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Der erste Text am 10.6. 2024 um 21:25:03 Uhr schrieb
Märchenonkel über Weihnachtsmärchen
Der neuste Text am 14.6. 2024 um 16:15:12 Uhr schrieb
Arbeitskreis Tortur über Weihnachtsmärchen
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am 11.6. 2024 um 10:17:14 Uhr schrieb
gerhard über Weihnachtsmärchen

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Assoziationen zu »Weihnachtsmärchen«

Märchenonkel schrieb am 10.6. 2024 um 21:25:03 Uhr zu

Weihnachtsmärchen

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Knips, Zips und Fips

Es war am späten Weihnachtsabend. Das Feuer im Kamin war längst verloschen, doch noch immer verströmten die Reste der Glut eine wohlige Wärme, wozu das Zirpen eines Heimchens ertönte. Es war Zips, eine jener Hausgrillen, die hier den Winter verbrachte. Fips, der Kater, räkelte sich vor dem Kamin und leckte mit geschlossenen Augen an den Resten einer Gänsekeule. Gesellschaft leistete ihm Knips, der kleine Waldmäuserich, welcher gerade einen Pfefferkuchenkrümel knabberte. Wahrlich drei ungewöhnliche Gefährten! Wie es zu dieser wundersamen Freundschaft gekommen war, ja, davon werden wir nun hören. Die ganze Geschichte begann nämlich im Herbst. Das Volk der Waldmäuse war eifrig dabei, Vorräte für den Winter zu sammeln. In ihren unterirdischen Vorratskammern bunkerten sie Eicheln, Haselnüsse, Kastanien und Bucheckern. Knips, der kleine Waldmäuserich, hatte gerade eine besonders große Haselnuss gefunden und wollte sich daranmachen, sie in sein Versteck zu bringen, als jemand rief: „He, warum plagst du dich so?“ Knips erblickte eine Maus, deren Pelzchen nicht braun war wie sein eigenes, sondern grau wie der Staub einer Straße. Überdies war diese fremde Maus etwas kleiner als Knips. „Der Winter steht vor der Tür“, erklärte Knips, „man will schließlich nicht verhungern!“ „Kein Grund, sich so zu plagen!“ antwortete die fremde Maus frech, „Wir Hausmäuse müssen keine Vorräte anlegen, schließlich lebt es sich gut bei den Menschen. Dort werden wir das ganze Jahr über satt!“ Noch ehe Knips zum Antworten kam, war die freche, graue Maus wieder zwischen trockenem Laub verschwunden. „Das Sammeln von Vorräten ist wirklich eine Plackerei!“ sagte sich Knips im Stillen, „Ich sollte es auch so machen wie die Hausmaus!“ Und von jenem Tage an kümmerte sich Knips nicht mehr um irgendwelche Vorräte, sondern lebte unbesorgt wie im Sommer in den Tag hinein. Die Zeit verging, und eines schönen Herbsttages begegnete Knips auf seinen Streifzügen einer kleinen, hellbraunen Grille. „Na, Kamerad, so spät im Jahr noch unterwegs?“ fragte Knips. Doch die Grille schien in Eile zu sein. „Ich muss zu den Menschen“, sagte sie, „denn anders als die Feldgrillen mit ihren Erdlöchern können wir Hausgrillen den Winter im Freien nicht überleben.“ Du willst also zu den Menschen und bist eine Hausgrille.“ sagte Knips. „Ein Heimchen, genau!“ antwortete die Grille, „Mein Name ist Zips!“ Knips war sehr froh darüber, die Grille Zips kennenzulernen, denn nun war er nicht mehr der einzige, der zu den Menschen wollte. Gemeinsam begaben sich die zwei also auf den Weg. Es war eine ziemlich abenteuerliche Reise für die beiden ungleichen Freunde, aber nach drei Tagen kamen sie tatsächlich zu einer menschlichen Siedlung. Im Walde draußen war Knips immer auf der Hut gewesen vor Mardern, Eulen und Füchsen, doch auch die Häuser der Menschen sahen für ihn ziemlich bedrohlich aus. „Die Häuser an sich sind friedlich und sicher“, beruhigte Zips seinen Mäusefreund, „aber die Menschen, die darin wohnen, sollten uns besser nicht zu Gesicht bekommen.