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wuming schrieb am 19.4. 2003 um 01:37:04 Uhr über

Illich

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Literatur

Illich, Ivan Die Nemesis der Medizin Die Kritik der Medikalisierung des Lebens. 242 g. 318 S. 4., überarb. A. 1995.
Beck'sche Reihe. (1104). Beck C.H. Kartoniert. SFr. 21.90 Bestell-Nr. 6999220 ISBN 3-406-39204-0 Mehr zum Thema
-Medizin -Gesundheitswesen -Medizinische Ethik Teilkatalog - Taschenbücher - Naturwissenschaft, Medizin, Technik
Zusatztext Die »Nemesis der Medizin« war bei ihrem ersten Erscheinen im Jahr 1975, damals unter dem Titel "Die
Enteignung der Gesundheit", Schock und Provokation zugleich. Dabei hatte Illich nichts anderes getan, als einer ausufernden
und krebsartig wuchernden Gesundheits- und Medizintechnokratie den Spiegel vorzuhalten. Detailreich und mit kritischer
Brillanz wird gerade auch dem medizinischen Laien gezeigt, wie die verschiedenen Interessengruppen, wie Ärzteschaft,
Pharmaindustrie und die sie begleitende Ideologie den Patienten zum süchtigen Verbraucher und die Medizin zum
Verbrauchsgut werden lassen. Entfremdet von der natürlichen Erfahrung von Gesundheit, Krankheit und Tod, deren
Definition wir lieber den Ritualen der Ärzteschaft vorbehalten, sind wir so dem Irrglauben verfallen, der Mensch sei
vollständig reparabel. Ein Buch, das gerade auch angesichts der gegenwärtigen Diskussion um Organtransplantation,
künstliche Befruchtung, gentechnische Eingriffe usw. von beklemmender Aktualität ist.
-------------------------------------------------------------------------------- © 2000 Schweizer Buchzentrum. Die Daten werden
täglich aktualisiert. Alle Angaben ohne Gewähr. Preisänderungen vorbehalten Illich, Ivan Entschulung der Gesellschaft Eine
Streitschrift. 177 g. 186 S. 4., überarb. A. 1995. Beck'sche Reihe. (1132). Beck C.H. Kartoniert. SFr. 17.40 Bestell-Nr.
7251807 ISBN 3-406-39232-6 Mehr zum Thema -Bildung -Bildungspolitik -Schule Teilkatalog - Taschenbücher -
Geschichte, Politik, Soziologie, Kultur, Literaturwissenschaft Zusatztext Für Ivan Illich ist die Schule das wirksamste
Instrument zur Vorbereitung der Kinder auf ein entfremdetes Leben unter Leistungs- und Konsumdruck. Nicht zuletzt deshalb
zählt er die uns geläufige Institution »Schule« zu den primären Ursachen für die Ausbreitung sozialer Ungleichheiten. Doch
beläßt es Illich nicht bei dieser provokanten Feststellung, die, 1972 erstmalig in Deutschland veröffentlicht, eine Welle der
Empörung und dauerhafte Diskussion auslöste. Ziel eines guten Bildungswesens müsse vielmehr sein, "allen, die lernen
wollen, zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens Zugang zu vorhandenen Möglichkeiten zu gewähren; es sollte allen, die ihr Wissen
mit anderen teilen wollen, Vollmacht geben, diejenigen zu finden, die von ihnen lernen wollen; es sollte allen, die der
Öffentlichkeit ein Problem vorlegen wollen, Gelegenheit schaffen, ihre Sache vorzutragen." Die Abschaffung der
sogenannten »Regelschule« zugunsten eines Netzes »geselliger, kommunikativer« Einrichtungen wäre die Voraussetzung, um
diese Zielsetzung zu verwirklichen. --------------------------------------- Illich, Ivan Genus Zu einer historischen Kritik der
Gleichheit. 197 g. 219 S. 2., überarb., erg. A. 1995. Beck'sche Reihe. (1105). Beck C.H. Kartoniert. SFr. 21.90 Bestell-Nr.
6999239 ISBN 3-406-39205-9 Mehr zum Thema -Diskriminierung -Frau : Beruf, Bildung -Geschlechterkonflikt
-Gleichberechtigung -Sozialgeschichte Teilkatalog - Taschenbücher - Geschichte, Politik, Soziologie, Kultur,
Literaturwissenschaft Zusatztext Ich kenne keine industrielle Gesellschaft, in der die Frauen den Männern ökonomisch
gleichgestellt sind. Für Illich ergibt sich die Diskriminierung der Frau, der ökonomische Sexismus, weder aus »natürlichen«
noch aus »kulturellen« Bedingungen. Vielmehr datiert der Anfang der ökonomischen Sklaverei mit dem Beginn der modernen
Industriegesellschaft, in der Frauen und Männer zu etwas historisch völlig Neuem wurden: zu geschlechtslosen Wesen - was
jedoch keineswegs zu mehr Gleichheit zwischen den Geschlechtern geführt hat. »Genus« will damit auch eine historisch
begründete Kritik an einem illusionären Begriff von Gleichheit sein, wie er allen Entwürfen politischer Emanzipation
