Erkenntnistheorie und politische Praxis - Seit 1973 - Redaktion: Horst Lummert
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Nachzulesen im Sammelband:
Horst Lummert in kuckuck (kulikri)
1973 bis 2000 & unveröffentlichte Texte aus 40 Jahren Wüste. Die vielsandigen Vordenklichkeiten des Avram Kokhaviv.
Band 1. Die proletarischen Anfänge
Herausgegeben von Alexander Becker / Baraq Kokhaviv
© 2000 kokhaviv publications
1979-00-00
Horst Lummert
Der Nordische Knoten
In einer Lichtung liegt die Kultstätte. Ein großer Kreis, aus flachen weißen Steinen gebildet... Wir... bauen einen Altar.
Im Zentrum des Altars stehen die Statuen der drei Göttinnen Cybele, Selene und Hecate, deren Insignien Fackel, Peitsche und Athame, das rituelle Schwert, sind. Die Göttinnen werden auch unter anderen Namen verehrt. Isis, die Göttin des Mondes, und Diana, die Göttin der Jagd ...
Z Budapest (die Oberpriesterin) geht zum Altar. Sie sieht nicht so aus, wie ich sie mir vorgestellt habe; Z, die berühmte Hexe, die Wicca. Sie ist blond, trägt ihre Haare kurz - ich stellte sie mir in dunklen Locken vor, zugewachsen, in lange orientalische Gewänder gehüllt, geheimnisvoll. Ich muß über die Vorurteile lachen, mit denen ich immer noch infiziert bin. Noch nicht einmal im flackernden Kerzenschein des Hexenaltars sieht die Hexe aus wie eine Hexe!
Noch einmal lesen und langsam auf der Zunge zergehen lassen...
Da hören wir Z, die Berühmte und Blonde:
»Ich rufe dich, Priesterin des Nordens, dich, Priesterin des Südens, dich, Priesterin des Ostens, und dich, Priesterin des Westens.« Sie ergreift das Athame und übergibt es der Priesterin des Nordens...(S.21).
So geht das fort in der »aktuellen frauenzeitung« Courage (6/79). Thema des Heftes: »Magische Zeiten?«
»Hexe sein heißt, an einer jahrtausendealten Macht teilhaben« (S.23). Der Macht des Kartenlegens - zum Beispiel:
Während ich an diesem Artikel arbeite, habe ich den Tarot über die feministische Spiritualitätsbewegung befragt. Die Karten warnten vor vorschnellen Urteilen, vor der Gefahr, »durch müßige Phantastereien andere in Zerstörung zu führen«, und davor, der Weisheit das Ohr nicht zu schenken... Zugleich riefen die Karten zur »Ausgewogenheit, zum Zusammenspiel von gegensätzlichen Kräften« auf, was mir klarmachte, daß die politische Richtung und der Spiritualismus in der Bewegung irgendwie ausbalanciert werden müssen (S.30).
Vielleicht so:
Erst am 18. März haben sich die GLU (Grüne Liste Umweltschutz), die AUD (Aktionsgemeinschaft Unabhängiger Deutscher), die GLSH (Grüne Liste Schleswig-Holstein), die GAZ (Grüne Aktion Zukunft), der Achberger Kreis (Dritter Weg) und die Free International University mit unabhängigen Persönlichkeiten aus der Bürgerinitiativenbewegung für eine Liste zu den Europawahlen als »sonstige politische Vereinigung« zusammengeschlossen. Wie bei der französischen und italienischen Liste der Ökologen ist als Spitzenkandidat eine Frau gewählt worden, Petra Kelly, die sich als Feministin versteht und seit Jahren in der internationalen Anti-Atombewegung und an dem Plan eines alternativen Kinderkrankenhauses, dem Kinderplaneten, arbeitet. Ihr Ersatzkandidat ist Herr Gruhl, der ehemalige Umweltexperte der CDU... (S.9).
Schon Alice Schwarzer fiel auf, daß nicht nur bei den britischen Konservativen eine Frau Thatcher Premierministerin werden konnte, sondern »daß es auch in der Bundesrepublik Frauen, die selbstbewußt nach Höherem streben, in der CDU zum Beispiel etwas leichter haben als in der sich als emanzipationsfreundlich präsentierenden SPD« (Emma 6/79, S.5). Nun...
Sicherlich ist es ein grobes Mißverständnis, den Feminismus als eine Emanzipationsbewegung - im aufklärerischen Sinne - zu begreifen.
Sein Irrationalismus, sein Symbolismus, seine okkultistischen Neigungen klären freilich auch.
Das begann im vorigen Jahrhundert mit einigen exaltierten amerikanischen alten Jungfern, die sich in einem Holzhäuschen in Hydesville versammelt hatten, um angebliche Botschaften aus der Welt der Toten zu empfangen. Dann kam die Zeit, als Monarchen und Edelfrauen, die sich langweilten oder psychisch gestört waren, Universitätsprofessoren und bekränzte Dichter, liberale Politiker und Befreier unterdrückter Nationen, positivistische Gelehrte und Lebensreformer, umstürzlerische Anarchisten und Propagandisten humanitärer Bewegungen am Tischchen der Spiritisten und in den Mysterien okkultistischer leaders kommunizierten. Letztere verkörperten fast immer ein Gemisch aus geschickter Scharlatanerie und echter Suggestivkraft (parapsychologisch oder nicht), und man weiß nie recht, von wem sie gesandt sind und in wessen Auftrag sie eigentlich arbeiten. Dann, gegen Ende des Jahrhunderts, werden andere Faktoren wirksam, die mit der politischen Hegemonie der Großmächte in Europa und mit der Kolonialherrschaft in anderen Kontinenten (der Fall der Beziehungen zwischen der Theosophischen Gesellschaft und den sich mit Indien befassenden Geheimdiensten in England ist hier ein Modellfall) zusammenhängen.
(Walter Schönenberger in Monte Verità, S.76 ff.)
An Haaren herbei?
Bleiben wir im Lande. Der Rudolf-Steiner-Ideologe und Sympathisant der Neuen Rechten, Günter Bartsch, hat uns den Feminismus als ein »Jahrtausendthema« vorgeschlagen. Er denkt an morgen, mir fällt dazu Gestriges (und Vorgestriges) ein. So stark sind meine Vorurteile, ist das Wasser auf meine Mühle...
Seit Jahrtausenden schicken die Frauen ihre Männer und Söhne in den Krieg, um sich auf diese Weise von ihnen zu befreien. Die Befreiung von den Müttern fand ja nie statt. Das Patriarchat, sag ich mir, ist doch eine Utopie. Aber die Geschichte, listig wie sie nun einmal ist, hat uns den Feminismus geboren. »Da werden Weiber zu Hyänen.« Es zieht sie ins Feld, ins Handwerk des Krieges, ins Schattenreich. Amazonen wollen sie - »wieder« - sein.