“ Durch ein Kellerfenster gelang es unseren beiden Freunden tatsächlich, in solch ein Menschenbauwerk einzudringen, doch Nahrung war hier kaum zu finden. Es war also besser, die Nacht abzuwarten. Die Stufen zu erklimmen war mühsam, doch durch einen Spalt unter einer Tür war es für Maus und Grille ein Leichtes, in die Wohnung der Menschen zu gelangen. Die Speisekammer, welche an die Küche angrenzte, schien für Knips das Paradies auf Erden zu sein, während sich Zips in der Wohnstube unter den Dielenbrettern in der Nähe des Kamins häuslich niederließ. Hier gab es zwar weniger zum Knabbern, doch dafür war es behaglich warm, so dass Zips vor Vergnügen zu zirpen anfing. Natürlich bemerkten die Menschen dies an den folgenden Abenden, doch hatten sie gewiss andere Sorgen, als sich um solch einen kleinen Musikanten zu kümmern. Außerdem galt der Gesang eines Heimchens in jenen Zeiten als ein Zeichen des Wohlstands, denn wo es im Winter zirpte, da gab es das ganze Jahr über Nahrung und Wärme. Unerfreulicher indes erging es dem Mäuserich Knips, denn obgleich er sich im Paradies wähnte, bemerkten die Menschen seine verräterischen Knabberspuren an Äpfeln und Broten. Und dann gab es noch Fips, den Kater! Er hatte von den Menschen eigens den Auftrag erhalten, das Haus von unerwünschten Eindringlingen freizuhalten. Allerdings hatte er nicht mit dem schlauen Knips gerechnet, welcher ihm immer wieder um Haaresbreite entkommen konnte. So verging die Zeit, draußen war inzwischen der erste Schnee gefallen und die Kinder vergnügten sich mit Schlittenfahrten und Schneemannbauen. Knips und Zips indes hatten sich bei den Menschen gut eingelebt. Durch geheime Gänge im Mauerwerk besuchten sie einander regelmäßig, und Kater Fips zerbrach sich den Kopf darüber, wie es die kleine Maus schaffte, mal in der Küche, mal in der Speisekammer und dann plötzlich in der Wohnstube beim Kamin aufzutauchen. Das brachte das Katzentier bisweilen zur Verzweiflung, denn wenn er schon die Maus nicht fangen konnte, so hätte es zur Not auch die Grille getan. Eines Tages allerdings waren die Menschen sehr geschäftig. Sie hatten in der Wohnstube neben dem Kamin einen Tannenbaum aufgestellt und festlich geschmückt. Das Licht der Kerzen erhellte den Raum mit goldenem Glanz, und nie zuvor hatten Knips und Zips solch eine Pracht gesehen! „Das muss das Weihnachtsfest sein, von dem man immer wieder hört!“ flüsterte die Grille ehrfurchtsvoll der Waldmaus zu. Tatsächlich lagen abends unter dem Baum die schönsten Geschenke für die Kinder, Spielzeug, Bilderbücher und Naschwerk jeder Art, und als das Glöckchen erklang, stürmten die Kinder herbei. Sie waren überaus reich vom Christkind beschert worden. Knips und Zips indes schauten unbemerkt aus der Nähe zu und freuten sich mit ihnen. Dennoch wäre Knips am liebsten zu ihnen hingelaufen, um von den Pfeffernüssen oder dem Marzipan zu naschen. „Lass das lieber bleiben!“ riet ihm Zips, „Denn du weißt, dass die Menschen uns nicht sehen dürfen. Schauen wir doch lieber mal in der Küche nach, was es dort zu knabbern gibt.