Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) 76, davon 75 (98,68%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 22 positiv bewertete (28,95%)
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Siehe auch:
positiv bewertete Texte
Der erste Text am 8.1. 2001 um 20:42:54 Uhr schrieb
Putze 395 über Trauma
Der neuste Text am 13.10. 2021 um 09:19:57 Uhr schrieb
Christine über Trauma
Einige noch nie bewertete Texte
(insgesamt: 35)

am 3.8. 2005 um 20:47:28 Uhr schrieb
Ich über Trauma

am 30.12. 2002 um 04:04:15 Uhr schrieb
voice recorder über Trauma

am 23.12. 2017 um 13:31:57 Uhr schrieb
Frank über Trauma

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Trauma«

Kollege! schrieb am 13.2. 2001 um 15:21:46 Uhr zu

Trauma

Bewertung: 4 Punkt(e)

Interview mit Jan Phillip Reemtsma über seine Gefühle im Verfahren, über Trauma und Ohnmacht, Religion und Tod

Die Zeit, vom 25.Jan.2001, Nr.5, S.12 ff

.....

DZ: In Ihrem Buch haben Sie von einer gefühlsmäßigen Nähe zum Täter, von dem Sie damals nur die Stimmen kannten, geschrieben. Können Sie das heute noch nachvollziehen?

JPR: Nein, natürlich nicht. Diese Regung entsprang einer Extremsituation, und gerade weil sie ebenso befremdlich ist wie typisch für solche Situationen, war es mir wichtig, sie später im Buch zu rekonstruieren. Damit man sie nicht pathologisiert. Wenn das eigene Leben von der Willkür anderer abhängig ist, sucht man nach Signalen, die das Überleben wahrscheinlich machen. Und es gehört dazu, sich als jemand zu erkennen zu geben, den man doch besser nicht umbringt. In einem so starken Machtgefälle ist das Suchen nach Sympathie eine normale Überlebensstrategie. Nur ist es wichtig, später - falls man überlebt hat - diese Regung wieder aus der Seele zu entfernen.

DZ: Und nun sitzt Drach als Angeklagter vor Ihnen, seiner Macht und seiner Maske entkleidet.....

JPR: ..... und wenn ich mich an damals erinnere, ekelt es mich. Und ich habe ihn sehr genau wiedererkannt - seine Mischung aus Selbstgefälligkeit und Selbstmitleid, sein Lamento, dass an den Problemen, die er sich selber aufgeladen hat, alle anderen Schuld sind. So hat er auch nach den gescheiterten Geldübergaben gesprochen. Persönlich gekränkt war er, wenn er wieder etwas verpfuscht hatte. Narzissmus und Empathielosigkeit, das habe ich im Keller auch so erlebt. Ich habe ihn damals ganz gut kennen gelernt während unserer paar Wortwechsel.



SEHR GUT!

Kunigunde schrieb am 8.1. 2001 um 21:50:25 Uhr zu

Trauma

Bewertung: 4 Punkt(e)

