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am 14.9. 2001 um 18:48:59 Uhr schrieb Dexter
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am 24.11. 2022 um 05:34:29 Uhr schrieb Bettina Beispiel
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am 11.9. 2009 um 00:09:34 Uhr schrieb Baumhaus über WTC
am 28.9. 2002 um 23:33:15 Uhr schrieb GPhilipp über WTC
am 9.8. 2007 um 01:35:14 Uhr schrieb subversiv über WTC
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Nils the Dark Elf schrieb am 15.9. 2001 um 00:56:29 Uhr zu
Bewertung: 18 Punkt(e)
Ich habe Schlafstörungen, lege mich erst um 10 Uhr morgens hin. Kann eine Weile schlafen, recht flach, werde immer mal wieder wach, trinke etwas.
Werde schließlich richtig wach, sehe auf die Uhr. 16 Uhr - Zeit für Star Trek. Schalte den Fernseher an.
Kein Stark Trek heute.
Was ist das?
Kraß! Voll Shadowrun! Heftig!
Moment mal, eigentlich viel zu früh. Oder?
Das ist das verdammte World Trading Center in NYC!
Plötzlich bin ich hellwach. Ich bin weder sonderlich geschockt, noch haben ich außerordentliche Angst - ich bin nur etwas verwundert.
Das Pentagon auch noch, höre ich jetzt. Treffend. Zwei große Symbole, Finanz und Militär. Ja, so hätte ich das auch gemacht.
Ich sehe schreiende Menschen, Panik auf den Straßen. Sie sind völlig unter Schock, sind in Todesangst. Überall Rauch und Tote.
Plötzlich stürzt das Gebäude ein. Sehr effektvoll, ihr Terroristen, wirklich sehr hübsch. 10 Punkte für die richtige Benutzung der Medien.
Ich hatte erwartet, daß so etwas passieren würde. Nur nicht so bald, nicht schon jetzt. In zwei oder drei Jahren vielleicht. Ich kann ein wenig mit diesen Menschen leiden, und ich kann ein wenig ihre Angst und ihren Schmerz nachvollziehen - aber es sind nicht meine Angst und mein Schmerz. Ich habe schon seit Jahren derartige Szenarien in meinem Kopf durchgespielt, und anfangs machten sie mir Angst. Da ich es aber in den letzten Monaten zu einem Spiel gemacht hatte, Anzeichen für die kommenden Umbrüche zu suchen, war ich nun nicht wirklich geschockt. Spätestens in zwei oder drei Jahren hatte ich eh irgendetwas von dieser Größenordnung erwartet.
Nun erwarte ich auch, daß ähnliche Dinge in der Zukunft öfter passieren werden. Die Welt wird innerhalb des nächsten Jahrzehnts ihr Gesicht radikal verändern, und niemand wird sie nachher wiedererkennen. Ich weiß nicht, ob ich lange genug leben werde, um das Ende zu sehen - ich weiß nur, daß es viele Tote geben wird. Ich weiß nicht, ob es einen dritten Weltkrieg geben wird, oder viele kleine Bürger- und Guerilla-Kriege auf der ganzen Welt, auch wenn mir letzteres wahrscheinlicher erscheint. Ich weiß, daß möglicherweise unsere gesamte westliche Zivilisation dies Jahrhundert nicht überdauern wird. Und wenn schon, Rom ist ja auch untergegangen, und die Menschheit hat es überlebt.
Ich habe nicht mehr Angst, als ich eh schon seit Jahren habe. Ich habe mich schon seit Jahren an die Angst gewöhnt, und auch, wenn ich jeden Menschen bedaure, der unschuldig sterben muß, weiß ich doch, daß es nicht zu verhindern war. Was geschehen muß, wird geschehen. Die Welt muß sich radikal verändern oder untergehen, denn so, wie sie ist, kann unsere Zivilisation nicht mehr lange bestehen. Radikale Umbrüche entladen sich immer in Gewalt, und ein derartig großer Umbruch führt zwangsläufig zu Krieg und Terror.