“ Durch den Gang im Mauerwerk gelangten unsere beiden rasch in die Küche, wo die Mutter der Kinder, eine ganz vortreffliche Hausfrau, den Gänsebraten vorbereitet hatte. Verführerisch wartete er auf einem Tablett darauf, serviert zu werden und duftete herrlich. Knips und Zips lief das Wasser im Munde zusammen. Hopps, hopps, waren Waldmaus und Grille auf das Tablett gesprungen, doch noch ehe sie vom Braten kosten konnten, erschien die Mutter wieder in der Küche. Welch ein Schreck, denn zum Fliehen fehlte Knips und Zips die Zeit, und so versteckten sich die beiden hinter der Soßenschale, wo die Frau sie nicht bemerkte. Vielmehr ergriff sie das Tablett, um es in die benachbarte Wohnstube zu tragen, wo die gesamte Familie bereits erwartungsvoll an der Tafel platzgenommen hatte. Nun machte sich die Frau daran, den Braten zu zerlegen, damit jeder am Tisch seine Portion bekam. Knips zitterte vor Angst, während sich Zips an dessen Mäuseschwänzchen festhielt. Schließlich hielt es der kleine Mäuserich vor Angst nicht mehr aus und sprang hervor. „Eine Maus, herrje, eine Maus!“ rief die Frau und erschrak dabei so sehr, dass ihr die Gänsekeule, welche sie soeben dem Vater auf den Teller zu geben gedachte, von der Gabel herabfiel und zu Boden plumpste. Die Kinder lachten laut, als die Maus mit der Grille am Schwanz zwischen den Tellern und Schalen, bei Rotkohl, Soße und Klößen, über die Tafel rannte, während Mutter versuchte, die verlorene Gänsekeule unter dem Tisch hervorzuholen. Als sie die Keule schließlich gefunden hatte, wollte der Vater sie nicht wieder auf dem Teller haben und meinte, das Stück Fleisch tauge allenfalls noch für den Kater. Die Maus mit der Grille am Schwanz war während des Tumultes derweil von der Tafel hinabgesprungen, als die Mutter sich erboste, dass der Kater seine Aufgabe, das Haus von unerwünschten Kleintieren frei zu halten, nicht so recht ernst nehme und er daher kein Anrecht auf die Gänsekeule habe. Wer aber sollte sie sonst bekommen? Um des lieben Friedens willen und weil es zum Weihnachtsfest keinen Streit geben sollte, legte die gute Frau das Bratenstück also vor den Kamin, wo es der Kater Fips würdig in Empfang nahm. Für die Menschen indes war noch genug von dem Braten übrig, und alle wurden so satt wie schon lange nicht mehr. Knips und Zips aber hatten derweil zwischen den trockenen Holzscheiten neben dem Kamin Zuflucht gefunden, wo sie sich geschützt vor den Blicken der Menschen von ihrem Schreck erholten. Erst spät in der Nacht kehrte Ruhe im Hause ein, doch Knips und Zips hatten sich noch immer nicht unter den Holzscheiten hervorgewagt. Fips, dem Kater, war das indes nicht entgangen, und er schlich ganz elegant, so wie es die Art der Katzen ist, um die säuberlich gestapelten Holzscheite herum. „Ihr braucht keine Angst mehr vor mir zu haben.“ sagte er schließlich, denn er wusste, dass Knips und Zips ihn in ihrem Versteck hören konnten. „Ihr solltet wissen“, fuhr er in aller Ruhe fort, „dass ich euch beiden einen ganz vorzüglichen Leckerbissen verdanke, der normalerweise ausschließlich den Menschen gebührt. Aber wenn ihr wollt, lasse ich euch gern von meiner Gänsekeule kosten, denn unter Freunden ist es üblich, zu teilen!“ Unter Freunden? Hatten Knips und Zips da richtig gehört? In der Tat, der Kater hatte an diesem Weihnachtsabend Frieden mit der Maus und der Grille geschlossen, und gemeinsam ließen sich die drei Freunde die Gänsekeule schmecken. Zips bekam ein winziges Stückchen, Knips ein kleines Stückchen und Fips behielt den Rest der Keule. Pfefferkuchenkrümel waren die Nachspeise für die Waldmaus, und als alle satt und zufrieden waren, ließ die Grille aus ihrem Unterschlupf ihr schönstes Liedlein erschallen, ganz so, als ob mitten in der Heiligen Nacht der Sommer zurückgekehrt sei. Denn in der Weihnachtszeit geschehen bisweilen Geschichten voller Wunder, so wie wir das an unseren drei Freunden sehen, die wohl unterschiedlicher nicht sein können.

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