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Michel und Bruno und ein Schatten von Batemann schrieb am 10.11. 2008 um 16:52:53 Uhr über

Geruchssinn

Am 17. Juli 1738 wird Grenouille von seiner als Fischhändlerin tätigen Mutter unbemerkt unter einem Schlachttisch auf einem Pariser Fischmarkt am Friedhof Cimetière des Innocents zur Welt gebracht, einem der seinerzeit schmutzigsten und stinkendsten Plätze von Paris. Da sie der Meinung ist, Grenouille sei wie frühere Kinder eine Totgeburt, beabsichtigt sie, ihn mitsamt den Fischresten in der Seine zu entsorgen. Grenouille stößt allerdings einen derart durchdringenden Schrei aus, dass Passanten auf ihn aufmerksam werden und er dadurch gerettet wird. Seine Mutter wird wegen der Kindesmorde zum Tode verurteilt und am Galgen erhängt.

Bereits als kleines Kind verfügt Grenouille über die Gabe, Düfte jeglicher Art in sich aufzunehmen und in seinem Gedächtnis zu speichern. Er selbst hingegen besitzt keinen eigenen Körpergeruch.

Im weiteren Verlauf wird er von Amme zu Amme gereicht, denn niemand will das Baby aufnehmen, „das nicht riecht, wie Kinder zu riechen habenund dasdie Ammen leergepumpt hat bis auf die Knochen“. Die Amme Jeanne Bussie behauptet sogar, er sei vom Teufel besessen und gibt ihn der Kirche, die sich mittlerweile um den Fall kümmert, wieder zurück. Pater Terrier nimmt ihn entgegen und beschließt nach nur wenigen eigenen negativen Erfahrungen mitdiesem unerträglichen Kind“, es in ein Waisenhaus „weit nach Ostenzu geben, zu einer Madame Gaillard. Nachdem er den Säugling losgeworden ist, „entschläft“ er friedlich und zufrieden.

Madame Gaillard ist eine Frau, die durch das Aufziehen von Waisenkindern ihren Lebensunterhalt bestreitet. Da sie seit ihrer Kindheit über keinen Geruchssinn und auch über kein Gefühl der menschlichen Wärme oder Liebe verfügt, kann sie seinen fehlenden Geruch nicht bemerken. Grenouille wächst trotz schlechten Essens und fehlender Liebe heran. Jedoch ist Grenouille bereits als Baby den anderen Waisenkindern mehr als nur unheimlich. So versuchen sie mehrmals, ihn zu ersticken, jedoch schlagen alle Versuche fehl. Außerdem hat Grenouille bis in sein Jugendalter hinein Probleme mit dem Sprechen sowie mit dem Verständnis abstrakter Begriffe wie z. B. „Gottund gibt deswegen lange Zeit keinen Ton von sich. Die Tatsache, dass sein erstes WortHolzlautet, zeigt schon hier den Einfluss seiner besonderen Gabe auf sein Denken. Bereits in früher Kindheit stellt er fest, dass ihn seine Gabe von anderen Menschen unterscheidet und er beschließt, so viele Gerüche wie nur möglich in sich aufzunehmen und für sich zu bewahrenallerdings unterscheidet er noch nicht zwischen guten und schlechten Gerüchen.

Im Alter von acht Jahren wird Grenouille von Madame Gaillard an einen Gerber verkauft, da für Grenouille keine Zahlungen mehr kommen. Gaillard stirbt später verarmt. Grenouille überlebt die Arbeit beim Gerber Grimal, die kaum jemand lange verrichten kann, dank seiner angeborenen Zähheit und Widerstandsfähigkeit; er wird oft mit einem „Zeck“ verglichen. In seiner Freizeit, die er sich erarbeitet hat, sucht der Junge in der ganzen Stadt nach Düften. Am 1. September 1753 sucht Grenouille während des Thronjubiläums des Königs nach neuen Düften, findet jedoch zunächst keine. Später jedoch läuft er fasziniert von einem ihm völlig unbekannten, atemberaubenden Duft, den er unbedingt erfassen muss, durch die Straßen, bis er schließlich den Ursprung des Duftes erreicht: ein junges Mädchen. Er traut seiner Nase das erste Mal in seinem Leben nicht, weil er nicht glauben kann, dass solch ein Geruch von einem Menschen ausgehen kann, denn diese stinken für gewöhnlich. In der Absicht, diesen einen Geruch für immer zu bewahren, bringt er das Mädchen um. Doch er muss verzweifelt feststellen, dass er keine Möglichkeit hat, den Duft des Mädchens aufzunehmen, außer in seinem Gedächtnis, denn er verflüchtigt sich mit ihrem Tod. Er erkennt, dass er lernen muss, einen Geruch für immer aufzubewahren, und so wird er sich von diesem Moment an sein restliches Leben lang nach diesem Geruch sehnen und eine Möglichkeit suchen, ihn zu konservieren. Diese Gier ist so stark, dass sie ihn zum Überleben zwingt.

