Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Blastertheorie«
Stöbers Greif schrieb am 29.11. 2002 um 15:52:14 Uhr zu
Bewertung: 13 Punkt(e)
Blastertheorie
Zweck dieses Stichworts:
Unter diesem Stichwort lade ich Leute ein, ihre Gedanken über den Blaster austauschen.
(Mir ist klar, daß die Blastermacher für diesen Zweck ursprünglich einmal die Foren eingerichtet haben; aber: dort verschwinden die Überlegungen sehr schnell in der »Tiefe des Raumes«, was ich sehr schade finde. »Blastertheorie« klingt reichlich anspruchsvoll, angemessener wäre »Poetologie des Blasters« - aber das Stichwort soll leicht zu merken und schnell zu finden sein.)
Wer ich bin und was mir der Blaster bedeutet:
Ich bin Stöbers Greif, eine Blaster-Figur. Natürlich besitzt diese Figur einige Züge meiner Person im »real life«; aber bei weitem nicht alle, dafür aber wieder andere ausgedachte. Ich lege auf diese Trennung großen Wert. (Thomas Mann IST nicht Gustav Aschenbach, Goethe IST nicht Faust, Nicole Kidman ist nicht identisch mit den Figuren ihrer Filme.) - Der Blaster ist für mich ein Experiment und ein Kunstwerk; ich weiß, daß er für andere User etwas anderes bedeutet, daß andere von ihm einen anderen Gebrauch machen. Ich finde das auch völlig in Ordnung. Aber ich bewege mich in ihm nun mal so, als wäre er ein Kommunikationsexperiment und zugleich ein neuartiges literarisches Kunstwerk mit besonderen Eigenarten (Interaktivität, Hypertextstruktur, eine Kreativitätsmaschine usw.). - Es macht mir Spaß, Blasterbeiträge zu lesen und selber welche zu verfassen. Es macht mir aber auch Spaß, über das, was ich und andere im Blaster tun, nachzudenken und mit anderen darüber zu reden.
(Die real-life-Person hinter Stöbers Greif hat bereits einmal einen kleinen Artikel über den Blaster und eine Interpretation zu einem Blaster-Artikel geschrieben; ich will nicht ausschließen, daß sich das einmal wiederholt. Aber es ist nicht für eine konkrete nähere Zukunft geplant und dominiert auch in keiner Weise Stöber Greifs Interesse an einem Gedankenaustausch über den Blaster mit anderen Usern.)
Ziel:
Wenn ich dieses Stichwort in den Blaster stelle, so treibt mich dabei das Ziel, den Blaster als Gesamtsystem wie auch einzelne seiner Beiträge besser verstehen und kreativer weiterentwickeln zu können.
Erste Vorschläge für Themen, die mich interessieren würden:
1. Entropie und Navigationshilfen (Beispiel: ein Beitrag - eigentlich ein »Vernetzungsknoten« im engeren Sinne, welcher die Verzweigungen der Yamasaki-Story in Form von Titel-Stichworten auflistet)
Ich kenne den Blaster noch aus einer Zeit, wo man ihn in der Mehrheit seiner Beiträge ganz gut überblicken konnte. Das ist heute nicht mehr möglich. Jetzt beobachte ich Beiträge, die Link-Listen enthalten, über die sich ein bestimmtes thematisches Feld erschließt. Ich finde diese Bestrebungen sehr interessant und sympathisch, obwohl ich weiß, daß sie der ursprünglichen Intention der Blasterschöpfer zuwiderlaufen. Ohne solche Hilfen, die aber noch besser organisiert werden sollten, »verdampft« der Blaster meiner Meinung nach früher oder später in einem sinnlosen Chaos; bestenfalls bleibt er in einer Chat-artigen Oberflächlichkeit existent, so daß etwa gerade noch die jeweils aktuelle Produktion interessiert.
2. Die Nicknames:
Diese Diskussion hatte ich schon mal in früher Zeit im Forum geführt, damals aber sehr einseitig. Während ich auf dem Unterschied von (fiktiver) Nickname-Figur und real-life-Person insistierte, bestanden praktisch alle anderen User, die damals an der Diskussion beteiligt waren, mehr oder minder heftig auf einer authentischen Identität ihrer Blaster-Mitspieler. Andere Haltungen galten als »schräg«, »unehrlich« oder zumindest »seltsam«. Ist das im Grunde beim heutigen Blaster-Publikum auch noch so? (Es gibt ja jetzt dieses Stichwort Leute-die-unter-anderen-Namen-schreiben oder so ähnlich...)