Hagbard schrieb am 19.9. 2001 um 23:27:47 Uhr zu
Bewertung: 7 Punkt(e)
Beginnen wir mit einem einfachen Gedanken:
Ein Verbrechen gegen ein menschliches Wesen steht einem anderen Verbrechen gegen ein menschliches Wesen in nichts nach. Ein Mensch ist so viel wert wie ein anderer. Denn:
„Alle Menschen sind gleich geschaffen“, so steht es auch in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776 und die Vereinten Nationen beginnen ihre „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, die nun schon älter als 50 Jahre ist, mit der feierlichen Formulierung von der „Anerkennung der allen Mitgliedern der menschlichen Familie innewohnenden Würde und ihrer gleichen und unveräußerlichen Rechte“ - eine Anerkennung, die die Grundlage von Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden bilde.
Schauen wir uns um auf der Welt:
Nein, die Menschen sind nicht gleich. Gleich geboren, aber nicht gleich ernährt; gleichermaßen würdig, aber nicht gleichermaßen beschützt; gleichberechtigt, aber nicht gleich behandelt.... Wer hungert, wird eben nicht satt. Wer zwischen Folterkellern lebt, lebt in der täglichen Angst um seine Haut. Wer verfolgt wird, kann sich kein Wohnzimmer einrichten. Wer keine Macht hat, ist ohnmächtig. Und wer sich verachtet fühlt, lernt den Hass.
Alle Menschen sind gleich.
Aber erleben wir ein Massaker an Afrikanern oder Arabern als die gleiche Katastrophe wie ein Massaker an Europäern oder US-Amerikanern? Ist es nicht so, dass wir dort in Afrika oder im Nahen Osten den rohen Umgang miteinander beinah für normal halten? Doch würden wir es verstehen, wenn ein Afrikaner oder ein Palästinenser ein Blutbad in Europa oder in den USA schlicht für das selbstverständliche Produkt einer Zivilisation hielte, die Auschwitz oder Hiroshima hervorgebracht hat?
Der Umfang und die Heftigkeit der Anschläge gegen die USA mögen überraschend gewesen sein, doch überrascht es auch, dass die USA in diesen Zeiten das Opfer von gewalttätigen Attacken wird? Muss es uns wundern, dass in den durch Kriege und Armut und Umweltzerstörung verwüsteten Teilen der Erde nach einfachen Lösungen gerufen wird, nach Rache? Wollen wir nicht begreifen, dass der Terror nicht nur eine bösartige, sondern auch eine verzweifelte Antwort auf die Aufteilung der Welt in Arm und Reich, in Sklaven und Herrscher ist?
Alle Menschen sind gleich.
Doch die Geschichte der Eroberung Amerikas ist bis heute eine lange blutige Geschichte über die Missachtung von Menschenrechten und den Missbrauch von Macht: Die Ausrottung der Indianer, die Unterdrückung der Schwarzen, Hiroshima und Vietnam, Chile und der Nahe Osten, die Verweigerung von Schuldenerlassen oder Umweltauflagen. Überall auf der Welt leben Menschen in einer Situation der permanenten Demütigung und des ökonomischen Desasters. Und überall mischen die USA mit - selbstlegitimiert durch die vermeintliche
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Verteidigung der Freiheit, aber in Wahrheit immer auf der Seite des Geldes und besessen von der Durchsetzung des eigenen Werte- und Wirtschaftssystems. Die Verbrechen der Macht stehen in nichts den Verbrechen der Ohnmacht nach.
Worum weinen wir in diesen Tagen? Für wen oder was legen wir Gedenkminuten ein, feiern wir Trauergottesdienste, sagen wir Gartenpartys, Sportveranstaltungen und Haushaltsdebatten ab? Warum unterbrechen wir Wahlkämpfe und warum legen wir gedämpfte Musik auf die Plattenteller der Rundfunkanstalten? Trauen wir tatsächlich um die Toten in den USA? Doch wann haben wir je in dieser Form auf die Bombardierungen von kurdischen Dörfern, auf das Massensterben im hungernden Afrika, auf die Erschießung von palästinensischen Kindern reagiert? Auf das Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens, auf das Gemetzel der Taliban in Afghanistan, auf die durch Selbstmordattentäter zerfetzten Menschen in Jerusalem?
Oder auf den Völkermord in Ruanda 1994, bei dem eine Million Frauen, Männer und Kinder ermordet wurden. Die gerade jetzt so viel beschworene Menschenverachtung erleben wir schließlich Tag für Tag. Was erschüttert uns also so in diesen Tagen?
Die Ahnung, dass die Spirale aus Gewalt und Gegengewalt immer seltener vor den Türen der „Ersten Welt“ halt machen wird? Das plötzliche Wissen um die Zerbrechlichkeit unserer mit Beton und Konsum und Seifenopern von Elend und realer Verzweiflung abgeschirmten Welt?
