LoveParade
Bewertung: 11 Punkt(e)
Nur nackte Menschen,
nur Besoffene.
Langsam wird die Loveparade
so eine Art Mallorca
für Menschen mit Flugangst.
(H.S.)
Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) | 87, davon 86 (98,85%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 43 positiv bewertete (49,43%) |
Durchschnittliche Textlänge | 444 Zeichen |
Durchschnittliche Bewertung | 0,759 Punkte, 18 Texte unbewertet. Siehe auch: positiv bewertete Texte |
Der erste Text | am 11.7. 2000 um 00:22:31 Uhr schrieb Ted dy über LoveParade |
Der neuste Text | am 24.10. 2017 um 22:08:15 Uhr schrieb Bettina Beispiel über LoveParade |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 18) |
am 17.11. 2003 um 12:53:48 Uhr schrieb
am 27.9. 2003 um 20:30:57 Uhr schrieb
am 25.5. 2015 um 14:42:56 Uhr schrieb |
Nur nackte Menschen,
nur Besoffene.
Langsam wird die Loveparade
so eine Art Mallorca
für Menschen mit Flugangst.
(H.S.)
Eine jede Großstadt, die etwas auf sich hält, braucht sie einfach einmal im Jahr: Tage der leichtfüßig ausschweifenden Brunftpolonäsen und des alkoholisierten Querfeldeinknatterns. Schließt die Läden, sperrt die Omma ins Fernsehzimmer und holt die Pauke zum draufhauen – it’s Party-Time! Köln hat den Karneval, Hannover die CeBIT, Oberammergau die Passionsspiele und Berlin die Love Parade. Dann fliegen die Löcher aus dem Käse, der Erwin packt der Heidi von hinten an alles, wo er ohne Hilfe rankommt, und die Libido wird geflutet, bis die Hose qualmt und der wilde Begattungstaumel einsetzt.
Es ist eine schöne Zeit. Klar, dass unsere hippe Hauptstadt auch in puncto Massenfete die Nase weit vorn hat. Die Love Parade ist fraglos die fetteste Aktion dieser Art, wenn auch inhaltlich kaum abweichend vom Jeckenaufmarsch der Kölschen Klapsköpp’. Die Unterschiede sind rein äußerlich. Wo die verklemmten Rheinländer und Westfalen immer noch ein paar kastrierte Pappnasenträger und einen lebertoten Faschingsprinzen in Pluderhosen als Tarnung vorneweg laufen lassen, steht beim Liebeszug durch die Berliner Gemeinde das Veranstaltungsziel Geschlechtsverkehr deutlich im Vordergrund.
Erfreulich auch, dass statt vollgesoffener alter Säcke mit Zackenmütze hier hauptsächlich rudimentär bekleidete Zappelgirlies mit eingelaufenen Kinder-T-Shirts auf den Umzugswagen hopsen. Bier und Appelkorn wurde ersetzt durch Red Bull mit Ecstasy, die Kamelle durch Kondome, das Koks durch Pillen oder umgekehrt, und die atemlos gejaulten Schunkelhymnen durch verzerrt gebrüllte Stimmungsbefehle auf donnernden Wummerbässen. Doch ob nun De Höhner oder Scooter einem den Tag versauen, ist sowieso egal: Hauptsache, am Abend muss man kotzen und hat irgendwen gepoppt. Oder ist so hackedicht, dass man es wenigstens glaubt.
Schön, dass auch das Fernsehen dieses Jahr voll mitzieht. Die Öffentlich-Ravenden übertragen die Parade-Partys im Ersten, locker kommentiert von Ingo Dubinsky unter dem Titel Techno, Tanz & Gute Laune die ganze Nacht über, RTL II zeigt am Tag all die Bilder, die von der ARD rausgeschnitten wurden. Wenn es mit der Recherche noch klappt, nähert Arte sich dem Phänomen von der philosophischen Seite mit dem geplanten Themenabend Rudelbumsen. Vorgesehen ist eine Diskussionsrunde mit Roger Willemsen, Walter Jens und Dieter Bohlen, danach ein erotischer rumänischer Kurzfilm von 1932, eine zweistündige Dokumentation über Homosexualität bei Walfischen und zum Abschluss der deutsch-ungarische Spielfilm Fickalarm in Budapest von einem entfernten Cousin Werner Herzogs. Das ganze natürlich zeitgleich live im Internet und über Mittelwelle. Rave Hard!
--
AlwaysUltra
Bei der Übertragung der Loveparade finde ich es immer besonders amüsant, wenn irgendwelche Prominente interviewt werden, die dann sagen, daß das hier ja sooo toll sei und daß die Leute ja alle sooo gut drauf wären und sooo voller Energie.