Ich selber kann nach wie vor nicht verstehen, daß man so leicht auf das Vergnügen verzichtet, welches in dem Spiel mit anderen Rollen oder Identitäten zu finden ist. Solange ich meine Kommunikationspartner im Internet nicht sehen kann, können diese doch von der Struktur des Mediums her ohnehin ihre Identität manipulieren. Das dürfte doch jedem User klar sein. Umso mehr wundert mich das Unverständnis, das einen trifft, wenn man sich zu jenem Prinzip bekennt.
3. Die »Vernetzungs-Mafia«:
Zu den eigentümlichsten Erscheinungen im heutigen Blaster zählen die Vernetzungsartikel unterschiedlicher Art; ich finde sie zunächst einmal irritierend, habe mir dazu aber eine Menge Gedanken gemacht, die vielleicht einmal zu diskutieren wären. Hier nur eins von vielen denkbaren Stichworten: Entsprechen dieses Beiträge nicht in gewisser Weise dem Abstraktionsprozeß in der modernen Kunst? D.h. kann man diese Beiträge so verstehen, daß sie keine inhaltliche Aussage mehr machen (wollen), sondern nur noch das abstrakte Verlinkungsprinzip repräsentieren?
4. Der Trend zu den langen Stichwörtern:
Liegt es nur daran, daß die kurzen normalen Worte allmählich knapper werden oder hat dieser Trend andere Gründe?
5. Der Assoziationsbegriff.
6. Freiheit, Mißbrauch und Kontrolle (Zensur).
7. Der Blaster als zeitgemäße Form eines »literarischen Salons« bzw. »Literaturcafés« (das waren Institutionen, welche »user« aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftskreisen zu gemeinsamem Gedankenaustausch zusammenführten).
Ein interessanter Nebenaspekt, wenn man dieser Interpretation des Blasters nähertreten würde: Funktion und Rolle der LeiterINNEN dieser Zirkel.
Das sollte fürs erste mal reichen...
Stöbers Greif schrieb am 5.12. 2002 um 23:11:45 Uhr zu
Bewertung: 14 Punkt(e)
Einen in mancherlei Hinsicht bemerkenswerten Beitrag hat gestern unsere wackere Mitstreiterin Bettina Beispiel formuliert, ZITAT:
Bettina Beispiel schrieb am 4.12. 2002 um 23:18:27 Uhr über
Blastertheorie
ihr seid alle scheisse zum schreien scheisse einfach nur komplett scheisse scheissfickig scheiße
ZITAT ENDE
In der Kürze liegt die Würze. Allerdings machmal auch etwas Kryptisches. 13 (!!!) Worte bilden einen kompakten Satz, dessen symmetrische Struktur durch die beiden einzigen blau belassenen Worte an Position zwei bzw. zwölf sofort in die Augen sticht. Daß der Leser/die Leserin in derartigen Fällen sofort nach dem Achsenwort zu suchen hat, versteht sich beinahe von selbst. Und in der Tat, da finden wir im Zentrum des syntaktischen Gefüges offensichtlich auch das Sinnzentrum der Aussage: »scheisse«. Ich merke an: in neuer Rechtschreibung.
Bettina Beispiel weist dieses Sinnzentrum einer nicht näher charakterisierten Entität zu, welche immerhin als Gesamtheit markiert wird: »ihr [...] alle«. Freilich stellt sie uns damit eine knifflige, wenn nicht gar unlösbare Aufgabe: Wer könnte mit »ihr ... alle« gemeint sein? Die scheinbar naheliegenden Hypothesen - alle Menschen, alle Blasterbesucher, alle Beiträger zum Stichwort »Blastertheorie« - erweisen sich schnell als unhaltbar, grenzt sich Bettina durch das Anredepronomen doch explizit von der angeredeten Gesamtheit ab, was bei den versuchsweise angedachten Mengen logischerweise ein Ding der Unmöglichkeit ist.