Als er eines Abends Lederhäute des Gerbers an den Parfümeur Baldini liefern soll, sieht er seine Chance, endlich einen Lehrmeister zu bekommen und demonstriert ihm auf eindrucksvolle Weise seine Fähigkeiten im Umgang mit Düften. Baldini kauft dem Gerber Grimal seinen neuen Lehrling ab. Nachdem Grimal mit einigen Flaschen Alkohol dieses Geschäft gefeiert hat, ertrinkt er in der Seine. Baldini lässt Grenouille bei sich arbeiten, ohne dass bekannt wird, dass Grenouille die Parfüms herstellt. Der Junge mischt ihm immer neue, exzellentere Parfüms und macht Baldini zu einem reichen Mann. Gleichzeitig lernt Grenouille viele Verfahren und Techniken kennen, die ihm beim Herstellen von Düften helfen. Doch als er in dem Glauben, er wisse nun, wie man Düfte konserviert, auch versucht, den Duft von Dingen wie Eisen oder Glas einzufangen, versagt die ihm bekannte Technik der Destillation. Diese Erfahrung trifft ihn sehr hart, er zieht sich zurück und erkrankt an den Pocken, auch Blattern genannt. Der beste Arzt von Paris hat ihn schon für verloren erklärt, aber als Grenouille auf dem Sterbebett liegend erfährt, dass er in Grasse noch andere Duftgewinnungsverfahren als das Destillieren erlernen könne, wird er binnen kurzer Zeit wieder gesund und reist, als ihm Baldini im Frühjahr 1756 einen Gesellenbrief gibt, in Richtung der Hauptstadt der Duftkreationen, von dem Gedanken besessen, die ihm liebsten Düfte zu konservieren und für die Ewigkeit festzuhalten.


Gesellenzeit, Zwischenstopp [Bearbeiten]Nach Erhalt des Gesellenbriefes verlässt Grenouille Paris. Noch in der Nacht nach Grenouilles Abreise stürzt das Haus Baldinis auf der Pont au Change mit dem schlafenden Parfümeur in den Fluss. Je weiter Grenouille aufs Land hinaus kommt, desto mehr ekelt ihn der Menschengeruch an. Schließlich findet er Unterschlupf auf einem Vulkanberg, dem Plomb du Cantal, in einer Höhle, wo ihm der Menschengeruch am entferntesten scheint. Sieben Jahre vegetiert er an diesem Ort und berauscht sich an den Düften, die er fest in seinem innerenPalast der Düfteverschlossen hat. Dabei genießt er auch die Machtposition, die er in diesen Fantasien - anders als im realen Leben - innehat. Er schwingt sich in die höchste aller möglichen Machtpositionen auf - in die Gottes. Es wird massiv auf das alte Testament und die im 1. Buch Mose (Genesis 1 und 2) erzählten Schöpfungsmythen angespielt: „Und der Große Grenouille sah, dass es gut war.“ Eines Tages erwacht er aus einem Albtraum, in dem er sich selbst in seinem Duft ersticken sieht. Er erkennt, dass er keinen Eigengeruch hat und wird fast wahnsinnig bei dieser Vorstellung. So macht er sich noch am selben Tag auf den Weg in bewohntes Gebiet.

Als er eine Stadt erreicht, behauptet er, sieben Jahre von Räubern in einem Erdloch als Gefangener gehalten worden zu sein. Der Forscher Marquis de la Taillade-Espinasse diagnostiziert eine „Erdgasvergiftung“ und will seineFluidum-Letale-Theorie“, wonach die Erde schädliche Gase ausstoße, welche alles Lebende schädigen würden, an Grenouille beweisen, da dieser in der Höhle mehrere Jahre völlig vom schädigenden Element Erde umschlossen war. Er macht mit Grenouille eine „Revitalisierungskur“. Dieser täuscht einen Ohnmachtsanfall vor, der angeblich vom Parfüm des Marquis ausgelöst wurde. Dererdnahe“ Veilchenduft sei schädlich für ihn, behauptet Grenouille. Daraufhin soll er ein besseres Parfüm mischen, was ihm erlaubt, mit primitiven Mitteln wie altem Käse und Katzenkot auch für sich einen gewöhnlichen Menschenduft zu imitieren. Bald stellt er fest, dass dieses Parfüm ihm zu Akzeptanz in der Gesellschaft verhilft. Er erkennt damit die Manipulierbarkeit der Menschen. Aber er will nicht nur beachtet werden, er will Macht über die Menschen haben. Grenouille will nur den einen Duft. Der Marquis de la Taillade-Espinasse geht wie alle, die die Bekanntschaft mit Grenouille gemacht haben kurze Zeit darauf kläglich zu Grunde.