zugrunde liegt. -------------------------------------------------------------------------------- Illich, Ivan Im Weinberg des Textes
Als das Schriftbild der Moderne entstand. Ein Kommentar zu Hugos 'Didascalicon'. 288 g. 212 S. 1991. Luchterhand Essay.
Beck C.H. / Luchterhand Literatur Kartoniert. SFr. 25.80 Bestell-Nr. 7798016 ISBN 3-406-41093-6 Teilkatalog -
Geschichte, Politik, Soziologie, Kultur, Literaturwissenschaft Zusatztext Ich richte mein Augenmerk auf einen wichtigen
Moment in der Geschichte des Alphabets: den Moment, als - nach Jahrhunderten des christlichen Lesens - die Buchseite sich
verwandelte; aus der Partitur für fromme Murmler wurde der optisch planmäßig gebaute Text für logisch Denkende. Ich
erzähle die Geschichte, wie in einem fernen Jahrhundert der Umbruch der Lesekultur stattfand und eine Epoche begann, die
jetzt zu Ende geht. Vorwort Dieses Buch erinnert an die Aufkunft des scholastischen Lesens. Es erzählt, wie ein
Kulturverhalten entstanden ist: George Steiner nennt es »bookish«, ans Buch gefesselt. Achthundert Jahre lang hat dieses
Verhalten die Einrichtung westlicher Bildungsinstitutionen gerechtfertigt. Die universale Liebe zum Buch wurde zum Kern
der westlichen säkularen Religion, Unterricht wurde zu ihrer Kirche. Heute ist die westliche Gesellschaft diesem Glauben
an das Buch entwachsen, vielleicht so, wie sie auch dem Christentum entwachsen ist. Inzwischen ist das Buch längst nicht
mehr die wichtigste Grundlage des Bildungswesens. Wir haben die Kontrolle über sein Wachstum verloren. Medien und
Kommunikation, der Bildschirm haben die Buchstaben, die Buchseite und das Buchlesen verdrängt. Darum beschäftige ich
mich hier mit dem Beginn der Bibliophilie, denn diese Epoche geht jetzt zu Ende. In der Kulturgeschichte des Buches gab es
zu den Buchseiten viele Grundeinstellungen ihrer Benutzer. Mir scheint heute der Moment gekommen, den Frühformen dieses
vom Buch bestimmten Lesens nachzuspüren. Denn sie sind in Vergessenheit geraten. ----------------------------------------
Illich, Ivan Klarstellungen Pamphlete und Polemiken. 160 g. 168 S. 1996. Beck'sche Reihe. (1151). Beck C.H. Kartoniert.
SFr. 17.40 Bestell-Nr. 7442726 ISBN 3-406-39251-2 Mehr zum Thema -Entwicklungshilfe -Mission, Missionsgeschichte
-Institution Teilkatalog - Taschenbücher - Geschichte, Politik, Soziologie, Kultur, Literaturwissenschaft Zusatztext Nimmt
man Gewißheiten ernst, so töten sie das Herz und fesseln die Phantasie. Wohl kein anderer Satz könnte die Ansichten dieses
Buches besser beschreiben als dieser. 1970 erstmalig erschienen unter dem Titel "Almose und Folter. Verfehlter Fortschritt
in Lateinamerika» und in späteren Auflagen bekannt geworden unter dem Titel «Schulen helfen nicht", erhält dieses Buch
Illichs aufsehenerregenden Analysen und Arbeiten uns besonders wichtiger und geläufiger Institutionen, die in so
entscheidendem Maße das Selbstverständnis des Menschen in der modernen Industriegesellschaft prägen. Institutionen, so
Illich, verkörpern eine Täuschung, vermitteln fälschlicherweise Gewißheiten, die es aufzudecken und in Frage zu stellen gilt;
gerade Einrichtungen wie Schule, Kirche, Caritas, Entwicklungshilfe und Missionierung leisten nicht das, was sie vorgeben
zu leisten, sondern erweisen sich, wie Ivan Illich zeigt, als besonders raffinierte Instrumente der Ausweitung mit all ihren
deprimierenden Auswirkungen auf die einstmals eigenständige Kultur der jeweiligen Länder. Ein Buch, von dem es im
Süddeutschen Rundfunk u. a. hieß: "... eine sehr nützliche Publikation, die Klarheit schafft, wo bisher manches auch
gutgemeinte Buch nur vernebelt hat..." -------------------------------------------------------------------------------- © 2000
Schweizer Buchzentrum. Die Daten werden täglich aktualisiert. Alle Angaben ohne Gewähr. Preisänderungen vorbehalten
Illich, Ivan Selbstbegrenzung Eine politische Kritik der Technik. 162 g. 174 S. 1998. Beck'sche Reihe. (1167). Beck C.H.
Kartoniert. SFr. 17.40 Bestell-Nr. 7760230 ISBN 3-406-39267-9 Mehr zum Thema -Technik -Politische Philosophie
Teilkatalog - Taschenbücher - Geschichte, Politik, Soziologie, Kultur, Literaturwissenschaft
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täglich aktualisiert. Alle Angaben ohne Gewähr. Preisänderungen vorbehalten

