Gedanken schrieb am 30.4. 2000 um 22:52:39 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Gefühle, Gedanken, Empfindungen, all diese Dinge sind ein fein Ding ...
Ich schreie es laut heraus ...
die humanistische Bildung obsiegt ...
ich gehe auf eine Insel ...
Verdammt, ich habe genug, diese Scheiße kotzt mich an !
Wir leben in einer Welt der vollständigen Computerisierung, der Mensch ist ein Sklave seiner Erfindung, daß Preußentum hat die Oberhand gewonnen, wir sind ein Volk von Legionären ...
Ich habe genug von dieser durchschnitllichen Obstbauern-Geschichte, es wird Zeit, dem Pietismus den Rock zu entstauben, und klarzustellen, daß der Kandl nicht die heilbringende Erfüllung eines jungen Menschen ist ...
Es ist an der Zeit, die Toten von ihren Thronen zu entfernen, um den Lebenden einen Raum zu schaffen ...
Laßt uns beginnen, die verstaubten Altäre vergangener Wohlschaffenheit aus unseren Gemütern zu streichen, um eine neue Form der Existenz zu begründen ...
Es ist an der Zeit, die IT-Revolution auf dem alten Kontinent zu verwirklichen ...
Ein aufbrechender Gruß
Agamemnon
Greif schrieb am 7.3. 2000 um 11:24:04 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Fund bei www.literaturkritik.de
Aus dem Heft Nr 2/2000 (Schwerpunkt Emotionen):
Emotionen zwischen den Disziplinen
Skizzen und Literaturhinweise
Von Thomas Anz
»Alles, was von den Menschen getan und erdacht wird, gilt der Befriedigung gefühlter Bedürfnisse, sowie der Stillung von Schmerzen.«
Mit diesen Worten Albert Einsteins beginnt ein Buch des renommierten Hirnforschers Ernst Pöppel. Es erschien 1982 und ist
mittlerweile auch als Taschenbuch zu haben. Der Titel »Lust und Schmerz« enthält die These, um die sich alles dreht. Der Gründer und
Leiter des Münchner Instituts für Medizinische Psychologie versucht zu zeigen, "wie in der Tat Lust und Schmerz in all unseren
Erlebnissen verborgen sind und manchmal nur zu deutlich sich in den Vordergrund drängen." In seinen Beschreibungen typischer
Erlebens- und Verhaltensweisen geht er davon aus, dass "jedes Erlebnis von vornherein lust- oder unlustbetont ist. So etwas wie
Gleichgültigkeit ist nach meiner Auffassung etwas Unnatürliches und dem eigentlichen Wesen unseres seelischen Lebens fremd. Ob wir
etwas betrachten, hören, betasten, riechen oder schmecken, ob wir etwas bedenken, planen, erörtern oder auch erforschen, stets ist das
subjektive Erlebnis mehr als eine objektive Auskunft über die reale Welt oder ein Geschehen in uns selbst. Jedes Er-lebnis ist von
vornherein immer auch angenehm oder unangenehm, schön oder häßlich, lustvoll oder schmerzhaft, und im äußersten Fall berauschend
oder ekelhaft."
Weit mehr als es der Neurowissenschaftler zu wissen scheint, bewegen sich seine Thesen in altehrwürdigen Traditionen. Sie reichen bis
zur Antike zurück. »Man begehrt ja, was Lust gewährt, und flieht, was schmerzlich ist.« So schreibt Aristoteles in der "Nikomachischen
Ethik", die auch Pöppel einmal zitiert. Wenn er darauf insistiert, dass Lust und Schmerz immer, wenn auch in verschiedenen
Kombinationen, koexistieren, dann ist dies bereits mit Schillers Begriff des »gemischten Gefühls« im 18. Jahrhundert vorformuliert
worden. Und wenn Pöppel schließlich Lust und Schmerz zu Fundamenten ethischer oder auch ästhetischer Werte erklärt, so hätte er,
zumindest was die Ästhetik angeht, in Kant einen Gewährsmann anführen können. Denn der erklärte gleich zu Beginn der "Kritik der
Urteilskraft»: «Um zu unterscheiden, ob etwas schön sei oder nicht, beziehen wir die Vorstellung (...) auf das Subjekt und das Gefühl der
Lust und der Unlust desselben.» Was ethische Werte angeht, so beruft sich Pöppel selbst auf Leibniz, der erklärt hatte: «Gut ist
dasjenige, was geeignet ist, Lust in uns hervorzubringen und zu vermehren, oder Schmerz zu vermindern und abzukürzen."
