Dialyse
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Nierenversagen und Dialyse
Probesession
Die Klientin betritt einen Raum mit der Aufschrift „Tod“.
Kl: Der Raum ist total leer - nur Betonboden, Betonwand.
Th: Kannst du so ein bißchen die Wände angucken, sind da Fenster drin oder
wie hoch ist der Raum?
Kl: Keine Fenster, nur rauhe Betonwand, gar nichts. Ich habe Herzklopfen. -
Der Therapeut schickt einen Boten vorbei, damit ein Prozeß in Gang kommt.
Zur Unterstützung spielt er über die CD-Anlage das Geräusch von sich
nähernden Schritten ein - Da ist ein großer Mann mit einer Kapuze, wie die
vom Ku Klux Klan. Schwarz. Der hat so schwarze Handschuhe an. Und jetzt
nimmt er mich an der Hand. ... Ich liege jetzt irgendwo. Es ist total kalt.
Th: Es ist kalt, ja. Schau dich mal um und sag mir, wo du bist.
Kl: In einem Loch.
Th: Ist über dir Himmel?
Kl: Ja.
Th: Wie groß ist das Loch etwa?
Kl: So groß, wie ich. Meine linke Schulter juckt jetzt ganz stark. - Das Jucken
soll sich in ein Bild umsetzen - Ein Haus ... ohne Fenster und ohne Türen. Es
ist, als ob innen nur Beton wäre. Das Haus hat keine Zimmer, keine
Innenräume, nur Beton - innen. Mein ganzer Körper juckt. Es wird enger. Die
Luft zum Atmen wird weniger.
Th: Schau mal, welche Worte du sagen willst. Spür mal, was hochkommt.
Kl: Ich möchte raus, ich möchte mich bewegen.
Th: Kennst du so etwas? - Klientin bejaht - Wann passiert sowas? Erinnere
dich mal. Welche Szene kommt hoch? Welches Bild hast du als allererstes
gehabt?
Kl: Ein Grab.
Th: Gibt es auch eine reale Situation aus deinem Leben, die du kennst -
dieses, es juckt alles zum aus der Haut fahren?
Kl: Ja, an der Dialyse.
Th: An der Dialyse ist das. Welcher Satz gehört dazu, welcher Satz kommt
hoch?
Kl: Ich will raus! ...
Am Ende der Probesession
Th: Frag doch die beiden Nieren mal, was ist, wenn du dich intensiv mit ihnen
beschäftigst. Sind sie bereit, dann wieder zu arbeiten? Und schau mal, was
sie sagen. Sagen sie ja oder nein. Einfach nur mal hinspüren.
Kl: Die sagen ja, die tanzen. ... Ich sehe meine beiden Nieren, sie halten sich
an der Hand und sie tanzen jetzt einen „Schuhplattler“.
Th: Sehr schön. Das ist ja toll. O.k., dann geh jetzt mal mit deinem Bewußtsein
zurück in den allerersten Raum und sei nochmal dort. Und dann sag mir mal,
was hat sich in dem Raum verändert jetzt.
Kl: Teppichboden und so ein weißes Licht, Schimmerlicht irgendwie. Es ist
angenehmer dort als am Anfang, nicht gerade zum Wohlfühlen. Ich möchte
nicht unbedingt drinbleiben, aber man kann es jetzt vielleicht ein bißchen
länger da drin aushalten. Es gibt jetzt auch ein ganz kleines Fenster ganz oben
in der Ecke.
Th: Das ist aber eine schöne Veränderung.
2 Jahre später: (Ausschnitt)
Die Klientin beginnt während der Tiefenentspannung zu lachen. Sie hat das
Gefühl zu schweben und steht plötzlich vor einer Tür mit der Aufschrift „Tür“.
Th: Ok., dann mach sie mal auf, jetzt.
Kl: (erstaunt, fängt an zu lachen) Das ist ja Wahnsinn! Weißt du, was hinter
dieser Tür ist? Alle Möglichkeiten dieser Welt! (breitet die Arme aus) Ich sehe
soooo ein Panorama. Die ganze Welt steht mir offen, so ist das irgendwie.
Alles, es gibt nichts, was nicht möglich ist.
Th: Ja, dann beschreib doch mal die Möglichkeiten, die du siehst, wenn die
Türe offen ist.
Kl: Ja, ich sehe nichts Konkretes oder Gegenständliches.
Th: Gut, dann werfe ich jetzt mal das Thema rein - was ist mit deiner Dialyse?
