Katja schrieb am 29.6. 2001 um 00:22:26 Uhr zu
Bewertung: 5 Punkt(e)
Um zu wissen, was Leben bedeutet, sollte man zumindest einmal versuchen, alle Grenzen auszutesten, bis ans Äußerste zu gehen, alle Extreme auszukosten, in Exzessen zu leben, Orgien zu feiern, den heftigsten Schmerz auskosten, alle Gegenteile in sich vereinen. Die ganze Dynamik, die das Leben ausmacht, stammt aus kontrastierenden Gegensätzen, sowie Yin und Yang.
Katja schrieb am 29.6. 2001 um 15:02:48 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Jadis, si je me souviens bien, ma vie était un festin où s'ouvraient tous les coeurs, où tous les vins coulaient.
quimbo75@hotmail.com schrieb am 29.6. 2001 um 10:14:44 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Das trunkene Schiff - Arthur Rimbaud
Wie ich hinunterglitt die unbewegten Flüsse,
Ward mir zu Mut, als würd meiner Treidler ich los:
Rothäute, schreiend, hatte sie, Ziel ihrer Schüsse,
An farbige Pfähle genagelt, nackt und bloß.
Ich sorgte um all die Mannschaft mich nicht, befrachtet
Mit flämschem Korn oder Kattun aus Brittenland.
All dieses Gelärm die Treidler mir hingeschlachtet,
Ließ ich den Fluß mich treiben, wie der Sinn mir stand.
In der furchtbaren Wut der plätschernden Gezeiten,
Ich, tauber als der Kinder Hirn, den Winter lang,
Flog ich, und losgerissener Halbinseln Weiten
Umtobte wilder nie Orkan-Triumphgesang.
Meinem Erwachen im Meer gab der Sturm den Segen,
Behender als Kork tanzte ich hin auf der Flut
Der ewigen Todeswiegen, wie wir zu sagen pflegen,
Zehn Nächte, ohne Gram um blöder Lampen Glut.
Viel süßer als der herben Äpfel Fleisch dem Kinde,
Durchdrang mich grünes Naß, wusch blauen Wein und Dreck
Hinab von des bespienen Schiffes Tannenrinde
Und riß mir das Steuer mitsamt dem Anker weg.
Und seitdem hab ich gebadet im Meergedichte,
Wo milchig schäumend der Sterne Gewimmel blinkt,
Sausend durch Azurgrün, wo mit sel'gem Gesichte
Ein Toter, manchmal, bleich, gedankenvoll versinkt.
Wo plötzlich, unter des Mittags brünstigen Feiern
Langsam trunkene Glut die blauen Räume verklärt
Und stärker als Wein, weiter als euere Leiern
Die bittere Röte der Liebe wallet und gärt.
Ich weiß die Himmel, platzend von Blitzen, das Schnauben
Der windgepeitschten Brandung, weiß des Abends Wehn,
Die Morgenröte, schwärmen wie ein Volk von Tauben,
Und was der Mensch zu sehn gewähnt, hab ich gesehn.
Ich sah die Sonne tief voll mystisch grauser Flecken,
Wie sie mit langen starren Strahlen violett
Festlich erleuchtete, gleich alter Damen Recken,
Die Fluten, rollend weit ihr schauerndes Rosenbett.
Ich hab geträumt die grüne Nacht: Schnees Grelle,
Langsame Meeresküsse auf der Augen Lid,
Das Kreisen unerhörter Säfte auf der Welle
Und das Erwachen, gelb und blau, im Phosphorlied.
Ich folgte Monde lang den Wogen, wie sie spien,
Hysterischer Stierwut gleich, die an die Klippen sprang,
Nicht ahnend, daß der leuchtende Fuß der Marien
Der atemlosen Meere Rachen stets bezwang.
Ich stieß, wißt ihr's? an Floridas seltsame Räume,
Wo sich den Blumen das Auge des Panthers mischt,
Den Menschenhaut deckt, und wo Regenbogenzäume
Auf grünen Herden liegen unterm Meergesicht.
Die Sümpfe sah ich gären, große Netze, Gründe,
Wo verfault im Geröhr ein ganzer Leviathan,
Die Ferne, donnernd in Katarakte der Schlünde,
Und wirbelnden Wassertanz auf windstillem Plan.
Gletscher, Silbersonnen, Perlfluten, Himmelsessen,
Scheußliche Trümmer tief in dunkler Golfe Nest,
Wo Riesenschlangen fallen, von Wanzen zerfressen,
Mit schwarzen Düften aus krummer Bäume Geäst.
Gern wollt ich den Kindern diese Doraden weisen
Im Meerblau, die goldnen Fische, den Fischgesang.
Schaumströme von Blumen segneten meine Reisen,
Unsagbarer Winde Flügel mich oft umschwang.
Zu Zeiten, märtyrmüd der Pole und der Zonen,
Erhob das Meer, das sanften Seufzerschlags mich trieb,
Mir Schattenblumen, drauf die gelben Sauger wohnen,
Und still, wie eine Frau auf Knien, ich verblieb...
Fast Insel, die ich schaukelte auf meinem Strande
Von augengelben Vögeln Kot und schrillen Zank.
So trieb ich hin, indess' durch meine lecken Bande
Ertrunkner Menschen Schlaf rücklings zum Abgrund sank...
Jetzt, ich, verlornes Schiff im Haargeflecht der Riffe,
Vom Sturm geschleudert hoch in vogelleere Luft,
Ich, wassertrunkenes Skelett, das keine Panzerschiffe
Und Hansa Segler nicht fischten aus seiner Kluft,
Frei, rauchend, aus veilchenblauen Nebeln entstiegen,
Der ich den Himmel, rot wie eine Wand, durchfuhr,
Drauf, wie ein köstlich Mus für gute Dichter, liegen
Moosige Sonnenflechten und Schleim des Azur,
Ich, der ich lief, befleckt von elektrischen Schollen,
Tolles Brett, umschwärmt von schwarzer Meerpferde Zug.
Wenn Juli, wie mit Keulenschlag und Donnerrollen
Die blauen Himmel, trichterheiß, zusammenschlug,
Ich, der ich zitterte, hört ich ächzen vom Weiten
Der Behemote Brunst, den Maelstrom, dicht und schwer,
Ich, ewiger Segler blauer Unbeweglichkeiten,
Ich sehn mich nach Europas alter, enger Wehr.
Ich durfte Sternenarchipele, Inseln schauen,
Wo offner Himmel Glut dem Wandrer sich erhellt:
Schläfst du, verbannt, in dieser Nächte tiefem Grauen,
Goldner Vögel Million, o Zukunftskraft der Welt?
Ich hab zuviel geweint. Weh tun die Morgenhellen,
Wahr, jeder Mond ist bös und jede Sonne Leid.
Die bittre Liebe ließ zu starrem Rausch mich schwellen.
Oh! bräche doch mein Kiel! O Meer, ich bin bereit!
Wenn in Europa ich ein Wasser noch begehre,
Ist es das kalte, schwarze Loch, in das hinein [Schwere,
Ein Kind, in der Dämmerung, gebückt, voll Leid und
Ein Schifflein setzt, zart, wie ein Schmetterling im Mai'n!
Ich kann in eurer Mattigkeiten Bad, o Wellen,
Entreißen ihre Spur den Baumwollträgern nicht, schwellen,
Nicht ziehn mehr durch den Stolz, drin Fahnenflammen
Nicht schwimmen in der Brückenkähne bösem Licht!