Süddeutsche Zeitung, 19. September 2008.
↑ Spiegel-Online: David Foster Wallace tot aufgefunden
Personendaten
NAME Wallace, David Foster
KURZBESCHREIBUNG US-amerikanischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 21. Februar 1962
GEBURTSORT Ithaca (New York), New York (Bundesstaat)
STERBEDATUM 12. September 2008
STERBEORT Claremont (Kalifornien), Kalifornien
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/David_Foster_Wallace“
Kategorien: Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (21. Jahrhundert) | Literatur (Englisch) | Literatur (Vereinigte Staaten) | Roman, Epik | Kurzgeschichte | Essay | Hochschullehrer (Vereinigte Staaten) | US-Amerikaner | Geboren 1962 | Gestorben 2008 | Mann
wuming schrieb am 22.3. 2010 um 03:18:37 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Michel Tournier (*19.Dezember 1924 in Paris) ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Schriftsteller Frankreichs.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben und Wirken
2 Werke
2.1 Romane
2.2 Autobiographischer Essay
2.3 Erzählungen und Novellen, auch Sammelbände
2.4 Essays und Ähnliches
2.5 Theater
3 Verfilmungen
4 Weblinks
5 Literatur
Leben und Wirken [Bearbeiten]
Tournier ist der Sohn eines Germanisten-Ehepaares, das sich bei Deutsch-Studien an der Sorbonne kennengelernt hatte. Der Vater war Mitbegründer und Chef des B.I.E.M., der entsprechend der deutschen GEMA mit der Wahrung der Urheberrechte von Künstlern, namentlich Musikern betrauten Organisation. Interesse und Neigung für Deutschland und insbesondere für die deutsche Sprache hatten vor allem in der Familie der Mutter eine alte Tradition. Obwohl der Vater im 1. Weltkrieg im Kampf gegen Deutsche erheblich verletzt worden war, verbrachten die vier Kinder – drei Söhne und eine Tochter – mit und ohne die Eltern ihre Ferien zumeist in Deutschland und lernten frühzeitig Deutsch. Trotzdem neigte die Familie im 2. Weltkrieg nicht zur Kollaboration mit der deutschen Besatzung.
Nach 1945 war Michel Tournier unter den ersten französischen Zivilisten, die nach Deutschland gingen. Im Sommer 1946 nahm er, obgleich er Philosophie und Jura studierte, zunächst an einem von der französischen Militärregierung für französische und britische Germanisten und deutsche Romanisten veranstalteten sechswöchigen Ferienkurs in Bad Teinach (Schwarzwald) und in Tübingen teil, blieb dann jedoch weitere vier Jahre in Tübingen und studierte an der dortigen Universität Philosophie.
Seine Absicht, in Frankreich Dozent der Philosophie zu werden, misslang, weil er das einschlägige Examen in Frankreich nicht bestand. Nach Tätigkeiten bei Verlagen und bei Rundfunkanstalten sowie als literarischer Übersetzer (unter anderem von Erich Maria Remarque) erschien 1967 sein erster Roman »Vendredi ou les Limbes du Pacifique« (dt. »Freitag oder Im Schoß des Pazifik«), der mit dem Großen Romanpreis der Académie française ausgezeichnet wurde.
Für seinen zweiten, 1970 erschienenen Roman »Le Roi des Aulnes« (dt. »Der Erlkönig«, 1972) erhielt er – ungewöhnlicherweise einstimmig – den bedeutendsten französischen Literaturpreis, den »Prix Goncourt«. Der Roman, der vorwiegend während des Zweiten Weltkriegs, zur Hälfte in Frankreich, dann in Deutschland – in Ostpreußen – spielt, ist ein facettenreiches Werk aus realistischen, mythischen, philosophischen, psychologischen und historischen Elementen. Er hatte in Deutschland einen beachtlichen Erfolg und wurde 1996 von Volker Schlöndorff unter dem Titel »Der Unhold« verfilmt.
Tournier ist Mitglied der Académie Goncourt und korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Sächsischen Akademie der Künste. Er lebt und arbeitet als freier Schriftsteller in Choisel bei Paris.
Werke [Bearbeiten]
Außerdem verfasste und publizierte Tournier zahlreiche Essaybände, Kinderbücher, Hörspiele, Vorträge, Rundfunkbeiträge, Zeitungsartikel und anderes.