Den zitierten Autoren hat der Wissenschaftler aber eines voraus: Er kann sich auf Forschungen über die "neuronalen Grundlagen des
Erlebens und Verhaltens» berufen; er kennt die «Orte im Gehirn», in denen «bestimmte psychische Teilleistungen repräsentiert sind." So
erklärt er etwa, dass »Lust und Unlust als bewertende Dimensionen« nicht "homogen über das ganze Gehirn und die an den jeweiligen
Orten repräsentierten psychischen Funktionen verteilt» seien, sondern bevorzugt jene Erlebnisse färben, «die auf der rechten Seite des
Gehirns repräsentiert sind."
Emotionsforschung, wie sie Pöppel propagiert, »ist ein interdisziplinäres Projekt«. Am Beispiel des Schmerzerlebens illustriert er das:
"Den Schmerz als innere Erfahrung versucht der Psychologe zu beschreiben. Wie aber bildet sich das kaum Sagbare eines Schmerzes in
der Sprache ab? Das wiederum ist ein Problem, das den Linguisten interessiert. Was dagegen Schmerz für den einzelnen bedeuten kann,
welchen Sinn der Schmerz für unsere Identität hat, erörtert der Dichter - wie Sophokles im ‚Philoktet' -, der Philosoph oder der
Psychotherapeut, jeder auf seine Weise." Auch dem Pharmakologen, dem mathematischen Statistiker, dem Anatomen, dem Physiologen
oder dem Physiker weist Pöppel ihre je eigenen Aufgaben im Projekt der Schmerzforschung zu.
Einer inhaltlich und didaktisch vorzüglichen Einführung des Arztes, Familientherapeuten und Hochschullehrers Thomas Hülshoff in das
»mehrdimensionale Geschehen« emotionaler Prozesse gelingt es, (evolutions)biologische, psychologische und soziologische Perspektiven
systematisch zu integrieren. Am Beispiel der Angst illustriert er, wie Emotion "als körperlicher Zustand, als seelische Empfindung oder als
ein unser Denken und Handeln bestimmendes Phänomen wahrgenommen werden kann". Das Buch gibt mit vorbildlicher Anschaulichkeit
und Klarheit Antworten auf die Frage, wie biochemische, neurologische, erbbiologische, zentralnervöse und soziale Faktoren
interagieren, wenn wir Angst, Trauer, Lust, Wut, Scham oder Schuld empfinden. Und es fragt darüber hinaus, inwiefern bestimmte
Gefühle dem sozialen Leben und Überleben dienlich sind. So hat etwa Angst bekanntlich eine Warn- und Schutzfunktion, während
Trauer als »Bindungsemotion« verstanden werden kann, die dem sozialen Zusammenhalt förderlich ist. Die systemtheoretische
Perspektive ermuntert dazu "immer wieder die Ebenen zu wechseln und die unterschiedlichen Bedingungsgefüge und Kontexte, in denen
Emotionen auftreten, anzuschauen.» Besonderes Gewicht legt Hülshoff auf die Bedeutung von Emotionen im Familiensystem, auf «die
Zusammenhänge zwischen emotionaler Befindlichkeit, Kommunikationsstil und Selbstwertgefühl der einzelnen Mitglieder".
Interdisziplinarität setzt nicht nur die Bereitschaft voraus, über die Grenzen der eigenen Disziplin hinauszusehen, sondern auch die
Fähigkeit, die Hermetik des eigenen fachsprachlichen Diskurses aufzubrechen, sich den Vertretern anderer Fächer verständlich zu
machen, die divergierenden Begrifflichkeiten der einzelnen Disziplinen abzugleichen. Solche kommunikativen Kompetenzen sind den
Büchern von Pöppel und von Hülshoff in hohem Maße zu bescheinigen. Weitgehend blind bleiben sie freilich gegenüber den
Kulturwissenschaften. Wiederholt verweisen sie zwar auf die kulturelle Prägung des Umgangs mit Emotionen, doch was dazu an
Forschungen vorliegt, kennen sie nicht. Das scheint symptomatisch auch für die Unterschätzung kultureller Einflüsse auf menschliches
Verhalten und Erleben in den Wissenschaften, in denen die beiden Autoren beheimatet sind.
