Spanien schickt
Aufstandsbekämpfungseinheiten
in den Irak
Demonstrationen als
Wehrkraftzersetzung
Bewusste Bombardierung der Zivilbevölkerung in Bagdad
Ralf Streck 09.05.2003
Nach einem Bericht von spanischen Beobachtern habe es für die
Luftangriffe auf Bagdad meist keine militärische Rechtfertigung gegeben
Beobachter aus dem Spanien, die sich während des Kriegs im Rahmen der Aktion
Brigadas a Iraq contra la guerra 'Mohammad Belaidi' in Bagdad aufhielten,
haben ihren Schlussbericht ( Kampagne
gegen regierungskritische Websites). Er wird Teil der Anzeigen wegen
Kriegsverbrechen gegen Spaniens Ministerpräsident José María Aznar.
Neun Beobachter, Vertreter diverser Gruppen aus dem gesamten spanischen Staat
waren der Angriffe in Bagdad geblieben. Darunter befanden sich der Professor der
Universität Madrid, Carlos Varea, als Koordinator der Brigaden und als größte
Einzelgruppe drei Mitglieder der Komité Internationalistak im Baskenland. Allen ging
es darum, die starke Opposition gegen den Krieg der irakischen Bevölkerung zu
vermitteln und im Fall eines Angriffs die Folgen zu dokumentieren (
Die Proteste in Spanien gegen den Krieg und die eigene Regierung
werden stärker).
Inzwischen hat die Gruppe einen 28seitigen Bericht vorgelegt, der sich auf die Zeit
zwischen dem 20. März und dem 5. April bezieht. Das Dokument erfasst nicht die
Opfer, die den sehr intensiven Angriffe nach dem 5. April zum Opfer fielen. Carlos
Varea und Imanol Telleria erklärten Radio Euskadi, dass es auf
jeden Fall viele Opfer in der Zivilbevölkerung gegeben habe.
Für den dokumentierten Zeitraum werden 42 Angriffe auf die Zivilbevölkerung
dokumentiert, darunter fünf mit den geächteten Streubomben, die in einem Umkreis von
50 Kilometern ausgeführt wurden, in dem fünf Millionen Menschen leben. 204 Tote
der Zivilbevölkerung und 583 Verletzte konnten die Brigadisten den Angriffen
zuschreiben. Die große Zahl junger Opfer sticht hervor, fast 40 % waren keine 16
Jahre alt. 104 Zeugen wurden befragt. Es waren Überlebende der Angriffe, die an den
bombardierten Orten oder in Krankenhäusern aufgesucht wurden.
Der Bericht stellt fest, dass es bei den 42 aufgeführten Angriffen - das sind natürlich
keinesfalls alle -, mit Ausnahme von vier Angriffen im Umfeld des Flughafens in
Bagdad, keine Ziele gegeben habe, die sich militärisch durch die Nähe von
Regierungs- oder Militärgebäuden rechtfertigen ließen. Die Daten wurden auch mit den
Beobachtungen des Iraq Peace Teams abgeglichen, mit dem die
Gruppe ständig in Kontakt stand. Diese Initiative aus den USA fasste weitere 17
Personen verschiedener Nationalitäten zusammen.
Der Bericht zieht folgendes Resümee:
Die Verluste unter der Zivilbevölkerung während der dreiwöchigen Angriffe auf
Bagdad waren keine Fehler oder 'Kollateralschäden' einer 'chirurgischen'
Kriegsführung, dessen einziges Ziel es wa,r die Infrastruktur des Militärs und der
Regierung zu zerstören. Wir gehen von vorsätzlichen Angriffen mit dem Ziel aus,
die größtmögliche Zahl an zivilen Opfern zu erzeugen. Angriffe auf arme und
stark bewohnte Viertel wurden wiederholt. Eine Logik in der Vorgehensweise
kann nur in der Absicht der politischen und militärischen Führer der USA und
Großbritanniens liegen, mit Terror den Willen der Bagdader Bevölkerung zum
Widerstand zu brechen."
Die Vereinigung Freier Anwälte ( ALA) hat den Bericht ihrer
Strafanzeige gegen Aznar beigefügt. Fernando Laria, ein
ALA-Sprecher, erklärte, das Dokument bestätige ihre die Vorwürfe. Der Anzeige
haben sich 1800 Menschen angeschlossen. Zeitweise standen Hunderte Schlange vor
dem Obersten Gerichtshof, um sich der Initiative anzuschließen. Darunter auch
Angehörige von José Couso, Kameramann von Tele 5, der von einem US-Panzer in
Bagdad getötet.
Die Staatsanwaltschaft, in Spanien ein Ministerium, hat beantragt, die Anzeigen
abzuweisen. "Spanien hat dem Irak nicht den Krieg erklärt und nur Truppen mit
humanitärem Charakter entsandt", meinte die Staatsanwaltschaft. Trotzdem wurde sie
inzwischen von zwei Gerichten angenommen.
Selbst den Angriff auf die Journalisten verurteilt Aznar nicht. Er
wehrt sich sogar dagegen, den Angriff auf das Hotel in Bagdad
untersuchen zu lassen. Anders ist sein Verhalten, wenn baskische Organisationen
Anschläge der ETA nicht verurteilen. Sie werden auf Antrag der Regierung verboten,
wie die Partei Batasuna ( Baskische Zeitung und Website
geschlossen, die gestern als Ergebnis der Kriegsunterstützung nun sogar auf die
US-Liste terroristischer Organisationen gesetzt wurde.
(c) Ralf Streck, Donostia-San Sebastian den 08.05.2003
Kommentare:
Beobachtung zum ».. aaaber...« (Christoph Dross, 11.5.2003 0:04)
Nichts als Ball und Rauch (dr.cheeba, 10.5.2003 21:20)
Ich bin überzeugt davon, das hier ein bestimmtes System dahinter steckt. (navy, 10.5.2003 18:55)
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last modified: 09.05.2003
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