Programm
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Tims Finger waren feucht vor Schweiß. Er drückte die Enter-Taste. Hastig tippte er weiter. Dann klickte er auf Übernehmen. Tim zitterte vor Aufregung. Der Ladebalken schien sich unendlich langsam aufzubauen. Schließlich wurde der Bildschirm kurz schwarz, bis die normale Ansicht wieder erschien. Tim griff so schnell zur Maus, dass er sie mit seiner Hand vom Tisch stieß. Die Funkmaus prallte mit voller Wucht auf den Fußboden. Tim hob sie auf doch sie reagierte nicht mehr. Das darf doch nicht wahr sein, dachte er. Aus seinem Regal kramte er eine ältere Maus hervor und schloss diese an. Langsam ließ er den Mauszeiger zum Symbol des Programms wandern. Tim zögerte eine Sekunde, dann öffnete er das Programm. Das gewohnte Bild erschien. Würde es diesmal funktionieren? Tim tippte in die oberste Zeile spontan Post AG ein. Kurz darauf wurden alle Computer der Post AG aufgelistet. Tim markierte alle und gab alle Programme schließen ein. Nach einigen Sekunden erschien die Antwort: Alle Programme erfolgreich geschlossen. Tim konnte es kaum glauben. Er hatte alle Programme an allen Computern der Post geschlossen. Er hatte ein Programm geschrieben, das mit einem Mausklick Zugriff auf jeden Computer hatte. Er konnte jeden beobachten und überall eingreifen, doch die anderen würden ihn niemals entdecken.
Tim ging in seine winzige Küche und machte sich einen Kaffee. Jetzt, nachdem er all sein Geld in den Computer und all sein Engagement in das Programm ge-
steckt hatte, würde es sich endlich auszahlen, dachte er. Die schlechten Noten an der Uni wären egal und auch die Geldprobleme würden gelöst werden, denn mit diesem Programm konnte er theoretisch die Welt beherrschen. Mit seinem Kaffee ging er zurück zum Computer und experimentierte noch einige Zeit mit dem Programm, bis er für den letzten Schritt bereit war. Er gab ins oberste Feld Windows ein. Nach zehn Minuten Ladezeit wurden tatsächlich alle Computer mit dem Betriebssystem Windows und Internetzugang angezeigt. Er klickte auf Alle markieren und dann auf… Das war illegal, dachte Tim. Das war nicht nur illegal sondern höchstgeradig kriminell. Aber wieso hatte er Angst? Gerade hatte er es doch auch schon gemacht. Doch Tim überlegte es sich es anders und schloss das Programm. Erstmal brauchte er Geld. Spaß haben konnte er später auch noch. Nun gut, dachte Tim, ich gehe in irgendeine Bank rein und überweise mir genug Geld. Aber wohin? Natürlich nicht auf sein echtes Konto. Wie wäre es mit einem Schweizer Bankkonto? Dazu müsste er erstmal eins eröffnen. Tim war verzweifelt. Alles, wovon er geträumt hatte, schien nicht machbar zu sein. Er wollte der Welt mit dem Ausfall aller Computer drohen, doch dann musste er ihnen sagen, wer er war, damit sie seine Forderungen erfüllen konnten. Tim sah auf seine Uhr. Erschrocken stellte er fest, dass in zehn Minuten seine Vorlesung begann. Während er sich die Schuhe anzog, fiel ihm etwas auf: Während er das Programm geschrieben hatte, hatte er nie damit gerechnet, dass es funktionieren würde. Er hatte einfach Spaß gehabt am Programmieren. Natürlich hatte er sich Gedanken gemacht, was er machen würde, falls es funktionieren würde. Aber, weil er nie wirklich daran geglaubt hatte, hatte auch nicht an die Folgen gedacht. Auf dem Weg zur Uni, beschloss er das Programm zu löschen. Es war einfach zu gefährlich. Doch in seiner Aufregung hatte Tim einen verhängnisvollen Fehler begangen. Er hatte das Programm nicht überprüft, bevor er es zum ersten Mal benutzte. Mit Leichtigkeit hatten die Experten der Post den Angriff zurückverfolgt. Die Polizisten waren bereits unterwegs zu ihm.
PS:Assoziationen, die nur aus einem oder zwei Wörtern bestehen, sind langweilig.