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Zigeuner-Verkäufer schrieb am 24.7. 2013 um 00:59:37 Uhr über

Zigeuner-zu-Verkaufen

Zigeunerist eine seit dem frühen 15. Jahrhundert im deutschen Sprachraum belegte, mutmaßlich auf das byzantinische Griechisch zurückgehende Fremdbezeichnung für Bevölkerungsgruppen, denen in Stereotypen ausgeprägte, jeweils auffällige, von der Mehrheitsbevölkerung abweichende Eigenschaften zugeordnet werden. Zwei wesentliche Beschreibungen lassen sich unterscheiden, die in Mischungen auftreten können:

Zigeunerals soziografische Sammelkategorie für unterschiedliche ethnische und soziale Gruppen, deren Angehörigen eine als unstet, ungebunden, deviant und/oder delinquent beschriebene Lebensweise zugeschrieben wird. Dieses Konzept entstand mit dem Beginn der Frühen Neuzeit und ist bis heute vor allem im Antiziganismus wirksam.
Zigeunerals ethnische Gruppe in einem ethnisch-kulturellen oder ethnisch-biologischen Verständnis. Eine als unstet bis hin zum „Nomadentum“, als ungebunden, deviant und/oder delinquent beschriebene Lebensweise gilt als invariantes Merkmal. Dieses Konzept geht zurück auf die völkerkundlich orientierte Zigeunerkunde des ausgehenden 18. Jahrhunderts und ist bis heute wirksam. Im Rahmen dieses Konzepts wurde und wirdZigeunerals Sammelname auf die Gruppen der Roma bezogen, im Nationalsozialismus exklusiv.

Seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert entwickelte sich eine Perspektive im Sinne vonVolkundRasse“, die sich im 19. Jahrhundert zunehmend verfestigte. Zugleich mit einer diskriminierenden kam eine ebenfalls abgrenzende romantisch verklärende Sichtweise auf, die negative Stereotype positiv umwertete.

Die wesentlichen nationalen und internationalen Interessenvertretungen der Roma lehnen die Anwendung des Begriffs auf Roma wegen der stigmatisierenden Konnotationen, die bis zu rassistischen Vorurteilen reichen, ab. Sie verstehen das Wort gleichsam als Überschrift über eine lange Verfolgungsgeschichte mit ihrem Höhepunkt im Porajmos, dem Völkermord an den europäischen Roma unter der NS-Herrschaft.

Aus dem Sprachgebrauch der staatlichen und nichtstaatlichen Verwaltung, der Justiz, der großen gesellschaftlichen Institutionen wie der Gewerkschaften oder der Kirchen, der internationalen Behörden und der Politik istZigeunerinzwischen verschwunden. In den Medien hat der Begriff eine zunehmend minimalisierte Außenseiterposition. Eine Ausnahme im Raum der Politik sind rechtsextremistische Organisationen und Medien. Sie wenden den Begriff gezielt auf Roma an.

Eigenbezeichnungen wie Roma oder Sinti haben andere Bedeutungen und andere Konnotationen als die Fremdbezeichnung. Sie lassen sich daher mit ihr nicht gleichsetzen, sondern lösen sie mit eigenständigen Inhalten ab.
Inhaltsverzeichnis

1 Zur Einordnung des Begriffs
1.1 Verbreitungsraum, frühes Auftreten, Etymologie
1.2Zigeunerund „zigeunerische Lebensform
1.3 Zur historischen Position der Eigenbezeichnungen
2 Weitere Fremdbezeichnungen
3Zigeunerim öffentlichen Diskurs der Moderne
3.1 19. und 20. Jahrhundert
3.2 Zur heutigen Position vonZigeuner
3.2.1 Innerhalb der Roma-Minderheit
3.2.2 Im Selbstbezeichnungsdiskurs von Jenischen
3.2.3 In Politik, Verwaltung, gesellschaftlichen Institutionen
3.2.4 Im Wissenschaftsdiskurs
3.2.5 In den Medien
3.2.6 Fazit
3.3 Zur heutigen Position vonZigeunerim privaten Sprachgebrauch
3.4 Zur Position der Fremdbezeichnungen in Europa
4 Literatur
5 Weblinks
6 Einzelnachweise

Zur Einordnung des Begriffs
Verbreitungsraum, frühes Auftreten, Etymologie
Edikt gegen »Zigeuner« und andere, Berlin 1720

Im Deutschen wird Zigeuner sehr häufig volksetymologisch und irrtümlich alsZieh-Gäuner“, also „(umher-)ziehende Gauner“, gedeutet.[2] Insbesondere deswegen wird die Bezeichnung heute vielfach als negativ belastet abgelehnt.

Das Wort Zigeuner ist jedoch eine Fremdbezeichnung, die in ähnlicher Form in vielen europäischen Sprachen vorkommt. Einer der ältesten lateinischen Belege in Mitteleuropa lautet secanus als Latinisierung des Namens einer Gruppe, die 1417 in Lübeck Aufsehen erregte (Sec(h)anos se nuncupantes).[3]

Die genaue Herkunft des gemeineuropäischen Ethnonyms ist unsicher und teils mythisch. Von den meisten Gelehrten anerkannt ist aber die These einer Herkunft vom mittelgriechischen Wort athinganoi, das die Anhänger einer gnostischen Sekte bezeichnete, die vor allem in Phrygien, einer Landschaft im westlichen Anatolien, beheimatet war.[4] Eine Lebensbeschreibung desheiligen Georgios von Athos“ vom Beginn des 12. Jahrhunderts enthält eine Legende, die sich 1054 ereignet haben soll. Demnach hätten „Samaritaner, Abkömmlinge des Simon Magus, welche Adsinganer genannt werdendie Jagdgehege des byzantinischen Kaisers durch einen Abwehrzauber von eingedrungenen wilden Tieren befreit.[5]

Athinganoi im Sinne des späterenZigeunertritt seit dem 12. oder 13. Jahrhundert auf, zuerst mit noch unsicherem Bezug bei Theodoros Balsamon († nach 1195) für Schlangenbeschwörer und Wahrsager,[6] und dann mit klarem Bezug (o toùs kaì Aìgyptíous kaì Athingánous, s. u.) bei Gregorios II. Kyprios (1283–1289 Patriarch von Konstantinopel).[7] Ob auch die Belege des 11. und 12. Jahrhunderts schon die Anwesenheit von Roma in Byzanz bezeugen oder aber auf Wahrsager anderer Provenienz zu beziehen sind, wird dabei in der Forschung diskutiert.