Die Verarbeitung eines solchen kann schlimmer als das Orginal sein. Man wünscht es sich manchmal geradezu, das Orginal, weil man glaubt, dann könne man vielleicht doch noch etwas daran ändern.
Das führt zu dem Paradoxon, das der Geschädigte wie unter Zwang »zum Tatort« zurückkehren muß, weil er glaubt, dort den Schlüssel zur Verarbeitung zu finden. Aber selbst wenn er hierdurch Hilfe erlangen sollte (und es gibt durchaus zahlreiche Möglichkeiten einem Traumatisierten zu helfen), so liegt der Schlüssel zur Verarbeitung, doch ganz allein in der Person selbst.
So eine Verarbeitung (nach einer Zeit der inneren Lähmung, je tiefer, je intensiver die Verdrängung) beginnt unter Umständen schlagartig, und man hat Mühe, überhaupt auf den Beinen zu bleiben. Anfangs glaubt man kämpfen zu können, es mit Aktivität an die Wand spielen zu können, aber die zunehmende tatsächliche allgemeine Erschöpfung boykottiert dies. Es raubt einem den SChlaf, es besetzt die Träume, es macht erstaunlich heftige körperliche Symptome. Erst wenn man begreift, das man diesen negativen Zustand akzeptieren muß, ihn zuläßt, hat man eine Chance hindurchzukommen. Wochen, Monate ... . Eine scheinbar endlose Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken, die sich nicht beherrschen lassen, eine endlose Wiederholung des selben Erlebnisses. Und dann kommt, wenn man Glück hat, das (erste) Ende, obwohl so sehr ersehnt, traut man ihm nicht. Und das aller schlimmste ist, wenn es tatsächlich wieder anfängt, weil man weiß, was auf einen zukommt, und weil man glaubte es beendet zu haben, aber die Wege, die zu funktionieren schienen, versagen. Die Verzweiflung ist unendlich.
Aber diesmal dauert es kürzer, und jetzt spürt man erstmals Hoffnung. Weiterhin verläuft es in Schüben, langsam aber absehbar werden die Schübe kürzer und schwächer, sie können intern oder extern getriggert werden. Weihnachten ist ein Misch-Trigger, auch wenn man gar nicht die Illusion eines »Festes der Liebe« hat. Wenn eine Verschlechterung mit Antriebshemmung verknüpft ist, dann hat man noch geradezu Glück, außer man kann die Energie umleiten. Der Wunsch nach einer Beendigung des Zustandes kann sonst sehr übermächtig werden.
Darüber Sprechen zu können ist eine sehr wichtige Verarbeitungsmöglichkeit, erst so wird manch herumfliegender Gedanke überhaupt faßbar, verarbeitbar.
Das Problem ist aber auch die Umgebung, gerade die Nächsten reagieren oft mit Unverständnis, und vielleicht aus Unsicherheit, sogar mit Ablehnung bis hin zu Aggressivität. Sie sind es nicht gewohnt, das jemand nicht seine Funktionen erfüllt, oder nur mit Mühe.
Dann braucht man Freunde, Distanz kann hier sogar positiv sein, weil der andere nicht mitleiden darf oder soll, sonder zuhören und verstehen.

! schrieb am 30.10. 2001 um 18:53:37 Uhr zu

Trauma

Bewertung: 1 Punkt(e)

Normale und pathologische Traumaverarbeitung

Was Sie hier (auf der Folie, die Red.) sehen ist die sog. »Horowitzkaskade«. Das wichtigste
Wort steht hier oben links, das ist das Wort: »normal«. Man hat sich nämlich in der
Beschäftigung mit dem Thema der Traumatisierung auch gefragt: "Wie wird ein
traumatisches Ereignis denn normalerweise verarbeitet? Gibt es so etwas wie eine
Normalität im Ablauf der Verarbeitung?" Ich will ein ganz alltägliches Beispiel nehmen:
Heute Abend gehen Sie nach Hause, noch so in Gedanken und dösen so vor sich hin und
überqueren den Zebrastreifen, Sie sind im Recht und werden angefahren. Ein Auto bremst,
Reifen quietschen, und Sie liegen auf der Straße. Was passiert dann? Die erste Reaktion
könnte sein, daß Sie »Arschlochschreien. Wenn Sie gut erzogen sind, unterdrücken Sie
das - so etwas sagt man nicht! - und Sie haben damit im Grunde genommen schon den
ersten Teil getan, um keine normale Reaktion zu haben. Wenn Sie irgendwo in Italien oder
Griechenland aufgewachsen sind, dann dürfen Sie das schreien, hier in Deutschland ist das
nicht so gut. Nach diesem Vorfall kann es sein, daß Sie schlagartig hellwach sind. In sehr
vielen Fällen kommt in so einer Situation nämlich plötzlich ein Zustand, den man als
Hypervigilanz, als »besonders wach sein«, bezeichnet. Sie sind ganz konzentriert, spüren
nichts mehr, Ihnen tut auch nichts weh und Sie erleben einen leichten, fast hypomanischen
Rauschzustand. Angeblich - ich persönlich stamme wie gesagt aus dem
westfälisch-niedersächsischen Flachland - kann man auch beim Bergsteigen in solche
Zustände rein kommen.

