"das übersetzen von untertiteln ist eine hohe kunst. es ist eine form von dichtung. oder besser: die verbindung von dichtung und kreuzworträtsel. während der dichter mit jamben und trochäen kämpft, wüte ich gegen lange worte, immer die anzahl der anschläge im blick. erst mach ich ne rohübersetzung, dann geht's ans verdichten. am ende kürze ich weiter, bis noch viel text bleibt und schon viel luft ist zwischen den worten, in denen hoffentlich das gekürzte mitschwingt. die letzten arbeitstage gelten dem vernichten von honorar. denn untertitler werden nach anzahl titeln bezahlt (von den guten firmen, nicht nach minuten wie von den halsabschneidern, n'est-ce pas, video- und filmuntertitelung l. aus b. bei b?)
als faustregel gilt: je weniger titel, desto besser, also nochmal kürzen und schaun, ob der rhythmus stimmt."
aus dem tagebuch einer untertitlerin, gefunden zu berlin-mitte, grosse hamburger strasse, beim umbauen eines dachbodens.
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