Alternativ wurden auch Herleitungen von persisch Ciganch (Musiker, Tänzer), von persisch asinkan (Schmiede) oder von alttürkisch čïgāń „arm, mittellos“[8] vorgeschlagen.
Zigeunerund „zigeunerische Lebensform

Obwohl die überwiegende Mehrheit der Roma seit vielen Generationen, in Südosteuropa seit Jahrhunderten und in Mitteleuropa spätestens seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts ortsfest lebt, ist das auf sie bezogene Etikett im mehrheitsgesellschaftlichen Verständnis Chiffre für einen als „zigeunerische Lebensform“ verstandenen „Nomadismus“. Die auffällige und abweichende Ausnahmesituation einer Minderheit innerhalb der Roma wird in dieser Vorstellung nicht nur fälschlich auf die Gruppe insgesamt verallgemeinert, sondern ihr zudem als Konstante zugeschrieben, die entweder biologisch oder kulturell festgelegt sei.[9]

Tatsächlich fanden und finden sich nicht ortsfeste Erwerbs- und Lebensweisen quer durch die Jahrhunderte in den unterschiedlichsten Varianten universal in allen geografischen Räumen und innerhalb vieler ansonsten sesshafter Ethnien.[10] Die ethnischen, kulturellen und sozialen Unterschiedlichkeiten dieser Gruppen übergehend und zugleich Roma kollektiv auf eine mobile minderheitliche Teilgruppe reduzierend wird gelegentlich „ziganische Völkerals ein Oberbegriff zuZigeunerverwendet.[11]

Die Literatur spricht vor diesem Hintergrund von einem »doppelten Zigeunerbegriff«. Er ist uneindeutig und widersprüchlich. Mit »Roma« lässt sich »Zigeuner« nicht übersetzen, denn die soziografische Begriffsbestimmung schließt diejenigen Roma aus, die die zugeschriebene Lebensweise real nicht praktizieren, während die ethnische Begriffsbestimmung jene Menschen aus dem »Zigeunertum« ausschließt, die als Nicht-Roma die zugeschriebene »zigeunerische« Lebensweise ebenfalls aufweisen. Es wäre auch deshalb problematisch, die Eigenbezeichnungen nur als eine Art wortwörtlicher Übersetzung der Fremdbezeichnungen zu verstehen und einzusetzen, weil so die der Kategorie »Zigeuner« implementierten Inhalte in einem neuen Gewand fortlebten.[12]
Zur historischen Position der Eigenbezeichnungen

Entgegen einer verbreiteten Ansicht[13] sind die Eigenbezeichnungen im deutschsprachigen Raum seit Langem auch in der Mehrheitsgesellschaft bekannt, ohne jedoch bis in die 1980er Jahre hinein je in eine nennenswerte Konkurrenz zu Zigeuner getreten zu sein. Sie haben stets eine unbedeutende Randposition gehabt. 1793 stellte ein Autor fest, es seidie Frage, wie nennt ein Volk sich selbst, bei historisch-etymologischen Untersuchungen wichtig. Wie also nennen sich die Zigeuner? Mit Recht antwortet man: Roma oder Romma in der mehreren Zahl, Rom in der einfachen.“[14] Auch „Sinte“ ist ihm geläufig. „Romni“ ist im regionalen Dialekt belegt.[15] Der scharf antisemitische und antiziganistische hessische Heimatschriftsteller Rudolf Oeser verwendete die Eigenbezeichnungen.[16] Gustav Freytag erklärte, die Zigeuner nennten „sich noch heute Sinte“ bzw. mit der „romany tschib“ verfüge „der Rom, wie er sich selbst nenntüber eine eigene Sprache.[17]

Zumindest im französischsprachigen Raum hatten demgegenüber die Subjektbegriffe auch vor dem Paradigmenwechsel der 1980er Jahre einen festen Platz wenigstens in der fachlichen und in der Heimatliteratur.[18]
Weitere Fremdbezeichnungen

Ein weiterer gesamteuropäischer Gruppenname wird von Ägypten als Herkunftsland hergeleitet. Er wird überwiegend als Ableitung aus dem Ortsnamen Gyp(p)e, Berg auf dem Peloponnes, gedeutet, der seit den 1480er Jahren in mehreren Reiseberichten bezeugt ist. Es habe demnach dort vor der Stadt Modon (heute: Methoni) eine Siedlung namensklein Egypten“ gegeben. Sie sei von „Egyptianern genant Heyden“ bzw. von „Suyginern“ bewohnt gewesen.[19]

In der ersten Periode ihres Auftretens in Europa bezogen Romagruppen sich auf diesen Herkunftsmythos und bezeichneten sich als ägyptische Pilger. Als solche erhielten sie Almosen und Schutzbriefe.[20] „Ägypterwurde zu einer europaweiten mehrheitsgesellschaftlichen Bezeichnung: so spanisch Gitano, französisch Gitan, englisch Gypsy, griechisch γύφτος (gyftos), serbisch cipside, türkisch çingene. Der Artikel „Ziegeuner“ in Johann Heinrich Zedlers „Universallexicon“, der einflussreichsten deutschsprachigen Enzyklopädie des 18. Jahrhunderts, bezeichnet „Egyptier“ als den am häufigsten („vornehmlich“) im Deutschen auftretenden Gruppennamen.[1]

Sowohl in Norddeutschland als auch in skandinavischen Sprachen und in dem früheren rumänischen Sprachraum findet sich auch die Bezeichnung Tatern oder tattare (rum. tărtari oder tătăraşi), die eigentlich die Tataren meint. Im Englischen hat das ursprüngliche Ethnonym tatters seinen originären Sinngehalt völlig verloren und ist heute eines der Worte fürLumpen“.

Auch der Begriff Heidenen oder Heider (alsoHeiden“) wurde historisch verwendet.[21] In Theodor Storms WerkDer Schimmelreiter“ wurdenZigeuner“, die von den einheimischen Nordfriesen geopfert werden sollten, als Slowaken bezeichnet.

