Lolita
Bewertung: 11 Punkt(e)Als ich neulich interessehalber den von einer Suchmaschine zu Tage geförderten Link »Lolitasex« anklickte, landete ich auf der Seite eines texanischen Großkrankenhauses, was mich dann doch ein wenig stutzig machte.
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Der erste Text | am 13.11. 1999 um 23:56:55 Uhr schrieb pan shot über Lolita |
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am 24.10. 2020 um 09:10:25 Uhr schrieb
am 31.12. 2015 um 15:45:02 Uhr schrieb
am 12.7. 2009 um 01:10:21 Uhr schrieb |
Als ich neulich interessehalber den von einer Suchmaschine zu Tage geförderten Link »Lolitasex« anklickte, landete ich auf der Seite eines texanischen Großkrankenhauses, was mich dann doch ein wenig stutzig machte.
Lolita - eine langweilige mittelalte Schlagersängerin (oder wars volkstümliche »Musik«?) meiner Kindertage, als ich noch samstagnachmittags mit Mami und Papi am Coutchtisch kuchenessend in die Röhre starrte, wo der blaue Bock lief, mit Heinz Schenk und der »Frau Wirddin«, und wer auftrat bekam einen Bembel. Oft traten auch Leute auf, die eigentlich nun so überhaupt nicht singen konnten und das normalerweise auch nicht taten, aber nun hatte man ihnen einen launigen Text gereimt, den sie dann mit Inbrunst zwischen den langen Tischen mit schunkelnden Menschen vortrugen. Was man nicht alles tut für einen Bembel.
sie war unfähig zu küssen, wenn nicht venus den
anpfiff dazu gab.
jeder elfmeter eine perle an ihrem unsichtbaren
geschmeide-ihre freude glänzt heller als jeder
kultivierte halbedelstein.
eine schlampe eben, die sich leichtfertig unter den
rock schauen liess.
sie verteilte handküsse wie gelbe karten.
das flutlicht spiegelte sich in ihren weitaufge-
rissenen augen-und in der nacht repetierte sie
schlaflos das versmass der tore auf die schweissgetränkte haut der alternden und verlierer.
die suchten trost bei ihr, vergruben sich in ihr dichtes, weisses fleisch und tranken sich satt am der milchigen duft ihres atems.
von den strahlenden siegern wurde sie übersehen.
ein rundgeschliffener kieselstein unter zig-
tausend anderen. die verlierer jedoch stolperten über sie. als puderzucker verstreute sie ihren trost uber rauhe tatsachen.
sie war eine gute bäckerin von endlosen schleifen
des beistands und der linderung.
und sie war angenehm verschlampt, nachlässig wie ein verregneter sonntagnachmittag im ungemachten
bett.
die heimliche poesie in ihrem leben waren die fliegenden bälle und die tränen jener, an deren herzen sie vorbeigezielt hatten...
Vladimir Nabokovs Werk mit dem Titel »Lolita« wurde von Stanley Kubrick verfilmt. Nabokov schrieb ein Drehbuch, von dem am Ende bei Kubrick nicht viel übrig blieb, doch erkannte Nabokov die Veränderungen als nachvollziehbar an und würdigte Kubricks eigene künstlerische Vorstellungen.
Wie alle Filme Kubricks ist auch dieser bemerkenswert und stellt einen hübschen Kontrast zum reinen Hollywood-Film »Spartacus« dar, an dem Kubrick zuvor als Regisseur mitgearbeitet hatte, mit dem er aber auch äußerst unzufrieden war, weil er abgesehen von der Regie der einzelnen Szenen keinen Einfluß auf ihn hatte (beispielsweise auf das äußerst plakative Drehbuch). Bei »Lolita« indes gab es nur eine hauptsächliche Einschränkung, nämlich die erwartete Zensur bei einem Thema, das auch heute noch mit Kneifzangen angefaßt werden würde (Humbert Humbert, ein Mann in mittleren Jahren, verführt - oder besser: wird verführt von - Lolita, 12jährige Nymphomanin). Humbert Humberts sexuelle Neigungen werden nicht allzu ausführlich ausgeleuchtet, Lolita nicht ihrem Alter in der Vorlage entsprechend besetzt, die Höhepunkte in der Freizügigkeit sind ihr Posieren in leichter Bekleidung im Garten und das Färben ihrer Fußzehen.
