Thilo schrieb am 11.9. 2010 um 12:43:41 Uhr zu
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Das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war das größte deutsche Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus. Es wurde 1941 drei Kilometer entfernt vom Stammlager Auschwitz I gebaut und befand sich nahe der in Auschwitz umbenannten Stadt Oświęcim im nach der militärischen Besetzung Polens errichteten Landkreis Bielitz.
Der Name „Auschwitz“ wurde zum Symbol für den Holocaust. Von mehr als 5,6 Millionen ermordeten Menschen[1] wurden etwa 1,1 Millionen Menschen, darunter eine Million Juden in Birkenau ermordet. Etwa 900.000 der Deportierten wurden direkt nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet oder erschossen. Weitere 200.000 Menschen wurden von der SS durch Krankheit, Unterernährung, Misshandlungen, medizinische Versuche oder die spätere Vergasung ermordet. Herkunftsländer der meisten Ermordeten waren Belgien, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Jugoslawien, Luxemburg, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Sowjetunion, Tschechoslowakei und Ungarn.
Heute sind von zwei der großen Konzentrationslager noch viele Teile erhalten bzw. originalgetreu ergänzt. Sie sind öffentlich zugänglicher Bestandteil des Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau[2], Gedenkstätte des Holocaust und jüdischer Friedhof auf dem Gelände der beiden ehemaligen Konzentrationslager I und II. Dieses Museum ist zugleich Gedenkstätte, internationales Begegnungs- und Holocaust-Forschungszentrum. Es wurde von der UNESCO unter dem Namen Auschwitz-Birkenau – deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945)[3] zum Teil des Weltkulturerbes erklärt.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Lagergliederung
2 Besondere Lagerbereiche
3 Entstehung
4 Selektion und Vergasung
5 Zwangsarbeit
6 Der Massenmord an den ungarischen Juden
7 Die Ermordung der „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“
8 Fluchtversuche und Aufstand des Sonderkommandos
9 Kenntnisse der Alliierten
10 Abbruch des Lagers
11 Todesmärsche und Befreiung
12 Anzahl der Todesopfer
12.1 Bekannte Gefangene und Todesopfer
13 Täter
14 Einrichtung des Museums, Gedenken
14.1 60. Jahrestag 2005
15 Auschwitz-Album
16 Zitate
17 Siehe auch
18 Literatur
19 Filme
20 Quellen, Zitatnachweise
21 Weblinks
Lagergliederung
Karte Interessengebiet
KZ Auschwitz-BirkenauDas 1940 errichtete, etwa drei Kilometer entfernt liegende Konzentrationslager Auschwitz I war das Verwaltungszentrum des gesamten Lagerkomplexes. Es trägt deshalb auch den verwaltungstechnischen Namenszusatz Stammlager. Dort kamen ungefähr 70.000 Menschen, zumeist polnische Intellektuelle und sowjetische Kriegsgefangene, zu Tode (ermordet oder infolge der Haftbedingungen). Gefangene oder Häftlingsgruppen konnten von der SS zwischen beiden Lagerteilen nach Bedarf hin und her verlegt werden, wenn beispielsweise in bestimmten Berufen Ausgebildete für die angeschlossenen Betriebe gesucht wurden.
Auschwitz-Birkenau, auch KL Auschwitz II genannt, wurde 1941 als Arbeits- und als Vernichtungslager mit später insgesamt sechs Gaskammern und vier Krematorien errichtet. Unter äußerst grausamen Bedingungen wurden hier viele hunderttausende Häftlinge — die nicht sofort nach ihrer Ankunft vergast worden waren — gefangen gehalten und gefoltert oder durch Zwangsarbeit, Erfrierungen, Verhungernlassen, Erschöpfung, medizinische Experimente, unbehandelte Krankheiten, Exekutionen oder durch Vergasen getötet. Viele Gefangene aus ganz Europa wurden bereits am Tag ihrer Ankunft ermordet; ihre Leichen wurden sofort in den Krematorien verbrannt. Viele Menschen verbinden heute deshalb vor allem diesen Teil des Lagerkomplexes mit dem Namen „Auschwitz“.
Im Frühjahr 1942 begannen die Massendeportationen von Juden mit Transporten aus Polen, aus Frankreich, aus der Slowakei und aus dem deutschen Reichsgebiet. Mitte des Jahres waren schon 16.000 Juden aus Polen, über 4.000 aus Frankreich und mehr als 1.000 aus der Slowakei in dem Vernichtungslager inhaftiert. In den kommenden Jahren steigerten sich die Transporte bis zu ihrem Höhepunkt im Jahre 1944 mit 600.000 Juden, von denen 500.000 direkt in den Gaskammern ermordet wurden. Überall in den besetzten europäischen Ländern gab es Durchgangslager, von denen aus die Deportationszüge in die östlichen Vernichtungslager rollten. Die Anzahl der Opfer und der zeitliche Verlauf der Deportierung ist im Artikel Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz detailliert beschrieben.
Innerhalb des durch die Flüsse Sola und Weichsel umgrenzten Interessengebietes KL Auschwitz mit ca. 40 Quadratkilometern Fläche wurden weitere 39 Nebenlager errichtet. Die polnische Bevölkerung wurde nach und nach aus dem Interessengebiet vertrieben. Es war somit von der Umgebung abgeschnitten und gut kontrollierbar. Viele Fluchtversuche von Häftlingen sind aufgrund dieser für sie ja nicht erkennbaren tiefen Staffelung des gesamten Komplexes gescheitert.
Die bekanntesten Nebenlager (oder Außenlager) der Konzentrationslager Auschwitz im umliegenden Interessengebiet waren:
Plawy (Landwirtschaft, Fischzucht)
Hermannsee (Landwirtschaft, Geflügel-, Kaninchen- und Fischzucht)
Rajsko (SS-Hygieneinstitut, Pflanzenzuchtversuchsstation)
Budy (Landwirtschaft, Fischzucht)
(siehe Liste der Neben-/Außenlager des KZ Auschwitz I)
Neben dem I.G.-Farben-Industriekomplex Buna, einem neu errichteten Werk für synthetischen Treibstoff und Gummi, wurde schließlich das KZ Auschwitz III Monowitz als Arbeitslager errichtet, das nicht innerhalb des Interessengebietes lag. Damit wollte die Werksleitung erreichen, dass die „Arbeitskräfte“ nicht von täglichen Fußmärschen von und zum Stammlager entkräftet wurden, und zugleich mehr Einfluss auf die „eigene“ Zwangsbelegschaft erhalten.
2008 in Deutschland entdeckte Original-Baupläne wurden 2009 der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem übereignet.[4]
Besondere Lagerbereiche
Gebäude mit Gaskammern zum Massenmord und Krematorien: Krematorium II und III (mit unterirdischen Gaskammern) und die Krematorien IV und V (Gaskammern ebenerdig), Bunker I (Rotes Haus), Bunker II (ein Bauernhaus, Weißes Haus, später Bunker V genannt).
Die sogenannte Zentrale Sauna (offizieller Name BW.32) in Auschwitz-Birkenau diente zugleich als Aufnahmegebäude und als Desinfektions- und Entwesungsanlage.[5] In diesem Gebäude lief die Aufnahmeprozedur der neu ins Lager angekommenen Häftlinge ab. Ihnen wurden Nummern zugewiesen, und schwangere Frauen und erkrankte Häftlinge, die bei der Selektion auf der „Rampe“ (Bahnsteig) nicht aufgefallen waren, wurden aus den arbeitsfähigen Häftlingen selektiert.
Ein separater Bereich des Lagers war das Frauenlager.
In einem anderen Bereich, Kanada genannt, wurden nach der Aufnahme die Besitztümer der Häftlinge gesammelt und sortiert. Kleidung und Wertgegenstände wurden vom SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt (WVHA) unter Oswald Pohl übernommen und verwertet.[6]
Entstehung
Die „Judenrampe“
Unterkunft in Auschwitz-Birkenau
Ruinen der Gaskammern, Oktober 2002Am 26. September 1941 erhielt Rudolf Höß den Befehl, ein zusätzliches Arbeitslager für 100.000 sowjetische Kriegsgefangene im Interessengebiet Auschwitz zu errichten. Dieses Lager entstand neben dem Dorf Brzezinka (Birkenau), drei Kilometer vom KZ Auschwitz I entfernt. Dazu zwangen die Nationalsozialisten die Bevölkerung des Ortes, ihre Häuser zu verlassen, und ließen das Lager durch Häftlinge des KZ Auschwitz I errichten.
Das Barackenlager war etwa fünf Quadratkilometer groß. Es war in mehrere Sektionen unterteilt, die wiederum in Felder gegliedert waren. Diese Felder sowie das gesamte Lager waren mit einem lebensgefährlichen doppelten Elektrozaun aus Stacheldraht umzäunt. Im Abstand von etwa 150 Metern standen zwischen diesen beiden Zäunen fünf Meter hohe Wachtürme, die mit Maschinengewehren und Scheinwerfern ausgestattet waren. Zusätzlich befand sich vor dem inneren Hochspannungszaun noch ein gewöhnlicher Drahtzaun. Dieses Bewachungssystem bildete die nachts geschlossene „kleine Postenkette“.
Im Laufe der Zeit entstanden neun sogenannte Schutzhaftlager (siehe oben die Lagekarte; das B steht für Bauabschnitt). Diese Lagerbereiche wurden im Lagerjargon wie folgt benannt:
das Männerlager,
das Quarantänelager,
das Frauenlager (seit 16. August 1942; B I[7][8]),
den Häftlingskrankenbau (II o,p),
das Effektenlager „Kanada“ (II f),
das Zigeunerlager (seit Frühjahr 1943),
das Familienlager Theresienstadt (seit Herbst 1943; in II b, mit Häftlingen aus dem Ghetto Theresienstadt/Terezin),[9]
das Lager „Mexiko“ (Bauabschnitt III),
das Lager für ungarische Juden (05 bis 10/1944; B III).
Das Lager war zunächst als Arbeitslager von kleinerem Umfang gedacht, in dem Kriegsgefangene und andere Häftlinge Zwangsarbeit für die SS leisten sollten. Bereits in der Planungsphase veränderte sich jedoch seine Bestimmung, und die angestrebte Zahl der Häftlinge wurde deutlich erhöht. Im Herbst 1942 wurden in Auschwitz-Birkenau erstmals sowjetische Kommissare und arbeitsunfähige Häftlinge mit Zyklon B umgebracht, nachdem bereits Ende 1941 Versuche damit im Stammlager stattgefunden hatten. Wenig später wurden Mütter mit Kindern und nicht zur Arbeit taugliche Personen aus den eintreffenden Transporten selektiert und vergast. Ab April oder Juli 1942 (der genaue Zeitpunkt ist in einem engen Zeitrahmen umstritten) wurde die überwiegende Mehrzahl der herantransportierten Juden sofort ermordet. Auschwitz-Birkenau hatte damit die Funktion eines Vernichtungslagers übernommen, wurde in Teilen aber zugleich auch als Konzentrations- und Arbeitslager weiter verwendet.
