|
Hier die Geschichte von Ulf dem Schriftsteller, Teil I:
"Ulf, 34, ist Schriftsteller, im schönen Berlin lebend, jedoch ursprünglich aus einer Mittelstadt in Ostwestfalen.
Oft nächtelang durchschritt Ulf, der Schriftsteller, seine kleine Kammer im schönen Neukölln, auf der Suche nach dem richtigen Satz! »Es muss doch angehen,«, sagt Ulf, »daß nun bald der richtige Satz mir einfallen mag!«. Wenn der richtige Satz gekommen ist, setzt sich Ulf an den Tisch, und drückt die Tasten seines Laptops: »Napoleon war zu dieser Stunde sehr bedrückt«. »Nun, so ist es gut«, denkt sich Ulf der Schriftsteller, »so hat es Bestand!«. Ulf horcht auf: der Nachbar, zwei Stockwerke über Ulf wohnend, geht wieder polternd die Treppe hinunter, ein junger hagerer Hagestolz, der durchschnittlich dreimal pro Abend zum Döner oder Zigarettenholen das Haus verläßt, dabei fürchterlich lärmend. Ulf ballt die Hand zu Faust! »Gut daß ich ihn nie Grüße, er ist bestimmt ein schlechter Mensch! Keine Kultur, der Mann!« Ulf lächelt und zupft an seinem schwarzen Rollkragenullover. Da klingelt das Telefon. Ulf geht hin. Sieh an, es ist seine Freundin, Lydia. »Lüüüüüüdia!« sagt Ulf. »Das ist aber schön daß du anrufst! Was? Dir ist langweilig, du willst vorbeikommen! Na, das ist aber schön, natürlich natürlich! Du eilst? Sehr gut! Bis gleich!«. Ulf legt den Hörer wieder auf die Gabel. »Ach, Lydia! Aber bis Lydia hier eintrifft, wollen wir sehen, was die literarische Muße noch zu ZEITIGEN bereit ist!«. Ulf setzt sich also wieder an den Schreibtisch. Der ist übrigens übersäht mit kleinen Zettelchen, die genau geordnet sind, Ulf hat bereits den ganzen Aufbau seines Romanes auf seinem Schreibtisch liegen, dazu historische Fakten über Napoleon und seine Zeit. »Die Befreiungskriege waren ein blutiges Schauspiel!« denkt sich Ulf, als sein Blick auf einen Zettel zur Doppelschlacht von Jena-Auerstädt fällt. »Nun, wohlan!« denkt sich Ulf, und geht frisch ans Werk, um mit, wie er öfters sagt »der Sprache zu ringen!«. Nachdem er also eine Weile gerungen hat, klingelt es auch schon an der Tür...
|
