Wenn ich denn mal ein paar Stunden in die Idiotenlaterne investiere, sind es praktisch immer Dokumentarfilme. Nicht diese inzwischen inflationären Tierdokus, die alle auf den Satz enden 'Aber auch dieses Paradies ist bedroht', und zum Schluß galoppiert eine Gnuherde zwischen Sonnenuntergang und Affenbrotbaum, sowas ist ab der zehnten Spezies irgendwann nur noch langweilig.
Diesen Dokumentarfilm der zwei Franzmänner, die das für Filmemacher unsagbare Glück hatten, dem Einsturz des WTC beizuwohnen, fand ich in der ersten Hälfte auch eher fad, wenn ihnen nicht Mohammed Atta zu Hilfe gekommen wäre, hätten sie den Streifen allenfalls bei Kabel1 lancieren können, wo immer Reportagen aus der Arbeitswelt laufen, Bohrmeister Z. setzt gerade eine neue Schraube ein (5 min.), werden sie diesmal Öl finden (3 min., sehen sie weiter nach der Werbung)?
Ich mag Dokumentarfilme, die sich Zeit lassen, aber so richtig fett, und die zwischendrin auch mal die Klappe halten können: Claude Lanzmanns 'Shoah' war so einer, und irgendwann neulich lief ein Dreieinhalbstünder über den Alltag auf einer Intensivstation, schwarzweiß und nichts wie Originalton, sich mal zehn Minuten Zeit lassen für das Schnaufeln der Respiratoren, ich war noch zwei Tage danach elend, aber schön, schön war es irgendwie doch.
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