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Wikipedia schrieb am 19.12. 2012 um 01:54:54 Uhr über

Anthropozoikum

Anthropozän
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Eine Satellitenaufnahme der Erde gibt anhand der sichtbar gemachten Lichtverschmutzung einen Eindruck der Größenordnung menschlichen Einflusses auf die Umwelt
Die Bedürfnisse der Menschen haben verschiedene Einflüsse auf die Umwelt

Anthropozän benannte der italienische Geologe Antonio Stoppani bereits 1873 das neue Zeitalter: „Eine neue tellurische Macht könne es an Kraft und Universalität mit den großen Gewalten der Natur aufnehmen“. Andere Wissenschaftler sprachen auch von der Noosphäre.[1] 2008 fanden die stratigraphische Kommission der Geological Society of London, der weltweit ältesten geowissenschaftlichen Vereinigung, überzeugende Beweise für die Hypothese, dass das Holozän genannte, zwischeneiszeitliche Zeitalter mit stabilen Klimaverhältnissen, an sein Ende gelangt und in einen stratigraphischen Abschnitt eingetreten sei, für denin den letzten Millionen Jahren keine Entsprechung zu finden sei“[2]. Hierbei spielen der Anstieg der Produktion von Treibhausgasen, die menschengemachten landschaftlichen Veränderungen, welche in ihrem Umfang derweil die natürliche jährliche Sedimentproduktion erheblich übertreffen, die Übersäuerung der Ozeane sowie die fortdauernde Vernichtung von Biota eine Rolle. Sie warnen davor, dassdie Kombination von Artensterben, globaler Artenwanderung und der verbreiteten Verdrängung natürlicher Vegetation durch landwirtschaftliche Monokulturen ein unmissverständliches biostratigraphisches Signal unserer Zeit darstellt. Diese Auswirkungen sind bleibend, da die zukünftige Entwicklung auf den überlebenden (und häufig anthropogen verschobenen) Beständen aufbaut.“[2] [3]

Nach einem Vorschlag britischer Geologen soll als Beginn des Anthropozäns das Jahr 1800 (der Beginn der Industrialisierung) festgelegt werden.[2] Untersuchungen von Eisbohrkernen ergaben zudem, dass seither die Konzentration von Methan und CO2 zuzunehmen beginnt.[1]
Inhaltsverzeichnis

1 Namensgebung
2 Beispiele für den Einfluss des Menschen auf die Umwelt
2.1 Artensterben
2.2 Übernutzung von Ressourcen
2.2.1 Gewässer
2.2.2 Überfischung
2.3 Globale Erwärmung, Versauerung der Ozeane
2.4 Ozonloch
2.5 Vermüllung
2.5.1Plastik-Planet
3 Rezeption
3.1 Kunst
4 Siehe auch
4.1 Literatur
5 Weblinks
6 Einzelnachweise

Namensgebung

Die Bezeichnung Anthropozän stammt aus dem Griechischen und bedeutet sinngemäßdas menschlich [gemachte] Neue“ (griech. altgriechisch ἄνθρωπος, ánthropos, „Menschund καινός, „neu“). In der englischsprachigen Literatur ist der Begriff „Anthropocene“ zu finden.
Beispiele für den Einfluss des Menschen auf die Umwelt
Luftverschmutzung über Indonesien und dem indischen Ozean im Oktober 1997: weiß markiert: von Feuern stammende Aerosole (Rauch) in den unteren Luftschichten; grün, gelb und rot: darüber liegender Smog in der Troposphäre
Artensterben
Siehe auch: Artensterben, Artenvielfalt und Biodiversität

Nach der International Union for Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) galten 2007 rund 12 % der Arten der Vögel, 20 % der Säugetiere, 29 % der Amphibien und 33 % der Nacktsamer unter den Pflanzen als bedroht. Der „Living Planet Indexdes WWF konstatierte im Mai 2008, dass die Artenvielfalt auf der Erde zwischen 1970 und 2005 um 27 Prozent gesunken ist. Besonders betroffen waren diesen Erhebungen zufolge Land- und Süßwasserbewohner im asiatisch-pazifischen Raum. Laut WWF sind derzeit rund 34.000 Arten vom Aussterben bedroht.

Die Bestände der in den Agrarlandschaften Europas heimischen Brutvogelarten haben zwischen ca. 1980 und 2009, also in dreißig Jahren, um nahezu 50 % abgenommen.[4]

Vielfach wird das derzeitige Artensterben mit den großen Massenaussterben der Vergangenheit verglichen. Paläontologen unterscheiden traditionell während der vergangenen 600 Millionen Jahren fünf (teilweise auch mehr) große Artensterben, die nach neueren Erkenntnissen allerdings einerseits häufig doch über längere Zeit (zum Teil bis Millionen von Jahren) andauerten und die andererseits auch von weiteren Phasen kleinerer Artensterben vorher und nachher begleitet waren und gleichsam nur die auffälligsten Auslenkungen der stets schwankenden Artenzahlen darstellen. Der bedeutsamste Unterschied früherer Massensterben zur derzeitigen Situation ist aber der, dass das heutige Artensterben durch eine einzige biologische Art, nämlich den Menschen mit seinen Aktivitäten und seinem Raum- und Ressourcenanspruch verursacht wird, während frühere Ursachen wohl in der Regel geologische oder atmosphärisch-kosmische Ursachen hatten.
Übernutzung von Ressourcen
Gewässer

Der Aralsee versalzt immer mehr und hat dramatisch an Größe verloren, weil das Wasser aus seinen Zuflüssen zur Bewässerung von Baumwoll-Plantagen abgeführt und verbraucht wird.
Überfischung