Eine Einführung in die Emotionspsychologie von Ernst H. Bottenberg und Henning Daßler, die beide an der TU Hannover lehren, setzt
dagegen gleich an den Beginn ein Kapitel mit der Überschrift »Gefühl und Kulturalität«. Es trägt dem Faktum Rechnung, dass gerade
auch die Kulturwissenschaften an jenen jüngeren Veränderungen in der Wissenschaftsgeschichte beteiligt sind, die manche inzwischen als
»emotional turn« bezeichnen. Die Grenzen zwischen den zwei Kulturen, der natur- und der geistes- oder kulturwissenschaftlichen, sind
hier wesentlich weniger sichtbar als bei Pöppel und Hülshoff. Schon dass den Ausführungen ein Motto aus Musils "Mann ohne
Eigenschaften» bzw. aus den Aufzeichnungen des Protagonisten zur «Sache des Gefühls" vorangestellt wurde, ist ein Signal, wie es zu
Beginn des vorigen Jahrhunderts ähnlich immer wieder von der Psychoanalyse gesetzt wurde, um ihre Offenheit gegenüber Diskursen zu
demonstrieren, die von den Naturwissenschaften des 19. Jahrhunderts als wahrheitswidrig ausgegrenzt worden waren.
Was Menschen körperlich und psychisch als Gefühl wahrnehmen, wie sie Gefühle einschätzen und wie sie sich zu ihnen verhalten, so
erklären Bottenberg und Daßler programmatisch gegen eine Psychologie, der das Gefühl zum bloßen »Naturgegenstand« gerate, "ist
mit-bedingt durch die Kulturalität des Menschen, d.h. dadurch, daß das Erleben und Verhalten des Menschen von kulturellen Werten
und Normen (mit-)bestimmt wird, die sich in einem historischen Prozeß entwickeln und verändern." Die Autoren behaupten dies nicht
nur, sondern zeigen es auch durch exemplarische Kulturvergleiche. Einer ihrer Kronzeugen ist Norbert Elias. Was dieser in seinen
historischen Untersuchungen über den Prozess der Zivilisation im Hinblick auf Emotionen über das Zusammenspiel von Natur und Kultur
erklärt hatte, wird hier zustimmend zitiert: "Sicher ist die Möglichkeit, Angst zu empfinden, genau wie die Möglichkeit, Lust zu
empfinden, eine unwandelbare Mitgift der Menschennatur. Aber die Stärke, die Art und Struktur der Ängste,die in dem Einzelnen
schwellen oder aufflammen, sie hängen niemals allein von seiner Natur ab, und, zumindest in differenzierteren Gesellschaften, auch
niemals von der Natur, in deren Mitte er lebt; sie werden letzten Endes immer durch die Geschichte und den aktuellen Aufbau seiner
Beziehungen zu anderen Menschen, durch die Struktur seiner Gesellschaft bestimmt; und sie wandeln sich mit dieser."
Die historischen Vergleiche unserer eigenen Kultur mit der des aggressionsungehemmteren Mittelalters, die ethnologischen Vergleiche
mit einer Kopfjägerkultur auf den Philippinen, für die Gewalt kein Ausbruch sonst verborgener Aggressionen ist, und nicht zuletzt die
Vergleiche zwischen diversen Sub- und Alternativkulturen innerhalb unseres eigenen Kulturraums, der hedonistischen Hippie-Kultur, der
Wut und Hass auslebenden Punk-Bewegung und Skinhead-Kultur, verweisen anschaulich auf ganz unterschiedliche Regelungen des
Affekthaushalts und der emotionalen Verhaltensstile. Hat man dies erstmal eingesehen, so darf man sich nicht mehr, wie Bottenberg und
Daßler fordern, jener Erkenntnis verschließen, die Wissenschaftshistorikern schon lange geläufig ist, nämlich "daß auch die Wissenschaft,
die sich mit Gefühl befaßt, hier die Psychologie, von der jeweiligen Kultur durchdrungen ist und in einem historischen Prozeß
hervorgebracht wird."