Oder erschüttert uns vielleicht auch die Erkenntnis, dass unsere sogenannte Zivilisation auf einer Lüge aufgebaut ist; dass wir unsere Hände nicht länger in Unschuld waschen können; dass das World Trade Center und das Pentagon nicht nur für Tausende von unschuldigen Opfern, sondern auch für Tausende von Tätern stehen, die Kriege inszenieren, Waffen verkaufen und Hungersnöte in Kauf nehmen, wenn es den Börsenkursen dient?
Die terroristischen Anschläge in den USA ein Menetekel, eine Unheil kündende Prophezeiung? Doch wem oder was sagt die mit Flammen und Rauchzeichen in den Himmel geschriebene Geisterschrift dieses Mal ihren Untergang voraus? Der letzten Großmacht USA oder der zügellosen Gewalt des Geldes? Was können wir erkennen im globalen Nebel zu Beginn des 3. Jahrtausends?
Trotz der pausenlosen Wiederholung dieser Floskel in den vergangenen Tagen - es stimmt nicht, dass sich die Welt durch den Zusammenbruch des World Trade Centers verändert hat.
Verändert hat sich die Silhouette von New York. Ansonsten ist die Welt die gleiche geblieben. Überall Probleme, für die niemand eine Lösung hat oder auch nur zu haben vorgibt. Die selben Kriege, der selbe Hunger, die selbe Hoffnungslosigkeit...
Die dramatischen Anschläge in den USA verändern nichts, sie zeigen nur, dass immer aufgefeiltere Waffensysteme im Besitz der Nato oder anderer Staaten immer ausgefeiltere Terroraktionen bedingen. Die Kriegserklärung gegen die USA hat eine Vorgeschichte. Denn Terroraktionen dieser Art entstehen auf einem politischen, sozialen und ideologischen Nährboden, in einem Klima aus Hass und Intoleranz und Rassismus. Wenn Bundeskanzler Schröder nun von einer „Kriegserklärung an die gesamte zivilisierte Welt“ spricht, schreibt er die Spaltung der Welt schon wieder fort. Wer nicht zu uns gehört, ist also unzivilisiert.
Nein, die Welt hat sich nicht verändert. Sie ist leider genau so wie zuvor. Meistens jedoch sterben die Menschen stiller und nicht so spektakulär.
Ich stehe, trotz aller Beschwörungen der Anständigen, nicht auf der Seite von Amerika und ich empfinde die grausamen Terroranschläge auch nicht als einen Anschlag auf mein moralisches Wertesystem. Ich halte die USA nicht für eine Demokratie und ihre Regierung nicht für eine Hüterin der Menschenrechte, nicht für moralisch legitimiert, moralische Urteile zu fällen.
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Aber ich trauere um die Toten in New York und Washington - so wie um die zivilen Opfer im Kosovo-Krieg oder die verbrannten Flüchtlinge in deutschen Asylbewerberheimen...
Wenn wir aber in Deutschland die Musterschüler im symbolischen Trauern mimen wollen, dann bin ich dafür, alle Sportveranstaltungen und Oktoberfeste und Messe-Galas abzusagen bis zu jenem Tag, an dem es Gerechtigkeit gibt auf der Welt. Und bis zur Einlösung der UNO-Erklärung zu den Menschenrechten plädiere ich auch für die dauerhafte Unterbrechung von inhaltsleeren Wahlkämpfen und für tägliche Gedenkminuten.
Ohne Gerechtigkeit keine Sicherheit. Nicht noch mehr Waffen, nicht noch mehr Sicherheits-Kontrollen, nicht noch mehr Mauern gegen die Armut und das Fremde machen die Welt und unser Leben sicherer, sondern sozialer und ökonomischer Ausgleich, der entschiedene und demokratische Kampf gegen die Verwüstungen des Kapitals, Toleranz und Kultur...
Auch wir hier in den Medien sind gefordert. Wir müssen die Täter und die Zusammenhänge beim Namen nennen: Wer profitiert von Massenentlassungen oder Hungersnöten, wer verweigert des Profites wegen welche Medikamente für Afrika, wer hat die Albaner in Mazedonien eigentlich bewaffnet - und wer die Gefolgsleute des Terroristen Bin Laden? Waren das nicht die Deutschen und die USA? Wir müssen uns der Propaganda und der freiwilligen Gedankengleichschaltung entziehen. Und schon jetzt unsere Stimmen gegen einen drohenden Krieg erheben. Und dagegen, dass die USA gemeinsam mit ihren Verbündeten hinter der Pose der Betroffenheit und auf der Suche nach Schuldigen gegen jeden vorgehen, der berechtigt gegen die politische Dominanz der USA kämpft.