In solcher Situation darf der Textdeuter auch einmal abenteuerliche Interpretationswege erwägen. Suchen wir etwa den Sinn auf der völlig falschen Ebene? Könnte es sich bei diesem Beitrag um eine Geheimschrift handeln? Gibt hier eventuell Bin Laden seinen deutschen Zellen einen chiffrierten Einsatzbefehl??? (Ohne Zweifel wäre der Blaster für dergleichen das denkbar geeignetste Medium!) Ich kürze ab, erwähne nur in aller Kargheit, daß ich nach Anwendung einiger hundert gängiger und ungängiger Geheimschrift-Knack-Methoden und einem Rückruf bei POMTOM im hohen Norden letztlich zu der Überzeugung gekommen bin, den Sinn des Beispielschen Beitrags doch auf anderem Wege suchen zu müssen.
Vielleicht hilft uns ja der Umweg über die Autorin weiter? Und in der Tat erbringt eine kleine Recherche im Blaster aufschlußreiche Befunde, so schrieb Klaus am 3. 4. 2001 um 09:34:58 Uhr über BettinaBeispiel folgendes:
sie zeichnet sich durch bewusst naiv gehaltene Beiträge aus, die oft einen enormen Hintergrund erkennen
lassen. Sexuell angehauchte Themen scheinen nicht ihre Stärke zu sein, obwohl sie immer versucht,
mitzuhalten.
Ja, das bestätigt unsere schon anfänglich gehegten Befürchtungen: diese Bettina Beispiel hat es faustdick hinter den Ohren. Die verrätselte Ausdrucksweise scheint ihr ureigen zu sein, wie ein Zitat von johnny belegt:
johnny schrieb am 17.6. 2002 um 23:49:42 Uhr über
BettinaBeispiel
dann sage doch einmal bitte, was du möchtest und ergehe dich nicht in Allgemeinheiten.
Aber dank Abiszet wissen wir, daß Bettina trotz ihrer schwierigen Formulierungsweise bedenkenswertes mitzuteilen hat:
Abiszet schrieb am 22.8. 2001 um 16:48:12 Uhr über
Bettina
Bettina Beispiel sagt oft die Wahrheit, was bei den anderen Nutzern meist selten ist.
Selbstverständlich kann man die blanke Wahrheit nicht immer direkt aussprechen; da würden nicht einmal unsere führenden Politiker Abiszet widersprechen. Nun werden wir freilich noch neugieriger auf diese Wahrheit, die sich uns noch immer verweigern will.
Ein wenig irritiert uns rolands Beitrag:
roland schrieb am 6.3. 2002 um 22:34:54 Uhr über
Bettina
Bettina Beispiel ist der dümmster anzunehmende User des Assoziations-Blasters
Aber dann öffnet uns Blöhhhhh die Augen!!!
Blöhhhhh schrieb am 16.5. 2002 um 02:22:14 Uhr über
Bettina
scheiss auf Bettina
[Flucht-Links: Leuna | Hierzu | DerOlleGrieche | Schraubenschlüssel | Zyankali]
Wir erkennen in Bettina Beispiel die gequälte, mißhandelte, im übertragenen, aber auch wörtlichen Sinne »beschissene« gute Seele des Blasters. Gehen wir nicht leichtfertig über ihr Leid hinweg! Sie bemüht sich , gibt dem Blaster ihr Bestes und erntet dafür etwas, das wir uns an dieser Stelle ruhig einmal auf der Zunge zergehen lassen dürfen. Ist es ihre eigene Schuld? Nein, etwas größeres, Schicksalmächtiges (vgl. die Anzahl der Worte - das Regiment der unseligen Dreizehn!) läßt ihr keine Chance. Ihr Beitrag, ein gleichsam expressionistisch hervorgestoßener Schrei, mit dem letzten Atem einer Versinkenden artikuliert. Und dennoch durchgeformt, in der perfekten Symmetrie die alte griechische edle Einfalt bewahrend, ein weiblicher Laokoon moderner Zeiten vielleicht, der im 21. Jahrhundert selbstverständlich nicht mehr von Schlangen erwürgt, sondern nur noch von Scheiße erstickt werden kann. Die Scheiße strömt Bettinas Wesenskern (ihr Ich) von überall her an; erscheint ihr in dieser Situation nachvollziehbarerweise als Nicht-Ich schlechthin, als Thanatos-Prinzip, als das ganz-andere. Nun erst verstehen wir die volle Tragweite ihrer Anrede: »ihr seid alle«.