Französische und spanische mehrheitsgesellschaftliche Bezeichnungen sind auch bohémiens bzw. bohemios („Böhmen, Böhmische“). Ihre Bedeutung hat sich auf die Angehörigen eines Künstlertums, die bohème, ausgeweitet, das als abseits bürgerlicher Ordnungsvorstellungen lebend imaginiert wird.

Angesichts der Diskreditierung der von den Ordnungsinstanzen geübten Kategorisierungs- und Erfassungspraxis durch den Nationalsozialismus gingen die bundesrepublikanischen Polizeibehörden zu unauffällig wirkenden verhüllenden Ersatzbezeichnungen fürZigeunerüber. So zu „Landfahrer“: Der 1899 in München eingerichtete zentrale Zigeunernachrichtendienst („Zigeunerzentrale“, im Nationalsozialismus „Zigeunerpolizeileitstelle“) etwa wurde über den Nationalsozialismus hinaus aufrechterhalten, nun jedoch unter dem neuen Namen „Landfahrerstelle“.[22] Eine weitere Tarnbezeichnung istmobile ethnische Minderheit“. Sie dient dazu, das der Polizei auferlegte Verbot zu umgehen, die Zugehörigkeit von Verdächtigen zur Minderheit in öffentlichen Erklärungen bekanntzugeben.[23]
Zigeunerim öffentlichen Diskurs der Moderne
19. und 20. Jahrhundert

Die Semantik von Zigeuner bewegte sich lange zwischen einem kulturalistisch oder biologisch bestimmten ethnischen und einem soziografischen Inhalt. In diesem zweiten Fall konnten auch Nicht-Roma gemeint sein: So wurde seit dem 19. Jahrhundert gelegentlich das Etikettweiße Zigeunerauf die aus mehrheitsgesellschaftlicher Sichtnach Zigeunerart lebenden Landfahrer“ und seit etwa 1900 das der „Kulturzigeuner“ auf mehrheitsgesellschaftliche nonkonformistische Künstler („Bohemiens“)[24] angewendet. Die soziografische Zuschreibung beinhaltete gleichwohl nicht anders als die ethnische die Typisierung der Betroffenen als „gemeinschaftsschädlich“ bzw. alsentartet“.

Mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten wurde der Begriff systematischwissenschaftlich“ rassifiziert. Zigeuner war spätestens seit den ausgehenden 1930er Jahren eine von der Rassenforschung und den polizeilichen und sonstigen Verfolgungseinrichtungen ausschließlich ethnisch-biologisch gemeinte Kategorisierung, auf der eine Vielzahl von Ausschließungsvorschriften bis hin zu den Deportationslisten für Auschwitz, mithin für den Genozid an der Minderheit („Porajmos“), basierten. Auf diesem besonderen Hintergrund gilt der Begriff heute in weiten Teilen des gesellschaftlichen Diskurses als kontaminiert.

Wenn die Eigenbezeichnungen an die Stelle von Zigeuner traten, so geht dies vor allem auf die Anstrengungen der sich seit den 1970er Jahren organisierenden Roma und ihrer mehrheitsgesellschaftlichen Unterstützer zurück. Die Bürgerrechtsbewegung konfrontierte die Mehrheitsgesellschaft mit den für sie ungewohnten Begriffen, um auch auf diese Weise eine Veränderung der gewohnten Sichtweise auf die Minderheit zu bewirken. Die Eigenbezeichnungen stehen symbolisch für den Bruch mit der überkommenen mehrheitsgesellschaftlichen Perspektive und für die Anerkennung der Minderheit als einer eigenständigen und sich selbst definierenden Größe. Sie fordern eine nichtdiskriminierende Blickweise von der Mehrheitsgesellschaft ein.[25]

Bis etwa 1980 wird in Text und Titel deutschsprachiger Publikationen zum Thema fast ausnahmslos das WortZigeunerbenutzt. Exemplarisch für die einsetzende Abwendung von der Fremdbezeichnung und für die enge Verbindung von Bürgerrechtsbewegung und Benennungsdiskurs sind das von Tilman Zülch von der Gesellschaft für bedrohte Völker im Jahr 1979 herausgegebene Buch In Auschwitz vergast, bis heute verfolgtzur Situation der Roma (Zigeuner) in Europa und ein 1980 von der Friedrich-Naumann-Stiftung Bremen herausgegebener Tagungsband Sinti in der Bundesrepublikzur Rechtlosigkeit verurteilt?
Zur heutigen Position vonZigeuner
Innerhalb der Roma-Minderheit

Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma, die Rom und Cinti Union (Hamburg), die Roma-Union (Frankfurt am Main) oder der Verband Amaro Drom (Berlin) lehnen die Fremdbezeichnung als rassistisch ab und verweisen dabei auf deren Geschichte.[26] So auch der in Köln ansässige, aber weit darüber hinaus anerkannte von Nichtroma getragene Rom e. V. Die Sinti Allianz Deutschland (Köln) − einer der weniger bedeutenden Zusammenschlüsse, beschränkt auf einige Familien aus den Teilgruppen der Sinti und der Lovara − akzeptiert die Bezeichnung, wiewohl sie sie in ihrem Eigennamen vermeidet.[27] Sie bemisst ihre Verwendbarkeit nach der privaten Sprecherabsicht. Sie übernimmt die Argumentation, mit der mehrheitsgesellschaftliche Verteidiger vonZigeunerihre Haltung häufig begründen, nämlich mit einem praktischen Vorteil: die BezeichnungZigeuner“ umfasse alle Teilgruppen, während Sinti und Roma nur auf zwei GruppenRoma gelten in dieser Argumentation als Teilgruppe – begrenzt und damit seinerseits ausschließend sei. Als Gesamtbezeichnung der Angehörigen aller Teilgruppen empfiehlt demgegenüber der Roma-Weltdachverband International Romani Union Roma,[28] während der deutsche Zentralrat in Abweichung eher unscharf von Sinti und Roma spricht.[29]

