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Der erste Text am 18.1. 1999 um 01:10:46 Uhr schrieb
Timokl über Hettche
Der neuste Text am 1.5. 2011 um 22:44:18 Uhr schrieb
Susann W. über Hettche
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am 18.3. 2003 um 11:50:08 Uhr schrieb
lake über Hettche

am 1.5. 2011 um 22:44:18 Uhr schrieb
Susann W. über Hettche

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Assoziationen zu »Hettche«

Student schrieb am 9.1. 2000 um 03:49:29 Uhr zu

Hettche

Bewertung: 2 Punkt(e)

Thomas Hettche: NOX. Roman. Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995

Ich sah in ihrer Hand das Messer nicht. Sie hatte es vor kurzem erst gekauft. Plötzlich, als sie es absichtslos aus dem Etui nahm und in der Hand wog, fasziniert von seinem Gewicht und von der Fertigkeit, die es zu verlangen schien. Das Heft mit großen stählernen Nieten war aus schwarzem Holz. Die etwa zwölf Zentimeter lange Klinge lief mit leichtem Schwung spitz zu. Kühl und angenehm schwer fühlte sie es in ihrer Hand und beugte sich von hinten über mich im Sessel.
Das Fenster stand weit offen, und der Regen, der in Böen gegen das Haus trieb, hatte die Vorhänge so sehr schon genäßt, daß sie schwer und dunkel vor den Fensterflügeln herabhingen. Auf dem Parkettboden eine Lache Wasser. Licht darin, das im Dämmer des Raumes hell schimmerte.
Ich stellte mir vor, wie sie den ganzen Tag hier vor dem tief verhangenen Himmel gesessen und hinübergesehen hatte zur hohen Häuserzeile jenseits des Parks, die, ein Horizont in der Stadt, den anderen verdeckte und ihren Blick aufhielt. Als ich sie in der Nacht zuvor gefragt hatte, wie sie heiße, antwortete sie, ihres sei das dritte Türschild von unten. Der Baumwollbezug des Sessels war klamm und kalt. Ich lehnte mich zurück, um sie ansehen zu können.
Wie ein Arzt, der die Arterie sucht und den Pulsschlag, legte sie Zeigefinger und Mittelfinger an meinen Hals. Ihre Berührung war sanft und ohne Hast. Doch bevor ich die Augen schloß, sah ich auf ihrem nackten Unterarm wie Firnis Schweiß. Saß blicklos lange unter ihr und rieb, den Kopf weit im Nacken, meine Stirn an ihrem Schoß. Erst, als sie ihre Hand plötzlich wegnahm und die andere hochriß, öffnete ich die Augen. Da sah ich das Messer. Und sie durchschnitt mir die Kehle.
Von links nach rechts schnitt sie, und die scharfrandige Wunde klaffte sofort weit auf. Tief schnitt sie in Muskeln und Fleisch, trennte den Kehldeckel vom Kehlkopf, durchschnitt Halsschlagader und Schilddrüsenschlagader, kappte mir Luftröhre und Speiseröhre, und schnitt tief noch in einen Halswirbel hinein. Als sie das Messer aus der Wunde nahm, zog sie keinen Menschenlaut, doch mehr als ein gurgelndes Geräusch, mit heraus.
Ich fiel, ihr zu entkommen, nach vorn und mein Kopf schlug auf die Knie. Zuckte im Schmerz, der meine Muskeln krampfte, gleich wieder nach hinten in die Lehne des Sessels und unter das Messer. Meine Hände tasteten zum Hals. Ich sah sie an und versuchte zu sprechen, doch Blut quoll mir aus dem Mund, ich atmete Blut und schluckte es. In den Luftröhrenästen blutiger Schleim, Blut in den Augen, in der Nase und auf der Zunge. Die durchtrennte Schlagader saugte Luft und pumpte sie strudelnd ins Herz. Ich konnte nicht mehr atmen, Angst umklammerte mich, und ich spürte, mein Blick wurde starr. Sah sie nicht mehr. Krämpfe durchzuckten wie Gewitter mein Fleisch, und während ich kollabierte, schlugen meine Beine polternd den Boden.
Noch eine ganze Weile hielt sie das Messer über mir. Schwer und angenehm fühlte sie es in ihrer Hand. Da war ich längst tot. Der nasse Vorhang bauschte sich und schlug gegen das Fenster. Reglos stand sie da und lauschte dem Wind nach. Dann ließ sie das Messer fallen und ging.