Östlich davor, außerhalb der eigentlichen »kleinen« Lagerpostenkette, befand sich der Kasernenbereich der SS, an dessen östlicher Seite auch ein SS-Lazarett gebaut wurde, das nicht mit den Häftlings-Krankenbaracken (in Abschnitt II o und p) verwechselt werden darf.
Für die Errichtung des Vernichtungslagers Auschwitz waren drei Argumente entscheidend: Zunächst befand sich auf dem Gebiet eine alte polnische Kaserne, die erforderliche Infrastruktur war also teilweise bereits vorhanden. Des Weiteren lag Auschwitz an einem Eisenbahnknoten und besaß dadurch eine günstige Verbindung zum oberschlesischen Schienennetz im Raum Kattowitz. Schließlich überzeugten auch die Größe und die dünne Besiedlung der Fläche, da sie Absperrmaßnahmen und Geheimhaltung erleichterten.[10]
Selektion und Vergasung
Selektion an der Rampe direkt nach der Ankunft. Die nicht Arbeitsfähigen wurden ohne Registrierung vergast.
(Foto: Auschwitz-Album)Die meisten Opfer kamen in Auschwitz-Birkenau mit dem Zug an, oft nach tagelangen Reisen in Viehwaggons. Die ankommenden Gefangenen wurden von einer Entladerampe (alte Rampe, südlich vom Bahnhof Auschwitz) zu Fuß ins Lager getrieben. Im Frühjahr 1944 wurde ein Gleisanschluss direkt bis ins Lager zur neuen Rampe gelegt (siehe Foto). Manchmal wurde der ganze Transport direkt in die Gaskammern geschickt — meistens wurde erst eine so genannte Selektion durchgeführt, bei der die „Schwachen, Alten und Kranken“ von den „Arbeitsfähigen“ nach Augenschein getrennt und zur Gaskammer geführt wurden. Die Einteilung der Lagerärzte zur Selektion und die Leitung der Selektionen nahm der Standortarzt Eduard Wirths vor. An diesen Selektionen war auch der für grausame pseudowissenschaftliche medizinische Experimente berüchtigte Lagerarzt Josef Mengele beteiligt. Im damaligen Sprachgebrauch wurde der Begriff Selektion nicht verwendet. Die Tätigkeit wurde als Rampendienst bezeichnet, der Vorgang selbst als Aussortierung.
Eine alte jüdische Frau mit Kindern
(Foto: Auschwitz Album)In Auschwitz-Birkenau gab es in vier Krematorien und in zwei Bauernhäusern Gaskammern. Sie wurden aber nicht alle im gleichen Zeitraum genutzt. Im Laufe des Jahres 1942 wurden zunächst die Bauernhäuser als Gaskammern verwendet. Im ersten Halbjahr 1943 gingen dann die vier Krematorien in Betrieb, von denen zwei im Untergeschoss Gaskammern von 210 Quadratmetern Grundfläche enthielten. Die beiden anderen Krematorien hatten oberirdische Gaskammern von je 236 Quadratmetern Gesamtfläche. Vier Baufirmen waren vor Ort am Bau beteiligt. Die Verbrennungsöfen (Krematorien) und die Lüftungsanlagen der Gaskammern wurden von der Erfurter Firma J. A. Topf und Söhne konstruiert, eingebaut, gewartet und repariert.
Details zu den Gaskammern und Krematorien sind im Artikel Gaskammern und Krematorien der Konzentrationslager Auschwitz beschrieben.
Zwangsarbeit
Die Häftlinge, die die Selektion überlebten, mussten in den ans Lager angrenzenden Industriebetrieben Zwangsarbeit leisten. Dabei mussten hauptsächlich Industrieanlagen zur Herstellung von synthetischem Benzin oder Synthesekautschuk (sog. Buna) für die I.G. Farben erstellt werden. Auch andere deutsche Firmen wie Krupp unterhielten Werke in der Nähe; sie zahlten den NS-Stellen eine „Miete“ für jeden überlassenen Arbeitssklaven, von der auch die SS-Schutzmannschaften profitierten.
Das Fabrikgelände und die „Landwirtschaftsbetriebe“ waren weiträumig von der „großen Postenkette“ umgeben. Beim morgendlichen „Zählappell“ wurden alle Häftlinge gezählt und marschierten dann als Arbeitskommandos zur Arbeit aus dem Lager heraus. Die Arbeitskommandos und die jeweiligen Arbeitsplätze durften nicht ohne Bewachung und schriftlichen Befehl verlassen werden. Die Häftlinge befanden sich nachts also innerhalb der „kleinen Postenkette“ und arbeiteten am Tag innerhalb der „großen Postenkette“. Innerhalb dieses Systems genügten relativ wenige Bewacher, um das Terrorregime aufrecht zu erhalten. Die Kapos trugen einen Großteil der Überwachungsfunktionen. Waren die Häftlinge beim Abendappell im Lager vollzählig, wurde die äußere Bewachung aufgelöst.
Die Zwangsarbeiter waren vollkommen rechtlos und nicht nur der Willkür des SS-Wachpersonals, sondern auch der Zivilangestellten der deutschen Firmen ausgeliefert. Plötzliche Entschlüsse, Personen wegen geringster „Vergehen“ oder einfach aus einer Laune heraus zu ermorden, waren an der Tagesordnung; der Tod war allgegenwärtig.
Der Massenmord an den ungarischen Juden
Die deutsche Wehrmacht marschierte im März 1944 in Ungarn ein. Dort lebte noch die größte Gruppe europäischer Juden einer Nation, die bislang vom Holocaust verschont geblieben war. Von den 795.000 ungarischen Juden wurden im Mai bis Juli 1944 rund 438.000 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Am 29. und 30. April fuhren erstmals zwei Züge mit insgesamt rund 3.800 Menschen nach Auschwitz, von denen der erste mit 1.800 Menschen das Lager noch im April erreichte. Am 15. Mai begannen die allgemeinen Deportationen mit mindestens drei Güterzügen täglich und ungefähr 4.000 Menschen in jedem Zug. Ein Teil der arbeitsfähigen Ungarn wurden als Zwangsarbeiter in andere Lager überstellt.
Von den 795.000 ungarischen Juden wurden insgesamt rund 508.000 deportiert. Neben den Transporten von 438.000 Juden nach Auschwitz wurden ab Oktober 1944 weitere 64.000 Juden zur Verwendung in der Rüstungsindustrie ins Reichsgebiet deportiert. Von den Deportierten kamen rund 382.500 ums Leben, der auf Auschwitz entfallende Anteil der Opfer wurde bislang nicht exakt ermittelt. Weitere 120.000 Juden starben in Ungarn bzw. wurden dort ermordet. Damit ergibt sich für Ungarn insgesamt eine Opferzahl von 502.000 Juden.[11]
Siehe auch: Die Vernichtung der ungarischen Juden
Die Ermordung der „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“
Viele Roma und Sinti waren mit den seit März 1943 einsetzenden Deportationen der von der Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen Forschungsstelle als „Zigeuner“ und „Zigeunermischlinge“ kategorisierten Personen im „Zigeunerfamilienlager“, einer speziellen Sektion von Birkenau, inhaftiert. Nur wenige von ihnen überlebten, weil die Lebensbedingungen dort so organisiert waren, dass sie in kurzer Zeit zum Tode führten. Im Juli 1944 kam es zu einer Vergasung, welcher der für Auschwitz ungewöhnliche und zunächst erfolgreiche Versuch des Widerstands gegen den Abtransport zu den Gaskammern vorausgegangen war.
Ob bzw. inwieweit Angehörige der als „Nichtzigeuner“ von der Verschleppung in das Vernichtungslager grundsätzlich ausgenommenen Gruppe der Jenischen nach Birkenau deportiert wurden, ist bislang unbekannt. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass es innerhalb der Transporte von Roma als „Zigeunermischlinge“ etikettierte Jenische gegeben hat.
Siehe auch: Porajmos (Völkermord an Roma und Sinti)
Fluchtversuche und Aufstand des Sonderkommandos
Inschrift in einer BarackeInsgesamt versuchten ungefähr 700 Häftlinge die Flucht aus Auschwitz; sie gelang in etwa 300 Fällen. (Nach anderen Angaben gelangen weniger als 150 Fluchtversuche.[12]) Die anderen Flüchtlinge wurden während ihres Ausbruchsversuchs von den Bewachern erschossen oder zunächst ergriffen und später ermordet. Fluchtversuche wurden häufig mit Verhungern im Bunker bestraft; oft wurden auch die Familienangehörigen von Flüchtigen verhaftet und in Auschwitz I zur Abschreckung ausgestellt. Eine andere Strafe bestand darin, Mitgefangene für die Flucht büßen zu lassen. Am 6. Juli 1940 gelang Tadeusz Wiejowski die erste Flucht in Begleitung von zwei Mitgliedern der polnischen Widerstandsbewegung, die als „zivile Arbeiter“ im Lager angestellt waren. Wiejowski überlebte den Krieg nicht. Am 20. Juni 1942 gelang vier Polen, Kazimierz Piechowski, Stanisław Gustaw Jaster, Józef Lempart und Eugeniusz Bendera ein extrem gewagter Fluchtversuch aus dem Lagerteil Auschwitz I. Sie brachten SS-Uniformen und Waffen an sich und fuhren mit einem gestohlenen Fahrzeug aus dem Gelände heraus. Einer der Flüchtlinge trug einen Bericht über Auschwitz bei sich, der für das Oberkommando der polnischen Heimatarmee geschrieben worden war.[12][13]
Am 7. Oktober 1944 führte das jüdische Sonderkommando (die Häftlinge, welche die Gaskammern und Krematorien bedienen mussten und als Sicherheitsrisiko von den anderen Häftlingen getrennt gefangen gehalten wurden) einen Aufstand durch. Davor gab es bereits zumindest einen gescheiterten ähnlichen Plan für den Termin 28. Juli um neun Uhr abends.[14] Dieses Mal hatten weibliche Gefangene Sprengstoff von einer Waffenfabrik eingeschmuggelt, und das Krematorium IV wurde damit teilweise zerstört.[15] Anschließend versuchten die Gefangenen eine Massenflucht, aber alle 250 Entflohenen wurden kurz darauf von der SS gefasst und ermordet.
