Eine Wärterin von gut 3500: Elfriede Rinkel bewachte Häftlinge im KZ Ravensbrück. Sie hat nie darüber gesprochen – wie die meisten
Die Nachbarn aus San Francisco sagen, Elfriede Rinkel und ihr Mann seien unzertrennlich gewesen. Sie seien abends gern spazieren gegangen, immer Arm in Arm. Manchmal sangen die beiden in ihrer Wohnung, auf Deutsch, manchmal tanzten sie. Als Fred Rinkel im Jahr 2004 starb, war seine Frau „am Boden“. Warum sie ihm nie etwas von ihrer Vergangenheit erzählt hat, wurde sie von amerikanischen Reportern gefragt. „Das war meine Sache“, antwortete sie mit zitternder Stimme.
Elfriede Rinkel, 84 Jahre alt, gebürtige Leipzigerin, 1959 in die USA ausgewandert: eine kleine, zarte Frau mit roten Haaren und blauen Augen. In San Francisco findet sie Arbeit in einer Kürschnerei.
Bald lernt sie Fred Rinkel kennen, einen während der Nazizeit aus Berlin geflohenen Juden. Die beiden heiraten. Eine glückliche Ehe. Nach dem Tod ihres Mannes zieht sich Elfriede Rinkel zurück. In ihrer Dachwohnung im bürgerlichen Stadtteil Nob Hill will sie ihr Leben in Ruhe ausklingen lassen. Doch am 4. Oktober 2004 klopfen Justizbeamte an die Tür.
Es sind zwei Mitarbeiter des Office of Special Investigations, sie suchen nationalsozialistische Kriegsverbrecher. Die Beamten konfrontieren Rinkel mit einer Anschuldigung: Von Juni 1944 bis April 1945 soll sie im Konzentrationslager Ravensbrück Häftlinge bewacht haben. Mit einem abgerichteten Schäferhund. Rinkel sagt ihnen, ja, das ist wahr. Leugnen hätte auch keinen Sinn gehabt, in einer Lohnliste aus dem KZ ist sie verzeichnet, mit ihrem Mädchennamen Elfriede Huth. Zwei Jahre später, am 31. August 2006, steigt sie in San Francisco in ein Flugzeug nach Deutschland, die Vereinigten Staaten haben sie ausgewiesen.
|