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SuperUser schrieb am 14.6. 2016 um 08:53:38 Uhr über

Darmkrebs

Tumorarten und Verteilung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

85 bis 90 % der bösartigen Darmtumoren sind Adenokarzinome des Dickdarmes, die sich aus den Drüsen der Darmschleimhaut ableiten. Oft finden sich bei Entdeckung des Tumors bereits ein zentrales Geschwür (Ulcus) und ein Gewebsuntergang (Nekrose). Histologisch kommen neben Adenokarzinomen vor allem muzinöse Adenokarzinome (5 bis 10 %) und Siegelringkarzinome (1 %) vor.

Andere bösartige Erkrankungen des Darms wie Karzinoide, vor allem im Wurmfortsatz und im Dünndarm, Leiomyosarkome und gastrointestinale Stromatumoren (GIST), die sich aus der glatten Muskulatur bzw. dem Bindegewebe der Darmschleimhaut ableiten, sind selten und machen zusammen weniger als 2 % aller Darmkrebsfälle aus. Deshalb wird im Folgenden nur auf das Adenokarzinom des Blinddarms (Caecum), Grimmdarms (Colon) oder Enddarms (Rectum) eingegangen, das in der medizinischen Fachwelt als kolorektales Karzinom bezeichnet wird.

Die einzelnen Darmabschnitte sind ungleich häufig betroffen, 60 % der Tumoren befinden sich im linken Anteil des Dickdarms (jenseits der linken Colonflexur) und 25 % im Caecum und dem übrigen rechten Dickdarm. Von den linksseitigen bösartigen Dickdarmtumoren sind etwa 55 % in der Sigmaschlinge (Colon sigmoideum) und im Rectum lokalisiert.

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

In den Industrieländern hat die Anzahl der Darmkrebsneuerkrankungen in den letzten 30 Jahren deutlich zugenommen. Mit einer jährlichen Anzahl von Neuerkrankungen (Inzidenz) in Höhe von weniger als 20 bis über 40 pro 100.000 Einwohner[1] ist der Darmkrebs eine der häufigsten bösartigen Erkrankungen in Mitteleuropa. Die weltweite Inzidenz wird auf eine Million Neuerkrankungen pro Jahr geschätzt. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen, dies betrifft vor allem Rektumkarzinome (Geschlechtsverhältnis 60:40).

In Deutschland stellt Darmkrebs sowohl bei den Neuerkrankungen als auch beim Krebstod bei Männern wie Frauen die zweithäufigste Krebsform dar. Mehr als 65.000 Menschen erkrankten im Jahre 2008 in Deutschland an Darmkrebs, davon 35.350 Männer und 30.040 Frauen.[2] 90 % der kolorektalen Karzinome treten nach dem 50. Lebensjahr auf. Das Durchschnittsalter bei Erstdiagnose liegt bei 65 Jahren. Das Risiko eines Deutschen, in seinem Leben an Darmkrebs zu erkranken, beträgt etwa 4 bis 6 %, daran zu versterben etwa 2,5 bis 3 %.[3] Von 1.000 Menschen im Alter zwischen 45 und 75 Jahren haben etwa 10 einen unentdeckten Darmkrebs, bei 300 finden sich zumeist gutartige Polypen im Darm.[4]

Risikofaktoren[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Neben den Faktoren, die das Risiko für Krebs im Allgemeinen beeinflussen, wie z. B. der Vitamin-D-Serum-Spiegel, gibt es zusätzliche, für den Darmkrebs spezifische Faktoren.

Die wichtigsten Risikofaktoren sind hohes Alter und das Vorkommen von Dickdarmpolypen. Diese entarten häufig. Weniger häufige Risikofaktoren sind eine allgemeine genetische Prädisposition (Familienmitglieder mit Darmkrebs in direkter Linie haben ein etwa dreifach erhöhtes Erkrankungsrisiko) sowie spezifische genetische Syndrome, die mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung von Darmkrebs einhergehen.

Ebenfalls mit einem erhöhten Entartungsrisiko (fakultative Präkanzerose) behaftet ist die Colitis ulcerosa, insbesondere bei Befall des gesamten Dickdarms. Auch Patienten mit Morbus Crohn tragen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung ein geringfügig erhöhtes Darmkrebsrisiko.
Weitere Risikofaktoren
Vom Vorhandensein dieser Syndrome abgesehen, gilt eine Fehlernährung als Risikofaktor für Darmkrebs. Aufgezählt werden
eine übermäßige Kalorienzufuhr,
eine fett- und fleischreiche Kost und außerdem
ein geringer Gehalt an Ballaststoffen.