Kenntnisse der Alliierten
Auschwitz II, RAF-Aufklärungsfoto 1944
Überreste eines gesprengten KrematoriumsDie Alliierten hatten seit dem 31. Mai 1944, nachdem britische Flugzeuge von Apulien (Unteritalien) aus nach Südpolen fliegen konnten, Luftaufnahmen von Auschwitz. 2003 veröffentlichte die Royal Air Force erstmals Bilder von Aufklärungsflügen über Auschwitz, auf denen starker Rauch von den Verbrennungsgruben nördlich von Krematorium V[16] zu sehen ist. 1944 machte ein Mitglied des Sonderkommandos geheime Aufnahmen dieser Verbrennungsgruben. Witold Pilecki, der vom 19. September 1940 bis zum 27. April 1943 als einziger Mensch freiwillig in die Gefangenschaft des Lagers ging, schickte mehrere Berichte an die westlichen Alliierten. Die ZOW[17] lieferte zunächst dem polnischen Untergrund Informationen über das Lager und die Verbrechen der SS dort. Ab Oktober 1940 schickte die ZOW Berichte nach Warschau, und ab März 1941 wurden Pileckis Berichte von der polnischen Widerstandsbewegung, die den westlichen Alliierten als wichtigste Informationsquelle über Auschwitz diente, an die britische Regierung geschickt. Spätere ausführliche Berichte stammten von den geflohenen Rudolf Vrba und Alfréd Wetzler (April 1944), die außerdem genaue Beschreibungen und Lagekarten erstellt hatten (siehe auch Auschwitz-Protokolle).
Der englische und der amerikanische Gesandte in der Schweiz informierten im Frühsommer 1944 in einer detaillierten Darstellung ihre Regierungen über die beginnende Vernichtung der ungarischen Juden. Empfohlen wurde ein Luftschlag gegen den Bestimmungsort und die Bahnlinien sowie alle ungarischen und deutschen Dienststellen, die mit genau zutreffenden Straßen- und Häuserangaben (z. B. in Budapest) benannt wurden. Die Deutschen hatten von diesen Telegrammen Kenntnis, setzten die Deportationen aber dennoch fort. Die empfohlene Bombardierung wurde von amerikanischer und englischer Seite nicht durchgeführt.[18]
Am 13. September 1944 flogen amerikanische Bomber einen Angriff auf die Buna-Werke und richteten beträchtlichen Schaden an. Weitere Luftangriffe in der Region fanden am 20. August sowie am 18. und 26. Dezember statt. Ein gezielter Angriff auf die Gaskammern oder Transportwege wurde nie durchgeführt. Die Frage, ob die alliierten Luftstreitkräfte auch das Lager oder die Schienen dorthin hätten bombardieren sollen, wird bis heute kontrovers diskutiert.
Abbruch des Lagers
Einige Krematorien und Gaskammern des KZ Birkenau wurden schon ab November 1944 abgerissen. Die Verbrennungsöfen wurden demontiert und sollten jüngsten Studien zu Folge in dem noch als sicher geltenden KZ Mauthausen wieder aufgebaut werden. Das letzte Krematorium sprengten die Nationalsozialisten kurz vor der Befreiung des Lagers durch die anrückenden sowjetischen Truppen im Januar 1945.
Todesmärsche und Befreiung
Zwischen dem 17. Januar 1945 und dem 23. Januar wurden etwa 60.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen nach Westen getrieben. In den Lagern und Außenstellen blieben etwa 7500 Häftlinge zurück, die zu schwach oder zu krank zum Marschieren waren. Mehr als 300 wurden erschossen; man nimmt an, dass eine geplante Vernichtungsaktion nur durch das rasche Vorrücken der Roten Armee verhindert wurde.
Zuerst wurde das Hauptlager Monowitz am Vormittag des 27. Januar 1945 durch die sowjetischen Truppen (322. Infanteriedivision der 60. Armee der I. Ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Generaloberst Pawel Alexejewitsch Kurotschkin) befreit. Von den dort zurückgelassenen Gefangenen — die Angaben reichen von 600 bis 850 Personen — starben trotz medizinischer Hilfe 200 in den Folgetagen an Entkräftung.
Das Stammlager und Auschwitz-Birkenau wurden – auch durch die Soldaten der 322. Division – schließlich am frühen Nachmittag des 27. Januar befreit.[19][20] In Birkenau waren fast 5.800 entkräftete und kranke Häftlinge, darunter fast 4.000 Frauen, unversorgt zurückgeblieben. In den desinfizierten Baracken wurden Feldlazarette eingerichtet, in denen die an Unterernährung und Infektionen leidenden und traumatisierten Häftlinge versorgt wurden.
Einige Tage später wurde die Weltöffentlichkeit über die Gräueltaten informiert. Die Ermittler fanden über eine Million Kleider, ca. 45.000 Paar Schuhe und sieben Tonnen Menschenhaar, die von den KZ-Wächtern zurückgelassen wurden.
Anzahl der Todesopfer
Gedenktafeln für die in Auschwitz-Birkenau Ermordeten
Übersetzung der Aufschriften: „Zur Erinnerung an die Männer, Frauen und Kinder, die dem Völkermord der Nazis zum Opfer gefallen sind. Hier liegt ihre Asche. Mögen ihre Seelen in Frieden ruhen.“In den Jahren 1940 bis 1945 wurden in die Konzentrationslager Auschwitz mindestens 1,1 Millionen Juden, 140.000 Polen, 20.000 Sinti und Roma sowie mehr als 10.000 sowjetische Kriegsgefangene deportiert. Knapp über 400.000 Häftlinge wurden registriert. Von den registrierten Häftlingen sind mehr als die Hälfte aufgrund der Arbeitsbedingungen, Hunger, Krankheiten, medizinischen Versuchen und Exekutionen gestorben.
Die nicht registrierten 900.000 nach Birkenau Deportierten wurden kurz nach der Ankunft ermordet.
Als Obergrenze der Todesopfer im Konzentrationslager- und Vernichtungslagerkomplex Auschwitz wird die Zahl von 1,5 Millionen Opfern angegeben.
Details zur Ermittlung der Zahl der Todesopfer werden im Artikel Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz beschrieben.
Bekannte Gefangene und Todesopfer
→ Hauptartikel: Häftlinge im Konzentrationslager Auschwitz
Der separate Artikel geht u. a. auf die Gruppe der ersten Auschwitz-Häftlinge, Funktionshäftlinge, Angehörige der Sonderkommandos ebenso ein wie auf Berufsgruppen wie Politiker oder Sportler. Bei Wikipedia existiert auch eine Artikel-Kategorie (Listung): Häftlinge im KZ Auschwitz.
Täter
Galgen in der Gedenkstätte Auschwitz, an dem Rudolf Höß 1947 hingerichtet wurde.→ Hauptartikel: Personal im KZ Auschwitz
Die Größe des Komplexes wird auch durch die hohe Anzahl an Bewachern deutlich. So gehörten im Sommer 1944 ca. 4.500 Mann zur SS-Garnison Auschwitz.
Lagerkommandanten:
Wie alle nationalsozialistischen Konzentrationslager unterstanden auch die Lager in Auschwitz Heinrich Himmler und der SS-Inspektion der KL, wobei die europaweite Koordination des Massenmordes vor allem bei Adolf Eichmann lag. Die Verwaltung am Ort wurde vom Lagerkommandanten des KZ Auschwitz I (Stammlager) gesteuert. Eine etwas größere Selbständigkeit mit eigenen Lagerkommandanten hatte das KZ Auschwitz-Birkenau nur zwischen November 1943 und Ende 1944.
Rudolf Höß (Mai 1940 bis November 1943; und erneut von Mai bis Juli 1944 zur „Ungarn-Aktion“ in Auschwitz als Standortältester; Höß wurde in Warschau zum Tode verurteilt und 1947 vor dem Eingang des Krematoriums von KZ Auschwitz I gehängt.)
Friedrich Hartjenstein (November 1943 bis 15. Mai 1944; er wurde zum Tode verurteilt; er starb 1954 in Paris in Haft.)
Josef Kramer (Mai 1944 bis Ende 1944; er wurde 1945 in Hameln hingerichtet.)
Richard Baer (ab Mai 1944 im Stammlager, ab Ende 1944 bis Januar 1945 auch für Birkenau; verstarb 1963 in Frankfurt vor Prozessbeginn in Untersuchungshaft.)
Weitere Einzelheiten zu Tätern:
Josef Mengele führte vorgeblich „medizinische Forschungen“ an Kleinwüchsigen und Zwillingen durch. Für Vergleichsanalysen der inneren Organe wurden einige Zwillingspaare durch Phenolspritzen getötet.
Hans Münch arbeitete ab 1943 im Lager. Er wurde als einziger der 40 Angeklagten vom Polnischen Nationalgericht in Krakau freigesprochen.
Carl Clauberg führte Sterilisationsexperimente an weiblichen Lagerinsassen durch.
Der Münsteraner Anatom und Chirurg Johann Paul Kremer war während der verlängerten Semesterferien 1942 als stellvertretender Lagerarzt tätig. Er führte Menschenversuche durch und ließ seine Opfer anschließend töten, um sie zu sezieren. Wenn sie bereits auf dem Seziertisch lagen, fragte er sie noch kurz vor ihrer Ermordung nach Besonderheiten, wie zum Beispiel Krankheiten aus.
Die Inhaber der Firmen Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) und Tesch & Stabenow wurden angeklagt, das Insektizid Zyklon B wissentlich zur Massenvergasung von Häftlingen geliefert zu haben.
Neben den SS-Männern taten auch rund 200 weibliche Aufseherinnen des SS-Gefolges in Auschwitz I, Auschwitz Birkenau und Auschwitz III Monowitz Dienst, darunter Maria Mandl, Johanna Langefeld, Johanna Bormann, Margot Drechsel, Irma Grese, Hildegard Lächert, Elisabeth Volkenrath und Emma Zimmer.
Versuche der rechtlichen Aufarbeitung nach 1945:
Nur 800 der etwa insgesamt 8.000 in Auschwitz als Wachpersonal etc. eingesetzten SS-Angehörigen wurden vor Gerichten angeklagt, 40 davon vor deutschen Gerichten.
Eine rechtliche Aufarbeitung erfolgte zunächst in den 13 Nürnberger Prozessen vor dem Internationalen bzw. US-Militärgerichtshof von November 1945 bis 1948 sowie dem polnischen Krakauer Auschwitzprozess von 1947. Eine juristische Aufarbeitung fand in Deutschland erst in den 1960er Jahren statt. Es kam zu sechs Frankfurter Auschwitzprozessen zwischen 1963/1965 mit dem 1. und 1965/1966 dem 2. Auschwitzprozess sowie weiteren 4 Nachfolgeprozesse in den 1970er-Jahren. Carl Clauberg, Adolf Eichmann, Irma Grese, Friedrich Hartjenstein, Franz Hößler, Josef Kramer, Otto Moll, Heinrich Schwarz, Johann Schwarzhuber und viele weitere wurden an anderen Orten verurteilt. In Österreich kam es zu einer Vielzahl von Verfahren.