Dieser Zustand ist bedingt durch einen Noradrenalinstoß, der dazu führt, daß Sie plötzlich
hellwach sind. Noradrenalin ist nun wichtig zum Lernen. Tiere lernen nur unter Streß, d. h.:
Wenn Sie einem Tier etwas beibringen wollen, in einem Tierexperiment z.B., dann müssen
Sie es unter leichten Streß setzen. Nur dann wird Noradrenalin ausgeschüttet, und nur dann
kann das Tier etwas lernen und sich etwas merken. Ohne Streß lernt ein Tier gar nichts. Das
kennen wir Menschen auch, so ein bißchen Lampenfieber vor einem Vortrag oder etwas
Angst vor der Prüfung oder leichter Streß vor irgendeiner Anforderung ist gar nicht so
schlecht. Dann sind die Leistungen besser. Das liegt daran, daß dann in uns ein gewisser
Noradrenalinspiegel besteht, und mit Noradrenalinspiegel merken wir uns Sachen besser.

In diesem Zusammenhang ist es wichtig, sich das Lernen und das Gedächtnis insgesamt
genauer anzusehen. Niemand von Ihnen lernt heute so, daß innerlich ein Tonband mitläuft
oder ein Video, d.h.: Sie werden sich hinterher nicht präzise, nicht einmal bei der
Mittagspause, an einzelne Sätze oder an präzise Formulierungen erinnern können, vielleicht
an ein, zwei Bemerkungen. Aber ansonsten nehmen Sie mehr so eine Art »Eintopf«, einen
»Informationseintopf« mit und verarbeiten den weiter.

Das wäre jetzt völlig anders, wenn hier oben etwas herrunterfallen und mich erschlagen
würde. Wenn das geschähe, dann hätten Sie Schwierigkeiten, dieses Ereignis für den Rest
Ihres Lebens wieder zu vergessen. Das wäre etwas, das sich plötzlich eingebrannt hätte,
daran würden Sie sich erinnern wie an ein Dia oder wie an einen Kurzfilm, an eine kurze
Sequenz, vielleicht auch an den Aufschrei, all das wäre in Ihrem Gehirn abgespeichert. Es
sieht so aus, als ob zuviel Noradrenalin in so einer Situation zuviel des Guten ist, so daß das
Gehirn zuviel lernt, zuviel behält, in einer Form sich Sachen merkt, die unphysiologisch ist,
nämlich in Form von Dias oder in Form von kurzen Bildstreifen.

Das entspricht nicht dem normalen Lernen. Das normale Lernen - das können Sie bei
Manfred Spitzer (»Geist im Netz«) lesen - ist immer sofort Verarbeitung. Sie lernen nie
unverarbeitet sondern Sie fangen sofort mit der Verarbeitung an. Zurück zum Zebrastreifen:
Sie haben die Situation im Griff: Sie sind ruhig, stehen auf, beruhigen den Autofahrer, der ein
schlechtes Gewissen hat, Sie rufen die Polizei an, der Krankenwagen kommt, die »Sanis«,
die kennen das schon, die fragen dann: "Wer hat denn hier den Unfall gehabt? Ach Sie, ja
mhm. Na, ist ja gut, daß wir jetzt da sind, dann setzen Sie sich mal hin». «Nein, nein", sagen
Sie dann, "mir gehts bestens und kümmern Sie sich mal um den Autofahrer, dem gehts ja
viel schlimmer, der ist ja mitten im Schock». Die «Sanis» sagen dann: «Ja, das machen wir
auch, aber legen Sie sich erst mal ruhig hin". Die Sanitäter wissen ja, daß das sofort in einen
Schockzustand übergehen kann.

Aber wenn Sie das alles überstanden haben - wenn Sie die Notaufnahme überstanden
haben, den diensthabenden Arzt überzeugt haben, daß Sie nicht eine Nacht bleiben müssen,
die Polizei hinter sich gebracht haben - und wenn Sie dieser Zustand nach Hause begleitet
hat, dann kann es sein, daß Sie sich hinsetzen, tief Luft holen und sich sagen: "Na, das ist ja
noch mal gut gegangen". Sie schenken sich ein Bier oder einen Wein ein, legen sich eine CD
auf, legen die Beine hoch - und plötzlich fangen Sie an zu zittern: Sie kriegen einen
Zitteranfall, das Herz fängt an zu rasen, sie bekommen Schweißausbrüche, Sie werden
plötzlich ganz unruhig; und es kann sein, daß Sie plötzlich wieder mitten in der Situation sind,
mitten drin und zwar schlimmer als auf dem Zebrastreifen selbst.