Kl: Ja, jetzt kommt mir eine Dialysemaschine entgegengeflogen oder eher
entgegengeschwebt. Das ist komisch, in diesem Raum aller Möglichkeiten ist
kein Boden drin und ich sitze an der Türschwelle und lasse meine Beine nach
unten baumeln. Ich bin ja noch nicht reingesprungen in diesen Raum.
Th: Frag mal den Raum, welche Bedingungen du noch erfüllen mußt. Du
stehst an der Schwelle, das heißt, du bist noch nicht drin.
Kl: Ich würde jetzt gerne einfach mal reinspringen.
Th: Ja, mach’s.
Kl: Ich komme so schwer los. ... Als ob ich an der Türschwelle klebe, ich kann
nicht losspringen. Und die Dialyse schwebt immer noch vor meinem inneren
Auge rum. Das gibt es doch nicht, ich muß doch da reinspringen können.
Th: Das heißt, du siehst den Raum der Möglichkeiten, aber du hast ihn noch
nicht. Du bist an der Schwelle. Das ist der Ausdruck davon. Frag den Raum,
welche Bedingung du noch erfüllen mußt.
Kl: (lacht) Was muß ich denn jetzt noch machen, Raum? Raum, rede doch mit
mir. ... Hallo, du - sagt er - da bist du ja endlich. ... Ich freue mich so, Raum,
sage ich, daß ich dich jetzt gefunden habe, ich kann es eigentlich gar nicht
fassen. Ich könnte singen, springen lachen. ... Was ist die Bedingung, daß ich
zu dir komme, Raum, daß ich den Absprung schaffe? Es ist so - wie soll ich
das beschreiben? Ich kann einfach nicht richtig losspringen. Ich klebe nicht
fest, d.h. ich kann mich schon bewegen, aber ich komme da nicht weg. Ich
kann da einfach nicht reinspringen. Das gibt es doch nicht. ... Jetzt fällt mir
noch was anderes auf. Also, diese Türschwelle, der Türrahmen, der ist sehr
dünn, eigentlich nur so eine Kante. Und der Raum der Möglichkeiten ist hinten
und vorne und eigentlich überall. Ich stehe also auf dieser ganz schmalen
Türschwelle und rundherum ist nur dieser Raum der Möglichkeiten. Meine
Zehen krallen sich da dran fest und ich kann einfach nicht loslassen.
Th: Als ob dieser Türrahmen noch zu einer anderen Welt gehört?
Kl: Ja, und was wirklich saublöd ist - ich kann es mir auf diesem Türrahmen
nicht bequem machen, denn der ist wie so eine scharfe Eisenkante.
Th: Das heißt im Klartext, da wo du jetzt bist, hast du noch nicht den
endgültigen Zustand erreicht. Aber du bist an der Schwelle zu einer anderen
Möglichkeit. Also, du mußt jetzt wissen, wie die Eintrittskarte lautet oder
sowas.
Kl: Ich krieg da keine klaren Hinweise,
das ist schwierig. Der Türrahmen wird
jetzt zu einem Kreis und ich berühre den
Kreis mit meinen Händen und Füßen...
und in diesem Kreis schwebe ich durch
diesen Raum.
Plötzlich taucht der weiße Vogel - ein
Innenweltführer der Klientin - auf. Er
teilt ihr mit, daß sie ihren Schock in
den Sessions auflösen muß und
dadurch in den Raum aller
Möglichkeiten gelangen kann.
Th: Ja, und jetzt hol mal deine Dialysemaschine herbei, und schau mal, ob du
die dann auch noch brauchst, oder ob die sich dann auflöst. Frag sie mal oder
frag den Vogel.
Kl: Die löst sich nicht auf, aber die fliegt aus meinem Sichtfeld.
Th: Ja, klar. Die fliegt wahrscheinlich zum nächsten Kranken - Therapeut und
Klientin lachen - Wie präzise das Unterbewußtsein arbeitet.
Selbstheilung: (Ausschnitt)
Zu Beginn der Session scheißt plötzlich der weiße Vogel auf den Kopf der
Klientin, damit sie wach wird, wie er meint. Dann führt er sie zu einer Bank im
Wald. Die Klientin setzt sich.
Kl: Mein Körper wird jetzt ganz groß, riesengroß. Jetzt bin ich, glaub ich, wo
anders. Wo bin ich denn? Ich kann jetzt nur spüren, daß mein Körper
riesengroß ist. Wahnsinn - wie sich das anfühlt. Ahh!