*
Als ich starb, wechselte ein Hund über die Grenze. Weit im Südosten der Stadt. Dort, wo der Teltowkanal einen Bogen nach Süden hin zum Hafen Johannisthal schlägt, der Britzer Zweigkanal in ihn einmündet und Ost-Berlin mit der Landecke in den Westen hineinragt, auf der die Siedlung DAHEIM liegt.
Seit vier Jahren als Wachhund an der innerdeutschen Grenze eingesetzt, wurde der Schäferhundrüde beim Grenzkommando Berlin der bewaffneten Organe der DDR in der Bestandsliste für Laufleinenhunde unter der Stammrollen-Nr. L-0546 und der Wesensziffer II/344 geführt. An jener Stelle, wo die Laufrolle an die Streben stieß, stemmte er seinen Kopf so lange rückwärts gegen das gelockerte Halsband, bis es ihm gelang, hinauszuschlüpfen. Plötzlich und unbeachtet war der Schäferhund aus dem Kontrollstreifen hinaus und setzte über Zaun, Kolonnenweg und Graben hinweg. Durch ein brüchig gewordenes Abwassergitter schlüpfte er unter der Mauer hindurch, sprang ins Wasser und durchquerte den Kanal.
Auf dem Gelände der Westberliner Stadtreinigung, die sich nahe dem Hafen Britz-Ost an die Kolonie SONNENGARTEN anschließt, kam er wieder an Land. Schnell und ohne zu zögern schnürte der Hund ins Innere der Stadt.

*
Flugzeuge schwenkten laut über mich hinweg in den Nachmittag hinein oder stiegen hinauf in die höheren Himmel, unter denen die Stadt festgezurrt und bewegungslos auf der sandigen Erde lag.
Schon in der Agonie, hatte mein Körper noch auf die Wunde zu reagieren versucht, falsch und ausweglos die großen Funktionssysteme Atmung, Kreislauf und Zentralnervensystem, hilflos die direkt betroffenen Gewebsregionen. Dann kam der Blutkreislauf zum Stillstand. Meine Körpertemperatur sank. Kalt wurde es an den Händen zuerst und im Gesicht. Die Kälte kroch ganz in mich hinein immer weiter, kam immer näher, und ich weiß nicht, an was.
Eine Weile noch setzten sich Stoffwechselvorgänge fort, als wäre nichts geschehen, bis nach und nach unkontrollierte biochemische Reaktionen begannen, die, wie ich wußte, so lange ablaufen würden, bis alle Substrat- und Enzymvorräte erschöpft wären. Es regnete nicht mehr.
Und während Feuchtigkeit sich auf die spiegelnde Schneide des Messers neben dem Sessel senkte, auf meine Pupillen und das stockende Blut, sah ich, wie sie unter den kahlen Bäumen wegging und folgte ihr. Sah zum ersten Mal jene Geste, mit der sie sich durchs Haar strich. Erinnerte mich an ihre Lippen. Roch wieder ihre Haut. Hatte nicht bemerkt, daß sie schön war.
Und ich sah, wie die Dämmerung ihr aus der Hand fraß und wie sie hochschaute zu dem offenen Fenster im zweiten Stock, hinter dem ich lag. Verfolgte ihren Blick, zurück zu ihr und weiter in sie hinein, als meine Zunge sie gekannt hatte. Hörte, was sie dachte, und spürte, wie sie fror. Sah, wie der Nachmittag um sie herumfloß, als wäre sie unter Wasser. Wußte, daß sie sich schon kaum mehr an mich erinnerte. Und wie sie sich darüber wunderte, sah ich, und wie die Stadt sich um sie zusammenzog wie eine Haut über der Haut, in der sie ging.
Sie horchte ihrem Herzschlag nach und wie sie atmete. Fühlte, als wäre es das erste Mal, daß ihre Lider über die Augäpfel zuckten und sie befeuchteten. Sah lange zu, wie sich langsam alles im wolkigen Dunst verschob. Immer mehr verfing sich der Winternachmittag in den Büschen, lag weiß um die Häuser, auf den Bänken, dem Weg. Die hoch gezackte Linie der Häuser jenseits des Parks ausgebrannt dunkel bis auf wenige Fenster, deren Lichter schütter durchs Gestrüpp drangen, durch niedrige Birken, Farne, Schlinggewächse. Selbst künftige Fundstücke und schorfige Erinnerung, versinken die Häuser, alles zermalmend und zermahlend unter sich, langsam in der aufgeweichten Erde.
Sie ging am Parkplatz vorüber und am Photostudio an der Ecke zur Residenzstraße, ging weiter zum Franz-Neumann-Platz und ziellos in die Stadt hinein. In meinen Lungen stand Blut und im Mund, in Speise- und Luftröhre und in der Nase meines nach hinten auf die Sessellehne gefallenen Kopfes mit dem weit klaffenden Schnitt. Matt schimmernd lag die Trachea offen wie ein geborstener Versorgungsschacht, beinern und sehr weiß.
 
