Interaktion mit Klammern: Roussel-Lesemaschine (1937)
Die Schreibweise Raymond Roussels arbeitet - neben der ausführliche Ausbreitung einer Unzahl phantastischer Maschinenentwürfe - mit zahlreichen Sprachspielen und literarischen Verfahren, so auch mit extremer Verschachtelung: durch endlose Aufzählreihungen, Abschweifungen, Fußnoten und Parenthesen wird ein 9-facher Verschachtelungsgrad (mittels Klammereinfügungen im Text) erreicht, der ein lineares Lesen geradezu unmöglich macht. Rezeptionserleichternde Maßnahmen - etwa mehrfarbiger Druck - können aus Kostengründen seitens des Verlegers nicht vorgenommen werden. Abhilfe kann erst eine ‚Roussel-Lesemaschine‘ schaffen, die 1937 auf einer Surrealisten-Ausstellung gezeigt wird: der Text ist nach der Art eines Rundregisters auf Pappkarton montiert und die einzelnen Karten sind am oberen Rand je nach Verschachtelungsebene mit verschiedenfarbigen Markern versehen. Zum Lesen drehe man mit der rechten Hand an der Kurbel, so daß die Text-Karten sequentiell weitergeblättert werden, während man mit dem linken Zeigefinger mittels der farbigen Reiter jeweils eine bestimmte Ebene arretiert, so daß nur die entsprechenden Textkarten aufgeblättert werden.
|