Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »BigBrother«
BB schrieb am 18.9. 2000 um 15:09:11 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Runterspülen. Und weg damit...
Ernst Corinth 09.06.2000 Big Brother - das Finale
Ob nun die rheinische Frohnatur oder das Potsdamer Weichei heute gegen Mitternacht gewinnen wird, wen interessiert das denn wirklich noch? Uns jedenfalls nicht, obwohl wir mehrere Wochen lang zugeschaut haben, was in Deutschlands bekanntestem Wohncontainer geschah.
Doch irgendwann war die Luft raus aus »Big Brother«: Zlatko war zu schnell weg. Manu und Kerstin, das SozPäd-Nerv-Duo, flogen ebenfalls raus. Dann ging noch der Playboy-Darsteller Alex und Sabrina, die zweite Frohnatur, uns ziemlich schnell auf die Nerven. Was übrig bliebt, hörte sich am heutigen Freitagvormittag so an:
Andrea: »ja??...was denn?....hä?«
Jürgen: »du mußt mal rauskommen, sonst kann ich dich das nicht fragen....Wer singt das?« (Musik ist zu hören)
Andrea: »Dire Straits.«
Jürgen: »Dire Straits?......oooh. das find ich so geil das Lied...«
Andrea: »Dire Straits, ja....hmhm...« (geht wieder rein und spült weiter...)
Nachzulesen sind diese Dialoge im Internet (beispielsweise: www.bigbrother.bild.de/), wo 100 Tage lang Fans der Show fast jedes Wort und jede Regung, die sie über die »Big Brother«-Netzseite hören und sehen konnten, auf- oder mitgeschrieben haben. Aber nicht nur dieser abgedrehte Irrsinn beweist, wie erfolgreich die heftig umstrittene Sendung gewesen ist. So schauten nämlich im Schnitt 2,5 Millionen meist junge Zuschauer Tag für Tag auf RTL 2 zu, und zuweilen gab's sogar Einschaltrekorde mit bis zu sieben Millionen Zuschauern, und dabei verschlug es offensichtlich selbst den anfangs aufgeregten Medien- und Sittenwächtern völlig die Sprache. Dennoch: der Spaß am Voyeurismus, auf den diese TV-Veranstaltung beruht, verging nicht nur uns zunehmend durch die unangenehmen Begleiterscheinungen. Dabei war es noch das geringste Übel, dass RTL 2 mit Percy Hoven und Sophie Rosentreter zwei Moderatoren verpflichtet hatte, deren Auftrag es offenbar war, zu zeigen, dass heutzutage wirklich jeder eine Chance im Fernsehen hat.
Unerträglicher als »Pörsi und Kermit« war dagegen das Vorgehen der zuständigen Produktionsfirma Endemol gegen Internet-Fanseiten, deren Betreiber schon wegen Kleinigkeiten teure Abmahnschreiben (siehe auch www.freedomforlinks.de) erhielten. Und das Schlimmste war dann, wie das Schicksal der hochverschuldeten Kandidatin Sabrina von RTL 2 und seinen sogenannten Medienpartnern brutal ausgeschlachtet wurde. Dabei schoss die SAT.1-Sendung »Akte 2000« den Vogel ab, die ausgerechnet von einer Firma produziert wird, an der Endemol beteiligt ist. Und als nach den auf Einschaltquoten zielenden Bildern aus Sabrinas angeblich verwahrloster Wohnung und dem Gerede über ihre Selbstmordgefährdung der Sender RTL 2 eine genauso eiskalt kalkulierte Sammelaktion für die arme Kandidatin startete, war endgültig Schuss mit lustig. Und so ist für uns Verona Feldbuschs »Big Brother«-Mobil-Toilette am Ende der 100 Tage zum wahren Symbol dieser Sendung geworden. Kurzum: Runterspülen. Und weg damit.
Liamara schrieb am 18.6. 2000 um 10:40:44 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Sehr amüsant, was ich da eben auf EinsLive hörte. Da haben doch tatsächlich ein paar Leute 70 Mark Eintritt für eine Veranstaltung gezahlt, auf der die ehemaligen Container-Bewohner auftraten, ohne zu wissen warum - also die Bewohner wussten es nicht genau, nicht die Zuschauer. So geht es, wenn man plötzlich ein Möchtegern-Star ist. Schlimmer aber, wenn man plötzlich Menschen, die mal im Fernsehen aufgetreten sind, für Stars hält. Müssen diese Leute ein langweiliges Leben führen. Jedenfalls traten die drei, die bis zum Schluss noch in dieser Sendung waren, nicht auf dieser Veranstaltung auf, und darum waren die Zuschauer empört. Schlimme Sache.