Dieser Zustand, der als Intrusion oder Flash back bezeichnet wird, ist es offenkundig, der
die Verarbeitung traumatischer Erfahrungen so schwierig macht. Wenn so etwas passiert,
daß sich aufgrund des Überadrenalinzustandes etwas einbrennt, etwas richtig im Gehirn
festsetzt, dann ist die Verarbeitung dieser Erfahrung nicht so einfach wie die Verarbeitung
dieses Vortrags in dieser Sporthalle: Vielleicht träumen Sie heute Nacht noch davon, daß
eine Basketballmannschaft spielt und der Schiedsrichter einen Vortrag hält oder so etwas
Komisches. Sie bringen dabei all diese unterschiedlichen Informationen durcheinander und
müssen erst mal verträumen, daß ein Vortrag auf einem Basketballfeld stattfindet; aber das
ist nicht das Problem, davon werden wir nicht wach. Wenn mir hier - wie gesagt - der
Himmel auf den Kopf fallen würde, dann wäre das anders, dann würden Sie vielleicht heute
Abend so eine Intrusion oder so einen Flash back bekommen. Oder aber, wenn Sie sich
schlafen legen, die Augen zumachen, dann steht Ihnen die Szene wieder vor Augen, Sie
können nicht einschlafen, oder aber, Sie träumen das nachts und werden davon wach. Es
läuft so ab, wie es abgelaufen ist und zwar als Video, unverarbeitet. Wenn sich diese
Intrusion festsetzt, wenn sie nicht verarbeitet werden kann, dann kann das bis zum Zustand
der Hypermnesie gehen, der nicht mehr loszuwerdenden Erinnerung. Das entspricht dem,
was Menschen, die in Konzentrationslagern gewesen sind, oft beklagt haben, daß sie diese
Gedanken und Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen. Hypermnesie heißt
Übererinnerung,- Amnesie heißt, daß man kein Gedächtnis hat, und Hypermnesie würde
bedeuten, daß man zuviel erinnert.

! schrieb am 30.10. 2001 um 19:01:01 Uhr zu

Trauma

Bewertung: 1 Punkt(e)


Das zweite, womit wir die Patientinnen unterstützen, um aus dissoziativen Zuständen heraus
zu kommen, ist, daß wir mit den Patientinnen die Bildschirmrücklauftechnik eintrainieren.
Wenn eine Patientin vor mir steht, den Kopf gegen die Wand schlägt und nicht sagen kann,
was Sache ist, sondern ich den Eindruck habe, daß sie im falschen Film ist, dann würde ich
versuchen, sie anzusprechen und zu sagen: "Ich habe den Eindruck, bei Ihnen läuft ein Film
abMeistens kommt dann irgendein Signal, daß das stimmt. «Lassen Sie diesen Film bitte
hier auf meiner Handfläche ablaufen, hier ist die Leinwand, schauen Sie! Kopf hoch, nicht
nach unten schauen, hier ist die Leinwand, lassen Sie den Film ablaufen! Sie haben eine
Fernbedienung in der Hand und Sie drücken auf die Stoptaste, jetzt! Der Film hält an, bitte
Film anhalten, auf Standbild. Jetzt schauen Sie sich das Standbild erst mal an. Machen Sie
das Bild größer, machen Sie es kleiner, verändern Sie das Bild! Sie können auf das Bild
Einfluß nehmen. Nicht weiterlaufen lassen, nicht nach unten schauen, ja nicht dieser
Tunnelblick, Kopf hoch! Und jetzt schalten Sie, wenn das Bild so ist, daß Sie es ertragen
können, auf den Rückwärtslaufknopf und lassen den Film zurücklaufen und schauen dabei
den Film ganz genau an. Drücken Sie auf Rückwärtslauf jetzt - und den Film zurücklaufen
lassen, Kopf oben lassen, ganz genau hinschauen, der Film bekommt dabei so etwas
Abgehacktes. Schauen Sie sich die Szene ganz genau an, lassen Sie sie zurücklaufen, weiter
zurücklaufen, bis zum Anfang, ganz zurücklaufen, nicht irgendwo zwischendurch aufhören
und noch weiter bis zum Anfang und abschalten - jetzt! Jetzt packen Sie dieses Video bitte
in einen inneren Tresor beiseite" und dann kommt ein Ortswechsel, Lagewechsel,
Themenwechsel: "Was meinen Sie, sollen wir nicht mal aus dem Zimmer rausgehen, ein
bißchen an die frische Luft?», die klassische Intervention der Nachtschwester: «Wollen wir
mal eine rauchen?" Also Ortswechsel, Themenwechsel, Lagewechsel, andere Umgebung!
Nicht über den Inhalt sprechen, höchstens noch sagen: "Ich habe den Eindruck, da ist
irgendetwas abgelaufen, worüber noch mal gesprochen werden sollte, aber nicht heute
Nacht um 02.00 Uhr. Das wäre unfunktional und schlecht, das will auch vorbereitet sein,
dem werden wir uns noch widmen. Bitte packen Sie das jetzt mal weg."