Wie unterschiedlich die Wissenschaftskulturen und ihre je eigenen kulturellen Voraussetzungen sein können, lässt sich sogar an den
gegenwärtig erscheinenden Büchern zur Emotionsforschung ablesen. Vergleicht man sie, so wird man mit einem jeweils anderen Theorie-
und Sprach-Design konfrontiert. Da ist der in Kopenhagen lehrende Professor für Ethik und Religionsphilosophie Arne Gron, der
anhand von Soren Kierkegaards Schlüsselwerk »Der Begriff Angst« in dessen Denken einführt. Behutsam und geduldig kreisen die
Ausführungen um die Begriffszusammenhänge von Angst, Freiheit, Schuld oder Sünde und um das, was der Begriff Angst "über das
Menschsein enthüllt". Die Hermetik von Kierkegaards Werk verlässt sein Interpret nie. Selbst da, wo er die berühmt gewordene
Unterscheidung von gegenstandsloser Angst und objektbezogener Furcht erläutert, scheint ihm der mittlerweile oft angestellte Vergleich
mit Freuds Unterscheidung zwischen neurotischer Angst und Realangst völlig fern zu liegen. Oder da ist der in Wien lehrende
Psychoanalytiker aus der Schule Lacans, Michael Turnheim, der es in seinen gesammelten Studien zur Trauer- und zur Witztheorie als
Zumutung zurückweist, über sich selbst oder andere Menschen zu sprechen und statt dessen die Treue gegenüber psychoanalytischen
Texten hochhält und sich zugute hält, darüber hinaus auch noch einen Blick nach außen zu werfen. Der reicht freilich zu kaum mehr als
einer Lektüre Derridas. Ihr habe er zu verdanken, dass ihm sogar die Texte seines Meisters Lacan, wie vorher unter dessen Einfluss
schon die Freuds, »unlesbar« und damit eigentlich erst lesbar geworden seien. Emotionsforschung beschränkt sich hier - in gut
theologischer Tradition - auf die Auslegung weniger ‚heiliger' Schriften.
Und da ist schließlich das Buch aus der Schule der Individualpsychologie Alfred Adlers, in dem die Psychotherapeutin Irmgard Fuchs,
unterstützt von Beiträgen Gerhard Danzers, Alfred Lévys und Josef Rattners, Auskünfte über »Eros und Gefühl«, so der Titel, und über,
wie es im Untertitel heißt, »den emotionalen Wesenskern des Menschen« gibt. Hier zeigt sich etwas von der Offenheit des kulturellen
Horizonts, den die Psychoanalyse hat. und von dem Vorsprung, den sie in ihrer schon lange währenden Auseinandersetzung mit
Emotionen gegenüber der Wiederentdeckung der Gefühle in der jüngeren Schulpsychologie geltend machen kann. Das Buch wirkt
allerdings oft merkwürdig betulich und sprachlich antiquiert. Seine Tendenzen zur populären Vereinfachung folgen weniger der Intention,
komplexe Sachverhalte möglichst verständlich zu vermitteln, als missionarischem Eifer in der Propagierung eines Gemeinschaftsgefühls.
Daniel Golemans Bestseller über »Emotionale Intelligenz« (siehe literaturkritik.de Nr. 2/3, 1999), mit dem es sich gelegentlich
auseinandersetzt, ist Gold dagegen. Zwischen guten und schlechten Emotionen weiß das Buch von Irmgard Fuchs allzu leicht zu
unterscheiden. Ein Kapitel trägt die Überschrift »Das verkümmerte Gefühlsleben«, das nächste heißt »Das gesunde Gefühlsleben«. Die
Grenzen zwischen guten und schlechten Emotionen sind hier klar gezogen. Dem dient nicht zuletzt die begriffliche Unterscheidung
zwischen »Affekt« und »Gefühl«. »Affekte« machen den Menschen unfrei und sind sozialschädlich, »Gefühle« hingegen, die mit Wörtern
wie Sympathie, Treue, Hoffnung, Dankbarkeit, Vertrauen, Achtung und vor allem Liebe charakterisiert sind, "verbinden den Menschen
mit den Mitmenschen, der Welt und dem gesamten Kosmos". Wenn Psychoanalyse gelegentlich als säkularisierte Heilslehre beargwöhnt
wird, trifft dies zumindest für die hier präsentierte Gefühlslehre zu.
Besseres zur gewiss notwendigen Klärung von Begriffen wie Emotion, Gefühl, Affekt, Empfindung, Stimmung und dergleichen leistet der
Band von Bottenberg und Daßler. Der sprachanalytische Ansatz Wittgensteins, den sie dabei zu Rate ziehen, leistet Differenzierteres als
die bloße Scheidung in Gut und Böse. Doch bleibt gerade auch hinsichtlich der so heterogenen Begriffsverwendung für ein
interdisziplinäres Projekt der Emotionsforschung noch viel zu tun.
Ernst Pöppel: Lust und Schmerz
Goldmann Verlag, München, 1995.
299 Seiten, 16,90 DM.
ISBN: 3-442-12656-8
Thomas Hülshoff: Emotionen. Eine Einführung für beratende, therapeutische, pädagogische und soziale Berufe.
Ernst Reinhard Verlag, München 1999.
320 Seiten, 39,80 DM.
ISBN 3-8252-2051-6
Ernst Heinrich Bottenberg: Wege in die Psychologie des Gefühls.
Annäherungen an Kreativität und Ökologie.