Hat es sie gegeben, die fabelhaften Jungfrauenvölker, die Rossedämoninnen, hereinjagend vom Rand der Welt, daß Eis und Goldsand spritzt? Das männerhassende Heer, mit klirrenden Locken und Bräuchen unerhört? Zeitlich-wirklich bilden die Amazonen nicht nur ein extremes Ende des Mutterrechts. Sie sind Selbstzweck und Anfang auch. Als ausschweifende Töchterreiche mit Ausschließung alles Männlichen bis auf versklavte Knabenkrüppel heben sie sich ab von der weltalten, ruhend toleranten Muttersippe, die unbotmäßige junge Mannheit ganz friedlich abschob durch Exogamie. Die Amazonen ahmen nicht das männliche Prinzip nach, sondern leugnen es, um die beiden Grundformen des Lebens, die von der großen Mutter getrennt worden waren, in paradiesischer Harmonie zu vereinen... Im Mutterclan gebaren große Mütter immer wieder künftige große Mütter. Amazonen hingegen pflanzen den Töchtertyp fort, einen neuen Bewegungstyp, der gleichsam durch eine Erbschleife hindurchschlüpft und etwas Keimverschiedenes ist. Eroberinnen, Rossebändigerinnen, Jägerinnen, die Kinder zwar werfen, den Wurf aber weder säugen, noch selbst warten. Sie schwärmen aus, als äußerster, linker Frauenflügel einer flügge werdenden Menschheit; deren äußerster rechter Flügel die jungen Sohnesreiche mit funkelnagelneuem, daher rabiatem Männerrecht sind.
Helen Diner; nach Phyllis Chesler, Frauen - das verrückte Geschlecht?, S.273).
Nicht kleckern - klotzen!
Eine Komplementär-Bewegung zur Totenkopf-SS - ja, die Essenz des nordischen Wahns?
Mir scheint, im Feminismus kommt der Faschismus endlich zu sich selbst.
Weibliche Frucht wird behalten, männliche dem fernen väterlichen Stamm zurückgeschickt. Die schärfere Art schickt nichts zurück, sondern verstümmelt die neugeborenen Knaben, macht sie für später ungefährlich durch Auskugeln einer Hand und einer Hüfte. Als verachtete Sklavenprügel, von keiner Amazone je erotisch berührt, werden sie im Stamm lediglich zum Kinderwarten, Wollespinnen und häuslichem Dienst verwendet. Im extremen Fall wird meist der Besamer selbst nachträglich getötet, ausnahmslos aber jede männliche Geburt.
Diner; ebd., S.275.
Majdanek ...
Amazonen negieren den Mann, vernichten die männliche Frucht, gestehen der Aktivität in Mannesgestalt kein Sonderdasein zu, resorbieren sie, leben sie selber aus, androgyn: weiblich auf der linken, männlich auf der rechten Körperhälfte. Also beginnt auf dieser die Entmütterlichung durch Schrumpfung oder Ausbrennen der Brust als Symbolhandlung allerkühnsten Stils.
Diner; ebd., S.273 ff..
In manchen Weltgegenden scheint (!) der Feminismus eine geheime Tradition zu haben. Die Klitorisbeschneidung - als »lustfeindlich« gründlich mißverstanden - entspräche den Intentionen eines dritten Geschlechts. Hier hat die Ideologie des Dritten Weges ihre biologischen Wurzeln. Und das Dritte Reich ist, ach, so nah. Aber listig, wie gesagt, ist die Geschichte: mit jedem »33« bereitet sie ein »45« vor.
Der Feminismus ist exakt die Krankheit, für deren Therapie er sich hält (falls er's insgeheim überhaupt tut). Und Karl Kraus wird's mir vergeben. »Welcher gewohnte teuflische Preis wird uns abverlangt werden, je mehr wir uns von der Natur weg- und zur Zivilisation hinentwickeln?« fragt Phyllis Chesler (S.294). Feminismus, das ist der Preis - nicht der Zivilisation, aber der Barbarei!
Daß der Feminismus ein Wahn ist, reaktionär, lebensfeindlich, frauenfeindlich, kinderfeindlich, rassistisch-faschistoid, antiemanzipatorisch und narzißtisch-wehleidig, sadistisch und masochistisch zugleich - das hat Phyllis Chesler in ihrem bereits 1972 erschienenen, aber erst 1978 ins Deutsche übertragenen Buch Seite für Seite belegt. Da ist das Seelenleid einer Höheren Tochter, die sich fürs Windelwaschen zu fein ist, Ideologie geworden.
Alice Schwarzer schreibt in einem Vorwort: »Ein solches Buch hätte jetzt in der Bundesrepublik nicht geschrieben werden können« (S.VII).
Noch nicht? Noch nicht wieder? Warum eigentlich? Das Nordische Syndrom legt sich doch inzwischen allenthalben bloß.
Es paßt nur ins Bild, daß man/frau mit Vorliebe auf amerikanische oder französische Literatur zurückgreift, wenn es darum zu tun ist, die Teutschen allmählich wieder mit ihrer Dunkelwelt vertraut zu machen.
Eine Zeitlang glaubte ich an einen Rassismus neuen Typs; mittlerweile habe ich aber doch erkennen müssen, daß eine abendländische Tradition lediglich ihre alten Kleider abgelegt hat.
So geht die Melodie des Totenreichs. Von Pallas Athene über Maria samt Ödipus-Jesus und seiner Sohnes-Kirche, dieser Großen Mutter der institutionalisierten Rasuren und Tonsuren, der Kastration und des Zölibats und der Jungfrauenverehrung, des Mönchs- und Nonnenwesens, des Vater- und Judenhasses, bis zum nordischen Wahn der SS-Sohnesbünde und der feministischen Amazonentöchterwahl, des Massenmords am Volk der Väter, den Trägern der Idee des Patriarchats, in Auschwitz, Majdanek, Treblinka, Sobibór... Die Geschichte Europens, die Geschichte des (verdeckten?) Feminismus in Europa, dem Kontinent der Weiber.
Auf ihren Feldzügen gegen Moses, Marx und Freud ziehen die Amazonen und ihre hellenistischen Helfershelfer gern auch den Strukturalismus eines Claude Lévi-Strauss zu Rate.
Die Botschaft lautet: Abkehr von einer jüdisch-christlichen und in neuerer Zeit humanistischen Tradition, die den Menschen (im Französischen doppelsinnig homme - Mensch = Mann) eben zum Herrscher über die Natur und über alles Lebendige gemacht hat.
Die ideologiekranke Renate Stendhal schrieb das - in der Frankfurter Rundschau vom 3. März 1979 - »zu den ideologiekranken Kindern von Moses, Marx und Coca-Cola«. So schmeckt das gleich besser. Gegen eine nichtjüdisch-christliche, also die eigentlich relevante Tradition wird da wohlweislich nicht polemisiert.
Am besten:
Die großen Tragödien der jüngsten Vergangenheit - vom Kolonialismus über den Faschismus bis zu Hitlers Todeslagern - sieht Lévi-Strauss nicht als Widerspruch oder Gegensatz zu jenem Humanismus, sondern gerade als dessen natürliche Folge... - womit er übrigens in diesen Tagen der Holocaust-Diskussion auch eine Antwort auf die ewige Frage Wie war es nur möglich? gegeben haben dürfte.
Moses Kinder waren selber schuld!
Seine provozierende These rückt den gern als Propagandisten der Technologie mißverstandenen Strukturalisten in die Nähe anderer weltverbesserischer Thesen aus Vergangenheit und Gegenwart - heutigen grünen z.B. oder interessanterweise auch feministischen.