Einrichtung des Museums, Gedenken
Nach dem Krieg wurden die Buna-Werke vom polnischen Staat übernommen und bildeten den Beginn der Chemieindustrie in der Region. Die Gebäude der Konzentrationslager verfielen langsam. 1947 entschied das polnische Parlament, die Auschwitz-Konzentrationslager in eine Gedenkstätte mit Museum umzuwandeln. Das KZ Auschwitz gehört seit 1979 zur UNESCO-Liste des Welterbes und führte dort zunächst den Namen „Konzentrationslager Auschwitz“. Um eine Identifikation des Lagers mit seiner Lage in Polen auszuschließen, beschloss das Welterbekomitee 2007, die offizielle Bezeichnung in Auschwitz-Birkenau - deutsches nationalsozialistisches Konzentrations- und Vernichtungslager (1940–1945) abzuändern. Gleichzeitig wurde ein Text zur besonderen Bedeutung des Lagers verabschiedet.[21]
Siehe dazu den Hauptartikel: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (auf polnisch: Państwowe Muzeum Auschwitz-Birkenau)
Das Internationale Auschwitzkomitee wurde 1952 von Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers gegründet. Es dient einerseits als Interessenvertretung seiner Mitglieder, dann aber auch zur Koordinierung der Tätigkeiten nationaler Auschwitz-Komitees (z. B. Frankreich, Polen, DDR), bzw. Häftlingsvereinigungen und es fördert das Gedenken an die Deportationen und die Shoah/den Holocaust.
Der Text am Denkmal im Vernichtungslager Birkenau, das 1967 auf Initiative des Internationalen Auschwitz Komitees errichtet wurde, lautet:
Dieser Ort sei allezeit ein Aufschrei der Verzweiflung und
Mahnung an die Menschheit.
Hier ermordeten die Nazis über anderthalb Millionen Männer, Frauen und Kinder.
Die meisten waren Juden aus verschiedenen Ländern Europas.
Seit 1988 findet einmal jährlich der Marsch der Lebenden zur Erinnerung an den Holocaust statt.
Am 1. September 1992 hat der erste österreichische Gedenkdiener seinen Dienst im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau und dem Auschwitz Jewish Center angetreten.
Der 27. Januar, der Tag der Befreiung des KZ Auschwitz, ist seit 1996 in Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Der Gedenktag wird außer in Deutschland unter anderem auch in Israel, Großbritannien und Italien offiziell als staatlicher Gedenktag begangen.
60. Jahrestag 2005
Die größte europäische Shoa-Gedenkstätte in Paris wurde zum Gedenktag 2005 eingeweiht. Der französische Präsident Chirac betonte, es müsse mit der ganzen Härte des Gesetzes gegen die Leugnung des Holocaust vorgegangen werden.
Am sechzigsten Jahrestag der Befreiung wurde in zahlreichen Veranstaltungen der Opfer der industriellen Massenvernichtung gedacht.
Der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder rief auf der Gedenkveranstaltung des Internationalen Auschwitz Komitees in Berlin dazu auf, der widerlichen Hetze der Neonazis und den immer neuen Versuchen, Nazi-Verbrechen zu verharmlosen entschieden entgegenzutreten.
Die Deutsche Bischofskonferenz gab eine Stellungnahme heraus, dass Auschwitz auch möglich geworden sei, weil zu wenige Deutsche den Mut zu Widerstand gehabt hätten. Auch die katholische Kirche müsse sich nach ihrer Mitverantwortung für den Holocaust fragen lassen.[22] Der polnische Papst Johannes Paul II. erklärte in einer Botschaft zum 60. Jahrestag der Befreiung, dass es niemandem erlaubt ist, an der Tragödie der Schoah vorbeizugehen. Dieser Versuch, ein ganzes Volk planmäßig zu vernichten, liegt wie ein Schatten über Europa und der ganzen Welt; es ist ein Verbrechen, das für immer die Geschichte der Menschheit befleckt.[23] Am 28. Mai 2006 besuchte Papst Benedikt XVI. im Rahmen seiner Apostolischen Reise nach Polen das Lager.[24] In seiner Ansprache sagte er, dass die Machthaber des dritten Reiches hier an dieser Stelle nicht nur das jüdische Volk als Ganzes ausrotten wollten, sondern in letzter Konsequenz auch den Gott der Juden und Christen.
Bei einer Gedenkfeier im Sächsischen Landtag zieht die rechts-extreme NPD demonstrativ aus dem Parlamentssaal aus.
Ingo Stawitz, der NPD-Kandidat für den Kieler Landtag (Wahl Februar 2005) erklärte, dass man am 8. Mai nur der deutschen Kriegsopfer gedenken werde.
Der Europarat gedachte in Straßburg der Opfer. Der Präsident der Parlamentarischen Versammlung, René van der Linden, rief dazu auf in Europa weiter für Menschlichkeit und Demokratie zu kämpfen, dies sei man jedem einzelnen Holocaust-Opfer schuldig.
Der französische Opferverband „Fils et Filles des Déportés Juifs de France“ FFDJF zeigte in Zusammenarbeit mit der französischen Bahn SNCF eine Ausstellung über die Deportation von 11.000 jüdischen Kindern in das Vernichtungslager über das Streckennetz der Reichsbahn. Die Deutsche Bahn hat mit Hinweis auf die personellen und finanziellen Ressourcen abgelehnt, die Ausstellung in den deutschen Bahnhöfen Saarbrücken, Kaiserslautern, Mannheim, Frankfurt am Main, Fulda, Erfurt, Görlitz zu zeigen.
Am 24. Januar 2005 sprachen auf der Sondersitzung der UN-Generalversammlung die Holocaust-Überlebenden Elie Wiesel und Bronisław Geremek wie auch der Außenminister der Bundesrepublik Deutschland Joschka Fischer.
Am 1. November 2005 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 27. Januar in einer Resolution offiziell zum internationalen Holocaustgedenktag.
Auschwitz-Album
Auschwitz-Album werden zwei Fotoalben genannt, die Fotografien aus dem Konzentrationslager Auschwitz, also aus der Zeit vor seiner Befreiung am 27. Januar 1945, zeigen. Die Aufnahmen darin sind von SS-Angehörigen gemacht und gesammelt worden. Die Fotoalben sind auf verschiedenen Wegen überliefert worden.
Ein erstes Auschwitz-Album wurde 1945 von Lilly Jacob während ihrer Haft im Konzentrationslager Dora-Mittelbau entdeckt und 1980 der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem übergeben. Es zeigt die Abläufe im Inneren des Vernichtungslagers Ende Mai oder Anfang Juni 1944 (Ungarn-Aktion).
Ein zweites Auschwitz-Album erwarb im Dezember 2006 das United States Holocaust Memorial Museum von einem anonym gebliebenen ehemaligen Oberst der US-Army, der es 1946 gefunden hatte, mit 116 Aufnahmen, die der SS-Obersturmführer Höcker als führender Offizier der Wachmannschaft gemacht hatte. Der Großteil des Fotoalbums zeigt Angehörige des Lagerpersonals bei Schießübungen und bei Freizeitaktivitäten.
Die vier Aufnahmen von Alex beim Krematorium V: Georges Didi-Hubermann publizierte 2007 vier Fotografien, die Häftlinge im Lager machen konnten.[25] Mit einer eingeschmuggelten Kamera gelang es im August 1944 einem griechischen Häftling Alex, der zur Arbeit im Sonderkommando gezwungen worden war, ein Foto von einem Leichenverbrennungsgraben und drei Aufnahmen von Frauen zu machen, die beim Krematorium V auf die Hinrichtung warten müssen. Der belichtete Film brauchte durch verschiedene Hände Wochen, bis er vom polnischen Widerstand in Krakau im September entwickelt werden konnte. Didi-Huberman fragt in seinem Buch nach der Wirkung dieser Bilder auf den Betrachter. Er nennt sie »Bilder trotz allem« (frz. »images malgré tout«).
Zitate
„Was sind das für Zeiten, wo
ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist
weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!“
Bertolt Brecht 1938: „An die Nachgeborenen“
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland.“
Paul Celan 1947: „Todesfuge“
„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch.“
Theodor W. Adorno 1949: „Kulturkritik und Gesellschaft“
„Das perennierende Leiden hat so viel Recht auf Ausdruck wie der Gemarterte zu brüllen; darum mag falsch gewesen sein, nach Auschwitz ließe kein Gedicht mehr sich schreiben.“
Theodor W. Adorno 1966: „Negative Dialektik“
„Wer nicht in Auschwitz war, kommt nie hinein. Wer dort war, kommt nie heraus.“
Primo Levi ??
„Wusstet ihr, … dass es nur ein Wort für Entsetzen gibt, nur ein Wort für Angst? Wusstet ihr, dass das Leiden keine Schranke kennt, der Schrecken keine Grenze?“
Charlotte Delbo (Mitglied der Résistance, wurde nach Auschwitz deportiert)
Mit dem Zerstören Israels, mit der Schoah, sollte im letzten auch die Wurzel ausgerissen werden, auf der der christliche Glaube beruht und endgültig durch den neuen, selbstgemachten Glauben an die Herrschaft des Menschen, des Starken, ersetzt werden. Ansprache Papst Benedikt XVI. in Auschwitz am 25. Mai 2006
Siehe auch
Eine Laus dein Tod
Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin
Holocaustleugnung
Jüdisches Zentrum in Oświęcim/Auschwitz
Liste der deutschen Konzentrationslager
Maus – Die Geschichte eines Überlebenden, Literarischer Comic
Nürnberger Ärzteprozess, nach 1945
Nürnberger Gesetze, Rassengesetze
Medizin im Nationalsozialismus
Vergangenheitsbewältigung
Literatur
Theodor W. Adorno: Ob nach Auschwitz noch sich leben lasse. Ein philosophisches Lesebuch, hrsg. von Rolf Tiedemann. Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1997, ISBN 3-518-11844-7.
Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Bd. 5: Hinzert, Auschwitz, Neuengamme., C. H. Beck Verlag München 2007, ISBN 978-3-406-52965-8.
Tadeusz Borowski, Friedrich Griese: Bei uns in Auschwitz, auf deutsch: 2006, Verlag Schöffling, ISBN 3-89561-329-0
Danuta Czech: Kalendarium der Ereignisse im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau 1939–1945. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1989 (1958 1. A.), ISBN 3-498-00884-6.
Georges Didi-Huberman: Bilder trotz allem. Übers. Franz. v. Geimer. München: Wilhelm Fink Verlag 2007. 260 Seiten mit 30 Abbi. ISBN 978-3-7705-4020-4.