Wie könnten wir besser der vielen Toten gedenken, der zahllosen Opfer von sinnloser Gewalt und gezieltem Terror, als mit dem gemeinsamen Bemühen darum, dass sich die Welt tatsächlich ändert?!
toschibar schrieb am 27.12. 2001 um 01:55:36 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
In meiner wilden Zeit, wurde unser WG-Telefon abgehört. Da wir das wussten, haben wir uns natürlich einen Spass daraus gemacht, über die Herren Mithörer (einige kannten wir persönlich, ein Hoch auf die Kleinstadt) vor einigen Telefonaten zu lästern.
Manchmal haben wir böse Terrorpläne geschmiedet und Wahnsinnsdrogen-Geschäfte am Telefon verabredet. Manchmal auch einfach nur erzählt, wo wir unser Heck heute wieder vergraben haben. Wir hatten nie eine Hausdurchsuchung, weil wir 10 mal am Tag blinden Alarm ausgelöst haben. Keine Ahnung, ob sie überhaupt auf irgendwas reagiert haben, vielleicht mussten einige Beamte hin und wieder nachts schaufeln gehen...
Eigentlich wollte ich aber auch auf das Mitlesen von eMails zu sprechen kommen, das Herr Schily mit seiner ATA durchsetzt. Es gibt zwei Möglichkeiten, Widerstand zu leisten: Entweder alle verschlüsseln ihre mails und die kriegen gar nichts zu lesen.
Oder - und das ist die Maßnahme, die mir besser gefällt und die ich seit 1 Monat praktiziere: Alle schreiben unter jede ausgehende eMail (Auto-Signatur) eine Liste von Stichworten, die von den Sicherheitsbehörden sicher gefiltert werden. eine mail könnte dann so aussehen:
__________________________________________________
Liebe Tante Getrud.
Ein frohes Weihnachtsfest wünschen Horst, Monika, Jupp und Hanni
Hallo BKA: Milzbrand, Terror, GEZ, bin Laden, Flug-
schule, Allah akhbar, Taliban, Bergelch
__________________________________________________
Wenn das jeder macht, filtern die täglich mehrere Milliarden mails, die sie alle überprüfen müssten. Ihnen würde sicher bald der Spass vergehen.
Nachzudenken wäre über eine Software, die per Life-Update aktualisierte Filter-Begriffe aus dem Internet zieht und die Auto-Signatur automatisch updatet.
Macht mit!
raubkopiE schrieb am 2.12. 2001 um 20:24:10 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Kein Recht zum Krieg
Für einen US-Angriff auf Afghanistan gibt es keine juristische Grundlage. Auch der Nato-Bündnisfall liegt nicht vor
von GERD WINTER
Dies scheint die Stunde der Militärstrategen. Doch ist völkerrechtlich nicht alles erlaubt, was effektiv erscheint. Denn das Recht ist auf längere Dauer eingestellt, und das gegenwärtige Terrorismusproblem darf die große Errungenschaft der UN-Charta nicht zunichte machen: das Verbot zwischenstaatlicher Gewaltanwendung.
Erlaubt ist nur die individuelle und kollektive Selbstverteidigung gegen den bewaffneten Angriff eines Staates nach Artikel 51 der UN-Charta (siehe Kasten). Manche Völkerrechtler halten diesen Fall für bereits gegeben und mahnen lediglich das Verhältnismäßigkeitsgebot an, das zum Beispiel bloße Racheakte ausschließe. Was erforderlich sei, um Terrorakte zu verhindern, sei zulässig - einschließlich militärischer Einsätze gegen Staaten wie Afghanistan.
Die Vertreter dieser Auffassung sehen sich durch die Resolution des UN-Sicherheitsrats vom 12. September bestätigt. Eine genauere Lektüre kommt dagegen zu einem anderen Ergebnis. In der genannten Resolution hat der Sicherheitsrat zwar eine Bedrohung des Weltfriedens konstatiert, nicht aber einen bewaffneten Angriff, der allein Auslöser des Rechts auf militärische Selbstverteidigung sein könnte. Hinsichtlich des Rechts zur Selbstverteidigung hat das Gremium nur abstrakt anerkannt, dass Artikel 51 der UN-Charta dieses Recht vorsehe - nicht aber, dass die Voraussetzungen etwa in Bezug auf Afghanistan eingetreten seien.