Wir wissen es, wir kennen den gegenaufklärerischen Spuk. Wir haben diesen Proteus bei seinen Verwandlungen aufmerksam beobachtet. Im übrigen hat der Holocaust-Film mit der Skizzierung der Beziehung des SS-Ehepaars Dorf mehr zur Erkenntnis der Psychostruktur des Faschismus und Antisemitismus beigetragen, als den Amazonen lieb sein mag. Ein neuer George Orwell wüßte mittlerweile, daß sein »1984« nicht gerade von einem »Großen Bruder« bestimmt sein wird.
Die Großen Schwestern indes werden sich auch in zehn und zwanzig und hundert Jahren die Zähne stumpfbeißen am Patriarchat derer nach Moses und Marx und Freud, weil sie etwas Wesentliches nicht begriffen haben und auch nicht begreifen können - sie wären denn keine Amazonen, sondern einfach wieder Frauen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Aus deren Nebenhöhlen und Nachfolgetempeln wird den Schwestern auch - wie berufen - brüderliche Hilfe zuteil werden.
Ein Reimar Lenz findet sich allemal: »Wie fühlen Sie sich im Schlepptau des Weltgeistes, der, eigentlich mehr semitischer als preußischer Abkunft, uns da etwa ein Dreigestirn gebar: Marx, Freud und Einstein?!« (reutlinger drucke, Sept. 75)
Oder ein Bernd Mattheus: »es bleibt gleich... ob es die gesetzestafeln sind, ob es die bibel ist, marx oder freud...« - »beabsichtigt ist die aufdeckung der konditionierenden prozesse; enthüllung der instanzen, die an einer adjustierung des bewußtseins... interessiert sind, um uns besser kontrollieren zu können« (aus einem Urmanuskript zum Thema jede wahre sprache ist unverständlich).
Oder ein Manfred H. Siebker: »Unsere Geschichte ist vor allem Perversionsgeschichte« - und zwar bis in unsere Tage sich vollziehend unter dem »Herrschaftsprinzip«, dem Gottesbild »des allmächtigen, nach seiner Willkür schaltenden Jahwe« (Frankfurter Hefte 8/76, S.22). »Wir müssen erkennen lernen, daß nicht die Herrschenden die Gegner sind: ihre Freiheitsmarge ist gering. Gegner ist das Herrschaftsprinzip« (ebd., S.26). Und, versteht sich: es sind die Träger dieses »Prinzips«, die Übermittler des »Perversionsbefehls« (S.25). Hervorhebungen bei Siebker. Das genügt wohl so.
Willkür oder Mißverständnis?
Siebkers Beitrag in den Frankfurter Heften war der Text eines Vortrags zum Thema »Wem dient die Technologische Intelligenz« auf einer Tagung der Evangelischen Akademie Tutzing. Siebker - Physiker und Ingenieur, in Brüssel Organisator transdisziplinärer Forschungsprojekte - ist Mitglied des Club of Rome. Vielleicht sollte man sich diesen Katastrophen-Club einmal etwas näher ansehn?
Zur Ermunterung:
Der Wahn hat eine nordische Mutter. Der »arische« Rassismus ist (im Kern) feministisch motiviert. Revolution in Europa betriebe das Ende der Geschichte als eines Entmannungs- und Mordprozesses.
Der plötzliche Sturz der »Arierin« Indira Gandhi und ihres wahnwitzigen Muttersöhnchens wäre eines der ersten Symptome einer proletarischen Revolution?
Feminismus, wo immer in der Natur, bei den Insekten, er sich organisierte, bedeutet Sklaverei.
Der Feministische Staat ist der Ständestaat par excellence. Sein Faschismuscharakter wird an jedem seiner Merkmale evident.
Jeder Totalitarismus ist ein verschleierter Feminismus. Der Tyrann und Diktator - das unerlöste Emmakind?
Es gibt keine andere Tyrannei als die durch Unmündigkeit, keine andere Unmündigkeit als die durch Fesselung an solche Mütter: Demeter, die (nach Phyllis Chesler) ihre Töchter nicht hergeben, sie am Erwachsenwerden hindern will, ist diesen Töchtern keine gute Mutter, nicht weise, nicht einmal klug.
Alles andere als eine Göttin, personifiziert sie das Besitzbürgertum im Selbstbewältigungsfinale.
Wenn wir nicht die Psycho-Logik hinter diesen Konflikten begreifen, werden wir auch Befreiung nicht begreifen als das, was sie sein muß, will sie sich nicht selbst ad absurdum führen.
Ich behaupte, der Feminismus ist das Grundproblem unserer Gesellschaft. Ein deutsches Märchen?
Rumpelstilzchen lebt davon und dadurch, daß man's nicht fassen kann, daß man es nicht begreift. Es fürchtet für sein Leben, eines Tages durchschaut und beim Namen gerufen zu werden.
Der Meergreis Proteus verwandelte sich, um nicht sprechen zu müssen, in hunderterlei Gestalt. Er malte alles bunt. Damit hatte er gesprochen!
Und wir haben verstanden.
»Der leichteste Weg, ein Volk zu erobern, ist der durch Religion«, sagt Z Budapest, die Oberpriesterin (Courage 6:24).
Denn wenn das Volk erst mal die Symbole der Religion verinnerlicht hat, ist es zu seinem eigenen Polizisten geworden, und es ist keine Gewalt mehr nötig, es bei der Stange zu halten.
Das ist letztendlich die politische Funktion des spirituellen - aber auch nichtspirituellen - Feminismus.
Wie dieser am »Patriarchat«, so hängt Bernd Mattheus sich an der »Sprache« auf, der schlechthinnigen. Gemeint ist immer dasselbe. Mit solchem Zauber machen sie Politik.
Mattheus, gekommen, die Sprache aufzulösen, tat sich in Wahrheit schwer, sie als »Matrone« wieder aufzurichten, sie zum Subjekt zu erheben, zu tabuieren und zu heiligen, hochzuschießen wie Paulus einst seinen unverstandnen Meister gleich bis in den Himmel, zum obersten Prinzip, dem wir alle unterworfen...
Im Anfang war das Wort - dies aber wurde Fleisch, und des Fleisch gewordnen Wortes wahre Vertretung auf Erden möge forthin uns allen wieder »unverständlich« werden.
Liturgie, das ist die »wahre Sprache« des Mattheus.
Da lob ich mir die historische Vernunft, wenn sie sich der Religion als eines Vehikels bedient. Jüngst kam aus dem Vatikan der überraschende Vorschlag, die Sprache der Wissenschaft, die Sprache der Ratio, das gute, alte Latein, zur Sprache Europas werden zu lassen. Ein progressiver Vorschlag, denke ich. So und ähnlich dacht ich mir seit eh die Selbstüberwindung Europas, das heißt: des europäischen Provinzialismus, des Nationalismus.
Auch Karl Kollmann, ein besonderer Fall von Hegelschem Identischwerden der Gegensätze, zog nicht in Betracht, sich das Weib zur Geliebten zu machen. Daß die Sprache ihre wahren Abenteuer nicht gerade mit ihren Söhnen, den Dichtern, erleben möchte, ahnte er vielleicht.