Tourniers Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und erhielten zum Teil weitere Literaturpreise. Tournier wurde Mitglied der Goncourt-Akademie, die alljährlich über die Zuerkennung des Prix Goncourt zu entscheiden hat.
Mit Ausnahme des ersten Romans Vendredi... wurden alle hier genannten Werke von Hellmut Waller ins Deutsche übersetzt, einem gleichaltrigen deutschen Juristen, mit dem Tournier seit dem Ferienkurs von 1946 eng befreundet ist. Dieser erhielt für sein übersetzerisches Werk die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg.
Romane [Bearbeiten]
»Vendredi ou les limbes du Pacifique«, 1968 (dt. »Freitag oder Im Schoss des Pazifik «)
»Le roi des Aulnes«, 1970 (dt. »Der Erlkönig«, 1972)
»Les Météores«, 1975 (dt. »Zwillingssterne«),
»Gaspard, Melchior & Balthazar«, 1980 (dt. »Kaspar, Melchior & Balthasar«),
»La Goutte d'or«, 1985 (dt. »Der Goldtropfen«),
»Vendredi ou la vie sauvage«, 1987 (dt. »Freitag oder das Leben in der Wildnis«),
»Eléasar ou La source ou le buisson«, 1996, (dt. »Eleasar oder Quelle und Dornbusch«)
Autobiographischer Essay [Bearbeiten]
»Le vent Paraclet, 1977 (dt. «Der Wind Paraklet");
Le bonheur en Allemagne? , 2004, 2006 édition augmentée (auch Poche folio)
Les vertes lectures 2006
Erzählungen und Novellen, auch Sammelbände [Bearbeiten]
»Le Coq de bruyère«, 1978 (dt. »Die Familie Adam«),
»Le médianoche amoureux«, 1989 (dt. »Das Liebesmahl«),
»Gilles & Jeanne«, 1987 (dt. »Gilles und Jeanne«),
»La couleuvrine«, 1994 (dt. »Lucio oder die Belagerung des Glücks«),
»Les Rois Mages«, 1998 (dt. »Die Könige aus dem Morgenland«),
»Pierrot ou Les secrets de la nuit«, 1998 (dt. »Pierrot oder die Geheimnisse der Nacht«),
»Lilli ou L'initiation parfumée«, 2002 (dt. »Lilli oder Der duftende Weg ins Leben«);
Essays und Ähnliches [Bearbeiten]
Des Clés et des Serrures 1979 (dt. »Die Schlüssel und das Schloß«)
Le vagabond immobile 1984 (dt. »Der Garten des Vagabunden«)
Meine Affäre mit Deutschland in: Schweeger, Elisabeth & Witt, Eberhard (Hgg.): Ach Deutschland! Belville, München 2000 ISBN 3-933510-67-8 (S. 99 - 109)
Theater [Bearbeiten]
»Le fétichiste«, 1974 (dt. »Der Fetischist«);
Verfilmungen [Bearbeiten]
1988: Der Goldtropfen (La goutte d’or)
1996: Der Unhold (The Ogre)
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Michel Tournier im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (Datensatz zu Michel Tournier • PICA-Datensatz • Apper-Personensuche)
Michel Tournier in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Detaill. Inhaltsverzeichnis der Diss. phil. Bonn (Rhein) 1991 von Cornelia Klettke Mit zwei Gesprächen mit M. T. (PDF-Datei; 1,45 MB)
ebd, dies.: Michel Tournier. Œuvres & Critiques, Heft XXIII, 2 (1998). Mit Vorw.: 30 Jahre Tournier-Forschung
Literatur [Bearbeiten]
Christa Bevernis: Zum Bild des Menschen im französischen Gegenwartsroman. Michel Tournier, J.M.G. Le Clézio, Georges Perec. Schreibweisen und Sehweisen in: Weimarer Beiträge. Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturtheorie, Jg. 31. Heft 10. Aufbau, Berlin & Weimar 1985 (S. 1589 - 1613) ISSN 0043-2199
Theo Rommerskirchen: Michel Tournier. In: viva signatur si! Remagen-Rolandseck 2005. ISBN 3-926943-85-8
Personendaten
NAME Tournier, Michel
KURZBESCHREIBUNG französischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 19. Dezember 1924
GEBURTSORT Paris
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Michel_Tournier“
Kategorien: Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (21. Jahrhundert) | Literatur (Französisch) | Roman, Epik | Erzählung | Novelle | Essay | Autobiografie | Drama | Kinder- und Jugendliteratur | Übersetzung (Literatur) | Hörspielautor | Homosexualität in der Literatur | Träger der Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg | Franzose | Person (Paris) | Geboren 1924 | Mann | Träger des Prix Goncourt
® schrieb am 10.9. 2010 um 06:51:10 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Konrad Bayer (* 17. Dezember 1932 in Wien; † 10. Oktober 1964 ebenda) war ein österreichischer Schriftsteller und Dandy.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Leben
2 Werke
2.1 Tonaufnahmen
2.2 Theaterstücke
3 Vertonungen
4 Weblinks
Leben [Bearbeiten]
Im konservativen Nachkriegs-Wien versuchte Bayer, an die Avantgarde anzuknüpfen und diese wieder zu beleben. Ähnlich wie im Nachkriegsdeutschland herrschte in Österreich ein Klima der Verunsicherung darüber, welche Literatur überhaupt zu lesen sei, nachdem im Nationalsozialismus große Teile der Literatur als entartet galten, teilweise auch einfach verschwunden waren und man nun andererseits auch die im Nationalsozialismus propagierte Literatur mied. Man bevorzugte klassische Literatur, da diese am sichersten als unbedenklich erschien.
