rainaldgoetz
Bewertung: 6 Punkt(e)
»Und schon am ersten Abend sehe ich uns da irgendwo am Boden sitzen, Hand in Hand, mehr oder weniger beseelt und beglückt einander verliebt anschweigen, total betrunken.«
Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) | 59, davon 58 (98,31%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 32 positiv bewertete (54,24%) |
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Der erste Text | am 16.7. 2000 um 22:42:39 Uhr schrieb maeve über rainaldgoetz |
Der neuste Text | am 10.11. 2012 um 08:25:06 Uhr schrieb Kontrolliert über rainaldgoetz |
Einige noch nie bewertete Texte (insgesamt: 14) |
am 20.11. 2010 um 17:57:29 Uhr schrieb
am 13.3. 2003 um 10:50:40 Uhr schrieb
am 9.6. 2012 um 22:57:19 Uhr schrieb |
»Und schon am ersten Abend sehe ich uns da irgendwo am Boden sitzen, Hand in Hand, mehr oder weniger beseelt und beglückt einander verliebt anschweigen, total betrunken.«
Abfall für alle. Mein tägliches Textgebet. Tagebuch, Reflexions-Baustelle, Existenz-Experiment. Geschichte des Augenblicks, der Zeit, Roman des Umbruch-Jahres 1998.
Ein Tagebuch zunächst mal also, so erzählt Abfall für alle vom Leben eines Schreiber-Ichs in Berlin. Er sitzt an dieser Arbeit, schreibt und probiert zu schreiben, er geht einkaufen, schaut Ausstellungen an. Und er verreist und trifft Freunde, fast schon fiktiv, und redet ganz echt mit allen Mitbewohnern und Sprechern im Raum des Medialen.
Dem Internet, wo das Buch, in täglichen Lieferungen publiziert, Stück für Stück entstand, verdankt der Text seine äußere Gestalt: die häppchenartige Form; das Ideal seiner Sprache, alltäglich, zugänglich, lebensnah. Und vor allem die innere Ökonomie: von den Gedanken an das schweigende Leser-du, von dessen Interessen, Eile und Ungeduld fühlte der Text sich geführt und gehalten, erwartet und hervorgebracht.
Neben diesem fiktiven Leser, einer milden Freundlichkeits-Instanz, hat der Roman einen herrischen Autor: die Zeit. Sie schickt ihren Helden hinaus ins Leben, täglich neu. Minuten-Notizen protokollieren das Erlebte, Geistes-Zustände, Blicke, Beobachtungen, Geschehnisse außen und innen; hysterisch, verschleiert, konkret und absurd, grotesk überpräzise und komplett normal zugleich. Spannend.
Auf die Art stellt Abfall für alle auch noch einmal die alte Frage nach dem Abenteuerlichen gerade auch der FORM des Romanes. Was ist das eigentlich, ein Roman? Die Frankfurter Poetik-Vorlesung Praxis, fünf mal Dienstag hier im Mai, versuchte eine Antwort. Experimentell, theoretisch, realistisch kompliziert; und dabei doch plausibel in der Evidenz der Kollision von Welt und Ich: irgendwie kaputt.