Was nun?
»Resynthetisierung des Individuums: Wiederherstellung eines trennungslosen Kosmos« (kuckuck 13/14:54):
Wiederherstellung des Embryonalzustands, Selbstverfügung ans Es.
Bei allem Opportunismus - versteht sich - im Alltag.
Was für verräterische Dinge dabei herauskommen können, ist nachzulesen: Karl Kollmann, Mit fremdem Atem. Verlag Matthyas Jenny Nachtmaschine, Basel 1978.
Ploogs Cutup-Versuche, an denen seinerzeit auch Kollmann beteiligt war, hatten wir bereits in kuckuck 3 der eigenen Methode unterworfen und gesellschaftspolitisch aufgedeckt: Ideologie trübsten Wassers. Durch Verschnitt von zwei Spuren auf eine dritte kommen...
Dieser billige Verschieß, wir wissen es ja, führt unausweichlich ins Sowohlalsauchwedernoch, ins »neue« juste milieu, nicht Fisch und nicht Fleisch...
Aber die psychosomatisch organisierte Gegenaufklärung ist so ohne weiteres nicht von sich abzubringen.
Wer sich auf sie literatur- oder gar erkenntnistheoretisch einläßt, ist ihr bereits auf den Leim gegangen.
Diese irrationale Epidemie macht sich resistent gegen jeden Versuch, sie mit medizinischen Augen zu betrachten. Und man wird sich in der Tat mit ihr politisch auseinandersetzen müssen; politisch, geschichtsphilosophisch.
Darin hat sich letztlich alle Literatur ohnehin aufgehoben. Und Geschichtsphilosophie in Literatur.
Lernen: ihre Sprache verstehen, ihre Phänomenologie; unterscheiden zwischen anatomischer und symptomatischer Diagnostik.
Was liegt vor?
Eine Philosophie für Schauspieler wird aufs gewöhnliche Leben übertragen. Jeder spielt sich in theoretisch unzählige Rollen ein, trägt viele Masken, lehnt jede Verantwortung ab - mangels Identität.
Das ist gar nicht neu; das ist sozusagen deutscher Alltag.
Plötzlich habe ich wieder das Grinsen der KZ-Mörder vor Augen. Zum Beispiel Befehlsnotstand...
Oder: Der brave Beamte, der tagsüber treu seine Pflicht - gegen wen auch immer - erfüllt, schlägt abends oder am Sonntag nachmittag im Fußballstadion über die Stränge.
In der Heimat still und gefolgsam, bei Rot gehorsam an der Ampel, auch wenn kein Auto weit und breit... Im Urlaub aber wie die Vandalen ins Ausland.
In seiner Eigenschaft als Staatsdiener, als Mensch und Banause, als Dichter, Henker oder Münzensammler hat der ewige Junggeselle seine Proteusreligion gelebt - seit eh und je.
Eine Vielzahl von Identitäten ist schließlich wie keine Identität - und genau dies macht ihn mit sich identisch: den epigonalen Mitschwimmertyp, den vaterlosen Säuger an ungezählten Artemis-Brüsten, in denen frau - feministischen Traumwünschen folgend - mittlerweile geopferte Hodensäcke erkannt haben will. So läßt man (mann) sich täuschen.
Das alles mag den Intentionen dessen zuwiderlaufen, der - ? - so viele Spiele spielte um eines vernünftigen Zwecks und Zieles willen.
Man glaubt ihm nicht mehr, traut ihm jetzt alles zu, bloß nichts Gutes. Der ehrlichste Blick, wer weiß, ein wahres Wort, wer weiß, es wird zur Hülse, nur als neue Täuschung aufgenommen.
Hans Imhoff hat auf diese Weise geistigen Selbstmord begangen.
Ploog und Mattheus kennen die Gefahren, versuchen, ihnen zu entgehen. Rumpelstilzchen! Sie umschreiben - eben! -, was sie meinen könnten, bringen sich überhaupt nicht ins Spiel, entgegen allem, was ihnen Artauds Leben vorgeblich so beispielhaft macht.
Mattheus: »ich muß das negierte auch überschreiten, neue entitäten einführen - die zu illustrieren ich mich hüten werde« (12:37).
Ploog: »Über diesen Punkt hinausschauen, heißt Chaos schmecken. Der weiße Raum des Nichts, des Lichts: das Chaos der transzendentalen Hochöfen. Ich bin nicht der Mann, der sich gern die Finger verbrennt« (13/14:36).
Und mir wollen die Öfen nicht aus dem Kopf.
Karl Kollmann aber ist in die Falle gegangen. In kuckuck 13/14 schreibt er bereits faschistischen Klärtext. Spring! - und er sprang... Insgesamt unglaubwürdig nunmehr. Suicid No 2. Oder: No 4.
Anderer Aspekt: eine von den Autoren nicht beabsichtigte Dialektik in der Sache. Der Un-Sinn macht sich selber müde. Man schaut zu, wartet ab, bis der Schub vorüber ist. Es gibt auch eine umgekehrte Idiosynkrasie. Sie wird verstärkt. Der penetrante Antirationalismus weckt den Verstand.
Es hat übrigens, freilich früh erkannt, bezüglich der Sprache eine Absprache gegeben, eine Vorverteilung der Rollen für den Auftritt auf der Kuckucksbühne.
Da störte Rolf Schütts Intervention, die für Karl Kollmann so überraschend kam, daß er an ihre Echtheit gar nicht glauben mochte, nicht einmal an die Existenz eines Rolf Schütt.
Geradezu was Metaphysisches, dies Unerwartete.
Was soll dieser Satz bei Kollmann: »Magie hieße ja Befreiung« (13/14:46)?
Oder bei Mattheus: »science-fiction stories werden die dpa-meldungen ersetzen, horror- und crimegeschichten treten an die stelle privater tragödien« (8:25)?
Da wird unsere Wirklichkeit beschrieben: die illustrierte, televisionäre, die Bild-Wirklichkeit. Gar nichts Neues, nichts Überraschendes. Ja, diese Wirklichkeit ist solchen Spieler-Visionen längst davongelaufen.
Ihre Magier brauchen wir nicht mehr freizulassen. Die sind frei.
Für wen macht Pélieu Reklame? Für die Schallplattenindustrie.
Er (beziehungsweise sein Übersetzer Stegenritt) hat die Schlagertitel extra unterstrichen (siehe kuckuck 13/14), damit sie ja nicht verloren gehen.
Gegen sie - diese »Sprache« der Gegenwart - richten unsere Subversiven kein Wort. Kunststück.
Kollmann schreibt in seinem 78 erschienenen Buch Mit fremdem Atem - es liest sich wie eine höhnende Selbstbezichtigung -, daß er sich als »agent provocateur« verstand, der »Verwirrung stiften« wollte.
Werden sich wieder ein paar intelligente Dummköpfe finden, die das alles als einen weiteren literarischen Gag interpretieren, nicht als Zeugnis einer individuellen Realität?
An Gegenaufklärung sind viele politische und weltanschauliche Seiten interessiert.
Was ich die psychosomatische Organisation nenne, ist jener individuelle Faktor, in dem sich die Antirationalisten ähneln oder gleichen.