Ich möchte nicht behaupten, hier bereits DIE gültige Deutung für Bettinas Beitrag artikuliert, denke aber doch wenigstens einige Grundzüge erhellt zu haben. Offen bleibt beispielsweise noch der interessante Wechsel zur alten Rechtschreibung im Schlußwort, die Musikalität der einprägsamen Formel »scheisse scheissfickig scheiße«, das an Kompott erinnernde und damit elegant im Bildbereich verbleibende »komplett« und manches mehr.
Stöbers Greif schrieb am 4.12. 2002 um 16:52:39 Uhr zu
Bewertung: 11 Punkt(e)
Über die Akzeptanz verschiedener Schreibmotivationen im Blaster
These 1: Die Blasterianer verfügen beim Schreiben ihrer Artikel über unterschiedlichste Schreibmotivationen.
Systematisierungsvorschlag:
Die Vielfalt dieser Motivationen kann mit Hilfe des bekannten Kommunikationsmodells von Roman Jakobson (das folgende Konstituenten enthält: Sender, Nachricht, Empfänger, Kontext, Kontaktmedium, Kode, woran sich dann wiederum entsprechende Sprachfunktionen anschließen) grob vorsortiert werden. Beispielsweise käme man so zur Unterscheidung von
- Blasterbeiträgen mit dominant emotiver Funktion (Ausdruck der eigenen Befindlichkeit, etwa: »Heute ist ein verregneter Montag und ich könnte mich aufhängen.«)
- Blasterbeiträgen mit dominant appellativer Funktion (»Bitte wählt am nächsten Sonntag Herrn Schröder!«)
- Blasterbeiträgen mit dominant phatischer (=Kanal- oder medienbezogener) Funktion (»Scheiße, immer wenn ich ein neues Stichwort kriege, stürzt mein Computer ab.«)
- Blasterbeiträgen mit dominant referentieller Funktion (»Bei der Osterdemo in Hamburg ging es völlig anders zu wie in der Presse dargestellt; nämlich ...«)
usw.
These 2: Der Blaster (d.h. hier: seine Macher und Beiträger) betrachtet sich als ungewöhnlich freies Kommunikationsforum. Diese Sichtweise trifft nur teilweise zu. D.h. bestimmte Schreibmotivationen genießen eine höhere Akzeptanz als andere.
These 2a: Die unterschiedliche Akzeptanz verschiedenartiger Schreibweisen stimmt nur teilweise mit dem Normensystem der deutschen Gesamtgesellschaft überein.
These 2b: Die Blastergemeinschaft reagiert auf nicht akzeptierte Schreibmotivationen mit Verhaltensweisen, die sie normalerweise ablehnt (Stichwort: Mobbing). Sie setzt diese Sanktionen in der Regel spontan und unreflektiert.
Hilfsthese 2b-1: Die große Mehrheit der regelmäßigen Zulieferer zum Blaster hat ein relativ rigoroses und (wahrscheinlich) auch relativ traditionelles moralisches Normensystem (einer größeren bildungsbürgerlichen Teilgruppe der gesamtdeutschen Nachkriegsgesellschaft) verinnerlicht, das ich hier versuchsweise als liberal-christlich, aufgeklärerisch-basisdemokratisch, emanzipationsfreundlich, sozial, humanistisch, antiautoritär, pazifistisch, tendenziell antikapitalistisch und tolerant charakterisieren möchte. (Alle dieses Teilkomponenten korrelieren sehr hoch miteinander.)