Schließlich war, ein Traum, der wahr geworden ist, das Buch entstanden, das ich bin. Das ich immer schreiben wollte, von dem ich immer dachte, wie könnte es gelingen, das einfach festzuhalten, wie ich denke, lebe, schreibe. Von seiten des Todes her gesehen. - Was mir also gefällt, am Buch Abfall:
der Realismus der Ideen-Vorrang die Banalität der Dämonie des Alltags das Schreiberle die Stille der mediale Lärm die Funktionalität der auftretenden Personen die argumentative Pedanterie das Tasten das urteilsmäßige Rumholzen die Gleichwertigkeit aller Dinge die Poetologie, die ästhetische Theorie strukturell fragmentarisch, fragmentiert von Zeit die Zeitmaschine das Jahr die Minutendinger und ihre Plausibilität die Sekundengedanken: der Wahn Tag für Tag, die Erzählung Zahlen und Ziffern ALLES IST TEXT und über und unter und in allem: Melancholie
Es begann mit einem Skandal. Rainald Goetz, ein praktisch unbekannter Jungautor aus München, las beim Bachmann-Wettbewerb 1983 ein poetologisches Manifest vor und schlitzte sich dabei mit einer Rasierklinge die Stirn auf. Sein blutüberströmtes Gesicht wurde vom Blitzlichtgewitter der Kameras medienwirksam festgehalten. Klagenfurt hatte seine alljährliche Sensation und das Feuilleton ein neues Enfant terrible. Der von Goetz vorgetragene Text verlangte unter anderem die Einheit von Kunst und Leben - das blutverschmierte Manuskript war dessen Symbol. Daß der spektakuläre Auftritt kein reiner Publicitystreich war, erwies sich, als kurze Zeit später der Debütroman »Irre« erschien - ein bemerkenswertes Buch über die Psychiatrie als Instrument gesellschaftlicher Unterdrückung und den Wahnsinn als alternative Form der Hellsicht.
Fünf Jahre später veröffentlichte der »Literaturpunk« seinen zweiten Roman. »Kontrolliert« (1988) ist das Gedankenprotokoll einer Nacht. Nicht irgendeiner Nacht, sondern der vom 17. zum 18. Oktober 1977, die der Erzähler schlaflos in Paris durchwacht, während im Stammheimer Hochsicherheitstrakt Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord begingen. Eindringlicher als in »Kontrolliert« ist die schizophren-paranoide Gedankenwelt des Terrorismus, aber auch der idealistische Impuls der RAF zur Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten in der deutschen Literatur nie dargestellt worden.
Seit »Kontrolliert« sind zehn Jahre vergangen. Rainald Goetz schrieb mittlerweile Theaterstücke, Prosa und Beiträge für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. An seinem Projekt, Literatur und Politik, Kunst und Leben zu amalgamieren, hat er unverändert festgehalten. So auch in seinem neuen Buch »Rave«. Vor großen Themen wie Psychiatrie oder Terrorismus aber schreckt Goetz nun zurück. Statt dessen beschäftigt er sich mit der (pseudo-)dekadenten Welt der Münchner »Szene«, in der er selber eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
alwaysultra: ichbinderwahremessias
»Der Staat ist ungeheuerlich, die Ungeheuerlichkeit, die einer, wie ich hier, nicht fassen kann. Schließlich schießt der Staat aus den Gewehren echte Menschen tot, nichttote Menschen werden staatsbefehlmäßig in Staatskerkern gefoltert, Staatstheater spielen echte Stücke, siehe Stammheim, Stichwort Krieg, die Staatsorchester musizieren dazu musikalische Symphonien, Bilderherrlichkeiten zeigen sich in Staatsmuseen her, das Staatsfernsehen ist wirklich Hochschule des Glücks der Unterhaltung, reich an Massen wissenserter Sachen, ...«
rainaldgoetz
Walter Benjamin (Passagenwerk)
Thomas Bernhard
Jakob Böhme Resources
Tanja Blixen
Jorge Luis Borges, nochmal, Borges-Links Borges Center
Bertolt Brecht (»Dreigroschenheft«), International Brecht Society
Albert Camus sur le net
Lewis Carroll; Yahoo-UK-Links zu Carroll, Carroll als Fotograf, Illustrationen, »Homepage«
Joseph Conrad polnisch und japanisch, Linksammlung
Decameron Web
Friedrich Dürrenmatt - nochmal
Carl Einstein
William Faulkner Yoknapatawpha als Hypertext (vorbildliche Seite)
Fontane
William Gibson
GoetheNet
Internet-Tagebuchvon Rainald Goetz
Gullivers Travels (Text, Glossar, Kommentare ...)