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Ivan Illich in Bremen gestorben

Theologe und Kulturkritiker

Paris, 3. Dez. (afp) Der Theologe und Kulturkritiker Ivan Illich ist im Alter von 76 Jahren gestorben. Wie sein
französischer Verleger Fayard am Dienstag in Paris mitteilte, erlag Illich in Bremen einem Krebsleiden.

Ein Bundesgenosse

Dass Ruhm ein zweifelhafter Bundesgenosse ist, hat Ivan Illich nachhaltig erfahren. Kaum ein Thema, das er
nicht angepackt; kaum ein Thema, mit dem er nicht provoziert hätte. Und das durchaus erfolgreich: Mit Verve
focht er gegen den medizinisch-industriellen KomplexDie Nemesis der Medizin», 1975); denunzierte er den
Enthusiasmus der Bildungsbürokraten ausgerechnet auf dessen Höhepunkt als neue Form schulischer
Diskriminierung («Entschulung der Gesellschaft», 1971); geisselte er den in hoch spezialisierten Gesellschaften
um sich greifenden Expertismus («Entmündigung durch Experten», 1979); diskutierte er aufreizend selbstsicher
das Problem der Knappheit energetischer RessourcenDie sogenannte Energiekrise oder Die Lähmung der
Gesellschaft», 1973); stritt er für eine umfassende Technikkritik («Selbstbegrenzung. Eine politische Kritik der
Technik», 1973); und legte sich mit einem Feminismus an, der in klischeehaftem Dogmatismus zu versacken
drohte («Genus - Zu einer historischen Kritik der Gleichheit», 1982). So stieg er rasch auf nicht nur zum
Spiritus Rector der «neuen sozialen Bewegungen», der Grün-Alternativen, der Stadtguerilleros und
Graswurzelrevoluzzer, die, damals noch, ihr Heil in ausserparlamentarischer Opposition glaubten suchen zu
müssen. Bis tief ins bürgerlich-wertkonservative Milieu fanden seine Einwürfe Gehör. Die mediale
Lautverstärkung tat ein Übriges. Ivan Illich war ein engagierter Intellektueller reinsten Wassers, der sich auch
in die Niederungen politischer Alltagsprobleme zu begeben wagte. Und doch verdeckte die Wucht seines
Einsatzes fürs jeweilige Sujet einen gewissen Wankelmut, der ihn hastig zu immer neuen Fragestellungen
greifen liess. Er laborierte nicht zuletzt daran, für viel zu vieles sich begeistern zu können. So blieben seine
Interventionen ebenso «sensationell» wie flüchtig, überdauerten kaum den doch nur engen Zeitraum
tagespolitischer Aktualität.