Begründung:
Verglichen mit anderen öffentlichen Kommunikationsplatformen scheint der Blaster relativ frei und tolerant. Der grundsätzliche Verzicht auf Überwachung der Beiträge führt allerdings zu einer Fülle von Problemen unterschiedlichster Art: Zusammenstoß mit rechtlich geschützten Interessen dritter, mit dem Strafgesetz, Vertreibung einzelner Blaster-Zuträger durch eine Flut traditionelle Werte verletzender Beiträge (z.B. rassistischer, sexistischer, sinnleerer Art). Die Blastermacher reagierten auf einige dieser Probleme mit ihrem Bepunktungssystem, das freilich nicht alle Probleme erfaßt und selbst diese nicht befriedigend (vollständig) lösen kann. Deshalb etablierten sich unter der Hand Verhaltensweisen der Stamm-user, die man als »Selbstreinigungskräfte« des Blasters bezeichnen könnte. Diese sind allerdings in ihren Methoden und auch bei unreflektierter Anwendung selber problematisch. (Mir ist bekannt, daß es in den Foren zu »Spitzenzeiten« einer »Unterwanderung des Blasters durch unliebsame Beiträge«, bei sogenannten »Mißbrauchsszenarien« engagierte Diskussionen gegeben hat. Allerdings gingen diese Diskussionen meines Wissens nicht soweit, daß von der Idee der großen Blasterfreiheit grundsätzlich Abstand genommen wurde.)
Ein auffälliges Phänomen ist für mich der Umstand, daß Blasterianer auf Versuche, den Blaster für Werbezwecke zu funktionalisieren, eher noch heftiger reagieren, als auf Versuche, extreme politische, gewaltverherrlichende oder sexistische Inhalte im Blaster zu installieren.
Zusatzbemerkung:
Für recht interessant halte ich Provokationen der Blastergemeinschaft auf einer »mittleren« Ebene: also durch penetrant ungewöhnliche, formale oder sinnleere Beiträge. Beispiele: die »Fret«-Kampagne von Gronkor, den Standardkommentar von Dexter EM oder die Flut der Vernetzungsstellen- und Kotzkelch-Beiträge. Hier läßt sich meines Erachtens so etwas wie eine schleichende Ausweitung des Toleranzspielraums der Blastergemeinde erkennen. Ursprünglich hart abgelehnte Stichworte werden mit der Zeit kreativ in den Blaster integriert: es finden so etwas wie Diffusionsprozesse zwischen den (zunächst) provokativen, allmählich aber (halbwegs) akzeptierten, zumindest ohne größere Proteste hingenommenen Stichwörtern statt. (Aus meiner Frühzeit im Blaster kann ich mich noch daran erinnern, welche Ablehnung langen, zusammengesetzten Stichwörtern entgegengebracht wurde: heute ist dergleichen längst Blaster-Normalität.)
Die Provokationen auf »mittlerer Ebene« könnten vom Blaster als Einladung betrachtet werden, sich über die eigenen Normen und das eigene Sanktionsverhalten zu verständigen.
psychero schrieb am 12.12. 2002 um 19:31:31 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
wahrheit
Ich glaube nicht, dass ihr die Wahrheit hören wollt. Ihr wollt die Wahrheit hören? Also gut. Der Assoziations-Blaster ist nicht das, was er scheint. Es ist kein Programm von Studenten. Alvar und Dragan haben nichts damit zu tun. Sie bekamen 10.000 Mark dafür, dass sie ihre Namen zur Verfügung gestellt haben und so tun, als ob sie den Blaster regelmässig warten. In Wahrheit ist der Assoziationsblaster aber eine Geheimoperation des FBI in Zusammenarbeit mit Interpol und dem BND, bei der es um um Manipulation im Internet geht. Ja, der Blaster ist nur dazu da, euch zu studieren. Der gläserne Mensch ist längst Wirklichkeit. Mit dem Blaster werdet ihr alle kontrolliert. Jeder Name wird registriert und alles wird protokolliert. Und eines Tages wird es klingeln bei euch, und da steht dann die Polizei und fordert euch auf mitzukommen, weil ihr was über Sex geschrieben habt und nicht mitbekommen habt, dass kürzlich ein Gesetz erlassen wurde bezüglich Sex im Netz, dass es verboten wurde darüber zu schreiben, zu sprechen oder auch nur zu lesen. Ja, dann landet ihr alle im Knast, aber ihr wolltet ja nicht hören. Der Assoziations-Blaster ist gefährlich.
Dieser Artikel könnte auch unter dem Stichwort -> Verschwörungstheorie einsortiert werden. Und sagt nicht, ich hätte euch nicht gewarnt! Oh, es klingelt. Ich muss gehn.