Avantgardistische Literatur, wie sie Konrad Bayer schrieb, wirkte daher enorm provozierend. Die Provokation war programmatisch, sachlich bestand der avantgardistische und experimentelle Umgang mit Literatur und Sprache in dem Versuch, Sprachroutinen aufzubrechen, sprachlich transportierte Ideologismen aufzudecken und sogar das Bewusstsein auf diese Weise von Denkgewohnheiten zu befreien.
Bayer umgab sich mit Schriftstellern wie Oswald Wiener, Gerhard Rühm, H.C. Artmann und Friedrich Achleitner, die er ab 1951 im Art-Club kennengelernt hatte. Von 1954 bis 1960 bildeten sie die Wiener Gruppe. Vor allem der Art-Club war Podium für verschiedene Happenings, in denen es - meist ohne vorher abgesprochenes Programm - sehr dadaistisch in erster Linie um die Provokation des Publikums ging. Entsprechend oft gerieten die Veranstaltungen zu Skandalen, bei denen häufig auch die Polizei eingriff.
In vielen Gemeinschaftsarbeiten mit diesen gleichgesinnten Autoren brachte Bayer Lyrik, literarische Montagen und dadaistische Unsinnstexte hervor, die heute vor allem witzig wirken und deren Lektüre ein intellektuelles Vergnügen bereitet. Hinter der Fragmentierung seiner Prosa und seines Weltbilds steht der Wunsch, einen neuen, magischen Zusammenhang in der Wirklichkeit zu entdecken.
Seine Selbsttötung geschah nach einem Besuch bei der Gruppe 47, in der seine präsentierten Werke eine äußerst kritische Aufnahme gefunden hatten.
Er ruht in einem ehrenhalber gewidmeten Grab auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe 67, Reihe 10, Nummer 11) in Wien.
Werke [Bearbeiten]
der stein der weisen (Traktat), 1963, Berlin, ISBN 978-3-87352-007-3
der sechste sinn (unvollendeter Roman)
der kopf des vitus bering (Romanmontage)
scheissen und brunzen (Lyrik)
kasperl am elektrischen stuhl (Theaterstück)
Tonaufnahmen [Bearbeiten]
Konrad Bayer: der sechste sinn. Originaltonaufnahmen 1962-1964, hrsg. v. Klaus Sander. 2-CD-Set, 110 Minuten. Köln: supposé 2002. ISBN 3-932513-32-0
Konrad Bayer/Gerhard Rühm: Gemeinschaftsarbeiten 1957-1962. Audio-CD, 70 Minuten. Sprecher: Gerhard Rühm. Köln: supposé 2002. ISBN 3-932513-33-9
Die Worried Men Skiffle Group hat einige Texte vertont und als Platten aufgenommen, darunter »Glaub'st i bin bled« (Glaubst du, ich bin blöd)
Theaterstücke [Bearbeiten]
dialoge:
entweder: verlegen noch einmal zurück oder: visage-a-visage in der strassenbahn
ein abenteuer des lion von belfort
der mann im mond. Napoleon oder wer weiss?