Der tägliche Genuss von rotem Fleisch (wie beispielsweise Schweine- und Rindfleisch) oder Fleischprodukten erhöht das Darmkrebsrisiko anscheinend um mindestens 50 %, täglicher Fischgenuss hingegen senkt es auf etwa die Hälfte.(1) Moderne Review-Studien scheinen aber nahezulegen, dass der Anstieg des Risikos eher mit dem parallelen Anstieg der Kohlenhydratzufuhr (insb. Zucker)[5][6] zu tun hat und Veränderungen im Verhalten mit diesem Anstieg einhergehen (weniger Sport, mehr Alkohol, generelles Übergewicht).[7] Der Zusammenhang mit dem Genuss von rotem Fleisch konnte nicht sicher gezeigt werden[8].[9] Bis vor kurzem stand auch der Mangel an ballaststoffreicher Kost im Verdacht, das Darmkrebsrisiko zu erhöhen. Dies konnte aber in einigen Studien zunächst nicht sicher erhärtet werden. Im Rahmen der EPIC-Studie[10] wird seit 1992 über 500.000 anfangs gesunden Teilnehmern aus zehn europäischen Ländern auf den Esstisch geschaut. Außerdem werden deren Gewicht, Größe und Körperfettverteilung registriert und Blut abgenommen. Seit 15 Jahren werden alle neu aufgetretenen Krebsfälle und andere chronischen Krankheiten erfasst und mit den Ernährungsgewohnheiten und Lebensstil assoziiert. Im Lauf der Jahre konnten so immer mehr Erkenntnisse über die Zusammensetzung einergesundenErnährung gewonnen werden, die einen potenziellen Schutz vor Krebs und anderen Erkrankungen bieten könnten. Im April 2007 zogen Wissenschaftler der Studienzentren am Deutschen Krebsforschungszentrum[11] in Heidelberg und am Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIFE)[12] in Potsdam-Rehbrücke Bilanz: Eine hohe Ballaststoffaufnahme ist mit einem verminderten Darmkrebsrisiko verbunden. Wer seinen täglichen Konsum von 15 auf 35 g steigert, kann sein Risiko um 40 % senken. „Wer viel rotes Fleisch (auch Rindfleisch) und Wurstwaren isst, hat ein erhöhtes Risiko für Magen- und Dickdarmkrebs. Mit 100 g mehr rotem Fleisch pro Tag steigt das Risiko um 49 %, ein Plus an 100 g Wurst lässt es wohl um 70 % ansteigen.“[13] Eine weitere, vom Nobelpreisträger Harald zur Hausen postulierte, Hypothese vermutet eine Assoziation von Kolorektalen Karzinomen mit einer viralen Ursache, analog zu HPV beim Zervixkarzinom.[14]

Grundlage der Ernährungshypothese ist auch das erhöhte Darmkrebsrisiko von in die USA eingewanderten Japanern: Während das Darmkrebsrisiko in Japan, wo traditionell ballaststoffreiche und fleischarme Kost konsumiert wird, deutlich geringer ist als in der westlichen Hemisphäre, steigt das Risiko der japanischen Einwanderer innerhalb von 20 Jahren auf den amerikanischen Durchschnitt. Dies würdeneben dem gestiegenen Altersdurchschnittauch die gestiegene Inzidenz des Darmkrebses erklären.

Andererseits steigt auch mit zunehmendem Lebensalter das Risiko für Darmkrebs, so dass die gestiegene Inzidenz für Darmkrebs lediglich Folge der gestiegenen Lebenserwartung sein könnte. 13 neuere Studien mit beinahe 750.000 Teilnehmern deuten darauf hin, dass die Ernährung mit ballaststoffarmer Kost eher nicht mit einer höheren Inzidenz für Darmkrebs korreliert.[15] Weitere Faktoren wie zum Beispiel die fischreiche Kost in Japan mit hohem Anteil an Omega-3-Fettsäuren oder der hohe Zinkgehalt dieser Ernährung sind in weiteren Studien zu untersuchen. Möglicherweise gibt es weitere Umweltfaktoren, die das Darmkrebsrisiko steigern könnten. Hierzu zählt möglicherweise Sonnenmangel: So bemerkten Forscher in Nordamerika und in Europa ein auffälliges Nord-Süd-Gefälle, das sich nur durch unterschiedliche Besonnung der Menschen erklären ließ. Diesen Zusammenhang fand man für Brustkrebs, Prostatakrebs, Dickdarmkrebs, das Ovarialkarzinom und anscheinend auch für das Melanom und den Blasenkrebs.[16] Eine Schlüsselrolle spielt hierbei offenbar das Vitamin D. 90 % des vom Körper benötigten Vitamin D werden durch UV-B-Bestrahlung in der Haut gebildet.[16] Erwachsene mit 25-OH-D3-Spiegeln über 20 μg/ml (im Blutserum) haben ein dreifach reduziertes Risiko, an Dickdarmkrebs zu erkranken. Welche Blut-Spiegel von 25-OH-D3 optimal sind, bleibt allerdings noch zu klären.[16]

Häufig wird auch folgende Theorie postuliert: Ballaststoffarme Ernährung führt zu verlängerten Passagezeiten im Darmtrakt. Auf diese Weise können kanzerogene Stoffwechselprodukte (z. B. Nitrosamine) der Darmbakterien länger auf das Gewebe einwirken und begünstigen folglich die Entstehung kolorektaler Tumoren.

Insbesondere langjähriges Rauchen erhöht das Erkrankungsrisiko signifikant.[17][18] Übergewicht und in verstärktem Maße Adipositas (Fettsucht) wurde in verschiedenen Studien als signifikanter Risikofaktor für kolorektale Karzinome identifiziert.[19][20] Fragliche Risikofaktoren sind Infektionen mit Streptococcus bovis sowie Bewegungsmangel.

Selten sind auch vorangegangene operative Eingriffe ein Risikofaktor für das kolorektale Karzinom. Beispielsweise können nach einer Ableitung der Harnwege in den Dickdarm (Ureterosigmoidostomie) harnpflichtige Substanzen wie Phenole und Kresole als mutagene Faktoren auf die Dickdarmschleimhaut wirken.

Protektive Faktoren

2010 kam eine Metastudie mit einem Follow-Up von 20 Jahren zu dem Schluss, dass die Einnahme von Acetylsalicylsäure in niedriger Dosierung das Risiko für Karzinome des Kolons um 70 % senkt. Insbesondere traten Tumoren des proximalen Kolons seltener auf. Eine Umsetzung der Daten und weitere Studien stehen noch aus.[21] Weitere protektive Faktoren: Fett- und fleischarme, mediterrane Kost, Ballaststoffe, regelmäßige körperliche Aktivität, Nikotinabstinenz.



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