Von dem Bestreben von Selbst- und von Bürgerrechtsorganisationen nach Durchsetzung der Eigenbezeichnungen im mehrheitsgesellschaftlichen Sprachgebrauch ist die reale Sprachpraxis innerhalb der Minderheit zu unterscheiden. Eine Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre entstandene Untersuchung zum rheinischen Schaustellermilieu, die ansonsten tradierten Zigeunerbildern verhaftet ist, stellte doch fest, dassvon den Zigeunern selbstdas Wort kaum akzeptiertwerde. „Vielmehr bezeichnen sich die … Vaganten selbst je nach Sippenzugehörigkeit als ròm ‚Mann, Zigeunermensch‘ … oder als sinte ‚Zigeuner‘“.[30]

Im Rahmen einer Untersuchung zur aktuellen Bildungssituation deutscher Roma, die zwischen 2007 und 2011 durchgeführt wurde und im Umfeld des Zentralrats entstand, wurde auch nach dem Gebrauch der Gruppenbezeichnungen durch Angehörige der Minderheit gefragt. Thematisiert wurden gemäß dem Selbstverständnis des Zentralrats allein die beiden Eigenbezeichnungen Roma und Sinti, ferner die Fremdbezeichnung Zigeuner. Nicht ganz 95 % der Befragten verwendeten die Eigenbezeichnungen, für 57,5 % war der Fremdbegriff „immer ein Problem“, 14,9 % hattenkein Problem mit der Verwendung des Zigeuner-Begriffs durch andereund weitere 25,7 % fanden, „dass es darauf ankommt, ob dieser Begriff abwertend oder gar als Schimpfwort benutzt wird“. 6,9 % wandten den Zigeunerterminus auf sich selbst an, z. T. neben Roma oder Sinti.[31]
Im Selbstbezeichnungsdiskurs von Jenischen

Die von Jenischen dominierte Schweizer Radgenossenschaft der Landstraße verwendete in den ersten beiden Jahrzehnten ihrer AktivitätZigeunerals Selbstbezeichnung für die Angehörigenein[er] gemischte[n] Gemeinschaft von Sinti, Romani und Jenischen“, diese von den „übrigen Fahrenden in der Schweiz, Schausteller[n], Jahrmarkthändler[n], Chilbi[= Kirmes/Kirtag]- und Zirkusleute[n]“ abgrenzend.[32] Davon ist sie jedoch seit etwa der Mitte der 1990er Jahre abgerückt und verzichtet in der Folge auf das Zigeuner-Etikett. Bereits seit der Mitte der 1980er Jahre zieht sie eine ethnisch definierte strikte Trennlinie zu den Gruppen der Roma und ethnisiert die jenische Bevölkerungsgruppe zu einem separaten „jenischen Volk“.[33]
In Politik, Verwaltung, gesellschaftlichen Institutionen

DieKatholische Zigeunerseelsorge“ vertrat den Begriff bis ins Jahr 2010. Der Bischof von Hildesheim Norbert Trelle als Beauftragter der „Zigeunerseelsorge“ erklärte 2008 dazu, die Kirche wolle dem Begriff jene Würde und Bedeutung zurückgeben, die ihm durch jahrhundertealte Vorurteile und die NS-Verbrechen genommen worden sei, nämlich indem sie ihn weiterverwende. „Zigeunerwar für ihn ein soziografischer, zugleich aber auch ethnischer Sammelbegriff für einVolk in Bewegung“, dem er sowohl Roma als auch Jenische zuordnete. Deren „Nomadenkultur“ habe eine ihnen allen gemeinsame fremdartige und für Sesshafteschwer zu begreifende“ „Weltanschauunghervorgebracht.[34]

Der Zentralrat kritisierte die Weiterverwendung der Bezeichnung wie die pauschale Darstellung der Roma alsNomaden“. „Zigeuner“ schüre Vorurteile, weil es eine untrennbar mit rassistischen Zuschreibungen verknüpfte und von Vorurteilen überlagerte Fremdbezeichnung der Mehrheitsgesellschaft sei, die von den allermeisten Angehörigen der Minderheit als diskriminierend empfunden werde. „Nomadenspreche den Menschen ihre Heimatrechte ab. Die Zuschreibung suggeriere, „Zigeuner“ bildeten eine archaischeStammesgesellschaft“, die in die moderne Umgebungsgesellschaft nicht integrierbar sei. Die Angehörigen der Minderheit seien aber realer Teil der Gesellschaft und nähmen als solche an ihrer Entwicklung teil.[35]

2010 beendete die Deutsche Bischofskonferenz ihre bisherige Praxis und beschloss, den Namen ihrer Einrichtung inKatholische Seelsorge für Roma, Sinti und verwandte Gruppenzu ändern. „Zigeunerseelsorge“ stehe nicht mehr im Einklang mit dem üblichen Sprachgebrauch und werde von Betroffenen als missverständlich oder diskriminierend empfunden. Trelle wurde durch Bischof Franz Vorrath abgelöst.[36]
Im Wissenschaftsdiskurs

Im wissenschaftlichen Sprachgebrauch tritt die Bezeichnung mitunter noch auf, wird aber regelmäßig in An- und Abführungszeichen gesetzt und mit dem Hinweis versehen, als Quellenbegriff, also zitierend, eingesetzt zu werden. Unterschieden wird bei reflektiertem Gebrauch im Fachdiskurs zwischen dem »Begriff 'Zigeuner' als Objekt-Begriff aus der Perspektive der Verfolgungsinstanzen« und dem »Subjekt-Begriff der Betroffenen« (2008).[37] »Das Etikett 'Zigeuner'« enthalte »ganz unabhängig von den Absichten eines individuellen Sprechers mindestens für den Adressaten eine deutliche Abwertung«. »Abwertung« sei »der wesentliche Inhalt der Geschichte dieses Begriffs«. Die abwertende Semantik lasse sich nicht nur nicht aus der Bezeichnung lösen, sie konserviere und tradiere sie vielmehr (2007).[38]

Dem steht eine auch außerhalb des Wissenschaftsdiskurses (siehe oben) vertretene Auffassung gegenüber, wie sie der Zeithistoriker Eberhard Jäckel formulierte (2005): Abwertend seiZigeuner“ – unbeachtlich von Wortgeschichte und semantischem Kontextdann nicht, wenn es gut gemeint sei.[39]

Eine auffällige Ausnahme innerhalb des Fachdiskurses bildet die Leipziger Schule der Tsiganologie. Ihr bekanntester Sprecher, der Ethnologe Bernhard Streck, trägt vor, das überkommene Gruppenetikett sei ein „altehrwürdiger Begriff“. Die von ihm vertreteneseriöse Tsiganologie“ habe daher den von ihm alsUmbenennung“ beschriebenen Sprachwandel „nicht mitgemacht.“[40]

Gleichzeitig legt Streck Wert darauf, sich als „Tsiganologe“ statt als „Zigeunerforscher“ oder „Zigeunerkundler“ bezeichnen zu lassen. Diese Bezeichnungen seien durch die NS-Rassenforschung diskreditiert.