Wacław Długoborski, Franciszek Piper (Redaktion): Auschwitz 1940-1945. Węzłowe zagadnienia z dziejów obozu. Autorinnen: Danuta Czech, Tadeusz Iwaszko, Stanisław Kłodziński, Helena Kubica, Aleksander Lasik, Franciszek Piper, Irena Strzelecka, Andrzej Strzelecki, Henryk Świebocki. Herausg.: Verlag Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 1995, 5 Bände, 1.250 S., ISBN 83-85047-52-2 (PL). In deutscher Übersetzung unter Leitung von Jochen August. Auschwitz 1940-1945. Studien zur Geschichte des Konzentrations und Vernichtungslagers Auschwitz. (5 Bände: I. Aufbau und Struktur des Lagers. II. Die Häftlinge - Existenzbedingungen, Arbeit und Tod. III. Vernichtung. IV. Widerstand. V. Epilog.) 2.076 Seiten. ISBN 83-85047-76-X.
Ka-Tzetnik 135633: Shivitti. Eine Vision. Löhrbach 2005, ISBN 3-922708-50-1. (Der grüne Zweig, 250)
Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Frankfurt am Main, S. Fischer, ISBN 978-3-10-039326-5.
Helena Kubica: Man darf sie nicht vergessen. Die jüngsten Opfer von Auschwitz. Hrsg.: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau, 2003; 383 Seiten; deutsch-polnische Ausgabe, ISBN 83-88526-30-8.
Robert Jan van Pelt, Debórah Dwork: Auschwitz. Von 1270 bis heute. Pendo Verlag, Zürich, 1998, ISBN 3-85842-334-3.
Jan Erik Schulte: Vom Arbeits- zum Vernichtungslager. Die Entstehungsgeschichte von Auschwitz-Birkenau 1941/42, in: VfZ 50 (2002), S. 41–69.
Otto Schwerdt, Mascha Schwerdt-Schneller: Als Gott und die Welt schliefen. Verlag Lichtung, 1998, 111 Seiten. ISBN 3-929517-27-2.
Tadeusz Sobolewicz: Aus der Hölle zurück von , Bericht eines ehemaligen Auschwitz-Häftlings, herausgegeben vom Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-14179-6.
Shlomo Venezia: Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz: Das erste umfassende Zeugnis eines Überlebenden. Vorwort von Simone Veil. Dagmar Mallett Übersetzung. Blessing, 2008, ISBN 3-89667-365-3.
Filme
Die letzte Etappe, 1948, Regie: Wanda Jakubowska
Aus einem deutschen Leben, 1977, Regie: Theodor Kotulla (über Rudolf Höß)
Birkenau und Rosenfeld, 2002, Regie: Marceline Loridan-Ivens (Spielfilm)
Nacht und Nebel, 1956, Regie: Alain Resnais
Shoa, 1985, Regie: Claude Lanzmann
Die Grauzone, 2001, Regie: Tim Blake Nelson
Schindlers Liste, 1993, Regie: Steven Spielberg
Quellen, Zitatnachweise
Y. Gutman und M. Berenbaum (Hrsg.): „Anatomy of the Auschwitz Death Camp“, Indiana University Press, 1994
Alfred Kantor (Vorw. Friedrich Heer): Das Buch des Alfred Kantor, Athenäum Verlag Frankfurt a. M. 1987/ Mc Graw-Hill Company New York 1971
Franciszek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz aufgrund der Quellen und der Erträge der Forschung 1945 bis 1990. Verlag Staatliches Museum in Oświęcim, 1993, ISBN 83-85047-17-4.
1.↑ Gesamtzahl der Holocaust-Opfer, siehe den Wikipedia Artikel »Holocaust«
2.↑ Die bekanntesten Lager sind das KZ Auschwitz I (Stammlager) und das KZ_Auschwitz-Birkenau. Vom dritten Lager KZ Auschwitz III Monowitz gibt es nur noch wenige Reste auf Privatgelände.
3.↑ Vgl. DPA-Meldung vom 27. Juni 2007. Eingetragen seit 1979 in die Liste des Weltkultur- und Naturerbes der Menschheit.
4.↑ The Architecture of Murder: The Auschwitz-Birkenau Blueprints, Online Ausstellung, yadvashem.org
5.↑ Franciszek Piper: Architektur des Verbrechens. Das Gebäude der sog. Zentralen Sauna im KL Auschwitz II-Birkenau.
6.↑ SS-Wirtschaftsverwaltungsamt/Dok: Verteilung von Uhren Zugriff 26. März 2007
7.↑ Frauen in Auschwitz (Uni Linz)
8.↑ Frauen in Konzentrationslagern (Uni Trier)
9.↑ Familienlager Theresienstadt auf www.ghetto-theresienstadt.info
10.↑ Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, 1999, S. 944
11.↑ Wolfgang Benz(Hrsg): Dimension des Völkermordes,DTV, 1996, ISBN 3-423-04690-2
12.↑ a b Bericht des Auschwitzmuseums
13.↑ Marek Tomasz Pawlowski (Regie) inszenierte dokumentar-filmerisch dieses Drama: Die Flucht.. Film, Polen 2006, deutsch 2009, 45 Min. Deutsche Bearbeitung Ingrid Terhorst.
14.↑ Andreas Kilian: Der “Sonderkommando-Aufstand” in Auschwitz-Birkenau bei shoa.de.
15.↑ Deshalb wurden am 5. Januar 1945 hingerichtet: Ala Gertner, Rózia Robota, Regina Safirsztajn und Ester Wajcblum. Einige der Beteiligten kamen aus dem selben Ort, Będzin. www.jewishgen.org/Yizkor/bedzin (engl.)
16.↑ Komora gazowa i krematorium V
17.↑ Związek Organizacji Wojskowej (polnisch für Union militärischer Organisationen, abgekürzt ZOW) vgl. Artikel Witold Pilecki
18.↑ Telegramm vom 6. Juli 1944 Edmund Veesenmayer an Joachim von Ribbentrop Punkt 5: über drei entzifferte Geheimtelegramme aus Bern (abgedruckt in: Francisek Piper: Die Zahl der Opfer von Auschwitz. S. 80)
19.↑ Nikolai Politanow: „Wir trauten unseren Augen nicht.“ In spiegel.de vom 27. Jan. 2008.
20.↑ Bundesministerium der Justiz: Verzeichnis der Konzentrationslager und ihrer Außenkommandos gemäß § 42 Abs. 2 BEG Nr.130, Birkenau = Brzezinka (Auschwitz II), 26. November 1941 bis 27. Januar 1945
21.↑ World Heritage Committee approves Auschwitz name change Presseerklärung des Welterbekomitees vom 28. Juni 2007
22.↑ Deutsche Bischofskonferenz: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann, zur Einweihung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas am 10. Mai 2005 10. Mai 2005
23.↑ Der Heilige Stuhl: Botschaft seiner Heiligkeit Johannes Paul II. anlässlich des 60. Jahrestages des Befreiung der Gefangenen des Vernichtungslagers Aschwitz-Birkenau 2005
24.↑ Der Heilige Stuhl: Apostolische Reise seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI. nach Polen (25-28. Mai 2006) Programm 2006
25.↑ Didi-Huberman, 2007 - Rezension, Geschichte der Aufnahmen siehe Literatur
Weblinks
Commons: Auschwitz-Birkenau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Offizielle Webpräsenz der Gedenkstätte (Nur in polnisch oder englisch)
Linkkatalog zum Thema KZ Auschwitz-Birkenau im ODP (Open Directory Project)
Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO (englisch) (französisch)
DER SPIEGEL 6/1979: Niemand kommt hier raus – Vernichtungslager Auschwitz: Häftling Nr. 290, Wieslaw Kielar, berichtet
AusklappenVernichtungslager des nationalsozialistischen Deutschen Reichs
Kulmhof | Auschwitz | Belzec | Majdanek | Maly Trostinez | Sobibor | Treblinka
Ausklappen
Welterbestätten in Polen
Historisches Zentrum von Krakau · Salzbergwerk Wieliczka · KZ Auschwitz-Birkenau · Historisches Zentrum von Warschau · Białowieża-Nationalpark (Weltnaturerbe) · Renaissance-Altstadt von Zamość · Mittelalterliche Altstadt von Toruń · Ordensburg Marienburg · Kloster und Kalvarienberg in Kalwaria Zebrzydowska · Friedenskirche (Świdnica) und Friedenskirche (Jawor) · Fürst-Pückler-Park Bad Muskau · Jahrhunderthalle (Breslau) · Holzkirchen im südlichen Kleinpolen
50.03583333333319.178333333333
Koordinaten: 50° 2′ 9″ N, 19° 10′ 42″ ONormdaten: SWD in der DNB: 4011886-1
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Auschwitz-Birkenau“
Kategorien: KZ Auschwitz | Vernichtungslager | Woiwodschaft Kleinpolen | Weltkulturerbe in Polen
@ schrieb am 14.9. 2010 um 09:40:49 Uhr zu
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Das Konzentrationslager Ravensbrück (auch: KZ Ravensbrück) war ein reichsdeutsches Konzentrationslager im damaligen brandenburgischen Landkreis Templin - Uckermark. Es befand sich in der Nähe der kleinen – damals mecklenburgischen – Stadt Fürstenberg an der Havel, rund 100 km nördlich von Berlin, und gilt als das größte Frauenkonzentrationslager des Deutschen Reichs.
Heute befindet sich auf dem Gelände die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück.
Inhaltsverzeichnis [Verbergen]
1 Geschichte
1.1 1939
1.2 1940
1.3 1941
1.4 1942
1.5 1943
1.6 1944
1.7 1945
1.8 Auflösung und Befreiung
1.9 Nachkriegszeit
1.10 Bilanz
2 Leben im Lager
3 Außenlager
4 Personen
4.1 Todeszahlen
4.2 Häftlinge
4.3 Personal
5 Gedenkstätte
6 Siehe auch
7 Einzelnachweise
8 Medien
8.1 Literatur
8.2 Dokumentarfilm
8.3 Bilder
8.4 Weblinks
Geschichte [Bearbeiten]
Das Lager wurde im Dorf Ravensbrück am Schwedtsee von Dezember 1938 bis April 1939 auf Anordnung des Reichsführer-SS Heinrich Himmler von Häftlingen des KZ Sachsenhausen zunächst als reines Frauenlager errichtet. Im April 1941 kam ein kleines Männerlager für zunächst 350 Häftlinge hinzu. Bis Juni 1942 wurde in unmittelbarer Nähe das Jugendschutzlager Uckermark für zunächst 400 weibliche Jugendliche fertiggestellt und mit in Betrieb genommen. Das KZ Ravensbrück umfasste 1945 eine Fläche von etwa 170 Hektar und hatte bis zu 70 Außenlager im Reichsgebiet sowie in den besetzten Gebieten, in denen durch Häftlinge Zwangsarbeit für die Rüstungsindustrie verrichtet werden musste.