Th: Such mal deine Nieren in diesem Körper, spür die mal.
Kl: Mein Gott, wo soll ich die denn suchen? Mein Körper ist ja ein Haus, eine
Halle und er wächst immer noch. Ahh! Wahnsinn!!! Ich kann schon keine
Einzelheiten mehr spüren. Allein meine Lippen sind schon so groß wie
ungefähr das Himalaya-Gebirge. Wahnsinn! Ich kann das nicht beschreiben.
Sowas hab ich noch nie gefühlt. Ich kenne das Gefühl, aber nur in den Händen,
nachts vorm Einschlafen, wenn ich total loslasse. Aber jetzt hab ich es im
ganzen Körper, das ist Wahnsinn! Ich kann gleich nicht mehr sprechen. Ich
habe jetzt das Gefühl, mein Körper wird zur Erde. ... Jetzt bin ich die Erdkugel
mit einem großen Mund ... nach Osten. Mein Mund ist ein Höhleneingang. Da
kann man ins Innere der Erde.
Th: Ja, geh mal rein mit deinem Bewußtsein. Geh in deinen Körper, geh in
dein Inneres.
Kl: Ich hab das Gefühl, ich kann gleich nicht mehr sprechen. (flüstert) Ich kann
meine Lippen nicht mehr bewegen. ... Ich steige jetzt in die Höhle ein ...
(flüstert) Ich kann nichts mehr machen. ... Ich kann jetzt nur noch sein.- Musik -
Ich bin die Erde ... und alles was ich mache, ist „atmen“. Und ich begrüße den
Mond und die Sonne. ... Und ich pulsiere. Ahhh!!! Das ist schön - ich bin mit
allem verbunden. Und ich sehe jetzt, wie die Jahreszeiten ganz schnell
wechseln, wie im Zeitraffer. ... Einatmen und Ausatmen - Frühling, Sommer,
Herbst und Winter - alles geht ganz schnell. Und ich mache nichts - nur
Einatmen und Ausatmen. Und dann seh ich, wie die Blätter fallen und wie neue
Knospen kommen. Immer beim Einatmen gehen neue Knospen auf und beim
Austamen fallen die Blätter wieder ab. Und das geht alles ganz schnell. ...
(lacht) Und das Kamala ist tatsächlich ein Akupunkturpunkt.
Th: Wie nimmst du das wahr?
Kl: Da (zeigt auf ihre Nasenspitze). Ich weiß nicht, ob die Nasenspitze am
menschlichen Körper auch ein Akupunkturpunkt ist. ... (erschrocken) Oh, was
passiert jetzt? ... Jetzt passiert etwas in mir, das kann ich nicht beschreiben.
Dafür gibt es keine Worte. So etwas hab ich noch nie erlebt. ... Ich bewege
mich zugleich nach oben, nach unten, nach links und nach rechts, hin und her.
Alles zugleich. Ich bewege mich zugleich nach oben und nach unten - und ich
bewege mich zugleich nach links und nach rechts - im selben Moment.
Th: Wie fühlt sich das an?
Kl: Ich kann gar nicht sagen gut oder schlecht. Es fühlt sich von Innen so
wahnsinnig an. Ich hab das Gefühl, das ist so ein tiefes Loslassen, wie ich es
in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt habe. Und dieses Loslassen wird
auch durch das Sprechen oder durch meine Bewegungen nicht beeinträchtigt.
Ich habe das Gefühl, es geht tiefer und tiefer und tiefer und es hört überhaupt
nicht mehr auf. Ich spüre einfach so eine Verbundenheit. ...
Ende der Session:
Weißer Vogel zeig mir mal den nächsten Schritt. (Genervt) Ach Mann! Ich will,
daß mich jemand gesund macht. ... Lieber Gott, mach mich gesund. Mach du
das doch einfach, Mensch! Wieso kannst du nicht einfach sowas wie eine
Wunderheilung bei mir machen? Jetzt hab ich mich schon so abgestrampelt...
Muß man denn immer alles selber machen?
Th: Was antwortet er denn?