Doc Holiday schrieb am 2.5. 2000 um 19:09:39 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
Die Sendung ist für mich eine Abildung der Gesellschaft. Die Gesellschaft repräsentiert sich auch über die Aktzeptanz solcher Sendungen. Das Bildunsniveau der Zuschauer läst sich aber nicht als minimal bezeichnen. Was allerdings stimmt, ist die Aktzeptanz dieser nicht minimalen Intelligenzen des Fernsehens, also des passiven Denkens. So ist die nicht ganz triviale Synthese, das alle 3.8 Millionen Menschen in Deutschland, die keine Fernsehapparate besitzten, das Fernsehen nur ein kleiner Parameter im Leben ist, und nicht ein solch dominierendes Technisches System, wie es in unserer Gesellschaft repräsentiert wird. Es wird sich weiterhin Neues ausgedacht, um entsprechendes Potenzial an Verbrauchern und Benutzern von Konsumartikeln maximal auszuschöpfen.
Somit sind drei Gruppen auszumachen. Die erste gehört zu den Konsumenten die unbewust konsummiert, und auch sehr leicht zu kontrolieren und zu manipulieren ist. Die zweite gehört zu denen, die manipulieren, aber auchj manipuliert werden. Allerdings bewußt und diese Gruppe nimmt das auch gern in Kauf. Die dritte Gruppe will nicht manipuliert werden, manipuliert selber und ist sich beider Angelegenheiten bewußt. Und bei Bigbrother treffen alle drei Gruppen zusammen.
alwaysultra schrieb am 19.9. 2000 um 13:47:01 Uhr zu
Bewertung: 4 Punkt(e)
Time to say fuck off
Schämen Sie sich nicht Ihrer Tränen. Nehmen Sie Ihren Fernseher in den Arm, und zeigen Sie Ihre Gefühle. Leb, hey, so wie du dich fühlst, hey, hey. Zu seinen Emotionen stehen ist ganz, ganz wichtig, und wenn die Zeit des Abschieds kommt, dann tut knuddeln oft so richtig doll gut. Schließlich hatten wir sie alle ja auch ganz echt voll liebgewonnen, unsere gemeinsamen Teilzeit-Nachbarn aus dem Holland-Bunker, fast so wie sie sich selber und gegenseitig und so.
Doch jetzt ist es vorbei: Die unbeschwerten hundert Tage Heimaturlaub sind um, alle Insassen sind wieder auf freiem Fuß, Big Brother schließt die Stalltür. Feierabend. Und nun? Was sollen wir denn nur machen, ohne unsere täglich vorgeschnittene Portion passiven Alltag? Müssen wir uns jetzt etwa wieder selber langweilen? Oder jeden Abend auf der Toilette in den Spiegel sprechen, wie schön unser Tag war und wen aus unserer Familie wir für den Auszug nominieren möchten? Die Angst im Unterbewusstsein, eines Tages plötzlich aus dem Nichts die Stimme von Percy Hoven zu vernehmen, der einem sagt, man müsse sofort das Haus verlassen, werden viele Zuschauer ohnehin nie wieder loswerden. Auf jeden Fall ist es sicherer, immer einen gepackten Alu-Koffer in der Schleuse stehen zu haben.
Ach, es war schon eine wunderschöne Zeit, diese drei Monate in der großen Bruderschaft. So viele Sternstunden des Fernsehens wurden dem Publikum geschenkt, Momente, die man nie vergisst. Wie Verona Feldbusch ankam zum Beispiel. Oder die 19 Wiederholungen davon. Und wie mit dem Kran ihr ballongeschmücktes VIP-Scheißhaus in den Garten gehebelt wurde. Und wie Verona am Küchentisch saß und redete. Und wie sie auf dem Sofa saß und redete. Oder beim Reden in der Küche stand. Und dann waren da noch diese vielen anderen tollen Gespräche mit den Bewohnern in der Küche und am Tisch und auf dem Sofa und so. Oft saßen sie auch einfach nur so da und redeten. Meist kam es einem vor, als hätte ein durchgekokster RTL-Redakteur mit schwer vermittelbaren Laiendarstellern den neuen Ikea-Katalog verfilmt.
Auf jeden Fall war es eine supertolle Zeit mit super viel Spaß und super spannenden Erfahrungen, die jeder gemacht hat. Das war überhaupt das wichtigste. Erfahrungen machen… wie das so ist, den ganzen Tag am Küchentisch zu sitzen und zu reden zum Beispiel. Und sobald die Big Butze gesaugt, das Geld gezählt und Percy frisch mit Schleim betankt ist, können ja auch schon die nächsten freiwilligen Geiseln eingeschlossen werden. Dann spätestens kommt für unsere ehemaligen WG-Megastars auch die Erfahrung, von den Fans vergessen zu werden und den netten Leuten bei RTL II und Endemol plötzlich scheißegal zu sein. Das wird bestimmt auch noch mal super spannend.
alwaysultra
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