(...)
 

_
Sie fuhr, ohne zu überlegen, quer durch die Stadt. Sah nicht, wie die Fahrgäste wechselten, registrierte weder Kleidung und Gesichter, noch, welche Bezirke sie unterirdisch querte. Nur, als der Zug unter dem Ost-Sektor langsamer wurde und die dunklen und wie ausgebleichten Stationen Rosenthaler Platz, Weinmeisterstraße, Alexanderplatz, Jannowitzbrücke und Heinrich-Heine-Straße vorüberglitten, hakte sich für Momente in ihrem Kopf fest, wo sie war.
Sie sah die aus der Zeit geratene Vergangenheit, die sich hier unter der Erde konserviert hatte. Vorsichtig und provisorisch die unterirdischen Brückenköpfe der Grenze mit den vermauerten Aufgängen und Unterständen mit Sichtschlitzen. Überall noch, wartend, die alten Stationsschilder und Hinweistafeln.
Dann hörte sie wieder nichts und sah weg und spürte nur, daß man sie von einem Ort zu einem anderen brachte. Wie einen flirrenden Draht spannte man sie. Und als der Zug schließlich hielt und nicht wieder anfuhr, sickerte von sehr weit die Ansage LEINESTRASSE ENDSTATION in sie hinein und sie folgte den letzten Fahrgästen hinaus. Ging denen nach, die vor ihr gingen, einem älteren Paar und einem Mann.
Als das Paar in eine Seitenstraße einbog, zögerte sie und folgte dann lange dem Mann durch die geraden, mit Kopfsteinpflaster in der Dämmerung glänzenden Straßen, die sich rechtwinklig kreuzten. Schließlich blieb er stehen und drückte eines der hohen Tore auf. Ihr Schritt stockte, dann ging sie weiter. Sah nicht, daß er ihr nachsah. Ging, wie angestoßen, und hörte über sich, wie in ihrer Wohnung, in der ich lag, Flugzeuge. Doch das hatte sie vergessen.
Es war, als entkleidete sich beim Gehen ihr Gedächtnis mit jedem Schritt. Verschwunden schon die eigene Geschichte. Wie fremde Photographien blitzten Erinnerungsbilder auf, die sie, gleichgültig, nicht mehr ordnete.
Einmal blieb sie vor dem Eingang einer Gaststätte stehen. Die weiße Leuchtreklame der Schultheiss-Brauerei im Dämmer über der Tür. Gelbliche Gardinen, Topfpflanzen darunter, blinkende Spielautomaten, ein kopiertes DIN-A4-Blatt im Fenster, POOL-BILLARD. Als sie sich umsah, bemerkte sie den Hund. Schnell und ein wenig schräg kam er heran und setzte sich vor ihr auf die Hinterläufe. Als sie weiterging, folgte er ihr.
Sie bog in einen Weg ein, der nicht mehr von Häusern, sondern von einem Maschendrahtzaun begrenzt war. Straßenlampen in großen Abständen legten nur vereinzelt Lichtkreise über den zugewachsenen Gehweg. Jenseits des Zauns, inmitten von Buschwerk und Gras, sah sie in regelmäßigen Abständen Scheinwerfer, die, noch ohne Licht im frühen Abend, in den Himmel zeigten. An einer zerrissenen Stelle schlüpfte sie durch das Drahtgitter und stieg über die niedrige Brüstung.
Positionsleuchten zeichneten auf die Dachfirste der Häuser ringsum rot die Konturen der Dächer wie Sternbilder. Um sie im Gras glänzten die gleichförmigen Grabplatten amerikanischer und britischer Soldaten. An einem der Scheinwerfer blieb sie stehen, weit genug entfernt von der nächsten Straßenlampe und im Windschatten des Backsteinsockels. Sie wartete einen Moment und hockte sich dann, die Hände in den Taschen, ins kniehohe Wintergras. Als hätte sie das, wie ein Tier, ihr Leben lang getan, verkroch sie sich hinter der Mauer.
Sie spürte noch einmal das Messer in ihrer Hand. Kühl und angenehm schwer. Wie es meine Haut traf. Den weichen Widerstand des Gewebes. Hörte den Ton, als ich durch die Wunde zu sprechen versuchte. Ein einzelnes Wort. Versuchte sich zu erinnern. Ihren Namen, wußte sie, kannte ich nicht. Und in diesem Augenblick vergaß sie ihn selbst.
Reglos saß sie da, als müßte sie nur warten, daß er sie wieder einholte. Sie schloß die Augen und dachte daran, daß ich, tot, noch immer in ihrer Wohnung lag. Daß das Licht noch immer aus den erleuchteten Zimmern auf die Straße drang. Daß sie, noch immer, ihren Namen nicht mehr wußte. Wärme durchschoß sie bei dieser Gewißheit. Ihre Hand glitt unter den Pullover, auf die warme Haut ihres Bauches, weiter zwischen die Beine, und ihre Finger vergruben sich in der Feuchte.
Und sie schlief längst, als der Hund, der sich zu ihren Füßen zusammengekauert hatte, plötzlich aufsprang. Sein Fang für einen Schäferhund ungewöhnlich spitz, und die Rückenlinie über den Widerrist bis zur Kruppe sehr gerade. Lange schnupperte er an der Hand der Schlafenden, die ihr, weich und gefühllos, aus der Kleidung gerutscht war. Als er sich wieder hinlegte, den Kopf zwischen die Läufe geschmiegt, leckte er sich eine Weile noch die hellrot leuchtende Spitze seines Gliedes, bevor auch er einschlief.