Die Schwestern bei uns haben eine Liste der Themen, auf die die Patienten ansprechen. Eine
Patientin z.B. war Borussia-Dortmund-Fan. In der Zeit, in der sie bei uns in Behandlung
war, wußten die Schwestern immer alle sehr gut über den aktuellen Tabellenstand, über die
Form von Andi Möller, über den Einsatz von Möller in der Nationalmannschaft und so was
Bescheid. Wenn man die Patientin aus der Dissoziation herausgeholt hatte und dann mit ihr
über Borussia sprach, dann war die erst mal eine ¼ bis ½ Stunde beschäftigt. Dabei konnte
man dann einen Tee trinken, eine Zigarette rauchen, konnte sich unterhalten, konnte dann
fragen, wie ist es, "Wollen sie wieder auf Ihr Zimmer gehen, meinen Sie, Sie können jetzt
noch mal versuchen zu schlafen, oder wollen Sie einfach sich ein Bett auf dem Flur machen,
damit ich Sie so etwas im Blick habe?» «Ja, ich glaube, ich mache mir mal ein Flurbett, dann
haben Sie mich mehr im Blick und dann ist das besser so."

Es gibt noch eine weitere Technik, wieder aus der Hypnotherapie, die man anwenden kann,
wenn jemand sehr in seiner Welt drin ist: Man versucht erst mal mit Pacing und Leading die
oft stereotype Bewegung der Patientin aufzunehmen. Ich knalle natürlich nicht mit dem Kopf
gegen die Wand, das mache ich nicht, aber ich nehme oft die Bewegung auf. Das ist extrem
irritierend, wenn ich dopple. Wenn ich mich dann »eingepacet« habe, praktisch
eingeschwungen in diese stereotype Bewegung, dann verordne ich die Bewegung, indem ich
sage: "Nein, bleiben Sie bitte bei Ihrer Bewegung, das ist sehr beruhigend, bleiben Sie
dabei, das ist sehr gut. Menschen, die sich beruhigen wollen, schaukeln häufig so - und ganz
bewußt schaukeln und dabei tief Luft holen! Ja, ich merke wie Sie ganz schnell und ganz tief
atmen, und atmen Sie ganz bewußt ganz schnell und ganz tief!" Die Patientin atmet natürlich
ganz schnell und ganz oberflächlich, aber ich sage: "Sie atmen ganz schnell und ganz tief und
immer schneller und tiefer atmen", besonders tiefer atmen, das geht natürlich nicht. Und dann
komme ich langsam in Beziehung und in Kontakt und hole sie raus.

Herausholen können wir mit diesen Dissoziationsstopptechniken diejenigen, die das wollen.
Wenn eine Patientin damit einen Machtkampf macht, dann gewinnt die den immer, dann
können Sie nur noch zusehen, daß sie nicht die anderen zu sehr triggert.

Auf der Station waren anfangs 11 Frauen, jetzt sind es 18 Frauen, die selbstverletzendes
Verhalten zeigen, alle mit komplexen chronifizierten posttraumatischen Belastungsstörungen,
nicht alle mit Zustand nach Mißbrauch. Wir haben auch eine Patientin mit
Kiefer-Gaumen-Spalte gehabt, die als Kind viele Schmerzen hatte, acht OPs mitmachte und
dadurch ein ganz gestörtes Körperempfinden entwickelt hat. Die Gleichung
»Selbstverletzung gleich Mißbrauch«, diese Gleichung ist zu einfach; natürlich spielt
Mißbrauch oft (ca.2/3) eine Rolle, aber immer muß diese Gleichung nicht stimmen.

