Der große rote Vorhang im Archiv, in den Zwanzigern von Emilie Gödeke entworfen und von einer ganzen Mädchenkompagnie einer Weddinger Schule in wochenlanger Arbeit geknüpft, ist gestohlen worden. Lange schon ist er nicht mehr benutzt worden. Nicht aus Fadenscheinigkeit, sondern aus Aberglaube. Das erste Mal entdeckte eine morphinsüchtige Sporanistin, deren Gesang mehr Acker als Himmel war und deren Name deshalb nicht erinnernswert ist, den merkwürdigen Fleck. Etwa in Augenhöhe, gesässgross, prangte deutlich, auch für den ersten Rang noch zu erkennen, das scheinbare Abbild eines kopulierenden Vogelpaares auf dem edlen Stoff. Nun sind fickende Vögel schon im Biedermeier auf Briefen hin- und hergeschickt worden, um die Gemüter der keuschen Hausfrauen insgeheim zu erregen, aber hier in der Operette, hat dies Symbol eine andere, sehr lange Geschichte.
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