Kl: Also, er sitzt auf einer Wolke und krault seinen Bart ... und er überlegt
zumindest. ...Könntest du nicht ein kleines Wunder vollbringen, indem du mich
jetzt einfach heilst. Und ich löse alle meine Sachen dann natürlich hinterher auf
- Klientin lacht und meint dann plötzlich erstaunt - Er überlegt! ... (bettelnd)
Bitte, bitte, bitte. Schau mal, ich hab doch ganz andere Aufgaben. Ich kann
mich nicht ewig mit meiner eigenen Heilung aufhalten - du weißt das doch. ...
Der überlegt. Das wundert mich. Gott, das wundert mich, daß du da ernsthaft
darüber nachdenkst. ... Ich möchte jetzt einfach schnell gesund werden.
(bettelnd) Geht das nicht? ... Er will es sich überlegen.
Th: Will er dich unterstützen, damit es schneller geht? - Klientin bejaht - Wow!
- Therapeut und Klientin lachen
Kl: Meine Aufgabe an meiner Heilung ist, ich muß mit meiner Angst arbeiten.
Das gilt für die folgenden Sitzungen, und er gibt mir jetzt auch noch einen
Hinweis für den Alltag. Ich soll auch da schauen, was mir Angst macht. Und da
soll ich dann langgehen. Ich soll mich mit meiner Angst vertraut machen - ich
soll mich langsam mit meiner Angst vertraut machen. Also im Alltag spüren,
was mir Angst macht und das ausdrücken oder genau das machen, was mir
Angst macht. In den Sessions soll ich mich auch langsam der Angst annähern.
... Weißt du, Gott, ich hab immer gedacht, ich müßte mich mit allen schlimmen
Schocks auf einmal konfrontieren - aber ich merke jetzt, das hatte auch etwas
Selbstzerstörerisches. Ich bekomme jetzt immer mehr Selbstliebe und ich
merke jetzt, Selbstheilung kann auch Spaß machen und ich kann dabei
liebevoll mit mir umgehen.
Th: Was sagt Gott?
Kl: Er streicht mir über den Kopf und sagt ja.
Th: Selbstheilung ist was sehr liebevolles, ja, weil du eroberst dich zurück.
Kl: Ich möchte jetzt meine Angst auftauchen lassen und einen Vertrag mit ihr
machen. ... Angst, komm mal raus aus deinem schwarzen Loch. Ich bin richtig
aufgeregt, jetzt.... Ich gehe auf sie zu und nehme ihre beiden Hände und sie hat
ihren Blick gesenkt und ist ganz verlegen. Du bist ganz verlegen, Angst. Sie ist
ein Gespenst, wie eine Figur mit einem Bettlaken drüber und oben hat sie
einen Knoten reingebunden. Und sie hat zwei Augen. Ok., Angst, ich weiß, du
siehst ganz niedlich aus im Moment, aber ich weiß, daß da noch mehr dahinter
ist und ich mache jetzt einen Vertrag mit dir und jetzt hebt sie zum ersten Mal
ihren Blick und schaut mir in die Augen. Ich weiß, daß du da bist und Gott hat
mir eben gesagt, daß mein Part an meiner Selbstheilung ist, mich mit dir
auseinanderzusetzen und dich schrittweise kennenzulernen. Angst, ich möchte
jetzt einen Vetrag mit dir machen. Ich möchte dich bitten, daß du dich auch im
alltäglichen Leben jetzt öfters zeigst. Ich will mich langsam mit dir vertraut
machen. Ich möchte dich bitten, alle meine Ängste in den nächsten Wochen
schrittweise und dosiert an die Oberfläche zu holen. Bist du einverstanden?
Ja, sie sagt, ok., ich werde mal in meiner Zauberkiste kramen und schauen,
was ich alles finde. Jetzt haben wir uns die Hand darauf gegeben. ... Ich halte
mir die Augen zu. Ja, ich kann mir meine Angst noch nicht anschauen, so groß,
wie sie wirklich ist und so schrecklich, wie sie wirklich ist. Ich kann sie mir im
Moment nur dosiert anschauen.
Th: Das ist auch ok., du schaust dir das Symbol deiner Angst an und machst
einen Vertrag. Und du hast wahrgenommen, wie sehr du in der Lage bist,
loszulassen. Und du machst deine Selbstheilung ganz allein und du machst sie
mit Gott oder diesen ganzen Gesetzmäßigkeiten oder Energien, die es gibt.
Gott ist ja auch nur ein Bild dafür. Und du mußt nicht alleine gehen, du wirst von
ihm gehalten. Du bist mit allem verbunden und du bist sogar an diesem Platz
und dieser Platz ist ein Akupunkturpunkt.