Darum fürchtet und haßt Rumpelstilzchen die Psychoanalyse. So findet sie noch einmal eine späte Bestätigung.
Kollmann schreibt (13/14:53): »Wer schreibt & sich vor der Auseinandersetzung mit seinen Produkten drückt, wäre zur Verantwortung zu ziehen.«
Das ist gemeint!
Ich schrieb es ihm zu. Er hat mir's gleich wieder zurückgegeben: Konjunktiv, mein Lieber... So drückt er sich gleich doppelt.
Nein. Ich nehme kein Wort zurück, im Gegenteil schärfe ich den Tatbestand mit ruhigem Gewissen zu. Noch weiß ich ja, was ich schreibe.
Wittgenstein, Artaud...
Und zwei Jahre Kuckuckspause erweisen sich im nachhinein als eine historische Notwendigkeit. Jetzt werden wir von der Geschichte eingeholt.
Dies zu denken, ist unsereins immer noch selbstherrlich genug.
Nietzsches Geist der Musik, der jene beherrscht, die uns einholt... Oh!
Wenn du, lieber Fritz, deinen Dionys ins Theater sperrst, wirst du dein BLAUES wunder erleben.
Das Theater fliegt in die Luft und dir um die Ohren.
Du hast Instinkt, das ist wahr: du riechst es förmlich: mit deinem ERSTLING wurde deine Tragödie geboren.
Gott sei Dank, es blieb dir am Ende noch die italienische Zeit der Erkenntnis; spät, aber wahr.
Nein, nicht Rom, nicht die Kathedrale. Die versteckte sich vielmehr hinter den jugendlichen Germanenhainen.
Sicher, jeder Protestantismus kann nur ein Ersatz sein. Entweder denke man klar, oder man sei wieder Christ, aber dann bitte sowieso vorreformatorisch.
Nicht Kierkegaard, sondern Wittgenstein oder Artaud...
Da bleibt zuletzt wirklich nur noch der Trost der Großen Kirche.
Für die paar Eingeweihten dreht sich die Kathedrale flink auch ins Keltische zur Kulthöhle, zur Halle mit festlicher Tafelrunde um den alten König Artus, auf dessen Wiederkehr sie alle warten.
Armer Artaud. Hast so viele Umwege gemacht, wärst mal damals nach Berlin, statt nach Mexiko, hättest gefunden, was du suchtest, wärst vielleicht aufgewacht.
Wie gesagt: Politik. Für die Provinzen nördlich der Mainlinie muß man sich immer etwas Besonderes einfallen lassen.
Ein deutsches Märchen?
Rudolf Steiner hatte als Achtjähriger »eine Frauenerscheinung, die ihn bat, möglichst viel für sie in seinem Leben zu tun«. Und er hat sehr viel für sie getan. Was alles, das wäre nicht zuletzt in seinem alles in allem über dreihundert Bände umfassenden Werk nachzulesen.
Kursbuch 55 hat sich zum Thema Sekten, Verheißungen, Lebenstil-Suche (etc.) u.a. auch mit diesem »Astral-Marx« im übrigen sehr viel unbefangener und ohne diese Vorurteile befaßt, die ich hier an den Tag lege.
Wer sich also informieren will, der sollte das Kursbuch 55 lesen. Ich hab daraus auch die Geschichte von der Frauenerscheinung zitiert (S.141).
Joseph Huber erwähnt sie dort - und empfiehlt am Ende (S.159), »über Marx hinaus - und an Steiner nicht vorbei(zu)gehen«.
Das heißt doch aber im Klartext: proletarische Klassenpolitik aufgeben zugunsten eines politisch zumindest äußerst heiklen Mittelstandsmischmasches aus Wachstumsbremse in Wirtschaft, Pädagogik und Geschichte sowie aus jenem seelenmystischen Ersatzangebot einer grenzenlosen Ausweitung ins Kosmische und Ewige.
Was solche Vermengungen von Politik, Medizinmann und Obskurantismus in aller Regel als Endergebnis zeitigen: so historisches Banausentum mag ja immer wieder mal Hunderttausende und Millionen arg überwältigen. Gebranntes Kind aber scheut doch das Feuer. Oder?
Ob Feminismus oder Anthroposophie oder Anderverwandtes: hier interessiert diese eine Frage: Inwieweit eignen sich diese »Bewegungen« als Schuhe für eine Strecke Wegs, dessen Ende noch kaum jemand absieht.
Geht es - zum andern Beispiel - der Antiatomenergiebewegung, der Umweltschutzbewegung um Umweltschutz usw. in dem von uns wohl verstandenen und gemeinten Sinne?
Oder verbirgt sich dahinter womöglich eine langfristige Politik wirtschaftlicher Autarkiebestrebungen.
Das wäre ja auch nicht gerade der erste Fall in unserer jüngsten deutschen Geschichte.
Welche Konzerne sind daran interessiert und finanziell beteiligt?
Ich fürchte sehr, daß da so einige zig tausend Philanthropen und Jungidealisten für eine Sache sich engagieren, die sie gar nicht meinen.
Was werden sie tun, falls das schon nicht mehr ganz so grüne Grün unter stärkerer Sonneneinwirkung noch mehr die Farbe wechselt?
Überhaupt, diese Reinkarnationen...
In den in Frankfurt erscheinenden Studien von Zeitfragen - links (20/76) stellte Günter Bartsch in einem auf redaktionelle Veranlassung hin geschriebenen Artikel über Rudolf Steiners Ideen die Frage: »Was ist an der Dreigliederung sozialistisch?«
Bartsch:
Fast unaufhaltsam bahnt sich die Anthroposophie ihren Weg. Sie wurde von Rudolf Steiner (1861-1924) als Geisteswissenschaft mit sozialem Auftrag begründet. Die Internationale anthroposophische Bewegung erstrebt nicht nur eine Verinnerlichung des Menschen durch esoterische Selbstschulung. Sie sollte nach ihrem Urheber auch zum Sauerteig des sozialen Lebens werden.
Steiner gliedert die Gesellschaft in drei Bereiche. Bartsch:
Jeder Bereich hat sein eigenes Lebensgesetz. Das Rechts- und Staatsleben gedeiht unter dem Gesetz der Gleichheit, das Wirtschaftsleben unter dem der Brüderlichkeit und das kulturelle Geistesleben bedarf der unbegrenzten Freiheit.
Den Ausgangspunkt der sozialen Dreigliederung sehen ihre Verfechter in der Schaffung eines freien Geisteslebens, das aus dem bisherigen Unternehmergewinn finanziert werden soll.
Wie soll das geschehen? Denn Steiner »lehnte... Zwangsmittel zur Durchsetzung des sozialen Hauptgesetzes und ihm entsprechender Institutionen ab«.
Also werden die Unternehmer freiwillig aus ihren Gewinnen ein freies Geistesleben finanzieren. Sie werden das gewißlich tun, wenn es ihnen nützt.
Das Steinersche »soziale Hauptgesetz« lautet nämlich (zitiert nach Bartsch):
Das Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen ist umso größer, je weniger der einzelne die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht... und je mehr seine eigenen Bedürfnisse aus den Leistungen der anderen befriedigt werden.