S. Roderer Verlag, Regensburg 1997.
196 Seiten, 24,80 DM.
ISBN 3-89073-186-4
Arne Gron: Angst bei Soren Kierkegaard. Eine Einführung in sein Denken.
Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 1999.
200 Seiten, 48 DM.
ISBN 3-608-91936-8
Michael Turnheim: Das Andere im Gleichen. Über Trauer, Witz und Politik.
Klett-Cotta-Verlag, Stuttgart 1999.
140 Seiten, 32 DM.
ISBN 3-608-94176-2
Irmgard Fuchs: Eros und Gefühl. Über den emotionalen Wesenskern des Menschen.
Mit Beiträgen von Gerhard Danzer, Alfred Lévy und Josef Rattner.
Königshausen & Neumann, Würzburg 1998.
295 Seiten, 39,80 DM.
ISBN 3-8260-1556-8
© bei literaturkritik.de
all rights reserved.
Leserbriefe sind uns herzlich willkommen!
VOISofWORLD schrieb am 12.12. 2000 um 19:52:12 Uhr zu
Bewertung: 6 Punkt(e)
Im Regen zu stehen und zu fühlen wie der Wind und das Wasser auf die Haut und die kleidung prasselt! Das herrlichste und das intensievste was es auf der Welt gibt!
princeoftaipei schrieb am 27.9. 2003 um 22:08:52 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Vielen Menschen ist immer noch nicht klar, dass sie ein biologischer Organismus sind, der nach gewissen Regeln funktiniert. Die Kenntnis dieser Regeln ist leider unheimlich ernüchternd. Ich bin kein Biologe aber reime mir das hier als Einmaleins in puncto Gefühle zusammen.
Gefühle werden durch Hormonspiegel verursacht (Axiom). Es gibt nicht viele Hormone, also ist die Sprache der Gefühle niemals präzise. Hormone wirken sich direkt auf den Körper aus und steuern Organfunktionen, daher ist das Erleben von Gefühlen stets unheimlich intensiv im Vergleich zur Stimulation des Nervensystems. Hormone haben binären Charakter, d.h. es ist nur viel oder wenig da, im Zusammenspiel der einzelnen Hormonspiegel entsteht das Gefühl. Einzelne Gefühle (eventuell sogar einzelne Hormone!) sind stets mit einer starken Wertung belegt (Anziehung=positives Gefühl, Abstoßung=negatives Gefühl), Bsp. Liebe oder Angst. Sie kennen nur zwei Wörter: gut und schlecht. Es gibt kein Gefühl ohne diese Wertung, stimmts? Diese starke Wertung dient dem Überleben des Organismus und der Art, im Zweifel siegt stets das Gefühl über den Verstand und damit die Evolution (und die menschliche Biologie als dem gegenwärtigen Stand der Evolution) über etwaige Misinterpretationen des Verstands. Sozusagen sind die Gefühle die sichere Bank des Wesens Mensch, sie irren sich nicht. Ein anderes Wort (wenn auch negativ belegt und oft nur für den Geschlechtstrieb verwendet) für Gefühl ist Trieb.
Gegen die eigenen Gefühle zu leben macht depressiv und krank, sich die eigenen Gefühle bewusst zu machen und seine Lebensziele danach auszurichten macht ultimativ glücklich! Daran führt kein Weg vorbei, das ist schlicht definitionsgemäß so, weil »glücklich« genau den Zustand beschreibt, den Forderungen aller Gefühle nachzukommen.
Man muss sich darüber klar sein, dass nach diesem Modell echte Gefühle stets nur und ausschließlich biologischen Charakter haben. Also: Erhalt und Nutzen des Individuums, und Erhalt und Nutzen der Art. Man fühlt sich schlecht, wenn diese biologisch determinierten Ziele nicht realisierbar sind oder aus welchen Gründen auch immer nicht realisiert werden.
Ich glaube, diese biologische Sichtweise hilft durchaus, Art und Wesen der eigenen Gefühle zu verstehen. Oft mangelt es an Worten, Gefühle zu beschreiben. Das ist aber nach diesem Modell gar nicht nötig, da sich der Sinn (das Ziel, der Zweck) des Gefühls aus der Biologie heraus erklären lässt. Man kann dadurch mit den eigenen Gefühlen (besser?) umgehen lernen, und auch die Aktionen anderer Menschen besser verstehen. Leider (wie schon erwähnt) ist diese Sichtweise unheimlich rational und ernüchternd.
Hm, ich fürchte ich erzähle niemandem hier was neues, na wie dem auch sei...