*
Der Abend tropfte aus den nassen, schweren Vorhängen, Wind trieb durch das offene Fenster herein, und Schatten krochen über mein Gesicht hinweg in die Zimmerecken. Ein Sturmtief hatte das Nordseeküstengebiet und Dänemark erreicht. In der Stadt maß man Südwestwind der Stärke vier und eine Temperatur von acht Grad Celsius. Es waren siebzehn Millimeter Niederschlag gefallen. Die Luftfeuchtigkeit lag bei sechs Prozent und der Luftdruck bei eintausendsiebzehn Millibar.
Und während die Winde durch ihre breiten Straßen fuhren und sich an nichts erinnerten, wenn sie über die Stadt hinweg waren wie über anderes Gestein, mischte sich in das schmutzige Restlicht, das dort draußen langsam im Windschatten der Häuser, in den Nischen der Balkone und in den U-Bahn-Schächten verkam, etwas hinein, das ich nie zuvor gehört hatte.
Etwas wie das Atmen der Dinge hörte ich, als das Dröhnen des Sterbens, mit dem der Tod meinen Körper geschlagen hatte, verebbt war, und die Stille kein Atemzug mehr störte, kein Herzschlag und kein Zucken der Wimpern. Es kam durch das Fenster herein von den Steinen der Wände, vom Holz der Dächer und vom Asphalt der Straßen, vom Beton und von den bleiernen Rohren im Boden, und von den feinen kupfernen Drähten, deren Geflechte und Netze alles durchzogen.
Alles, was geschieht, nistet an den Dingen, oxidiert und überzieht sie mit einem unsichtbaren Schmelz. Man sieht das nicht. Der Körper, in dem wir sind, tut nur so, als gehorchte er uns. Doch er allein entscheidet, wohin er den Blick wendet, und wir bemerken nicht, daß wir durch seine gleichgültigen Augen über die Dinge huschen, wie er will. Nur, wenn man tot ist, hört man, wie in einer Stadt alles die Steine zerfrißt. Nun den Dingen gleich, öffnete die Stadt sich hinein in meinen Kopf, und mein Körper reflektierte ihren Lärm.
Ich wußte, an den Aktienmärkten war es zu einer deutlichen Erholung gekommen. Durch die von den USA ausgehenden Zinssenkungstendenzen und den stabilisierten Rentenmarkt waren vor allem Bauwerte, aber auch Papiere aus dem Versorgungsbereich und Kaufhaustitel gefragt. Diskontsatz und Lombardsatz weiterhin unverändert. Ich kannte Dollar- und Goldkurs und wußte, daß die Menge der im Westen kursierenden Ostmark, die seit dem Sommer immer weiter angestiegen war, zehn Millionen erreichte, während sie noch immer schlief und zu ihren Füßen der Hund. Im Ostteil der Stadt berief die SED zum vierten Mal in ihrer Geschichte eine Parteikonferenz ein, und weit im Süden, an der Germaniastraße, erlitt ein Mädchen schwere innere Verletzungen, als es von einem Lastwagen erfaßt wurde.
All das mündete in meinen offenen Kopf auf der Lehne des Sessels, und ich spürte, die zitternde Aufregung der Stadt reichte hinaus bis zu den Aggregaten der Umspannanlagen weit draußen im Ödland und hinab zu den Motoren der automatischen Wehre in den Abwässerkanälen und in die Bunkeranlagen unter dem Flughafen Tempelhof. Und über Nacht würde in den Wechselstuben der Kurs der Ostmark weiter steigen, und die Unruhe, die in meinem Kopf echote, würde unsichtbar als elektrische Entladung aus der Stadt hinauszittern und durch die atlantischen Kabel dorthin, wo Tag war, zu den überseeischen Käufern und ins grelle Licht des DOW JONES.
Und ich sah zum offenen Fenster hinaus, vor dem die Stadt langsam und ohne Unterlaß stieg und sank und wieder sich auftürmte. Es war still. Nur die schweren nassen Vorhänge, die sich von Zeit zu Zeit im Wind blähten, schliffen scharrend über den Boden. Die Totenstarre stieg mit zunehmender Konzentration an Adenosin-Triphosphorsäure im Muskelgewebe abwärts in meinen Körper hinein und öffnete die Wunde weiter. Langsam und zuerst wurde das Herz mir starr. Dann Zwerchfell, Unterkiefer-, Hals- und Nackenmuskulatur. Ganz von selbst winkelten sich Beine und Arme an, und die Finger schlossen meine Hände zu Fäusten. Die Sonne, um sieben Uhr achtzehn aufgegangen, würde an diesem Tag, an dem ich zu verwesen begann, um sechzehn Uhr vierundzwanzig jenseits des Parks hinter dem Horizont verschwinden, den man nicht sah.
Als der Bischof der Diözese Berlin, Sterzinsky, die Stadt vom Flughafen Tegel aus mit einer Maschine der PAN AM verließ, lebten in meinem Körper noch Spermien. In weitem Bogen, als erteilte er mir mit seiner siegelringgeschmückten Hand die Absolution, schwenkte er über mich hinweg auf seinem Weg nach Rom, wo er am Sonntag an den Feierlichkeiten zur Heiligsprechung der Sel. Agnes von Böhmen durch Papst Johannes Paul II. im Petersdom teilnehmen.