1939 [Bearbeiten]
Zwangsarbeit im KZ Ravensbrück, 1939Am 18. Mai 1939 wurden die ersten knapp 900 weiblichen Häftlinge aus dem KZ Lichtenburg in das neue Lager Ravensbrück verlegt. Diese Häftlinge mussten zunächst beim weiteren Ausbau des Lagers und beim Bau der Wohnsiedlung für die SS-Wachmannschaft mitarbeiten. Bereits Ende Juni 1939 wurden erstmals 440 Roma und Sinti mit ihren Kindern aus dem österreichischen Burgenland nach Ravensbrück deportiert. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kamen zunächst auch Frauen aus dem besetzten Polen, später auch aus den anderen vom Deutschen Reich besetzten Ländern hinzu.
1940 [Bearbeiten]
Im Januar 1940 inspizierte Himmler das Lager und erließ die offizielle Anordnung, die die Prügelstrafe für weibliche Häftlinge einführte. Im Zuge der totalen Umstellung auf die Kriegswirtschaft wurde am 21. Juni 1940 der SS-Betrieb „Gesellschaft für Textil- und Lederverwertung mbH“ in Ravensbrück gegründet. Im Lager wurde ein sogenannter „Industriehof“ mit Produktionsstätten eingerichtet, wo die Häftlinge „frauentypische“ Arbeiten verrichten mussten. Im Dezember 1940 waren bereits 4.200 weibliche Gefangene in Ravensbrück registriert, die in 16 KZ-Baracken untergebracht waren.
1941 [Bearbeiten]
Die Zahl der Gefangenen erhöhte sich bis April 1941 um weitere 3.500 Häftlinge. Im gleichen Monat wurden 1.000 Frauen aus Ravensbrück nach Auschwitz zum Aufbau des dortigen Vernichtungslagers transportiert.
1942 [Bearbeiten]
Da Ravensbrück zu diesem Zeitpunkt noch über keine eigene Gaskammer verfügte, wurden im April 1942 über 1.600 Frauen, davon etwa die Hälfte Jüdinnen, selektiert und in der NS-Tötungsanstalt Bernburg vergast. Nach der Zerstörung des tschechischen Dorfes Lidice durch deutsche Einsatzkommandos wurden im Juni 1942 182 überlebende Frauen des Dorfes nach Ravensbrück deportiert.
Am 20. Juli begann Himmlers Leibarzt Karl Gebhardt, der 12 km entfernt seine Klinik Hohenlychen betrieb, in Ravensbrück Experimente an KZ-Häftlingen bezüglich Sulfonamide (Antibiotika). Das Nazi-Idol Heydrich war unter seiner Aufsicht an Gasbrand verstorben und Gebhardt war in große Bedrängnis geraten, da er u.a. durch Hitlers Leibarzt Morell kritisiert wurde, dass Heydrich noch leben könne, wären andere Sulfonamide verabreicht worden. Gebhardt ließ in einer ersten Versuchsreihe 15 männlichen und 42 polnischen, weiblichen Häftlingen Verletzungen zufügen, die Kriegsverletzungen simulieren sollten. Zur Auslösung einer Infektion ließ er in die Wunde Stoffe, Glassplitter, Lehm, Zellstoff o.ä. einfügen. An den eiternden Wunden wurde die Wirkweise verschiedener Sulfonamide getestet. [1]
Im Zuge des verstärkten Einsatzes von Lagerinsassen aller KZ in der Kriegswirtschaft und in der Rüstungsindustrie ließ die Firma Siemens & Halske ab Juni 1942 Fertigungsbaracken für seine Produktion am KZ Ravensbrück errichten, wo die inhaftierten Frauen in der Folgezeit dann Zwangsarbeit verrichten mussten. Am 1. August 1942 begannen SS-Ärzte mit weiteren medizinischen Versuchen an gesunden Frauen. Nach der Anordnung des Reichssicherheitshauptamts in Berlin, das Lager Ravensbrück „judenfrei“ zu machen, wurden am 6. Oktober 1942 über 600 Frauen, fast ausnahmslos Jüdinnen, in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Im Dezember des gleichen Jahres war das Lager mit 10.800 Gefangenen aus ganz Europa belegt.
SS-Feldpostkarte des Krematoriums im KZ RavensbrückAm 3. September inspizierte Reichsarzt-SS Grawitz das Lager Ravensbrück und ordnete an, den Häftlingen seien Schussverletzungen zuzufügen, da er die bisher zugefügten Verletzungen als »Mückenstiche« bezeichnete. Gebhardt begann nun mit einer neuen Versuchsreihe an 24 polnischen Häftlingen. Er ließ ihnen keine Schussverletzungen zufügen, sondern impfte zugefügte Wunden mit Gasbrand-Erregern. Er erreichte starke Infektion der Wunden, an denen starker Gasbrand entstand. Drei Frauen verstarben an dieser Versuchsreihe. Insgesamt fünf Frauen starben an Gebhardts Sulfonamid-Versuchsreihen, viele wurden zu Invaliden. Die relativ niedrige Sterberate wurde auf die Wirksamkeit der Sulfonamide zurückgeführt. [2]
1943 [Bearbeiten]
Ende Februar 1943 kamen auch weibliche Kriegsgefangene der Roten Armee nach Ravensbrück. Wegen des verstärkten Einsatzes von KZ-Häftlingen in der Rüstungsindustrie wurden ab März Außenlager des KZ Ravensbrück eingerichtet. Da die SS der großen Zahl der Toten nicht mehr Herr wurde, errichtete man im Herbst 1943 ein eigenes Krematorium für das KZ Ravensbrück. Die Asche der Toten wurde zumindest teilweise in den benachbarten Schwedtsee geschüttet. Im Dezember 1943 waren in Ravensbrück und seinen Außenlagern ca. 15.100 Häftlinge registriert.
1944 [Bearbeiten]
Im Laufe des Jahres 1944 kamen noch tausende Gefangene aus evakuierten Haftstätten im besetzten Frankreich und den geräumten KZ aus dem Osten des Deutschen Reichs, z. B. aus dem KZ Majdanek. Im September 1944 waren die Baracken derart überfüllt, dass die Kommandantur zur Unterbringung der Gefangenen Zelte im Lager aufstellen ließ. Viele der darin untergebrachten Frauen und Kinder überlebten den Winter 1944/1945 nicht. Nach der Niederschlagung des Warschauer Aufstands verschlimmerte sich die Situation dramatisch, als im Oktober 12.000 polnische und jüdische Frauen und Kinder nach Ravensbrück deportiert wurden. Es wurden 1944 insgesamt 70.000 Ravensbrücker Häftlinge in andere Lager zur Zwangsarbeit abgegeben, so zu Heinkel nach Rostock, zu Siemens nach Zwodau und über 10.000 Polinnen und Jüdinnen nach Auschwitz-Birkenau.
Beschuldigte, die im Zusammenhang mit dem Attentat vom 20. Juli 1944 verhaftet wurden, denen aber keine unmittelbare Beteiligung nachgewiesen werden konnte, wurden, wie Otto Schniewind, Hjalmar Schacht, Tilo von Wilmowsky und Peter Bielenberg, vom Zellengefängnis Lehrter Straße nach Ravensbrück verlegt. Weiterhin wurden im Rahmen der Aktion Gitter ab dem 22. August Regimekritiker, die vorsorglich auf schwarzen Listen erfasst worden waren, unter anderem auch in Ravensbrück eingeliefert, darunter die Freiburger Professoren Adolf Lampe, Constantin von Dietze und Gerhard Ritter.
1945 [Bearbeiten]
Mitte Januar 1945 waren in Ravensbrück mit seinen Außenlagern fast 46.100 weibliche und über 7.800 männliche Häftlinge registriert. Anfang Februar erhöhte sich die Zahl um 11.000 Häftlinge aus anderen, geräumten KZ und Außenlagern. Das Jugendschutzhaftlager Uckermark wurde ebenfalls geräumt. In ihm wurden jetzt arbeitsunfähige Frauen untergebracht, tausende dieser Frauen wurden in den folgenden Wochen ermordet. Im Februar 1945 wurden in Ravensbrück ein Richtplatz sowie eine provisorische Gaskammer errichtet, in der bis Ende März 2.300 bis 2.400 Opfer getötet wurden.[3]
Auflösung und Befreiung [Bearbeiten]
Weibliche Gefangene in Ravensbrück in Erwartung ihrer Rettung durch das Schwedische Rote KreuzIn der Zeit vom 5. April bis 26. April 1945 gelang es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz und dem Schwedischen Roten Kreuz unter Folke Bernadotte, 7.500 Frauen aus Ravensbrück in die Schweiz und nach Schweden zu evakuieren. Da sich die Front im April 1945 dem Lager immer mehr näherte, wurde das KZ Ravensbrück ab dem 27. April schließlich von der SS geräumt und die Insassen auf einen Todesmarsch getrieben. Zurück blieben lediglich schwerkranke Häftlinge: 2.000 Frauen und 300 Männer sowie Häftlingspflegepersonal, insgesamt rund 3000 Personen. Am 30. April 1945 erreichten sowjetische Truppen Fürstenberg und befreiten auch die verbliebenen Insassen des KZ Ravensbrück. Die Häftlinge auf dem Todesmarsch wurden bis zum 3. Mai 1945 von sowjetischen Einheiten eingeholt und ebenfalls befreit. An den Folgen der KZ-Haft starben in folgenden Wochen und Monaten aber noch zahllose ehemalige Häftlinge.
Nachkriegszeit [Bearbeiten]
Mitglieder des SS-Wachpersonals, Aufseherinnen und ehemalige Häftlinge mit Funktionen in der Lagerverwaltung wurden nach Kriegsende von den Alliierten festgenommen und von 1946 bis 1948 in den Hamburger Ravensbrück-Prozessen vor Gericht gestellt. 16 Angeklagte wurden wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tod verurteilt.
Teile des KZ-Geländes sowie die SS-Wohnsiedlung wurden von der sowjetischen Garnison in Fürstenberg bis zum Abzug der dann sowjetischen Truppen 1993 militärisch bzw. zu Wohnzwecken genutzt.
Auf einem Teil des Lagers weihte die DDR 1959 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück ein. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen aus Deutschland wurden weitere Teile des Lagers in die Gedenkstätte einbezogen.
Nach dem Krieg wurde wenig über Ravensbrück berichtet, es wurde als eines der kleineren Lager betrachtet.
Neue Aufmerksamkeit und Interesse am Lager folgte nach dem Majdanek-Prozess in Düsseldorf ab 1976. Die größte Aufmerksamkeit im Prozess bekam die SS-Wächterin Hermine Braunsteiner, die von dem bekannten Nazi-Aufklärer und Verfolger Simon Wiesenthal aufgespürt worden war.