[Flucht-Links: ROOR | Lustknabe | Massage | Jessica | Habe]
Stöbers Greif schrieb am 5.12. 2002 um 19:05:47 Uhr zu
Bewertung: 10 Punkt(e)
Über die Funktionen des Forums (genauer: der Foren) für den Blaster
Auszug aus einem Beitrag von mcnep im Forum »Aus dem Blaster« am 5. 12. 2002:
"Welche Rolle das Forum für die Sozialisation der BlasterianerInnen spielt, wäre auch eine blastertheoretische Betrachtung wert.
These 1:
In den Foren liegt das Erfolgsgeheimnis des Blasters begründet. Ohne die Foren würde der Blaster etweder überhaupt nicht oder wenigstens sehr viel schlechter funktionieren.
These 1a:
In das Gespräch der Foren (positiv) einbezogen zu werden, ist die stärkste Gratifikation, die der Blaster seinen Usern bieten kann. Aus dem Foren-Gespräch ausgeschlossen zu werden bzw. bleiben, ist demzufolge umgekehrt die schärfste Sanktion. (Das Bepunktungssystem ist dem gegenüber relativ unbedeutend.)
Begründung:
Durch die Foren erfährt ein Beiträger zum Blaster das wichtigste, weil eindeutigste, unmittelbarste und intensivste feed back. Vor allem hier erfährt erfährt er, daß sein Beitrag nicht ungelesen im unendlichen Kosmos des Blasters verdampft. (Diese Funktion der Foren nimmt mit zunehmendem Umfang des Blasters zu.) Die feed-back-Strukturen im Blaster - Bewegungen auf dem Punktekonto, Aussagen des Statistikteils und Artikel, welche auf die eigenen Beiträge Bezug nehmen - sind zu abstrakt, zu indirekt und zu schlecht aufzufinden, als daß sie mit jener Zuwendung konkurrieren könnten, die dem Blasterbeiträger im Forum zuteil wird. Die Foren befriedigen von ihrer Struktur her das Bedürfnis nach Kommunikation, Diskussion, »zwischenmenschlicher Begegnung« (letzteres in Anführungszeichen, weil sich hier teilweise Kunstcharaktere, teilweise einander bekannte Real-life-Personen begegnen: dabei verschwimmen die Kategorien auf eine durchaus interessante Weise).
These 2:
Die Foren SELEKTIEREN, z.B. die Blasterbeiträger in In- und Outsider, in einen engeren Kreis und kaum-wirklich-dazugehörige, in Greenhorns und Alte Hasen, in Blasterfreaks und »Blasterfußvolk«. Wer sich regelmäßig in den Foren äußert (wer sich traut, sich dort zu äußern), offenbart zugleich ein spezielles Engagement. Wer hier positives feed back bekommt, »gehört dazu«. Hier ist natürlich auch andererseits der wichtigste Ort für negative Sanktionen. (Vgl. These 1 a.)
Begründung:
Entfällt. (Spricht - denke ich - für sich selbst.)
These 3:
In den Foren profilieren sich die Nicknames zu vielschichtigen Charakteren. Sie geben reallife-Aspekte von sich zu erkennen, etwa die Genderzuordnung, den Beruf, die regionale Herkunft usw.. Dieser Prozeß kann sich auch mit der Zeit durch eine Fülle von Blasterartikeln entwickeln, verläuft dort aber doch viel langsamer und unsicherer. (Die Profilierung der Beiträger betrachte ich halb als Vorteil, halb als Nachteil: Blasterartikel von Beiträgern, die im Forum ein bestimmtes Profil bekommen haben, werden nicht mehr unbefangen, vorurteilsfrei rezipiert.)
These 4:
Im allgemeinen gilt der Satz, daß fleißige Gesprächsteilnehmer der Foren auch fleißige Beiträger zum Blaster sind. Es gibt bzw. gab aber auch bemerkenswerte Ausnahmen: Beispielsweise Rüdiger im Jahr 2000, der hauptsächlich die Foren - speziell »Das gute Gespräch« bestückte, im Blaster aber kaum aktiv war.