Student schrieb am 9.1. 2000 um 03:45:17 Uhr zu

Hettche

Bewertung: 2 Punkt(e)

geboren am 30.11.1964 in Treis. Aufgewachsen auf dem Lande. 1984-1991 Studium der Germanistik und Philosophie in Frankfurt/Main. Danach Stuttgart, Rom und von 19921996 Berlin. 1993 Geburt der Tochter Antea. Seit 1996 wieder in Frankfurt/Main. Neben literarischen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien, im Suhrkamp Verlag und nun bei DuMont, immer auch journalistische Arbeiten, vorzugsweise für die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Von 1995-1999 Mitglied der Jury des Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Preises. 1999 Herausgeber der Internet-Anthologie NULL.

Bettina Beispiel schrieb am 14.2. 2002 um 14:56:41 Uhr zu

Hettche

Bewertung: 1 Punkt(e)

"Von: Katharina Hacker
Datum: Mit, 20. Jan 1999 19:25 Uhr
Lieber Thomas Hettche, verzeihen Sie die Komplikationen. Es ist einfach lausig schwer, in den Text Liebesleute, die keineswegs zusammenpassen", das Wort Leihbibliotheksbücher einzuschmuggeln. Habe aber einen zweiten Versuch unternommen (Die Wörter wieder mit ++ markiert.)
Da ich Word nicht benutze, versuche ich eine andere Version. Haben Sie mir etwas in der binären Datei geschickt? Die zu öffnen, bin ich nämlich auch nicht in der Lage. Sorry. Ich fürchte, ich weiß nicht so sehr viel mehr, als wo oben und wo unten ist beim Computer. Das aber immerhin.
Hier als Versuch ! und 2. Und Grüße, Kh."

Liamara schrieb am 23.9. 1999 um 07:50:51 Uhr zu

Hettche

Bewertung: 2 Punkt(e)

»Hettche« ist ein anderes Wort für »Hättste«, also für euch Schwaben und anderen Nicht-Ruhrgebietler da draussen »Hättest du«. Allerdings sagen »Hettche« nur die Leute ohne Zähne. Nehme ich mal an.

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