Lehrzeit in Grasse und die Mädchenmorde [Bearbeiten]Im dritten Teil des Romans macht er sich auf den Weg nach Grasse, seinem eigentlichen Ziel. Bei Madame Arnulfi und ihrem Gesellen lernt er neue Verfahren der Duftgewinnung kennen, die Enfleurage und Mazeration. Bei seinem ersten Spaziergang durch die Stadt spürt er den Geruch eines wunderbar duftenden Mädchens namens Laure, ähnlich dem, das er in Paris ermordet hatte. Da er zudem riecht, dass das Mädchen noch am Anfang ihrer Entwicklung zur Frau steht, nimmt er sich vor, wiederzukommen, wenn Laure „gereift“ ist und ihr Duft sich vervollkommnet hat.

Nach einiger Zeit gibt es Aufregung in der Stadt. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen. Er mordet sogar in den Häusern und hinterlässt die Opfer nackt und mit geschorenen Köpfen. Die Mädchen sind alle von „wunderbarer Schönheit“. Nach 24 Morden tritt für einige Zeit Ruhe ein. Antoine Richis, ein reicher Kaufmann, durchschaut das System der Morde und erkennt, dass seine hübsche Tochter Laure die Nächste sein wird. Er flieht mit Laure, aber Grenouille, der Mörder, nimmt die Witterung auf. Schließlich bringt er Laure in einem Gasthof um und reißt ihren Geruch, wie zuvor die Düfte der anderen Mädchen, mit seinen neu erlernten Mitteln an sich.


Das Gerichtsverfahren, sein Ende [Bearbeiten]Grenouille kann aufgrund von Zeugenaussagen identifiziert werden. Als Motiv gibt er an, die Mädchengebrauchtzu haben, mehr bringt man auch durch Folter nicht aus ihm heraus. Am 15. April 1766 wird Grenouille zum Tode verurteilt. Am Hinrichtungstag, dem 17. April 1766, warten Zehntausende gespannt auf das Spektakel. Doch als Grenouille auftritt, wird er plötzlich von allen geliebt und verehrt, vergessen ist der vorherige Tag, an dem die Leute seinen Tod sehen wollten. Der Grund dafür ist das aus den Frauendüften hergestellte Parfüm, welches ihn wie eine göttliche Aura umgibt. Doch wird er nicht nur geliebt wie Gott, seine Göttlichkeit kommt auch in der Macht zum Ausdruck, die er über die Menschen hat: Die 10.000 Anwesenden, die beim Tod des gehassten Mädchenmörders anwesend sein wollten, feiernberauscht vom Duft des göttlichen Parfumseine ausschweifende Sex-Orgie. Da sich alle Anwesenden an diesem Spektakel beteiligen, gibt es niemanden, der sich dieses Tages erinnern möchte. Grenouille wird begnadigt und Antoine Richis, der Vater von Laure, will Grenouille als seinen Sohn adoptieren, da er den Geruch Laures an Grenouille bemerkt und ihn für Laures Bruder hält. Anstelle von Grenouille wird Dominique Druot, der Ehemann und ehemaliger Geselle der Madame Arnulfi, verhaftet und hingerichtet, da in seinem Haus Kleidung und Haare der vielen Opfer gefunden wurden.

Aber die Erfahrung der Macht hat Grenouille nicht glücklich gemacht, denn er bemerkt, dass nicht er geliebt wird, sonderndas Parfum“; er beschließt, nach Paris zurückzukehren. Er erkennt, dass ihm nur in Hass und Ekel Genugtuung widerfährt. In Paris nähert sich Grenouille einer Gruppe von Bettlern, Mördern und Ausgestoßenen, die am Fischmarkt auf dem Cimetieres des Innocents, dem Ort seiner Geburt, vor einem Lagerfeuer sitzen. Er kann sich ihnen aufgrund seines nicht vorhandenen Eigengeruchs unauffällig nähern und sie akzeptieren ihn. Nachdem erdas Parfümbeabsichtigt überdosiert aufgetragen hat, ist dessen Wirkung auf die Anwesenden so überwältigend, dass sie ihn für einen Engel halten, jeder ein Stück von ihm besitzen wollen und sie ihn schließlich zerreißen und essen.




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