Teil 1 der Behandlung ist eine jeweils 14tägige Stabilisierungsphase, in der diese
Stabilisierungsübungen schon mal mitgegeben werden, und in der wir überprüfen, ob die
Patientin überhaupt eine dissoziative Störung hat. Es gibt ja auch selbstverletzende
Verhaltensweisen bei schweren Depressionen oder bei schwerer Entwicklungspathologie,
und da ist das Vorgehen nicht gut. Das trifft etwa bei einem Viertel der Patientinnen zu,
denen wir dann sagen, daß es keinen Zweck hat. Oder suchtmittelabhängigen Patientinnen
sagen wir: "Wissen Sie, Ihre Suchtproblematik ist so sehr im Vordergrund, daß wir damit
nicht gut arbeiten können."

Im norddeutschen Raum verweisen wir dann in eine Suchteinrichtung nur für Frauen bei uns
in der Nähe, hier habe ich im Prospekt gelesen, daß es reine Frauengruppen gibt und das ist
hilfreich. Warum nur Frauen? Einfach deshalb, weil dann ein Großteil der Trigger wegfällt:
nämlich Männer. Als Oberarzt bin ich präsent, wir haben auch einen Pfleger, das ist von
denen auch so akzeptiert, aber ansonsten ist das bei uns eine ziemlich männerfreie Zone, und
das ist auch zu merken: Wenn ich durch die Station gehe, dann verändern viele Frauen
spontan ihre Körperhaltung. Das merken die selber wahrscheinlich gar nicht. Wenn kein
Mann da ist, dann verhalten sie sich anders.

Goofy schrieb am 11.3. 2001 um 19:00:27 Uhr zu

Trauma

Bewertung: 1 Punkt(e)

XIX. Verletzungen, Vergiftungen und bestimmte
andere Folgen äußerer Ursachen
(S00-T98)

Bestimmte Frühkomplikationen eines Traumas
(T79)

T79 Bestimmte Frühkomplikationen eines Traumas, anderenorts nicht klassifiziert
Exkl.: Atemnotsyndrom:
- des Erwachsenen (J80)
- des Neugeborenen (P22.0)
Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung, anderenorts nicht klassifiziert
(T80-T88)
Während oder nach medizinischen Maßnahmen (T80-T88)

T79.0 Luftembolie (traumatisch)
Exkl.: Luftembolie als Komplikation bei:
- Abort, Extrauteringravidität oder Molenschwangerschaft (O00-O07, O08.2)
- Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett (O88.0)

T79.1 Fettembolie (traumatisch)
Exkl.: Fettembolie als Komplikation bei:
- Abort, Extrauteringravidität oder Molenschwangerschaft (O00-O07, O08.2)
- Schwangerschaft, Geburt oder Wochenbett (O88.0)

T79.2 Traumatisch bedingte sekundäre oder rezidivierende Blutung

T79.3 Posttraumatische Wundinfektion, anderenorts nicht klassifiziert

T79.4 Traumatischer Schock
Schock (unmittelbar) (protrahiert) nach Verletzung
Exkl.: Schock (durch):
- als Komplikation bei Abort, Extrauteringravidität oder Molenschwangerschaft (O00-O07, O08.3)
- Anästhesie (T88.2)
- anaphylaktisch (durch):
- - indikationsgerechtes Arzneimittel bei ordnungsgemäßer Verabreichung (T88.6)
- - Nahrungsmittelunverträglichkeit (T78.0)
- - Serum (T80.5)
- - o.n.A. (T78.2)
- Blitzschlag (T75.0)
- elektrischen Strom (T75.4)
- Geburts- (O75.1)
- nichttraumatisch, anderenorts nicht klassifiziert (R57.-)
- postoperativ (T81.1)

T79.5 Traumatische Anurie
Crush-Syndrom
Nierenversagen nach Zerquetschung

T79.6 Traumatische Muskelischämie
Kompartmentsyndrom
Volkmann-Kontraktur [ischämische Muskelkontraktur]

T79.7 Traumatisches subkutanes Emphysem
Exkl.: Emphysem (subkutan) als Folge eines Eingriffes (T81.8)

T79.8 Sonstige Frühkomplikationen eines Traumas

T79.9 Nicht näher bezeichnete Frühkomplikation eines Traumas

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Erstellt am 3.7. 2007 um 21:23:19 Uhr von Besucher, enthält 111 Texte

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Erstellt am 22.10. 2005 um 20:35:57 Uhr von Voyager, enthält 5 Texte


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