Da wird sich so ein Unternehmer sagen: Genau dies ist meine Religion - »je weniger der einzelne« Arbeiter »die Erträgnisse seiner Leistungen für sich beansprucht« und je mehr meine »eigenen Bedürfnisse aus den Leistungen der anderen befriedigt werden« - »umso größer« ist das »Heil einer Gesamtheit von zusammenarbeitenden Menschen«.
Denn für das Wirtschaftsleben gilt nicht Freiheit, gilt nicht Gleichheit - da gilt Brüderlichkeit, nicht wahr: nicht Klassenkampf, sondern Betriebs- und Arbeits-Frieden...
Und die Pinscher aus dem »kulturellen Geistesleben« mit der »unbegrenzten Freiheit« sollen sich hier gefälligst nicht einmischen.
Ist das klar!
Keine Angst. Die mischen sich nicht ein. Die tragen den Namen inzwischen zu Recht. Ludwig Erhard hätte seine helle Freude an ihnen.
Steiners »Idee richtete sich besonders gegen den Marxismus«. Wem sagen Sie das?
Auch damit läuft es (»fast unaufhaltsam«) zusammen, daß die Waldorf-Schüler von den Napola-Schülern mitunter kaum zu unterscheiden sind.
Und darin sind sich auch Ploog und Beuys und Lenz und Mattheus und Kollmann und andere einig.
Es geht ihnen um die gewisse Art zu denken - weniger um die eine oder andere politische Gruppierung, die sich auf Marx beruft.
Das alles sage ich als Bauarbeiter. Darauf lege ich hier großen Wert. Damit es eines Tages nicht heißt, aus dem deutschen Proletariat sei auch kein einziges Stimmchen laut geworden.
In einer Spiegel-Anzeige (25/79) sucht Klaus Rainer Röhl, ehemals konkret-, jetzt avanti-Herausgeber, »für ein Buch über/gegen Deutschlands Oberemanze Alice Schwarzer und ihre Radikalfeministinnen... Erfahrungsberichte von emanzipationsgeschädigten Männern und Opfern des Feminismus«.
Es soll im März 1980 beim Europa-Verlag erscheinen. Ich fürchte, das ist alles noch ein bißchen zu früh.
Die »emanzipationsgeschädigten Männer« verdienen weder Verständnis noch gar Mitleid.
Die eigentlichen »Opfer des Feminismus« aber sind in der Mehrzahl wohl noch zu jung, um sich schon nachhaltig - sprachlich - artikulieren zu können.
Vielleicht läuten ihre Depressionen und seelischen Verkümmerungen eine neue Literatur ein - in zehn oder zwanzig Jahren.
Vielleicht ändert sich aber auch gar nichts. Vielleicht stellt man nur fest, daß es in Deutschland imgrunde nie anders war, da Zukunft und Vergangenheit sich wieder einmal nur als zwei Seiten derselben Medaille enthüllen. Es geschähe denn ein Wunder...
Aber was; irgendeine tröstende und verklärende, alles Ruinierte zusammenstimmende Weltanschauung und Ordnung wird zur Hand sein. Irgendeine Technik zur Regelung der Lebensabläufe.
Ob Rosenbergisten, Steiner-Jünger oder die Amazonen-Feministen: ihnen bekommt die Geschichte nicht.
Deren Lehren nehmen sie nicht an, für ihre Gesetze sind sie blind und taub.
So schlagen sie einen weiten Bogen zurück in Vorgeschichte.
Die bekommt ihnen auch nicht: zuviel Steine, zuviel Gleichheit.
In der Antike finden sie sich nirgendwo. Da waren andere auf dem Plan.
Es ist doch aber ihr unheilbarer Tick, überall die Größten und Höchsten sein zu müssen.
Und wenn nun die geschriebene Geschichte sie nirgendwo erwähnt, dann lag ihre Zeit eben schon weit davor.
Eine reiche Mythenwelt gilt es auszuschöpfen. Versunkenes wieder heraufzubeschwören. Atlantis. Und von dort den Bogen wieder nach vorn und weiter in die Zukunft - ins Wasser.
Und die Gegenwart?
Solche Leute leben aus ihren »Ideen«. Die sind gewöhnlich recht einträglich. Gläubige verargen's ihnen nicht. Zusammen ergibt das eine Lüge.
Ein Pastor Spanuth findet das versunkene Atlantis vor der deutschen Küste: bei Helgoland. Mensch, die alten Atlanter - das waren Friesen!
Daran zwirnst du dich auf.
Ich gönne das den Friesen, man soll mich hier nicht mißverstehen. Aber die dabei ihr weltanschauliches Schäfchen ins Trockene bringen möchten, machen am Stammtisch quasi-rassistische Witze über die Ostfriesen.
Ich meine, das kommt von den gleichen Maßschädelstätten, deren Wort- und Gruppenführer auch der schwarzweißrote Spiegel ganz gern für sich sprechen läßt.
Plötzlich kriegt seine provinzielle Animosität gegen die Bayern eine nordische - pardon, ich müßte doch wohl besser sagen: »nordische« (denn die Skandinavier liefern ja nur - selbst sie also - einen Geschichts-Ersatz; haben zu liefern, ohne selbst danach gefragt zu werden) - Note, »nordische« Note, nämlich: Diese Bayern seien gar keine!
Die südlich der Donau wohnende Bevölkerung sei der »übriggebliebene Mist aus dem Gebiet am Limes« und habe »eigentlich kein Recht, sich Bayern zu nennen, obwohl sie später die bayrische Sprache« erlernten. - Auf der schwäbisch-bayrischen Hochebene hätten Jahrhundertelang »sudanesische, irakische und syrische Legionen samt ihrem Anhang« gelebt. Die Leute, die sich so gern als »Altbayern« brüsteten, seien Abkömmlinge römischer Garnisonen, »voll von Arbeitssklaven, Bauchtänzerinnen, Hausierer-Händlern, Kantinenwirten, Masseuren, Bademeistern, Waffenhandwerkern und Huren«.
Das macht sie unsereinem so sympathisch.
Der Spiegel (32/76) zitierte aus einem Buch eines Fritz Josef Berthold: Die Hirtin und ihr Paradies. Es erschien beim Amalthea-Verlag.
Amalthea, der Name, ist Schall und Rauch, Signal. Eine kretische Königstochter. Was sonst.
Stößt wieder an jene Grenzen, hinter denen es dunkel wird: Flut, Atlantis. Anthroposophen und Amazonen werden mich verstehen.
Eine Nymphe. Eine, die dem Stier die Hörner klaute. Des Höchsten Ziehmutter persönlich. Oder einfach eine gute Milchziege. Seele weiterreichend.
Ach so, ein weiterer Beweis für die Unechtheit der Bayern:
Während die »echten Bajuwaren... nur Bäume und Quellen als heilig verehrten«, hätten die Limes-Bayern »nach alter orientalischer Weise« Tiere geopfert.
Und die bayrischen Politiker »hätten 'fast alle noch die schwarzen, kurzen Schneckerlhaare der Syrer... meistens Stiernacken und relativ kleine Gestalt, breite Schultern, rote Nasen und geschneckeltes Haar'«...
Der Spiegel fand das alles sehr putzig. Ich finde, da hat die Politik seit langem aufgehört.