Streck und seine Schule vertreten ein dezidiert soziografisches ethnienübergreifendes Zigeunerkonzept, das an den Konstrukten „Dissidenz“ und „Nomadismus“ ausgerichtet ist, sich der Definition verweigert[41] und als einzige Gemeinsamkeit von gleichermaßen alsZigeunerbezeichneten

indigenen Gruppen in Osteuropa, Asien und Afrika, die ethnisch nichts mit Roma zu tun haben, und
den Gruppen der Roma ein schillerndes „spannungsreiche[s] Verhältnis zur jeweiligen Mehrheitsgesellschaft“ sieht.[42] In der Forschung stößt dieser Ansatz auf scharfe Kritik.[43]

In den Medien

In den Medien befindet der Begriff sich inzwischen in einer zunehmend minimalisierten Außenseiterposition. Exemplarisch ausgezählt ergab sich in der Zeit und der Tageszeitung für den Zeitabschnitt von 1995/96 bis 2003

als die am häufigsten verwendete Form mit definitiv ethnischem Inhalt Roma,
das dreimal so häufig auftrat wie Sinti,
während das ethnisch uneindeutige Etikett Zigeuner noch einen Anteil von 2030 % hatte.

Die Zählung in Die Zeit von 2003 ergab ferner, dass Zigeuner abgesehen von „zitierenden Verwendungen in Reflexionen über das WortZigeuner‘“ und abgesehen von der historiografischen Zitierung des Quellenbegriffs überhaupt nur noch in romantisierenden, „positiven“ Verwendungsweisen (in Literatur und Musik) oder im übertragenen Sinn („Leben wie ein Zigeuner“) vorkam.[44] Heute wird der Terminus kaum mehr genutzt. Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (2006) und die Einrichtung der Antidiskriminierungsstelle des Bundes (2006) haben Aufmerksamkeit und Sensibilität gerade für alltägliche Formen der Diskriminierung, wie sprachliche Diskriminierung in den Medien sie darstellt, weiter heraufsetzen können.[45] Sie ermutigen die Betroffenen, dagegen aufzutreten.[46]
Fazit

Insgesamt istZigeunerim öffentlichen Sprachgebrauch, wie Justiz, staatliche und nichtstaatliche Verwaltung, die großen gesellschaftlichen Institutionen wie Parteien, Gewerkschaften oder Kirchen, die nationale Politik oder die Verlautbarungen der internationalen Institutionen ihn repräsentieren, heute nicht mehr nachweisbar (Stand: 2010).[47] Exemplarisch ist eine jüngere Aussage der Europäischen Kommission, nach der es den Gepflogenheiten bei EU-Strategiepapieren und Diskussionen entspreche, den AusdruckRomaselbst auf Fälle anzuwenden, in denen Roma es sind, die vonZigeunern“ (bzw. mit deren nichtdeutschen Pendants von „Gypsies“, „Gitanos“, „Gitans“ usw.) sprechen.[48]

Die Abwendung vonZigeunerim politischen und medialen Raum hat eine Ausnahme: Für rechtsextremistische Organisationen und Medien gilt nach wie vorZigeunerals die eindeutig bevorzugte, als die politisch korrekte Bezeichnung.[49] Dabei wird ein Konstrukt einer solchen Minderheit mit den traditionell antiziganistischen angeblichen Hauptmerkmalen derDelinquenzund des „Nomadisierens“ vertreten. Angewendet wird der Terminus vor allem im Kontext von Abschiebungsforderungen auf südosteuropäische Roma. Zum üblichen rechtsextremistischen Sprachgebrauch gehören auch Zusammensetzungen mit herabsetzender Konnotation wie „Zigeunerlobby“, „Zigeunersippe“ oder „Zigeunerhäuptling“. „Die Jahrhunderte alte BezeichnungZigeuner‘“ sei nicht diskriminierend. Hingegen handle es sich, heißt es mit dem Gestus des Widerspruchs gegenpolitische Korrektheit“, bei der Verwendung vonRomaoderSinti und Romaum eine Anpassung an „verordnete Mediensprachregelungen“.[50]

Die Veränderungen der letzten Jahrzehnte sind jedoch selbst hier nicht ohne Auswirkung geblieben. Es ist durchaus gelegentlich auch vonRomadie Rede.[51]
Zur heutigen Position vonZigeunerim privaten Sprachgebrauch
„Zigeunergruppe“ aus Allmendingen beim Mainzer Rosenmontagszug 2013

Vom öffentlichen ist der private Sprachgebrauch zu unterscheiden. Zwar gibt es keine Untersuchungen zum älteren und zum heutigen Stand vonZigeunerin der privaten alltäglichen Kommunikation innerhalb der Mehrheitsgesellschaft. Es darf aber davon ausgegangen werden, dass der Begriff mit den ihm anhängenden Konnotationen nach wie vor von Bedeutung ist. Dafür sprechen die Ergebnisse der Meinungsforschung: Ressentiments gegenZigeunerhaben demnach seit Jahrzehnten eine feste Position in der Vorstellungswelt der Mehrheitsbevölkerung. Seit Beginn der Umfragen in den frühen 1960er Jahren sindZigeunerin der Bundesrepublik mit Abstand die unbeliebteste aller ethnischen Gruppen. 2002 lehnten 58 Prozent der Deutschen nach einer Umfrage von Infratest im Auftrag des American Jewish Committee „Zigeunerals Nachbarn ab.[52] So hat der schon aus den 1920er Jahren bekannte,[53] mutmaßlich aber ältere volkstümliche Spruch „Zick, zack, Zigeunerpack“ den Sprachwandel ganz unbeeinträchtigt überdauert. Er gehört bis heute zum festen Repertoire deutscher Fußballfans,[54] tritt aber (ähnlich wie malerisch kostümierte Gruppen vonZigeunern“) auch im Karneval auf. Wiederholt führte der Spruch inzwischen zu Strafanzeigen gegen die Sprecher.[55] Entgegen der sozialen Realität der traditionell mit dem Begriff belegten Minderheiten stehen die abgeleiteten Formen zigeunern, auch herumzigeunern bis heute nach der Angabe des Duden (2011) umgangssprachlich für eine nicht-sesshafte, „vagabundierende“ Lebensweiseohne festen Wohnsitz“.[56] Von einer etwa inzwischen eingetretenen positiven Umwertung des Begriffs in der Folge eines allgemeinen grundlegenden Einstellungswandels lässt sich demnach nicht sprechen.
Zur Position der Fremdbezeichnungen in Europa