(david) kean vom londoner shakespearetheater in seiner glanzrolle vom könig non plus ultra
abenteuer im weltraum
die vögel
der see (1)
der see (2)
diskurs über die hoffnung
guten morgen
17. jänner 1962
x-te nummer (singspiel)
300 menschen
une show royale (szenarium)
die erschreckliche comoedie vom braven lukas (szenarium und bruchstücke)
die pfandleihe
der löwe zu belfort (bruchstück)
qui & qua. schauspiel in fünf aufzügen (fragment)
das tote kind in der wiege
herr tanaka
sprachlose sätze
Uraufführung der meisten Dialoge im Rahmen des ersten und zweiten cabarets der Wiener Gruppe am 6. Dezember 1958 und 15. April 1959
die begabten zuschauer
U: Studentenbühne „Die Arche“ Wien, 1961
bräutigall & anonymphe
U: studio experiment am lichtenwerd Wien, 1963
kasperl am elektrischen stuhl
U: Wiener Festwochen, 1968
der analfabet
U: Landestheater Darmstadt, 1969
der berg
U: Landestheater Darmstadt, 1969
die boxer
U: Theater am Neumarkt Zürich, 1971
idiot
U: Schiller-Theater Berlin, 1972
die pfandleihe
U: Theater im Altstadthof Nürnberg, 1988
Zusammen mit Gerhard Rühm
kosmologie
U: Studentenbühne »Die Arche« Wien, 1961
der fliegende holländer
U: Studentenbühne »Die Arche« Wien, 1961
sie werden mir zum rätsel, mein vater
U: Wiener Aktionstheater, 1968
der schweissfuss
U: Volkstheater Wien, 2004
Vertonungen [Bearbeiten]
Erik Janson (*1967): mit gekreisch (2008) für Sopran, Es-Klarinette / Bassklarinette und Violoncello. UA 4. Mai 2008 Dortmund (Depot; Irene Kurka [Sopran], Joachim Striepens [Klarinetten], Burkart Zeller [Violoncello])
1. alabasterkreationen – 2. pierrot hat seinen fuß verloren – 3. mit gekreisch – 4. ob du dich auch entfernst – 5. er der tag – 6. die landschaft
Christoph Theiler (*1959): blau – 444 nanometer (2008) für Sopran, Klarinette / Bassklarinette, Akkordeon, Violoncello und Live-Elektronik. UA 4. Mai 2008 Dortmund (Depot; Irene Kurka [Sopran], Joachim Striepens [Klarinetten], Burkart Zeller [Violoncello], Maik Hester [Akkordeon])
1. über ihm stand – 2. topologie der sprache
Ronnie Urini: niemand hilft mir (1982) für Stimme und Band
Das »Requiem für einen jungen Dichter« (1965-1969) von Bernd Alois Zimmermann enthält Bayers Text: »frage: worauf hoffen?« als »Ricercar«
Weblinks [Bearbeiten]
Literatur von und über Konrad Bayer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Essay über Konrad Bayer und 'die zerschneidung des ganzen'
Konrad Bayer im Österreichischen Literaturarchiv
Konrad Bayer im Österreich-Lexikon AEIOU
Konrad Bayer Forum
konrad bayer gesellschaft regelmäßige veranstaltung von lesungen, aufführungen und performances
Linksammlung der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin
Normdaten: PND: 118507753 (PICA) | LCCN: n83210126 | VIAF: 31978 | WP-Personeninfo
Personendaten
NAME Bayer, Konrad
KURZBESCHREIBUNG österreichischer Schriftsteller
GEBURTSDATUM 17. Dezember 1932
GEBURTSORT Wien
STERBEDATUM 10. Oktober 1964
STERBEORT Wien
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/Konrad_Bayer“
Kategorien: Autor | Literatur (20. Jahrhundert) | Literatur (Deutsch) | Literatur (Österreich) | Lyrik | Drama | Roman, Epik | Künstler des Dadaismus | Österreichischer Künstler | Person (Wien) | Geboren 1932 | Gestorben 1964 | Mann
Einige zufällige Stichwörter |
PAL
Erstellt am 27.6. 2001 um 22:21:55 Uhr von biggi, enthält 19 Texte
Bürste
Erstellt am 10.5. 2003 um 13:44:35 Uhr von elfboi, enthält 67 Texte
Kaufhof
Erstellt am 20.12. 2002 um 12:23:56 Uhr von Liamara, enthält 6 Texte
Luxustier
Erstellt am 18.1. 2001 um 02:47:04 Uhr von Flora, enthält 24 Texte
Gummiturnhose
Erstellt am 28.11. 2004 um 21:32:29 Uhr von Gerd, enthält 16 Texte
|