Die berühmte Z, blonde Oberpriesterin der Quellnymphen und Zinnentöchter, wird es zu deuten wissen. Ihr Metier.
Wir bewegen uns hier gewissermaßen im Vorsintflutlichen. Die Flut kommt erst noch. Aber sie kommt eben nicht von draußen herein. Sie kommt, man weiß es ja, aus dem Weichen herauf, von da her, wo sich's so schön waten läßt.
Das grelle Sonnenlicht über dem Westmeer, genauer: Nordwestmeer, die starke ultraviolette Einstrahlung auf den nordfriesischen Inseln, wenn das sich vermischt mit technokratischem Denken (»Denken«) und Galle im Blut (»Blut« hat er gesagt!) - das geht ganz schön ins Auge (ins dritte, natürlich).
Anamorphosen
... there is nothing more perilous than to arrive at madness through reason.
Bleiben wir in unserm Element?
Peter Schneiders Messer im Kopf.
Ich weiß es nicht.
Ann, knapp dreißig, trennt sich von ihrem Mann, beginnt eine »Ausbildung an einer Erzieherfachschule« und arbeitet nun »am Projekt eines selbstverwalteten Jugendzentrums«.
Zwischen Aktion und Anpassung - merkwürdigerweise: Mann und Frau - pendelt es hin und her.
Da wird Aktion - ich sage: falsche Aktion, sozial falsch basierende Aktion - aufgearbeitet.
Konsequenz: Fortgehn?
Was seinerzeit Lenz, das sagt nun Frau Ann: Bleib da! - und »geht ins Jugendcenter zurück«.
Ins »selbstverwaltete«.
Wo gibt’s denn das, wenn nicht bei den...
Hoffmann dreht durch, ihm fehlt Liebe. Auf der Maultrommel spielt er sein Klagelied.
Vielleicht auch so was wie ein »Opfer des Feminismus«?
Da besorgt man sich eine Kugel in den Kopf, und Ann wendet sich ihm wieder zu.
Natürlich darauf bedacht, ihren neuen Freund und Center-Kumpel Volker nicht zu verletzen.
Das liest sich beinahe so, als hätt's die Prügeleien und Schießereien mit der Polizei nur gegeben, um sich via Verwundung etc. ein Recht auf weibliche Caritas zu erwerben.
Und das Weib sagt: engagiert euch, arbeitet mit - im Center.
Da wirkt ein schießender, »ein junger, noch unerfahrener Polizist... wie ein Bruder des verletzten Hoffmann«.
Da haben der zivile Volker und der beamtete Scholz ähnlich »paranoische Züge«, nämlich bei der »Wahrnehmung des Gegners«.
Imgrunde waren das alles nur Angstreaktionen. Man kannte einander zu wenig. Menschen wie du und ich. Etwas mehr gegenseitiges Verständnis, und alles könnte noch gut werden. Vielleicht Mitarbeit, Zusammenarbeit?
Ich habe Schneiders Drehbuch (Messer im Kopf, Rotbuch 208) nicht nur so gelesen. Meine bösen Schlußfolgerungen kommen mir eigentlich erst hinterher. Sozusagen anamorphisch.
Oder ist - umgekehrt - eine ziemlich eindeutige Konzeptstruktur lediglich dramatisiert, ästhetisiert, d.h. eben auch: in sich verbogen und verschoben worden?
Vom Autor?
Und mit jener auch ein Stück gesellschaftlicher Realität verzerrt?
Wird da insgeheim nationale Verbrüderung vorentworfen, gleich aber wieder zurückgenommen. Nur ein bunter Luftballon, ein bißchen verrückt?
»Hoffmann überreicht Gröske spontan ein bemaltes Tablett mit einem geflochtenen Rand, das er in der Rehabilitation gefertigt hat: Eine Kuh kniet unter einem Obstbaum, hinten ein Zaun und eine große gelbe Sonne« (83).
»Irgendein cleverer Typ hat mal gesagt, wir müssen die steinernen Verhältnisse zum Tanzen bringen. Der Typ kannte noch keinen Beton. Der Beton da draußen ist unmusikalisch und so wollen wir wenigstens selber tanzen« (101).
»Er macht Greifbewegungen mit der linken Hand... Die Hand kannst du in den Mülleimer schmeißen!« (73)
»Hoffmann tobt wie ein Verrückter im Wald herum. Er nimmt Anlauf und springt einen der Bäume an. Er schlägt einen Purzelbaum. Er springt in die Höhe und hängt sich, am rechten Arm schwingend, an einen Ast. Er umarmt den Baum« (74).
»Dein linker Arm ist nicht der Westen, er zeigt nach Westen. - Wenn ich mich drehe, dreht sich der Westen nicht mit? - Da kannst du dich drehen, soviel du willst... - Aber irgendwo hört er doch auf, der... - Wo der Westen aufhört, fängt der Osten an!« (41)
»Das können Sie auch. Einmal links, einmal rechts, einmal in die Mitte« (39).
»Das Pendel gerät in eine leichte Schwingung. - Woran erinnert ihn das? - An einen alten Wunsch, glaube ich! - Können Sie das einem Laien erklären? - Anleitner zuckt die Achseln. Er vermittelt dem Doktor das Gefühl, als wolle er ein Geheimnis zwischen Hoffmann und ihm nicht preisgeben. - An den Wunsch, ohne Angst vor seinen Wünschen zu leben« (21, 22).
»Jedesmal, wenn ich meinem Mann von meinen Erscheinungen erzähle, bekomme ich Streit mit ihm... (38). Ich erzähle ihm jedenfalls nichts mehr von meinen Geschichten. Die erzähle ich nur noch Leuten, die nicht so steif sind im Kopf!« (39).
»Solange sie ihm den Ball direkt zuwirft, fängt er ihn auch. Als sie ihn in Richtung des linken Armes wirft, greift Hoffmann immer ein gleich großes Stück zu kurz« (39).
»Er ist Linkshänder, das ist alles!« (19).
Aus Peter Schneiders paradiesisch-heikler Welt des Krankenhauses zurück zu den Anamorphosen.
Das im Juli 77 bei Chadwyck-Healy in Cambridge erschienene Werk - Jurgis Baltrusaitis: Anamorphic Art. Übersetzung aus dem Französischen ins Englische von W.J. Strachan - leuchtet ein Feld der Künste aus, das in den vergangenen Jahren in der op art flüchtige, wenngleich bezeichnende Spuren hinterließ, dessen geschichtlicher Ursprung jedoch im 16. und 17. Jahrhundert zu suchen und zu finden ist.
Obwohl zu jener Zeit auch in China, etwa mit der Einschnürung der Frauenfüße, anamorphotische Malerei auftaucht, ist diese Kunstrichtung (Kunst-Richtung) eindeutig auf europäischem Boden gewachsen.
Die Kreuzzüge hatten dem christlichen Europa die hochentwickelte Kultur des Islam vor Augen geführt. Die Araber hatten nicht nur den Aristoteles, sondern auch die Euklidische Geometrie nach Europa weitergereicht. Seefahrt, Entdeckung Amerikas, insbesondere der mittel- und südamerikanischen Kulturen, schließlich die Erträgnisse der Naturwissenschaften drohten das Weltbild unsres Kontinents aus den Angeln zu heben. Das bisher Gesicherte ging Stück um Stück in die Brüche. Der Zweifel hatte von Europa Besitz ergriffen.