Auch im September 2006 rückte die Geschichte des Lagers wieder in das öffentliche Bewusstsein, als die USA die mittlerweile 83-jährige Elfriede Rinkel auswiesen. Diese hatte seit 1959 in den Vereinigten Staaten in Kalifornien gelebt, teilte das US-Justizministerium in Washington mit. Dabei habe sie aber über ihre NS-Vergangenheit gelogen. Elfriede Rinkel, geb. Huth, die nach wie vor die deutsche Staatsbürgerschaft hat, sei Anfang des Monats September 2006 nach Deutschland zurückgekehrt, nachdem den Behörden ihr Vorleben in der NS-Zeit bekannt geworden sei und ein Gericht sie zum Verlassen des Landes bis Ende September 2006 aufgefordert habe.
Rinkel sei von Juni 1944 bis zur Aufgabe des Lagers im April 1945 Aufseherin in Ravensbrück gewesen. Sie habe bei der „Erfüllung ihrer Aufgaben“ einen trainierten Hund benutzt, teilte das US-Justizministerium weiter mit. Im KZ Ravensbrück hielten die Nationalsozialisten hauptsächlich Frauen gefangen und zwangen sie – oft mit Hilfe von Hunden – zu schwersten Arbeiten. „KZ-Wärter wie Elfriede Rinkel spielten bei der entsetzlichen Misshandlung unschuldiger Opfer durch das NS-Regime eine bedeutende Rolle“, heißt es in der Mitteilung des Ministeriums.
Bilanz [Bearbeiten]
Zwischen 1939 und 1945 sind insgesamt etwa 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weibliche Jugendliche aus 40 Nationen und Volksgruppen im KZ Ravensbrück und dem Jugendschutzhaftlager Uckermark registriert worden. Sie wurden von ca. 1.000 SS-Leuten und knapp 550 Aufseherinnen bewacht. Man geht davon aus, dass 28.000 Häftlinge in diesem KZ ums Leben gekommen sind.[4] Das Gedenkbuch nennt 60 Jahre nach der Befreiung des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück die Namen von 13.161 Frauen, Männern und Kindern.
Leben im Lager [Bearbeiten]
Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück: Diese schwere Walze mussten Frauen beim Straßenbau ziehen.Wenn eine neue Gefangene in Ravensbrück ankam, erhielt sie eine Nummer und eine Kennzeichnung durch ein auf der Kleidung zu tragendes farbiges Dreieck, welches durch die Farbe eine Kategorie und durch einen Buchstaben die Nationalität bezeichnete. Jüdische Frauen trugen den sogenannten Judenstern. Kriminelle trugen grüne Dreiecke, Widerstandskämpferinnen und sowjetische Kriegsgefangene trugen rote Dreiecke, und Mitglieder der Bibelforscher bzw. Zeugen Jehovas wurden mit violetten Winkeln gekennzeichnet. Separat klassifiziert mit schwarzen Dreiecken wurden als »asozial« kategorisierte Häftlinge.
Die Insassen in Ravensbrück litten unermesslich. Sie lebten unter unmenschlichen Bedingungen, Tausende wurden erschossen, erwürgt, vergast, lebendig begraben oder arbeiteten sich zu Tode. Einige starben in so genannten medizinischen Experimenten (siehe auch: Nürnberger Ärzteprozess). Alle Insassen, einschließlich der kleinen Kinder, mussten schwere Arbeit verrichten, die allgemein zum Tod führte. Die Frauen wurden gezwungen, zum Beispiel für Siemens Teile für die V-2-Raketen zu bauen.
Lagerordnung
„Jede Schutzhaftgefangene darf im Monat einen Brief oder eine Karte absenden oder empfangen.
Die Zeilen müssen mit Tinte, übersichtlich und gut lesbar geschrieben sein. Briefe dürfen vier normale Seiten mit je 15 Zeilen und Karten 10 Zeilen nicht überschreiten. Jedem Schreiben darf nur eine 12 Rpf. Briefmarke beigefügt werden, weitere verfallen der Beschlagnahme zugunsten mittelloser Häftlinge. Fotos dürfen nicht geschickt werden. Alle Postsendungen müssen mit Häftlings- und Blocknummer versehen sein. Pakete jeglichen Inhalts dürfen nicht empfangen werden. Es kann im Lager alles gekauft werden. Geldsendungen sind zulässig, müssen aber durch Postanweisung erfolgen. Nationalsozialistische Zeitungen sind zulässig, müssen aber vom Häftling selbst über die Postzensurstelle des Frauen-Konzentrationslagers bestellt werden.
Entlassungsgesuche aus der Schutzhaft an die Lagerleitung sind zwecklos.“
– Auszug aus der Lagerordnung des KZs Ravensbrück
Die Postbestimmungen änderten sich häufig und wurden von der Willkür der SS geprägt. Deshalb gab es von Zeit zu Zeit unterschiedliche Vordruckbriefe und Vordruckkarten.
Außenlager [Bearbeiten]
Liste der Nebenlager und Außenkommandos des KZ Ravensbrück
Während des 2. Weltkrieges entstanden über das Deutsche Reich verteilt mehr als 70 Nebenlager des Stammlagers Ravensbrück. Dort wurden die weiblichen Häftlinge als Zwangsarbeiterinnen insbesondere für die Kriegsproduktion ausgenutzt. Die Einnahmen daraus teilte sich die SS mit deren Betreibern.
Unter anderem gab es Außenlager in Karlshagen, Magdeburg, Genthin, Neubrandenburg, Neustadt-Glewe, Rostock-Schwarzenpfost, Uckermark, Velten und Zwodau (in Karlshagen, Neubrandenburg,Nordwestuckermark und Zwodau).
Personen [Bearbeiten]
Todeszahlen [Bearbeiten]
Totenehrung beim Internationalen Friedenstreffen in Ravensbrück am 10. September 1949, mit damaliger Schätzung der Anzahl der TotenMit der schnellen Annäherung der Roten Armee im Frühjahr 1945 entschied die SS, möglichst viele Gefangene zu töten, um zu vermeiden, dass diese später bezeugen konnten, was im Lager geschehen war. Bis zur Befreiung wurden Zehntausende Frauen und Kinder ermordet. Eine grobe, methodisch sehr fragwürdige britische Schätzung von 1946 gab etwa 92.000 in Ravensbrück verstorbener, ermordeter und vergaster Frauen an, was sich als stark überhöht erweisen sollte.
Die Forschung geht auf verbesserter Quellengrundlage von mindestens 25.000 und höchstens 40.000 Opfern aus; neue Veröffentlichungen aus dem Jahr 2008 nennen 28.000.[4] In dieser Zahl sind die Opfer der Todesmärsche nicht inbegriffen.
Häftlinge [Bearbeiten]
Hauptartikel: Liste von Häftlingen im Konzentrationslager Ravensbrück
Unter den Tausenden Gefangenen im Konzentrationslager Ravensbrück waren auch vier weibliche Mitglieder des Special Operations Executive (SOE): Denise Bloch, Cecily Lefort, Lilian Rolfe und Violette Szabo, sowie Niet Elise und die 25-jährige französische Prinzessin Anne de Bauffremont-Courtenay. Aus Lidice waren 195 Frauen untergebracht. Am 18. Januar 1945 kamen die nichtjüdischen Mitglieder des Mädchenorchesters von Auschwitz ins KZ Ravensbrück. Am 22. April 1945 erfolgte die Evakuierung aller Skandinavierinnen in der Aktion Folke Bernadotte durch die weißen Busse.[5]
Personal [Bearbeiten]
Das KZ leiteten als Lagerkommandant:
SS-Standartenführer Günther Tamaschke
SS-Hauptsturmführer Max Koegel
SS-Hauptsturmführer Fritz Suhren
Das Männerlager unterstand SS-Hauptsturmführer Johann Schwarzhuber. Die Kommandanten führten den Titel „Lagerdirektor“.
In Ravensbrück setzte man viel weibliches Personal als Wärterinnen oder Aufseherinnen ein oder bildete sie dafür aus. Zu diesem Personenkreis zählten: Dorothea Binz – Luise Brunner – Grete Boesel – Hermine Braunsteiner-Ryan – Christine Holthöwer – Anna Klein-Plaubel – Johanna Langefeld – Elfriede Mohneke – Carmen Mory – Ruth Neudeck – Margarete Rabe – Vera Salvequart – Ilse Vettermann – Ida Schreiter – Eugenia von Skene – Emma Zimmer – Erna Wallisch
Für die Selektionen und „medizinischen Experimente“ gab es eine Reihe von SS-Ärzten unter der Leitung der beiden Standortärzte, SS-Untersturmführer/Hauptsturmführer Walter Sonntag (2. Mai 1940 bis Dezember 1941 oder nach anderen Quellen Juli 1941/Februar 1942) und SS-Hauptsturmführer Gerhard Schiedlausky. Ihnen waren folgende Lagerärzte und Sanitätspersonal unterstellt: Gerda Ganzer – Martha Haake – Martin Hellinger – Liesbeth Krzok – Elisabeth Marschall – Herta Oberheuser – Benno Orendi – Rolf Rosenthal – Walter Sonntag – Percy Treite – Richard Trommer – Gerda Weyand – Adolf Winkelmann
Gedenkstätte [Bearbeiten]
Briefmarke der DDR, 1989
30 Jahre Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Rundgang von Jugendlichen durch die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück in der DDR, 1988.
Skulptur „Tragende“ von Will Lammert, Ansicht vom Schwedtsee, nationale Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, 1980Auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers befindet sich heute eine Gedenkstätte. Nachdem das ehemalige Lagergelände von der sowjetischen Armee bis 1993 als Garnison der rückwärtigen Dienste genutzt wurde, konnten Teilbereiche des Lagergeländes, wie der ehemalige Zellenbau, die ehemalige SS-Kommandantur – heute Verwaltungsgebäude der Mahn- und Gedenkstätte, beherbergt die Hauptausstellung – und Außenflächen am See schon ab Mitte der 1950er-Jahre beziehungsweise ab 1983 in die Gedenkstätte mit einbezogen werden. In den ehemaligen Aufseherinnenunterkünften befindet sich heute eine Jugendherberge und Jugendbegegnungsstätte.
Seit 1996 besteht eine Kooperation zwischen der Kolping-Jugend im Diozösenverband Berlin und der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten.[6]
Am 16. und 17. April 2005 fand auf dem Gelände des ehemaligen KZ eine Gedenkfeier zum 60. Jahrestag der Befreiung statt. Eingeladen waren unter anderem rund 600 Überlebende aus aller Welt, vor allem aus Osteuropa. Unter anderem sprachen Renate Schmidt (Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend) und Matthias Platzeck als Ministerpräsident des Landes Brandenburg.