Ja warum sind die denn sooo gut drauf ?
An der Musik kann es jedenfalls nicht liegen. Wahrschenlich ist es so, daß man diese Musik nüchtern einfach gar nicht aushält - ein Teufelskreis.
AlwaysUltra
»Der Staat ist ungeheuerlich,
die Ungeheuerlichkeit,
die einer,
wie ich hier,
nicht fassen kann.
Schließlich schießt der Staat aus den Gewehren echte Menschen tot,
nichttote Menschen werden staatsbefehlmäßig in Staatskerkern gefoltert,
Staatstheater spielen echte Stücke,
siehe Stammheim,
Stichwort Krieg,
die Staatsorchester musizieren dazu musikalische Symphonien,
Bilderherrlichkeiten zeigen sich in Staatsmuseen her,
das Staatsfernsehen ist wirklich Hochschule des Glücks der Unterhaltung,
reich an Massen wissenswerter Sachen, ...«
rainaldgoetz
schlafparade:
Eine jede Großstadt, die etwas auf sich hält, braucht sie einfach einmal im Jahr: Tage der leichtfüßig ausschweifenden Brunftpolonäsen und des alkoholisierten Querfeldeinknatterns. Schließt die Läden, sperrt die Omma ins Fernsehzimmer und holt die Pauke zum draufhauen – it’s Party-Time Köln hat den Karneval, Hannover die CeBIT, Oberammergau die Passionsspiele und Berlin die Love Parade. Dann fliegen die Löcher aus dem Käse, der Erwin packt der Heidi von hinten an alles, wo er ohne Hilfe rankommt, und die Libido wird geflutet, bis die Hose qualmt und der wilde Begattungstaumel einsetzt.
Es ist eine schöne Zeit. Klar, dass unsere hippe Hauptstadt auch in puncto Massenfete die Nase weit vorn hat. Die Love Parade ist fraglos die fetteste Aktion dieser Art, wenn auch inhaltlich kaum abweichend vom Jeckenaufmarsch der Kölschen Klapsköpp’. Die Unterschiede sind rein äußerlich. Wo die verklemmten Rheinländer und Westfalen immer noch ein paar kastrierte Pappnasenträger und einen lebertoten Faschingsprinzen in Pluderhosen als Tarnung vorneweg laufen lassen, steht beim Liebeszug durch die Berliner Gemeinde das Veranstaltungsziel Geschlechtsverkehr deutlich im Vordergrund.
Erfreulich auch, dass statt vollgesoffener alter Säcke mit Zackenmütze hier hauptsächlich rudimentär bekleidete Zappelgirlies mit eingelaufenen Kinder-T-Shirts auf den Umzugswagen hopsen. Bier und Appelkorn wurde ersetzt durch Red Bull mit Ecstasy, die Kamelle durch Kondome, das Koks durch Pillen oder umgekehrt, und die atemlos gejaulten Schunkelhymnen durch verzerrt gebrüllte Stimmungsbefehle auf donnernden Wummerbässen. Doch ob nun De Höhner oder Scooter einem den Tag versauen, ist sowieso egal: Hauptsache, am Abend muss man kotzen und hat irgendwen gepoppt. Oder ist so hackedicht, dass man es wenigstens glaubt.
Schön, dass auch das Fernsehen dieses Jahr voll mitzieht. Die Öffentlich-Ravenden übertragen die Parade-Partys im Ersten, locker kommentiert von Ingo Dubinsky unter dem Titel Techno, Tanz & Gute Laune die ganze Nacht über, RTL II zeigt am Tag all die Bilder, die von der ARD rausgeschnitten wurden. Wenn es mit der Recherche noch klappt, nähert Arte sich dem Phänomen von der philosophischen Seite mit dem geplanten Themenabend Rudelbumsen. Vorgesehen ist eine Diskussionsrunde mit Roger Willemsen, Walter Jens und Dieter Bohlen, danach ein erotischer rumänischer Kurzfilm von 1932, eine zweistündige Dokumentation über Homosexualität bei Walfischen und zum Abschluss der deutsch-ungarische Spielfilm Fickalarm in Budapest von einem entfernten Cousin Werner Herzogs. Das ganze natürlich zeitgleich live im Internet und über Mittelwelle. Rave Hard!
alwaysultra
....die kanevaleke kommerzielle ausgeburt der berliner posse, sicher nicht schlecht, aber wo bleibt die musik dabei? auf der strecke, totgewalzt von trucks der werbe- und musikindustrie.
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