Illich hatte zweifellos, was man Charisma nennt, hatte Charme und ein einnehmendes Wesen. Wer ihn als
Redner erleben durfte, merkte alsbald, dass er sein Publikum wie sich selbst mitzureissen vermochte. Impulsiv,
leidenschaftlich, voller Inbrunst und zuweilen ein wenig kurzatmig war seine Rhetorik coram publico.
Öffentliche Auftritte bereiteten ihm sichtlich Vergnügen. Was ihm für eine nachhaltige Wirkung indes fehlte,
war der lange Atem. Dabei sind manche Fragen, die er stellte, so bedrückend wie aktuell: «Ab wann», schrieb
er in seiner Technikkritik, «wird eine Institution, die zunächst als fortschrittlich galt, durch ihre
Eigengesetzlichkeit und durch das Entscheidungsmonopol ihrer Manager antihuman? Wann und wie verhindert
die Entfaltung des Industriesystems die Verwirklichung von Freiheit und Gerechtigkeit, von Selbstbestimmung
und Gleichheit

Geboren wurde Illich am 4. September 1926 in Wien. Der Vater war katholischer Kroate, die Mutter eine zum
Luthertum konvertierte Jüdin. Nach dem bereits 1942 absolvierten Abitur studierte er zunächst in Florenz
Geschichte, Kristallographie, Psychologie und Kunstgeschichte, um 1943 an die Gregoriana nach Rom zu
wechseln, wo er nach einem Studium der Geschichte, Philosophie und Theologie 1951 mit einer Arbeit über
Toynbee promoviert wurde. Nach der Priesterweihe ebenfalls im Jahr 1951 liess er, der eigentlich für den
diplomatischen Dienst des Vatikans vorgesehen war, sich in die Erzdiözese nach New York versetzen, wo sich
ihm durch das Schicksal puerto-ricanischer Einwanderer schlagartig die Brisanz sozialer Massenverelendung
erschloss.

Wovon er nicht mehr loskommen sollte: 1961 gründete er im Rahmen der New Yorker Jesuitenuniversität
Fordham das «Center of Intercultural Formation», woraus sich noch im selben Jahr das «Centro intercultural de
documentación» (Cidoc) mit Sitz im mexikanischen Cuernavaca entwickeln sollte. Das Cidoc avancierte
schnell zu einem ebenso berühmten wie berüchtigten Ort kritischer, radikaler, ja revolutionärer Theoriebildung
in Lateinamerika. Weshalb die Spannungen zum etablierten Klerus, zum Vatikan, stetig zunahmen und 1969 in
einen veritablen Skandal gipfelten. Illich verzichtete auf kirchliche Titel wie auf seine Funktion als Priester.
Seinem Wirken tat das keinen Abbruch.

Bis 1976 lehrte er am Department of Political Science der New Yorker Fordham University; von 1979 bis
1981 hatte er eine Gastprofessur an der Gesamthochschule Kassel inne; 1981/82 war er Fellow am Berliner
Wissenschaftskolleg; 1982 lehrte er an der Universität von Kalifornien, Berkeley; 1983 an der Universität
Marburg; seit 1986 war er Professor an der Pennsylvania State University. Noch im März 1998 wurde ihm der
«Bremer Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon» verliehen. In den letzten Jahren wurde es um ihn und
wurde auch er merklich ruhiger.

Michael Mayer

Neue Zürcher Zeitung, Ressort Vermischte Meldungen, 4. Dezember 2002, Nr.282, Seite 56


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