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kontextslow schrieb am 11.8. 2003 um 02:47:04 Uhr über

1000

Narzißmus. Typographische, lexikalische oder syntaktische Schöpfungen sind nur dann notwendig, wenn sie nicht länger zur Ausdrucksform einer verborgenen Einheit gehören und selber eine der Dimensionen der jeweiligen Mannigfaltigkeit werden. Wir kennen auf diesem Gebiet nur wenige gelungene Versuche.22 Wir selbst waren dazu nicht in der Lage. Wir haben nur Wörter verwendet, die für uns wie Plateaus funktionieren. RHIZOMATIK = SCHIZOANALYSE = STRATOANALYSE = PRAGMATIK = MIKROPOLITIK. Diese Wörter sind Konzepte, aber Konzepte sind Linien, das heißt Zahlensysteme, die mit dieser oder jener Dimension der Mannigfaltigkeiten verbunden sind (Schichten, Molekularketten, Flucht- und Unterbrechungslinien, Konvergenzkreise etc.). Wir beanspruchen keinesfalls den Rang einer Wissenschaft. Wir kennen keine Wissenschaftlichkeit und keine Ideologie mehr, sondem nur noch Gefüge. Und es gibt nur noch maschinelle Gefüge des Begehrens und kollektive Gefüge der Äußerung. Keine Signifikanz und keine Subjektivierung: auf n hin schreiben @ede individuierte Äußerung bleibt in den herrschenden Signifikationen gefangen, jeder signifikante Wunsch verweist auf unterworfene Subjekte). Ein Gefüge wirkt in seiner Mannigfaltigkeit notwendigerweise zugleich auf semiotische, materielle und gesellschaftliche Strömungen ein (unabhängig von ihrer möglichen Wiedereinbindung in einen theoretischen oder wissenschaftlichen Korpus). Es gibt keine Dreiteilung mehr zwischen einem Bereich der Realität (der Welt), einem Bereich der Darstellung und Vorstellung (dem Buch) und einem ereich der Subjektivität (dem Autor). Vielmehr stellt ein Gefüge erbindungen zwischen bestimmten Mannigfaltigkeiten aus all diesen rdnungen her, so daß ein Buch seine Fortsetzung nicht im folgenden uch findet und weder die Welt zum Objekt noch einen oder mehrere utoren zum Subjekt hat. Kurz gesagt, wir meinen, daß man gar nicht enug im Namen eines Außen schreiben kann. Das Außen hat kein ild, keine Signifikation und keine Subjektivität. Das Buch als usammenfügung mit dem Außen gegen das Buch als Bild der Welt. in Rhizom-Buch, das nicht mehr dichotom, zentriert oder gebündelt t. Niemals Wurzeln schlagen oder anpflanzen, wie schwierig es auch ein mag, nicht auf diese alten Verfahrensweisen zurückzugreifen. Alle Dinge nämlich, die mir einfallen, fallen mir nicht von der urzel aus ein, sondem erst irgendwo gegen ihre Mitte. Versuche sie arm jemand zu halten, versuche jemand ein Gras und sich an ihm zu alten, das erst in der Mitte des Stengels zu wachsen anfängt.»«


So zum Beispiel Joelle de la Casini@re, Absolurnent n@(-essaire. The Emet-,gen(-y ok, Paris 1973, ein wirklich nomadisches Buch. In dieselbe Richtung weisen die rschungsarbeiten im »Montfaucon Research Center«. . Franz Kafka, Ta,@ebü£-hei- 1910-1923, Frankfurt 1967, S. 9.

Warum ist das so schwierig? Das ist bereits eine Frage Semiotik der Wahrnehmung. Es ist nicht einfach, die Dinge Mitte her zu sehen, statt von oben auf sie herabzusehen oder v zu ihnen hinauf, oder von links nach rechts oder umgekehrt. es, und ihr werdet sehen, daß sich alles ändert. Es ist nicht ein Gras in den Dingen und Wörtern zu sehen (so sprach Nietzsch daß ein Aphorismus »wiedergekäut« werden müsse; ein Pl niemals von den Kühen zu trennen, die es bevölkern und die

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Wolken am Himmelsind).
Geschichte ist immer nur aus der Sicht der Seßhaften und i eines einheitlichen, zumindest eines möglichen Staats geschrieben worden, selbst wenn von Nomaden die Rede ist. eine Nomadologie, das Gegenteil von Geschichtsschreibung. diesem Gebiet gibt es nur selten große Erfolge, wie zum Beis Thema der Kinderkreuzzüge: das Buch von Marcel Schwob fältigt die Berichte wie lauter Plateaus mit variablen Dime Oder Die Pfi)rten des Paradieses von Andrzejewski, das a einzigen, ununterbrochenen Satz besteht, ein Strom von Kin Strom eines Marsches, der auf der Stelle tritt, sich in dieund vorwärts stürmt, ein semiotischer Strom der Beichten alle die vor dem alten Mönch an der Spitze des Zuges i denbekenntnis ablegen, ein Strom des Begehrens und der S jedes Kind ist aus Liebe fortgezogen und wird mehr oder direkt von dem dunklen, posthumen päderastischen Verlan Comte de Vendöme geleitet, und zwar in Konvergenzkreise nicht wichtig, ob die Ströme eins oder viele" sind, darüber hinaus: es gibt ein kollektives Gefüge der Äußerung, ein mas Gefüge des Begehrens, das eine im anderen und beide an e heueres Außen angeschlossen, das auf jeden Fall eine Mannig ist. Ein neueres Beispiel ist Armand Farrachis Buch über Kreuzzug, La dislo ation, in dem die Sätze auseinanderlaufen auflösen oder sich zusammendrängen und berühren, und in Buchstaben und die Typographie in dem Maße zu tanzen b wie der Kreuzzug ins Delirium verfäl It.25 Das sind Modelle nomadische und rhizomatische Schreibweise. Das Schreiben v sich mit einer Kriegsmaschine und mit Fluchtlinien, es ver


24. Vgl. Friedrich Nietzsche, Zui- Genealogie dei- Moi-al, vorrede (8).
25. Marcel Schwob, Der Kindel@kreuz@ug, frz. 1896, dt. 1914; Jerzy Andrzej
Pforten des Pa7-adieses, poln. 1960, dt. München 1963; Armand Farrachi, iion, Paris 1974. im Zusammenhang mit dem Buch von Schwob bemerkte Pa ddry, daß die Literatur in bestimmten Fällen die Geschichte wiederbeleben u Forschungsrichtungen" erschließen kann (La @ hi-@tient@ et l'idie de (i-oisade, P Bd. 2, S - 1 16).



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