Am 15. April 2005 wurde auf dem Freigelände der Gedenkstätte eine neue Dauerausstellung über die Zugtransporte nach Ravensbrück eröffnet. Zentrales Ausstellungsstück der Freilichtausstellung ist ein aufgearbeiteter Güterwagen. Die Tafeln der Ausstellung informieren über die zeitliche Entwicklung und Herkunft der Transporte nach Ravensbrück, erklären die verschiedenen Zugtypen, Ankunftsorte der Züge und die Rolle der Anwohner. Es ist vermutlich die bis dato einzige Ausstellung in einer deutschen Gedenkstätte, die sich allein dem Thema der Transporte in das Lager widmet. Konzipiert und realisiert hat die Museumskonzeption Karolin Steinke aus Berlin; die Ausstellungs-Architektur und Gestaltung lagen in den Händen des Berliner Grafikdesigners Jakob Brummack.
2009 wurde das Besucherleitsystem bestehend aus 41 Stelen mit dem red dot communication design award in der Kategorie Information design/Public space ausgezeichnet.[7]
Siehe auch [Bearbeiten]
Le Verfügbar aux Enfers (Die frz. Operette von Germaine Tillion entstand in Ravensbrück).
Einzelnachweise [Bearbeiten]
1.↑ Zámečník: Das war Dachau. Luxemburg, 2002,S. 285 ff. - Zu den Versuchen in Ravensbrück: Aussage Gebhardts in NOR 1, Prot. S. 3965-4261 G. Aussage Dr. Fischers in NOR 1, Prot. S.985-986, S.4303-4433 G. Aussage der polnischen Häftlingsärztin Zofia Maczka S. 1450-1459 G. Aussagen von weiblichen Häftlingen aus Ravensbrück: Nürnberger Dok. NO-861, NO-864, NO-871, NO-875-875, NO-877.
2.↑ Zámečník, S.288.
3.↑ Stefan Hördler: Die Schlussphase des Konzentrationslagers Ravensbrück. Personalpolitik und Vernichtung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), H. 3. S. 244 f.
4.↑ a b Stefan Hördler: Die Schlussphase des Konzentrationslagers Ravensbrück. Personalpolitik und Vernichtung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 56 (2008), H. 3. S. 247.
5.↑ Christiane Baltes: Schweden und die Befreiung skandinavischer KZ-Insassen aus Deutschland. „Bernadotte-Aktion“ und United Nations Relief and Rehability Administration (UNRRA) (PDF). Humboldt-Universität zu Berlin, Nordeuropa-Institut, 8. Dezember 2005.
6.↑ Kolpingjugend-Berlin Ravensbrückrubrik
7.↑ Pressemeldung der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten vom 17. August 2009, abgerufen am 18. August 2009.
Medien [Bearbeiten]
Literatur [Bearbeiten]
Gedenkbuch für die Opfer des Konzentrationslagers Ravensbrück 1939–1945. Herausgegeben von der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Wissenschaftliche Leitung: Bärbel Schindler-Saefkow unter Mitarbeit von Monika Schnell.
Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. 9 Bände (bis 2008 erschienen: 8 Bände). C.H. Beck, München 2005–?, ISBN 978-3-406-52960-3 (i. Dr.; Inhaltsregister).
4: Flossenbürg, Mauthausen, Ravensbrück, ISBN 978-3-406-52964-1.
Margarete Buber-Neumann: Als Gefangene bei Stalin und Hitler. Dt. Verl.-Anstalt dtv, 1958. 2. Aufl., Ullstein Taschenbuch, 480 S., ISBN 3-548-36332-6.
Charlotte Müller: Die Klempnerkolonne in Ravensbrück. Erinnerungen des Häftlings Nr. 10787. Dietz Verlag, Berlin 1981, ISBN 3-320-00808-0.
Franziska Bruder, Heike Kleffner (Hg.): … die Erinnerung darf nicht sterben. Barbara Reimann – Eine Biografie aus acht Jahrzehnten Deutschland. Unrast Verlag, Münster, ISBN 3-89771-802-2 (Interview mit Ebba Rohweder, 1. März 2004: [1]).
Neus Català: „In Ravensbrück ging meine Jugend zu Ende“. Vierzehn spanische Frauen berichten über ihre Deportation in deutsche Konzentrationslager. edition tranvía, Berlin 1994, ISBN 978-3-925867-11-8.
Simone Erpel (Hrsg.): Im Gefolge der SS: Aufseherinnen des Frauen-KZ Ravensbrück. Begleitband zur Ausstellung. Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-19-2.
Florence Hervé: „Wir fühlten uns frei“: Deutsche und französische Frauen im Widerstand. Klartext, Essen 1997 (ausführliche Literaturangaben, insbesondere über die vielen Französinnen in R.).
Hans Hesse / Jürgen Harder (Hrsg.): … und wenn ich lebenslang in einem KZ bleiben müßte … – Die Zeuginnen Jehovas in den Frauenkonzentrationslagern Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück. Essen 2001, ISBN 3-88474-935-8.
Freya Klier: Die Kaninchen von Ravensbrück. Medizinische Versuche an Frauen in der NS-Zeit. München 1994.
Katja Limbächer, Maike Merten, Bettina Pfefferle (Hrsg.): Das Mädchenkonzentrationslager Uckermark. Beiträge zur Geschichte und Gegenwart. 2. Auflage. Unrast Verlag. Münster 2005, ISBN 3-89771-204-0. (Ausstellung, Buch: [2]).
Ingeborg Lüdtke: Übrigens ... wir sind die letzten. Überlebende des Frauen-KZ Ravensbrück berichten. Editions Schortgen, 2005, ISBN 2-87953-979-X (Hörbuch und Begleitbuch)
Sigrid Jacobeit (u.a.) (Hrsg.): Forschungsschwerpunkt Ravensbrück: Beiträge zur Geschichte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. Berlin 1997, ISBN 3-89468-248-5.
Sigrid Jacobeit, Lieselotte Thoms-Heinrich: Kreuzweg Ravensbrück – Lebensbilder antifaschistischer Widerstandskämpferinnen. Verlag für die Frau, Leipzig 1987.
Anke Krüger: Bibliographie zur Geschichte des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück. ISBN 3-8334-0623-2.
Anja Lundholm: Das Höllentor. Bericht einer Überlebenden. Mit einem Nachwort von Eva Demski. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1991, ISBN 3-499-12873-X.
Anne Mohr, Elisabeth Prégardier (Hrsg.): Gesang aus dem Feuerofen. Frauen-KZ Ravensbrück 1939–1945. Annweiler 2002.
Jack G. Morrison: Ravensbrück. Das Leben in einem Konzentrationslager für Frauen 1939–1945. Pendo, 2002, ISBN 3-85842-486-2.
Silke Schäfer: Zum Selbstverständnis von Frauen im Konzentrationslager. Das Lager Ravensbrück (Dissertation als PDF). Berlin 2002.
Gisela Schwarze: Es war wie Hexenjagd … Die vergessene Verfolgung ganz normaler Frauen im Zweiten Weltkrieg. Ardey-Verlag, Münster 2009, ISBN 978-3-87023-327-3.
Karolin Steinke: Züge nach Ravensbrück. Transporte mit der Reichsbahn 1939–1945. Metropol Verlag, Berlin 2009, Schriftenreihe der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Band 26, ISBN 978-3-940938-27-5. (deutsch und englisch, zahlreiche Abb.)
Bernhard Strebel: Ravensbrück – das zentrale Frauenkonzentrationslager. In: U. Herbert/K. Orth/Ch. Dieckmann (Hrsg.): Die nationalsozialistischen Konzentrationslager. Entwicklung und Struktur. Bd. I, S. 215–258. Göttingen 1998.
Bernhard Strebel: Das KZ Ravensbrück – Geschichte eines Lagerkomplexes. Paderborn 2003, ISBN 3-506-70123-1.
Germaine Tillion: Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Fischer, Frankfurt 2001, ISBN 3-596-14728-X.
Loretta Walz: „Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag.“ Die Frauen von Ravensbrück. Kunstmann, München 2005, ISBN 3-88897-388-0.
Isa Vermehren: Reise durch den letzten Akt. Ravensbrück, Buchenwald, Dachau: eine Frau berichtet. ISBN 3-499-24007-6.
Helga Schwarz und Gerda Szepansky: … und dennoch blühten Blumen – Dokumente, Berichte, Gedichte und Zeichnungen vom Lageralltag 1939–1945, Publikation der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung.
Dokumentarfilm [Bearbeiten]
Die Frauen von Ravensbrück – Die Regisseurin Loretta Walz hat 25 Jahre lang Frauen aus West- und Osteuropa nicht nur nach ihren Erfahrungen in Ravensbrück, sondern auch nach ihrem ganzen Leben gefragt. Ihr Film Die Frauen von Ravensbrück gewann den Adolf-Grimme-Preis 2006.
Bilder [Bearbeiten]
Krematorium und Straßenwalze
Krematorium – Verbrennungsöfen
Gelände des ehemaligen Frauenlagers
Baracken auf dem Gelände des ehemaligen Frauenlagers
Mauer der Nationen mit Massengrab für 300 Häftlinge
Denkmal „Zwei Frauen“ von Will Lammert and Fritz Cremer am Krematorium vor der Mauer der Nationen
SS-Kommandantur
Lagertor (Innenansicht) mit ehemaliger Telefonzentrale und Wasserwerk
Lagertor (Außenansicht) mit Wachgebäude
Mahnmal „Tragende“ von Will Lammert am Schwedtsee
Wohnhaus für die Aufseherinnen
Wohnhaus für SS-Wachmannschaft
Wohnsiedlung der SS-Wachmannschaft
Weblinks [Bearbeiten]
Commons: KZ Ravensbrück – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Offizielle Homepage (Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten)
„Österr. Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen“
* Das Forum »Netzwerk Außenlager«: 129 Datensätze zu Außenlagern (mit Angaben zum Standort und Häftlingszahlen; nicht nur von KZ Ravensbrück)
Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zum KZ Ravensbrück
Gedichte aus dem Frauenkonzentrationslager Ravensbrück
Dr.-Hildegard-Hansche-Stiftung (begründet von einer Ravensbrücker Gefangenen)
Die Gaskammer in Ravensbrück
Informationen zum Männerlager Ravensbrück und zu den Männern mit dem Rosa Winkel
Die Selektion und Zusammenstellung der Vernichtungstransporte nach Bernburg im Februar und März 1942 im Frauen-KZ Ravensbrück
Zum Selbstverständnis von Frauen im Konzentrationslager Ravensbrück (PDF-Datei; 741 kB)
Voices from Ravensbrück – a unique collection of sources from the survivors of Ravensbrück Interviews in Polish/English at Lund University Library
Bericht zu Elfriede Rinkel, Tagesspiegel
„Ich bin unschuldig“ – Aufseherinnen im KZ Ravensbrück, Hintergrundbericht des NDR
„ Last Survivor Of Nazi Concentration Camp in Ravensbrueck“ – Fotoreportage und Bericht über die Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Befreiung
Normdaten: SWD in der DNB: 4076307-9
Von „http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Ravensbr%C3%BCck“
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