Kein Vergleich zu Kuwait
Ebenso verhält es sich mit der neuen Resolution vom 28. September. Sie stellt ebenfalls die Bedrohung des Friedens, nicht einen bewaffneten Angriff fest. Die Bedeutung dieses Textes liegt gerade darin, dass er die nichtmilitärischen Zwangsmaßnahmen effektiviert und von kriegerischen Maßnahmen absieht. Man halte ihm die Resolution von 1990 zur irakischen Invasion in Kuwait gegenüber: Damals stellte der Sicherheitsrat einen bewaffneten Angriff fest und bestätigte das Recht Kuwaits zur Selbstverteidigung.
Nun ist der Selbstverteidigungsfall allerdings nicht von einer Feststellung durch den Sicherheitsrat abhängig. Er ergibt sich aus der objektiven Lage. Man muss also nach einer allgemeingültigen Bedeutung des Ausdrucks »bewaffneter Angriff« fragen. Der Internationale Gerichtshof legten ihn im Nicaragua-Fall 1986 ausgedehnt aus. Damals erklärten die Richter, Ausrüstung und Ausbildung der von Honduras aus operierenden Contras durch die USA stellten einen bewaffneten Angriff dar. Diese ausdehnende Auslegung war aber keineswegs konturenlos: Die bloße logistische und finanzielle Unterstützung bewaffneter Gruppen, so die Richter, stelle noch keinen Angriff dar.
Damit die Anschläge in den USA als afghanischer Angriff angesehen werden könnten, müssten die Terrorpiloten demnach von Afghanistan ausgerüstet, ausgebildet und entsandt worden sein. Selbst wenn die Attacken nachweisbar von Bin Laden gesteuert und finanziert worden sind, wäre noch zu beweisen, dass die Regierung aktiv und nicht nur durch Duldung mitgewirkt hat. Offenbar fällt dieser Nachweis schwer. Deshalb wäre eine kriegerische Reaktion gegenüber Afghanistan mangels Selbstverteidigungsrechts von vornherein unzulässig.
Dies gilt auch für den Einsatz der Nato. Würden die USA um militärische Hilfe ersuchen, wäre diese nach Artikel 5 des Nordatlantikvertrages (siehe Kasten) nicht gestattet. Diese Bestimmung setzt voraus, dass ein bewaffneter Angriff eines Staates gegeben ist. Die Klärung dieser Frage hat die Nato am 13. September zu Recht zur Bedingung für den Bündnisfall gemacht. Allerdings suggeriert die unklare Formulierung, es komme auf einen Angriff »von außen« an, dass auch staatlich nicht gesteuerte Terrorakte als ausreichend für die Nothilfe angesehen werden. Dies wäre nach dem Vertrag nicht zulässig. Es geht auch nicht an, dass die Nato die Feststellung des Bündnisfalls durch die USA einfach übernimmt. Sie muss den Bündnisfall selbst prüfen, eine Definitionsmacht eines Nato-Mitglieds gibt es nicht.
Dass kriegerische Maßnahmen nach gegenwärtigem Kenntnisstand völkerrechtlich unzulässig sind, bedeutet selbstverständlich nicht, dass gar nichts unternommen werden kann. Wenn ein Staat terroristische Tätigkeiten gegen einen anderen Staat duldet oder unterstützt, verstößt er gegen den 10. Grundsatz der »Friendly Relations Declaration« der UN-Generalversammlung von 1970.
Der Verstoß löst einerseits die Pflicht zur Wiedergutmachung aus. Andererseits können gegen den pflichtwidrig handelnden Staat Repressalien unterhalb der Kriegsschwelle ergriffen werden, beispielsweise Boykottmaßnahmen.
»Kleine Gewalt« erlaubt
Nur in zwei eng umgrenzten Fällen werden gezielte Einsätze der »kleinen Gewalt« mit eher polizeilichem Charakter für zulässig gehalten. Der eine betrifft den Schutz eigener Staatsangehöriger. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz einer israelischen Sondereinheit im Jahr 1976 im ugandischen Entebbe, wohin palästinensische Terroristen mit Duldung Ugandas eine El-Al-Maschine entführt hatten. Der andere Fall betrifft kleinere gewaltsame Übergriffe wie Grenzverletzungen, auf die mit begrenzten Maßnahmen geantwortet werden darf.
