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solarschule schrieb am 19.2. 2003 um 02:47:19 Uhr über

verschwinden

ihre Macht auf Kosten der Anwesenden zur Geltung.Die Anwesenden sind schon überflüssig. Es sind fast nur noch Leute, mit denen das Stadion ausstaffiert worden ist, damit es nicht so leer aussieht. Aber ihre physische Anwesenheit wird durch die abwesenden Fernsehzuschauer gänzlich entfremdet. Darin liegt eine vollständige Umkehrung, und gerade das interessiert mich an dieser Situation. Früher waren die Stadien voll. Es war sagenhaft, das Volk explodierte geradezu vor Begeisterung. Auf den Rängen des Stadions waren da zweihunderttausend Leute, die grölten und sangen. Das war wie eine Vision der antiken Gesellschaft, der Agora, des Paganismus. Wenn man jedoch heute die Olympischen Spiele oder die Fugballweltmeisterschaft im Fernsehen sieht, somerkt man, daß gar nicht so viele da sind. Und außerdem merkt man irgendwie, daß nicht diese Leute das Rennen 'machen. Das Rennen machen Radio und Fernsehen; sie kaufen und realisieren die Weltmeisterschaft, indem sie für eineinhalb Milliarden Fernsehzuschauer sorgen. Die im Stadion abwesend sind, haben immer Recht, ökonomisch und als Masse. Sie haben die Macht. Die Anwesenden sind immer im Unrecht.

Un d die A b wesen den, die Versch wun denen Südamerikas?

as sind nicht die gleichen. Das eine Verschwinden ist n Repression gebunden, das andere Verschwinden an en technologischen Raum, der kein geographischer,sonern ein Zeit-Raum ist.Wenn ich sage die Abwesenden ind im Recht, so sind sie immerhin da. Sie sind zwar icht vor Ort, aber in der Zeit präsent,d.h. der Oberragungszeit der Mondo-Vision. Der Konzentration im aum der Stadt oder des Stadions entspricht heute eie Konzentration in der Zeit der Sendung. Die Sendung rsetzt die Urbanisierung. Wir haben hier eine Stadt für en Augenblick, in dem sich eine Milliarde Menschen verammein. Das ist bereits ein Bild der absoluten Trägheit. as Verschwinden ist also einerseits das tragische Verchwinden von Menschen, die ermordet oder soweit beinträchtigt worden sind, daß sie nicht einmal mehr ihre

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Identität kennen; das ist die paramilitärische Repress Lateinamerikas. Und dann gibt es eben jenes Verschw den in der Zeit-Ordnung der Fernsehübertragung ein Ereignisses.

Beide kann man nicht einfach vertauschen. Zum einen gibt es die absolute Trägheit, sie läßt die Fernsehzuschauer er-starren. Es sind Weitbürger, aber Bürger einem reiativierten Sinn. Die Menschen in Südamerika hingegen sind einfach vom Erdboden verschwunden. ihre Passivität gehört nicht zum technischen Apparat selbst. Es handelt sich schlicht und einfach um polize eiche Liquidierung.

Es gibt da qualitative Unterschiede. Doch wirft diese Phänomen irgendwie Licht auf die terroristische Praxi und den Staatsterrorismus, wie er in Lateinamerika m der Technik des Verschwindens entwickelt worden is Man praktiziert nicht mehr die Konzentration, die Ein sperrung in Lager, die deutsche Variante, sondern läßt Menschen einfach verschwinden. Ein Taschenspi trick, soziale Magie. Das ist die Gesellschaft des Ver schwindens.

Was verstehst du genau unter Gesellschaft des Versc dens?

Bis zum zweiten Weltkrieg - bis zu den Konzentration gern - sind die Gesellschaften durch Einsperrung,du Einschließung im Sinne Foucaults, gekennzeichnet. D große Transparenz der Weit, ob durch Satelliten ode auch bloß durch Touristen, hat dazu geführt, daß di Orte den Blicken, der Presse und der öffentlichen M nung übermäßig ausgesetzt sind. Seitdem verbieten deshalb Konzentrationslager. In dieser Weit der Allg genwärtigkeit läßt sich nichts isolieren. Selbst wenn noch Lager gibt, erfordert die Ober-Belichtung der daß man Einschließung und Einkerkerung langsam hi sich läßt. Man muß eine andere Art von Repression f den, nämlich das Verschwinden (die Ganster hatten



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