Im gesamten europäischen Sprachraum befinden sich die Fremdbezeichnungen auf dem Rückzug. Gemeinsamer Hintergrund dieses Vorgangs sind

der allgemeine kulturelle Paradigmenwechsel im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts mit seinem grundlegenden Wechsel der Perspektive auf Minderheiten, mit dem in vielen Fällen eine Wende zu nichtdiskriminierenden Gruppenbezeichnungen einherging und
die Selbstorganisation der Roma in selbstbestimmten nationalen und internationalen Interessenverbänden sowie deren zähe Anstrengungen um eine Veränderung der traditionellen mehrheitsgesellschaftlichen Sichtweise.

Die Entwicklung verläuft indessen nicht gleichförmig, sondern entsprechend den unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen. In Skandinavien sind die Fremdbezeichnungen inzwischen historisch.[57] In Rumänien bewirkte Druck von außendurch die Gremien der EUzwar eine Regierungszusage, die Fremdbezeichnung als diskriminierend aus dem offiziellen Sprachgebrauch zu streichen und künftig vonRomazu sprechen, dies stieß aber auf erheblichen gesellschaftlichen Widerspruch. Rumänische Nationalisten eröffneten 2009 eine Kampagne für ein Gesetz zur Wiedereinführung von țigani und zur Beseitigung von roma.[58]
Literatur

Anita Awosusi (Hrsg.): Stichwort: „Zigeuner“. Zur Stigmatisierung von Sinti und Roma in Lexika und Enzyklopädien. (= Schriftenreihe des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma, 8). Wunderhorn, Heidelberg 1998, ISBN 3-88423-141-3.
Stephan Bauer: Von Dillmanns Zigeunerbuch zum BKA: 100 Jahre Erfassung und Verfolgung der Sinti und Roma in Deutschland. Siedentop, Heidenheim 2008, ISBN 978-3-925887-27-7 (zugl. Dissertation, Universität Osnabrück 2007).
Klaus-Michael Bogdal: Europa erfindet die Zigeuner. Eine Geschichte von Faszination und Verachtung. Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-42263-2.
Hans Richard Brittnacher: Leben auf der Grenze. Klischee und Faszination des Zigeunerbildes in Literatur und Kunst. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1047-6.
Stefani Kugler: Kunst-Zigeuner. Konstruktionen desZigeunersin der deutschen Literatur der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Reihe: Literatur, Imagination, Realität, Band 34. Wissenschaftlicher Verlag, Trier 2004, ISBN 3-88476-660-0 (zugleich Dissertation, Universität Trier 2003).
Anja Lobenstein-Reichmann: Zur Stigmatisierung derZigeunerin Werken kollektiven Wissens am Beispiel des Grimmschen Wörterbuchs. In: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): „Zigeunerund Nation. Repräsentation, Inklusion, Exklusion. Frankfurt 2008, ISBN 978-3-631-57996-1, S. 589–629
Ulrich F. Opfermann: „Du alter Zigeuner, sieh zu, dass du Land gewinnst!“. Begriffsgeschichten, in: Nevipe. Nachrichten und Beiträge aus dem Rom e. V., 2/2012, S. 1418.
Thomas Schares: Sprechen über Roma in deutschsprachigen (rumänischen) Medien. In: Kronstädter Beiträge zur Germanistik. Neue Folge, Heft 2 (2013), Passau: Karl Stutz, ISBN 978-3-88849-162-7, S. 109-128.
Ramona Mechthilde Treinen, Herbert Uerlings: Vom „unzivilisierten Wandervolk“ zur „diskriminierten Minderheit“: „Zigeunerim Brockhaus. In ebd. S. 631–696.
Leo Lucassen: Zigeuner. Die Geschichte eines polizeilichen Ordnungsbegriffes in Deutschland 1700–1945. Böhlau, Köln 1996, ISBN 3-412-05996-X u. ö.
Rüdiger Vossen, Wolf Dietrich, Michael Faber, Michael Peters (Hrsg.): Zigeuner. Roma, Sinti, Gitanos, Gypsies. Zwischen Verfolgung und Romantisierung. Katalog zur Ausstellung im Hamburgischen Museum für Völkerkunde. Ullstein 1987, ISBN 3-548-34135-7.

Weblinks

Jörg Kilian, Wörter im Zweifel. Ansätze einer linguistisch begründeten kritischen Semantik, in: Linguistik online, 16 (2003), Nr. 4, siehe: linguistik-online.de.