Die Erzählstruktur ist nicht ganz uninteressant: Das Ende wird schon am Anfang gezeigt, um am Schluß nur noch angedeutet zu werden. Und unter Kubrick werden die Darsteller zu Höchstleistungen angespornt:
James Mason als Humbert Humbert spielt seine Rolle derart eindringlich und ausdrucksstark, daß kein innerer Monolog nötig ist, um die Gefühle und Gedanken seiner Figur zu offenbaren. Peter Sellers spielt Clare Quilty, der sich stets als eine andere Person ausgibt (in Kubricks nächstem Film, »Dr. Strangelove or: How I Learned To Stop Worrying And Love The Bomb« wird er gleich drei verschiedene Rollen besetzen), Shelley Winters spielt die hassenswerte und zugleich mitleidserregende Charlotte, und nicht zuletzt zeigt Sue Lyon mit der Figur der Lolita als eigentliche Titelgeberin des Werks, daß sie schon mit jungen Jahren erstklassige Arbeit leisten kann.
Alle Männer träumen insgeheim von einer Lolita, einem zarten Wesen der jugendhaftesten Weiblichkeit. Noch mit der Unschuld der Kindheit, doch fast schon Frau, verdreht sie mit ihren Reizen den Männern den Kopf. Doch die Gegenwartskultur schwingt die Moralkeule und erklärt Altersschranken zum Absolutum, völlig ungeachtet der tatsächlichen, körperlichen Reife, vorbei an jeder Realität. Und so werden Bewunderer der jugendhaften Weiblichkeit in einen Topf geworfen mit Perversen. Nur wenn der Gesellschaftsstatus hoch genug, mag die heuchlerische Moralistenkultur ihnen vergeben. Oder würden sie ernsthaft behaupten wollen, dass Elvis Presley oder Charlie Chaplin perverse Pedophile waren?
Der Blick hat sich geändert. War es früher auf dem Lande noch völlig üblich, 16 Jahre alte Schönheiten zu verheiraten, so kommen heute die sogenannten Gutmenschen auf den Plan und veranstalten eine Hexenjagd. Dabei liegt es doch in der Natur des Mannes, den Verlockungen wohlgeformter Schenkel und Brüste erlegen zu sein. Stets ist der Jäger im Manne wach und hält Ausschau nach neuen, potentiellen Partnerinnen, die ein gesundes Kind gebären können. Lolita liefert hierzu den frischesten Körper. Und die Männer spüren diesen Instinkt, doch stehen in Konflikt mit der Norm der Gesellschaft. Man grunzt eben nicht mehr nur am Lagerfeuer und vermehrt sich zum Wohle der Art. Nein, man ist ein kulturgesellschaftlich verpflichtetes Wesen. Man muss sich beugen. Man beugt sich der Moral der anderen und wird bei Zuwiderhandlung gekreuzigt.
Und so bleibt Lolita der zuckersüße, geächtete Traum, der nur Wirklichkeit in Büchern und Kinos werden kann, aber selten im echten Leben. So wird die Natur des Mannes beschnitten und zurechtgestutzt. Für Emanzen ein gefundenes Fressen. Für alternde Ehefrauen ein ideales Druckmittel, um noch mehr Konkurrentinnen auszuschalten. Doch die Lolita bleibt lebendig. Sie wird geduldet in der Kunst, weil insgeheim alle wissen, dass sie einst keine verbotene Frucht war.
Wer Nabokov gelesen hat, denkt an subtilen Terror, Angst, Verdacht, Schrecken, beim Sex mehr Aufregung als Vergnügen. Und Komik. H.H. ist keineswegs Hermann Hesse und naiver als Lolita.
»Sie alle mögen vollbusige, dickärschige so genannte schöne Frauen, und ich mag eine kriminell junge Fotze«
Viktor Jerofejew: »so lautete die Devise der Liebesgeschicht in *Lolita* (von Vladimir Nabokov)«
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