Peter Handke-Seite bis jetzt mehr eine anspruchsvolle Ankündigung
Joyces Ulysses als E-text Joyce-Links In Bloom
Ernst Jünger-Seite von John King: Jünger aus »postmoderner« Perspektive. Mit vielen weiterführenden Links und einer Mailing-Liste(gelegentlich fragwürdig, für Jünger-Jünger
Kafka-Linksammlung Kafka Project
Kleist-Archiv Sembdner der Stadt Heilbronn
Karl-Kraus-Linksammlung
Edward-Lear-Seite
Stanislaw Lem (Kommentare zu einigen Romanen); Lems »Dialoge« (englische Übersetzung): einige Erzählungen, Links
H. P. Lovecraft
Libyrinth Über u. a. Joyce, Kafka, Márquez, Pynchon, Borges
Herman Melville
Robert Musil
Leo Perutz
House of Usher und das Poe-Museum Poe-Texte auch im Projekt Gutenberg
John Cowper Powys, dazu Arthurian Legend, Arthurian Links Page, keltische Mythologie, Sir Thomas Malory, Camelot Project
Thomas Pynchon
Mr. William Shakespeare and the Internet, Ähnliches vom MIT,
deutsche Shakespeare-Seite
Arno Schmidt-Seite von Giesbert Damaschke (mit Mailingliste); GASL - »Gesellschaft der Arno-Schmidt-Leser«; kleine Linksammlung zu Schmidt-Themen im WWW, Kommentare zu den ersten 100 Seiten von »Zettel's Traum«
Walter Serner Das »Prinzipielle Handbrevier« des Hochstaplers, in Auszügen, einige Erzählungen Serners
Sterne in Cyberspace, Sterne's »Tristram Shandy«
Stillman's Maze: Teile aus Paul Austers New-York-Trilogie als Hypertext
Tolkien-Resources Tolkien Languages
Centre de recherches sur Georg Trakl (Fabien Rotzler)
Francois Villon
Peter Weiss, zur »Ästhetik des Widerstands«
Oswald Wiener (Dissertation über die »Verbesserung von Mitteleuropa«)
Ror Wolf
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es begann mit einem Skandal. Rainald Goetz, ein praktisch unbekannter Jungautor aus München, las beim Bachmann-Wettbewerb 1983 ein poetologisches Manifest vor und schlitzte sich dabei mit einer Rasierklinge die Stirn auf. Sein blutüberströmtes Gesicht wurde vom Blitzlichtgewitter der Kameras medienwirksam festgehalten. Klagenfurt hatte seine alljährliche Sensation und das Feuilleton ein neues Enfant terrible. Der von Goetz vorgetragene Text verlangte unter anderem die Einheit von Kunst und Leben - das blutverschmierte Manuskript war dessen Symbol. Daß der spektakuläre Auftritt kein reiner Publicitystreich war, erwies sich, als kurze Zeit später der Debütroman »Irre« erschien - ein bemerkenswertes Buch über die Psychiatrie als Instrument gesellschaftlicher Unterdrückung und den Wahnsinn als alternative Form der Hellsicht.
Fünf Jahre später veröffentlichte der »Literaturpunk« seinen zweiten Roman. »Kontrolliert« (1988) ist das Gedankenprotokoll einer Nacht. Nicht irgendeiner Nacht, sondern der vom 17. zum 18. Oktober 1977, die der Erzähler schlaflos in Paris durchwacht, während im Stammheimer Hochsicherheitstrakt Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe Selbstmord begingen. Eindringlicher als in »Kontrolliert« ist die schizophren-paranoide Gedankenwelt des Terrorismus, aber auch der idealistische Impuls der RAF zur Beseitigung sozialer Ungerechtigkeiten in der deutschen Literatur nie dargestellt worden.
Seit »Kontrolliert« sind zehn Jahre vergangen. Rainald-Goetz schrieb mittlerweile Theaterstücke, Prosa und Beiträge für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften. An seinem Projekt, Literatur und Politik, Kunst und Leben zu amalgamieren, hat er unverändert festgehalten. So auch in seinem neuen Buch »Rave«. Vor großen Themen wie Psychiatrie oder Terrorismus aber schreckt Goetz nun zurück. Statt dessen beschäftigt er sich mit der (pseudo)dekadenten Welt der Münchner »Szene«, in der er selber eine nicht unbedeutende Rolle spielt.
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