Einzelnachweise

a b Ziegeuner. In: Zedlers Universal-Lexicon. Band 62, Leipzig 1749, Spalte 520–544.
http://www.lpb-bw.de/publikationen/sinti/sinti8.htm
Siehe: Hermann Korners Chronica novella (hrsg. von Jakob Schwalm, Vandehoeck & Ruprecht 1895); in der mittelniederdeutschen Bearbeitung der sogenannten Rufus-Chronik dann eingedeutscht als Secanen (unde nomeden sik de Secanen), Karl Koppmann (Hrsg.), Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, XXVIII: Die Chroniken der niedersächsischen StädteLübeck, Band 3, Hirzel, Leipzig 1903, S. 108, Nr. 1285.
Rüdiger Vossen, Zigeuner. Roma, Sinti, Gitanos, Gypsies. Zwischen Verfolgung und Romantisierung, Frankfurt am Main/Berlin/Wien 1983, S. 20 f.
↑ Reimar Gilsenbach: Weltchronik der Zigeuner. Frankfurt am Main et al. 1997, 2., korr. und erg. Aufl., S. 26, 222.
George C. Soulis, The Gypsies in the Byzantine Empire and the Balkans in the Late Middle Ages, in: Dumbarton Oaks Papers 15 (1961), S. 141–165, 146147, zitiert nach Angus M. Fraser: The Gypsies. Blackwell, Oxford u. a. 1995, S. 4647
↑ Viorel Achim: The Roma in Romanian Historiy. Central European University Press, Bukarest u. a. 2004, S. 9
↑ Marek Stachowski, Das Ethnonym ‚Zigeuner‘, sein slawisch-türkischer Hintergrund und ungarisch ‚szegény‘, in: Studia Etymologica Cracoviensia 7 (2002), S. 159–169
Vgl. Karola Fings: Rasse: Zigeuner. In: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): „Zigeunerund Nation. Repräsentation-Inklusion-Exklusion. (= Inklusion/Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 8), Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 273–309, S. 274.
Vergleiche dazu: Arbeit von Hosemann
Zum Beispiel vha.fu-berlin.de.
↑ Karola Fings/Ulrich Opfermann (Hrsg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen. 19331945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012, S. 11, 356.
Der Zeithistoriker Eberhard Jäckel formuliert sie in einem Beitrag zur Debatte um den Text für ein Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas, in: FAZ, 5. Februar 2005
Johann Erich Biester, Ueber die Zigeuner; besonders im Königreich Preußen, in: Berlinische Monatsschrift, Bd. 21, 1793, S. 108–165, 360–393, hier S. 364 f.
Werner Wied, Von mancherlei wandernden und fahrenden, handelnden und bettelnden Leuten, in: Gerhard Hippenstiel, Werner Wied (Hrsg.): Wittgenstein III. ein Lesebuch zur Volkskunde und Mundart des Wittgensteiner Landes, Bad Laasphe 1984, S. 493506, hier S. 502.
O. Glaubrecht [= Rudolf Oeser], Der Zigeuner, Halle (Saale) 1907, S. 42 f.
Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 2. Bd., 1. Abt.: Vom Mittelalter zur Neuzeit, Berlin o. J. (1920), S. 464 ff.
Siehe: Ulrich Friedrich Opfermann, „Seye kein Ziegeuner, sondern kaiserlicher Cornet“. Sinti im 17. und 18. Jahrhundert. Eine Untersuchung anhand archivalischer Quellen, Berlin 2007, S. 21.
Berichte von Arnold von Harff, Patrizier aus Köln, Georges Lencheraud, Bürgermeister von Mons im Hainaut (Belgien) und Alexander Pfalzgraf von Rhein nach: Reimar Gilsenbach: Weltchronik der Zigeuner. Teil I, Frankfurt am Main 1997, 2. korr. und erg. Aufl., S. 103, 110, 114.
Hierbei gaben sie zum Teil an, als Bußprediger für die Sünden ihrer Vorfahren auf Wanderschaft zu sein, die der Heiligen Familie während ihrer Flucht nach Ägypten Hilfe verweigert hätten. Siehe Ines Köhler-Zülch, Die verweigerte Herberge: Die heilige Familie in Ägypten und andere Geschichten vonZigeunern“ Selbstäusserungen oder Aussenbilder?, in: Jacqueline Giere (Hrsg.), Die gesellschaftliche Konstruktion des Zigeuners: zur Genese eines Vorurteils (= Wissenschaftliche Reihe des Fritz-Bauer-Instituts, 2), Campus, Frankfurt am Main 1966, S. 46–86
StichwortZigeunerin Meyers Konversationslexikon von 1888
Was damals Rechtens war. In: Die Zeit, Nr. 17/1980
br-online.de (PDF)
Belegt beispielsweise hier: S. 3 (PDF), landtag-bw.de (PDF)
Anna-Lena Sälzer, Arme, Asoziale, Außenseiter. Künstler- undZigeuner“-Diskurse von 1900 bis zum Nationalsozialismus, in: Herbert Uerlings, Iulia-Karin Patrut (Hrsg.): „Zigeunerund Nation. Repräsentation-Inklusion-Exklusion. Frankfurt am Main u. a. 2008, S. 203–230.
↑ Karola Fings/Ulrich Opfermann, Glossar, in: dies. (Hrsg.), Zigeunerverfolgung im Rheinland und in Westfalen. 19331945. Geschichte, Aufarbeitung und Erinnerung, Paderborn 2012, S. 337-359, hier: S. 350.
Zu Amaro Drom siehe die prägnante Stellungnahme des Vorsitzenden: „Die größte Beleidigung ist die Bezeichnung ,Zigeuner'“, in: taz, 27. Januar 2011, Onlinefassung.
Die Sinti Allianz vertritt eine besonders strenge Auslegung des Mitteilungsverbots der Sinti über ihre Sprache. Siehe: Sinti Allianz, Köln. Auch die Mitteilung der Gruppennamen wird von manchen Sinti als Verstoß gegen das Verbot betrachtet, so dass sie es vorziehen, in der Kommunikation mit Nichtsinti aufZigeuner“ auszuweichen.
Siehe zum Beispiel: ling.kfunigraz.ac.at (PDF).
Der Zentralrat organisiert und vertritt vor allem Sinti deutscher Staatsbürgerschaft, ferner die deutschen Nachfahren osteuropäischer Roma, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die deutschen Staaten migrierten. In Sinti und Roma spiegeln sich diese Vertretungsansprüche und der Primat für Sinti.