Der erste Fall liegt ersichtlich nicht vor - es sei denn, man fasst Maßnahmen zur Befreiung der in Kabul festgehaltenen Gefangenen ins Auge. Der zweite Fall ist sozusagen verfristet: Er trägt nicht langfristig angelegte Strategien mit Einsatz gewaltsamer Mittel zur Terrorismusbekämpfung.
Darüber hinausgehende Maßnahmen sind nach der gegenwärtigen Völkerrechtslage nicht auf der Ebene einzelner Staaten, sondern nur im größeren internationalen Verband möglich - auf der Grundlage eindeutiger Beschlüsse des Sicherheitsrats. Dieser hat in den beiden Resolutionen zu den Anschlägen vom 11. September bereits die Bedrohung des internationalen Friedens festgestellt. Im Anschluss daran kann er Maßnahmen nach Kapitel VII der UN-Charta ergreifen, die stufenförmig von Aufforderungen zur Verfolgung der Terroristen über friedliche Sanktionen bis zu militärischem Eingriffen reichen.
Die Entscheidungsbefugnis darüber hat allein der Sicherheitsrat, nicht ein einzelner Staat wie etwa die USA. Im vorliegenden Fall hat der Sicherheitsrat in zunehmend konkreter Form alle Staaten zur Terrorismusbekämpfung verpflichtet. Zu Afghanistan wurden bereits nach den Anschlägen auf die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Daressalam Resolutionen beschlossen. Erst Ende letzten Jahres verpflichtete der Sicherheitsrat die Taliban zur Schließung der Camps und zur Unterbindung des Drogenhandels. Er verhängte ein Embargo für militärische Hilfe und den Luftverkehr.
Wenn sich diese Sanktionen als unzulänglich erwiesen haben, könnte der Sicherheitsrat auf die nächste Stufe übergehen und polizeiliche oder auch militärische Interventionen beschließen. Dabei könnte er sich auch auf den Tatbestand der menschenrechtswidrigen Unterdrückung der afghanischen Bevölkerung stützen, der seinerseits eine Bedrohung des Friedens ist.
Antiterror-Organisation
Angesichts der Verzweigung und offenbaren Schlagkraft der terroristischen Netzwerke reichen die Instrumente der UN-Charta allerdings nicht mehr aus. Erforderlich sind der Abschluss internationaler Verträge und die Einrichtung einer internationalen Organisation zur Terrorismusbekämpfung. Sie muss sorgfältig definierte supranationale Kompetenzen erhalten und gleichzeitig in einen umfassenderen Ansatz zur Bearbeitung der tieferen Quellen des Terrorismus eingebunden sein.
Der Anschlag vom 11. September hat die Akzeptanz für souveränitätsbeschränkende supranationale Institutionen mit weltweiten Kompetenzen gesteigert. Langsam kommt auch eine tiefer gehende Besinnung auf die Ursachen des Terrorismus in Gang. Diese Bereitschaft sollte für friedliche Zwecke genutzt werden, nicht für Kriegsgerede und nicht für Krieg.
taz Nr. 6564 vom 2.10.2001, Seite 4, 268 Zeilen (TAZ-Bericht), GERD WINTER
Hermann L. Gremliza schrieb am 26.10. 2001 um 16:11:09 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
"Dies zu den Ursachen des Terrorismus, nach denen so umständlich an den falschen Orten gesucht wird: Völker, die nur eines satt haben, nämlich ihr Leben und ihre Würde an den Märkten der Aktien und Aktionen abbröckeln, glattstellen oder mitnehmen zu lassen; die sich wehren, ohne den anerkannten Regeln zivilisierten Totschießens, Verstümmelns und Verbrennens zu folgen, welche den libyschen Botschafter zwängen, im State Department eine Kriegserklärung zu überreichen und zehn Minuten später Tripolis als Sandwolke auf Kairo zutreiben zu sehen.
Wie Hochverrat eine Frage des Datums, ist Terror eine der Geographie. Weder Heimtücke noch die Unschuld der Opfer unterscheiden die 'Hydra des Terrorismus' (Kohl) von den ordentlichen Kriegen, deren Orden noch getragen werden: vom sechshunderttausendfachen Hungertod in Leningrad, von Hiroshima und Nagasaki, von My Lai.
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