These 5:
Die Blasterbeiträge sind - trotz ihrer scheinbaren Spontaneität (Assoziationsbegriff!) - tendenziell stärker literarisch stilisiert, die Beiträge zu den Foren hingegen eher »aus dem Bauch heraus« hineingesetzt.
Eine Beobachtung zum Schluß:
Gegenüber der Frühzeit im Blaster (1999, 2000) ist zur Zeit das 2. Forum - Aus dem Blaster - überproportional produktiv, das »Gute Gespräch« dagegen relativ vernachlässigt. Momentane Zufallserscheinung? Effekt des gewachsenen Blasters? Funktion der derzeitigen Teilnehmerstruktur, die vielleicht miteinander nicht so sehr privat bekannt ist als zu früheren Zeiten? Keine Ahnung...
Liquidationsdefensive schrieb am 3.12. 2002 um 19:06:40 Uhr zu
Bewertung: 9 Punkt(e)
Das Kunstvolle am Blaster ist seine technische Grundlage und die Möglichkeiten, die sie den Usern bietet, ist der Klebstoff zwischen den vielen Zetteln in diesem Kasten und sind die vorbereiteten und selbst zu fertigenden Laschen und Haken, mit denen die Blätter zusammengeknüpft werden können zu einem gelben Mobile, das baumelt und sich dreht, vor dem sich Menschen staunend unterhalten, von links und rechts pusten und sagen können, »hier passt noch ein Blatt und auch dort noch...«. Aber man kann auch vor dem Kasten sitzen, blind wühlen, die Blätter achtlos auseinanderreißen und eins nach dem andern wegwerfen, sie als einzelne lesen vom ersten bis letzten Wort und das eine oder andere einfach in die Tasche stecken und es dann abends auf seiner Bank im Halbdunkel der U-Bahn hervorholen und heimlich noch einmal lesen.
(Antikunsttheorie II)
Stöbers Greif schrieb am 16.12. 2002 um 13:00:14 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Kommunikationsmaschine Blaster
Ein normales Konversationslexikon ist für die meisten seiner Benutzer nicht »kommunikativ«, der Blaster offensichtlich schon.
Einen schönen Beleg liefert der folgende Artikel:
* * *
Tinai schrieb am 8.12. 2002 um 14:49:41 Uhr über
Blastertheorie
Das mit den Foren sehe ich etwas anders.
.
.
.
»Lasst mich in Ruhe mit eurem Scheiss-Kindergarten-Getue«
* * * * *
Dieser Beitrag zeigt einige bemerkenswerte Phänomene:
1. Er bezieht sich wie selbstverständlich auf einen anderen Beitrag (»das mit den Foren«), den er nicht zitiert, sondern als Kontext-Wissen bei seinen Lesern (oder wenigstens einem speziellen Leser, dem Verfasser/der Verfasserin jenes Artikels) voraussetzt. Er verhält sich damit so, als wäre er in einer normalen face-to-face- bzw. chat-Kommunikationssituation, was eigentlich nicht der Fall ist.
2. Ähnliche Voraussetzungen über einen gemeinsam präsenten Kontext unterstellt er im 2. Satz, der das »Scheiss-Kindergarten-Getue« nicht weiter expliziert. Der user kommt gar nicht auf die Idee, daß der Bezug für seine Leser unklar sein könnte.
3. Er fühlt sich durch bestimmte Beiträge »in seiner Ruhe« gestört - eigentlich eine ulkige Vorstellung, bei einem lexikalisch strukturierten Lesewerk. Daß dergleichen artikulierbar ist, zeigt aber auf, wie dialogisch (auch im Sinne oraler Kommunikation) Blasterbeiträge von einzelnen usern aufgefaßt werden.
4. In die gleiche Richtung verweist die Emotionalität des Beitrags.
Fazit:
Aus diesen Beobachtungen (für welche es viele andere Belege gäbe!) ergeben sich Fragen nach der speziellen Kommunikationssituation im Blaster; deren objektiv-linguistische Klassifikation wäre nur eine Seite der Medaillie, die andere ihre Wahrnehmung und Interpretation durch verschiedene User. Ich vermute, daß die Blastergeschichte als Prozeß einer Erkundung bzw. Entfaltung entsprechender Interpretationsmöglichkeiten gedeutet werden könnte.
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