Michael Faber, Schausteller. Volkskundliche Untersuchung einer reisenden Berufsgruppe im Köln-Bonner Raum, Bonn 1982, 2. durchges. Aufl., S. 24.
Michael Klein: Auswertung von quantitativen Daten zur Erhebung. In: Daniel Strauß (Hrsg.): Studie zur aktuellen Bildungssituation deutscher Sinti und Roma. Dokumentation und Forschungsbericht, Marburg 2011, S. 1750, hier S. 10 f., ferner S. 4850, 99, siehe: [1].
Nicht jeder Fahrende ist ein Zigeuner, in: Scharotl, 17 (1992), H. 1, S. 21.
Siehe: Ulrich Opfermann, „Die Jenischen und andere Fahrende“. Eine Minderheit begründet sich, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 19 (2010), S. 126–150.
Statement von Bischof Norbert Trelle, Hildesheim, Bischöflicher Beauftragter für die Zigeunerseelsorge in Deutschland, zum VI. Weltkongress der Pastoral für die Zigeuner … (Freising, 1. bis 4. September 2008), siehe: dbk.de (PDF).
Siehe: roma-service.at, volksgruppen.orf.at, wlz-fz.de
Neuer Name für „Zigeunerseelsorge“., Radio Vatikan: Die Stimme des Papstes und der Weltkirche, 11. Mai 2010. Hoffnungszeichen, in: Antiziganismuskritik 2 (2010), H. 2, S. 4, siehe: antiziganismus.de (PDF). Es ist dort allerdings nicht die neue Bezeichnung, sondern stattdessen falsch der innerhalb der Roma-Gemeinschaft minderheitliche Sprachgebrauch des Zentralrats wiedergegeben.
↑ Karola Fings, »Rasse: Zigeuner«. Sinti und Roma im Fadenkreuz von Kriminologie und Rassenhygiene 19331945, in: Herbert Uerlings/Iulia-Karin Patrut (Hrsg.), »Zigeuner« und Nation. Repräsentation - Inklusion - Exklusion (Inklusion/Exklusion. Studien zu Fremdheit und Armut von der Antike bis zur Gegenwart, Bd. 8), Frankfurt am Main et al. 2008, S. 273–309, hier: S. 274.
Ulrich Friedrich Opfermann, „Seye kein Ziegeuner, sondern kayserlicher Cornet.“ Sinti im 17. und 18. Jahrhundert, Berlin 2007, S. 32.
Eberhard Jäckel: Denkmal-Streit., in: FAZ, 5. Februar 2005.
Bernhard Streck an den Kölner Tsiganologen Rüdiger Benninghaus, 13. April 2004, nach dessen Homepage, Stand: 28. Dezember 2009.
Olaf Guenther, Henning Schwanke: Überrollte Figuren und moderner Kreisverkehr. Bernhard Streck, dem spiritus rector der Leipziger Tsiganologie zu Ehren, in: Blickpunkte, Nr. 9, August 2010, S. 1018, hier: S. 15, siehe auch: uni-leipzig.de (PDF).
So beispielsweise programmatisch bei der Vorstellung einer Publikation über eine Vielfalt ethnischer Gruppen am Schwarzen Meer: buch.de.
Siehe z. B. Joachim Krauß, „Zigeunerkontinuum“ – die Raum und Zeit übergreifende Konstanz in der Beschreibung von Roma in Theorie und Empirie, in: Jahrbuch für Antisemitismusforschung, Bd. 18 (2009), S. 161–180.
Thorsten Eitz, Georg Stötzel, Wörterbuch derVergangenheitsbewältigung“ (= Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachgebrauch, Bd. 2), Hildesheim 2009, S. 599.
Gleichstellung. Weniger Tabus, kaum mehr Rechte. [u. a. zuZigeuner“], in: FAZ.net, 3. Juli 2007. antidiskriminierungsstelle.de.
Siehe: kreisanzeiger-online.de.
Der BegriffZigeunerwar noch bis in die 1990er Jahre gängige Ausdrucksweise in den Dokumenten der Europäischen Union und ihrer Vorgängerinstitutionen (so etwa in den Entschließungen des Europäischen Parlaments von 1984 und 1994, siehe Roma-Politik der Europäischen Union).
Siehe die undatierte, aber nicht vor 2008 formulierte Aussage auf der Homepage der Europäischen Kommission.
Siehe z. B. die NPD im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern und die Reaktionen aller anderen Parteien im Juli 2010: endstation-rechts.de.
Siehe z. B.: Geistige Brandstifter, 28. Juli 2010, in: altermedia.info.
Siehe z. B. [NPD-]Nachrichten für Mecklenburg und Pommern: mupinfo.de.
Brigitte Mihok, Peter Widmann, Sinti und Roma als Feindbilder, in: bpb.de.
Siehe Michael Zimmermann: Rassenutopie und Genozid. Die nationalsozialistische „Lösung der Zigeunerfrage“. Hamburg 1996, S. 57.
Vgl. z. B. als zeitgenössische Erscheinung mit dem Abstand einer Generation: „Zickzack – Zigeunerpack“ – Ein Gespräch mit Hugo Franz, in: Einer muß überleben. Gespräche mit Auschwitzhäftlingen 40 Jahre danach, hrsg. von der ESG Bonn, Düsseldorf 1984, mit: Ronny Blaschke: Zick, zack, Zigeunerpack. In: Süddeutsche Zeitung, 28. Mai 2010.
Siehe: Zentralrat der Sinti und Roma stellt Strafantrag wegen Hetzparolen. Vorwurf der Volksverhetzung und Beleidigung gegen Randalierer, in: Freie Presse [Chemnitz], 11. Januar 2012, [2]; Strafanzeige gegen Narren. Staatsanwalt ermittelt wegen Volksverhetzung, in: Schwäbische Zeitung, 7. Februar 2005, [3]. Gegen die Einstellung der Ermittlungen erhob der Zentralrat der Deutschen Sinti und Roma Verfassungsbeschwerde. Diese wurde abgelehnt. Vgl. die Anzeige des Zentralrats gegen rechtsextremistische Fußballfans im Januar 2012: Nach Hallen-Turnier-Randale. Zentralrat der Sinti und Roma stellt Strafantrag, in: Schwäbisches Tagblatt, 11. Januar 2012, siehe auch: [4].
duden.de, duden.de.
Siehe zum Beispiel Bo Hazell, Resandefolket. Från tattare till traveller, Stockholm 2002.
Rumänien: Zigeuner statt Roma. In: taz. roma-service.at; Spanien: zur spanischen Debatte um das Wort „gitano“ siehe zum Beispiel: dROMa, 12/2006: Nur ein Wort?/Tschak alav? (PDF).



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