Im Weltjahresbericht 2012 fordert die Welternährungsorganisation der UNO (Food and Agriculture Organization of the United Nations/ FAO) eine nachhaltigere Fischereipolitik: Nahezu 30 % der Fischbestände weltweit seien überfischt, gegen 60 % an der Ausbeutungsgrenze.[5]
Globale Erwärmung, Versauerung der Ozeane

Der Mensch hat nach gegenwärtigem wissenschaftlichen Verständnis einen entscheidenden Anteil an der neuzeitlichen globalen Erwärmung[6]. Damit verbunden sind weitere Effekte wie eine Zunahme des CO2-Gehalts der Erdatmosphäre sowie des Säuregehalts der Ozeane (siehe Versauerung der Meere).[7]
Ozonloch

Durch den Einsatz von ursprünglich als umweltfreundlich angesehenen neuartigen Kühlmitteln, den Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW), wurden Teile der stratosphärischen Ozonschicht zerstört. Insbesondere über der Antarktis wird das sich jährlich vergrößernde, so genannte Ozonloch beobachtet.
Vermüllung
Die fünf größten zirkulierenden Meeresdriftströme der Erde
Plastik-Planet
Siehe auch: AbschnittGefahren für die Umweltim ArtikelPlastiktüte“, Friendly Floatees und Plastikmüll in den Ozeanen

Plastikteile und deren Zersetzungsprodukte sammeln sich insbesondere in den großen Strömungswirbeln der Weltmeere und führen zu einer erheblichen Verdichtung in manchen Meeresregionen. Dem Nordpazifikwirbel (engl. North Pacific Gyre) hat dieses Phänomen den Beinamen Great Pacific Garbage Patch (dt. Großer Pazifikmüllfleck) eingebracht.

Dabei wird z. B. eine Kunststofftüte im Durchschnitt lediglich 25 Minuten lang benutzt,[8] ihr Zersetzungsprozess dauert je nach Kunststoffsorte allerdings zwischen 100 und 500 Jahren.

Zwischen Kalifornien und Hawaii z. B. hat sich ein etwa drei Millionen Tonnen schwerer Müllstrudel gebildet, er ist etwa so groß wie Mitteleuropa. Auf ein Kilogramm Plankton kommen hier sechs Kilogramm Plastik.[9][10]
Rezeption
Kunst

Betty Beier: Anthropozän, Ausstellung, Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg, 2011[11]

Siehe auch

Die Grenzen des Wachstums, Stern-Report
Evolutionary Suicide
Globaler Wandel
Peak-Oil
Ökologischer Fußabdruck, Ökologischer Rucksack
Suffizienz (Ökologie)
Water Footprint
2-Grad-Ziel

Literatur

Jan Zalasiewicz: Die Erde nach uns. Der Mensch als Fossil der fernen Zukunft. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Schalipp. Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-8274-2302-3.
Paul J. Crutzen, Mike Davis, Michael D. Mastrandrea, Stephen H. Schneider, Peter Sloterdijk: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. Energie und Politik im Anthropozän. Suhrkamp, Berlin 2011, ISBN 978-3-518-06176-3.

Weblinks

Paul Crutzen: Geology of mankind. (PDF-Datei; 114 kB)
Paul Crutzen & Eugene Stoermer: The Anthropocene.
Leben im Anthropozän. Geoberg.de
Anthropozän. Artikel im klimawiki.org Bildungswiki
»Willkommen im Anthropozän«. Den Klimawandel kann man nicht mit dem Markt bekämpfen. Mike Davis über den angeblichen »Klimaschutz« im Kapitalismus
»Wir sind auf der Erde das dominierende RaubtierJan Zalasiewicz im Spiegel-Online Interview
Konferenz: Planet under pressure 2012

Einzelnachweise

a b Paul J. Crutzen: Die Geologie der Menschheit. In: Paul J. Crutzen u. a.: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. 2011, S. 710.
a b c Jan Zalasiewicz et al.: Are we now living in the Anthropocene? In: GSA Today. Vol. 18, Nr. 2, Februar 2008, ISSN 1052-5173, S. 48, doi:10.1130/GSAT01802A.1.
Mike Davis: Wer wird die Arche bauen? In: Paul J. Crutzen u. a.: Das Raumschiff Erde hat keinen Notausgang. 2011, S. 6092.
Dachverband Deutscher Avifaunisten, Bundesamt für Naturschutz, Länderarbeitsgemeinschaft der Vogelschutzwarten (Hrsg.): Vögel in Deutschland 2009. bfn.de, Tabelle S. 9: Indikatoren für die Artenvielfalt auf europäischer Ebene (EuropasWild Bird Indicators“) (29. Juli 2012)
↑ dradio.de, Deutschlandfunk, Nachrichten, 9. Juli 2012, 12:00Uhr (9. Juli 2012)
↑ Animation: Wie warm wird die Zukunft?. In: spiegel.de, Spiegel Online, Wissenschaft (10. Dezember 2011)
Dagmar Röhrlich: Hitzestress und saures Wasser. In: dradio.de, Deutschlandfunk, Forschung Aktuell, 9. Dezember 2011 (10. Dezember 2011)
CHEMIE/238: Schöne bunte PlastikweltPlastiktüte, Problem mit Tragweite (ROBIN WOOD-Magazin). Robin Wood. Abgerufen am 18. Juli 2010.
http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,533229,00.html
http://www.orf.at/080207-21500/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2F080207-21500%2F21501txt_story.html
Stefan Tolksdorf: Anstoß zum Umdenken in: badische-zeitung.de, Nachrichten, Ausstellungen - Rezensionen, 19. November 2011 (19. November 2011)

Kategorien:

Umwelt- und Naturschutz
Quartär


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