Zuletzt zog der Mensch, zog vor allem der verständige Mensch sich selbst ins Zwielicht der Fragwürdigkeit, begann an sich zu zweifeln, an den eignen fünf Sinnen, an seinem Verstand, an seiner Erkenntnisfähigkeit. Und es scheint mir genau dieser Schnitt zu sein, der eine revolutionäre, aus dem Geiste der Renaissance lebende Entwicklung der Aufklärungen und Entdeckungen umwarf in ihr Gegenteil.
Die Ambivalenz lag sicherlich schon in den Charakterstrukturen all jener Bestrebungen verborgen, die das klassische Altertum neu zu beleben suchten, als man sich soeben aus dem befreite, was wir heute das christliche Mittelalter nennen.
Wie jede Revolution, die sich als Auflösung des Gesetzes mißversteht, am Ende Selbstmord begeht, so brachte auch die über Jahrhunderte sich hinziehende Auseinandersetzung mit der römischen Kirche zuletzt eher das Gegenteil von dem hervor, was ursprünglich in allem mit angelegt war.
Auch die Reformation war eben nichts weiter als Reformation, weil sie lediglich die alten Schriften ins Deutsche übertrug, ohne dabei die Texte des sogenannten Neuen Testaments kritisch zu sichten.
Anamorphosen. Eine verzerrende, das menschliche Auge verwirrende und täuschende, instrumentell manipulierte und manipulierende Kunst bediente sich der Wissenschaft gegen das Wissen.
Baltrusaitis hat sein Buch unter das Motto gestellt: Nichts ist gefährlicher, als durch Vernunft zum Wahnsinn zu kommen. Ein Wort des Ketzertheologen, Mystikers und Satirikers Cornelius Heinrich Agrippa von Nettesheim (1486-1535).
Dies war die Strategie: das Denken gegen sich selbst zu verkehren, somit in die Absurdität; den Menschen schließlich wieder zurück in die Arme der Kirche. Nicht zufällig sind es immer wieder auch Jesuiten, die sich mit der anamorphotischen Kunst befassen. Vermutlich haben sie sie nach China gebracht.
Sozusagen subversiv auf Kunst angewandte Geometrie: Die aufgrund präziser Berechnungen gezeichneten Zerrbilder werden durch Veränderung der Perspektive oder durch Reflexionen über gebogene Spiegel wieder »zurückgenommen«.
Interessant ist es zu sehen, auf welch haarsträubend simple Spielereien sich Kunst und Wissenschaft einlassen, wenn sie erst einmal von der Macht der Magie gekostet haben.
Das Gehirn außer Funktion setzen: so lautet der Hauptsatz jeder Spätdämmerung.
Daß jenes »wissenschaftliche« Milieu inzwischen nur noch in den Spiegelkabinetten und Gruselbuden der Rummelplätze zu finden ist, wird unsern heutigen verwirrten Verwirrern ganz gewiß keine Lehre sein. (Ich gestehe: der Kampf ist freilich längst nicht entschieden. Noch nicht.)
Technik als höheres Spielzeug. In dreihundert Jahren wird man über unsere »Wissenschaften« lachen wie wir über jene.
Ob mit oder ohne Computertechnik, mit oder ohne Biochemie und Neutronenbombe, der Mensch als vernünftiges Wesen war innerhalb der Gesamtgattung immer nur eine verschwindende Minderheit. Eine gefährdete zudem, sobald sie sich zu erkennen gab.
In der Demokratie unternimmt es die Weisheit, der Mehrheit habhaft zu werden.
Übrigens: bei aller Wertschätzung Leibnizens - Molière liegt mir mehr. Trotz oder vielleicht gerade wegen meiner Schwäche fürs Philosophische.
Shakespeare-time
Und die Situationisten wollten die Verhältnisse das Tanzen lehren.
Auf eine kleinverlegerische Leistung komme ich erst sehr spät zu sprechen: Situationistische Internationale 1958-1969. Gesammelte Ausgaben des Organs der S.I., 2 Bände. Übersetzt a.d. franz. Orig. v. Pierre Gallissaires. Deutsche Bearbeitung: Hanna Mittelstädt. Edition Nautilus, Verlag Lutz Schulenburg, Hassestr. 22, 2050 Hamburg 80.
Rund 800 Seiten sind zu lesen. Die Geschichte eines Jahrzehnts lebt noch einmal auf. Die Situationisten waren Intellektuelle, Künstler, Initiatoren, die mit künstlerischen beziehungsweise die Künste überwindenden Mitteln die subjektiven Bedingungen der Revolution fördern wollten, davon ausgehend, daß von der Arbeiterbewegung keine Unterstützung zu erwarten sein werde.
Ihre Gesellschaftskritik beruht auf marxistischen Grundlagen. Sie folgen der Geschichte als der von Produktivkräften.
Viel zu wenig werde von den Künsten der Ertrag wissenschaftlicher Forschung und industrieller Herstellung genutzt.
Nun, die Gefahr der Manipulation war gegeben. Manipulation diente geradezu der Erweckung, wenn man so will.
Nach dem bekannten Marx-Gedanken die versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen bringen, daß man ihnen ihre eigene Melodie vorspielt:
Der situationistischen Theorie zufolge ist die moderne Gesellschaft ein einziges Spektakel, dem nur mit dem Spektakel beizukommen sei.
Dennoch: Die Situationisten, von denen Guy Debord offenbar der entscheidende Theoretiker und Manipulator war, der jedenfalls von Anfang an und bis zum Schluß - bei wer weiß wie vielen Ausschlüssen - dabei war, verstanden sich nicht als Organisatoren etwa des Pariser Mai.
Vielmehr: wir hatten - aufgrund unserer richtigen Einsicht in die Verhältnisse, aufgrund unseres Monopols der richtigen Anwendung historischer Dialektik - die richtige Theorie, die richtigen Imperative. Wenn es sich so abwickelte, wie wir es vorausgesagt hatten, so eben aus jenen Gründen, nicht weil wir organisatorisch unsere Hand im Spiel gehabt hätten.
Der Gedanke einer Avantgarde hat seinen intellektuellen Reiz. Unter bestimmten historischen Bedingungen ist er in der Praxis durchaus legitim.
Indes: Gerade das Geheimnisvolle, dieser gewisse ungewisse Rätselrand jeder avantgardistischen Kraft, alles was ihr Flair ausmacht, was eigentlich klarer Gedanke und konsequentes Handeln aus dem Gedanken ist und sein soll, aber eben nicht von vornherein durchschaut wird und mit seiner Enträtselung zugleich an Kraft verliert: es bietet sich auch jedem Mißbrauch an.
So sind - dialektisch besehen - die Skeptiker mitunter die, sagen wir einmal, Fortschrittlicheren gegenüber den Zustimmern. Sie denken schon an die Kämpfe von morgen.
kuckuck 23/24
1979, Frühjahr/Sommer
kokhaviv press:
Horst Lummert in kuckuck (kulikri)
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