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Max van der Moritz schrieb am 4.8. 2002 um 14:44:01 Uhr über

SilvioGesell

2) Thesen zum Geldwesen

These 1.
Wirtschaftliche und freiwillige Arbeitsteilung ist nur mit einem funktionsfaehigen Tauschmittel moeglich.

These 2.
Ohne Tauschmittel gibt es keine Arbeitsteilung und ohne Arbeitsteilung gaebe es keine Zivilisation.

These 3.
In einer Marktwirtschaft sind alle Preise immer vom Gesetz von Angebot und Nachfrage abhaengig auch der Preis ( d.i. die Kaufkraft) des Tauschmittels,sowie der Mietpreis des Leihkapitals - der Zins..

These 4.
Gerechte Preise koennen sich nur auf einem freien Markt mit einem funktionsfaehigrn Tauschmittel bilden in dem Wettbewerbsbehinderungen wie Monopole weitgehend ausgeschaltet sind..

These 5.
Ein Tauschmittel funktioniert nur dann optimal, wenn es auf laengere Sicht eine feste Kaufkraft hat und weder inflationiert noch deflationiert wird.

These 6.
Eine der wichtigsten Voraussetzungungen fuer ein optimal funktionierendes Tauschmittel ist, dass es gegenueber den zu tauschenden Waren und Dienstleistungen neutral ist. Es darf ihnen weder an Dauerhaftigkeit ueberlegen sein noch durch Inflation zu viel an realem Wert verlieren. Eine Umlaufsicherung, welche die Ungleichheit der Waren ausgleichen soll, darf nicht wesentlich höher sein, als der durchschnittliche Nachteil der Waren ist.

These 7.
Wert an sich und allgemeinen Wert gibt es nicht weil Werte IMMER eine subjektive Einschätzung sind. Bei Waren und Dienstleistungen gibt es nur Preise, die allerdings allgemeine Gültigkeit haben können..






3) Das zentrale Anliegen Silvio Gesells!



Gesell wollte eines. Er wollte die Menschen aus der Übermacht des Kapitals befreien und er fand den Weg dazu durch die Gleichstellung des Geldes zur Arbeit und den Früchten der Arbeit. Das ist alles!

Diese Gleichstellung sah er darin, daß er Geld durch eine direkt auf Geld wirkende Gebühr demselben Angebotzwang aussetzte in dem Arbeit und Ware naturgemäß stehen. Das ist alles!

Er wollte nicht nun die Früchte der Arbeit, die Waren, dem Geld überlegen machen durch Inflationierung des Geldes oder durch überhöhte Steuern wie Irving Fisher vorschlug, denn er wußte genau, daß dann das Geld seinen Dienst als Tauschmittel genau so wenig erfüllen kann wie bei Deflation.

Er wollte eine Gebühr in genau dem Ausmaß als notwendig war das Gleichgewicht herzustellen. Nicht mehr und nicht weniger!

Diese Gebühr ist aber eine unbedingte Notwendigkeit. Es gibt keinen Ersatz dafür durch leichte Inflation. Inflation kann die Vormacht des Geldes nicht brechen! Ist sie in einem Ausmaß von etwa 3%, was im Durchschnitt das Ausmaß des Vorteiles des Dauergeldes gegenüber den Waren ist, verlangt das Geld einen Ausgleich. Die Inflationsprämie auf dem Zins.

Ist die Inflation zu stark, versagt es überhaupt als Tauschmittel. Daß es beim Gegenteil der Inflation, der Deflation mit sinkenden Preisen, Arbeitslosigkeit und Absatzschwierigkeiten das auch tut, sollte wohl jedem klar sein.

Nun kann aber ohne diese Gebühr, die den Vorteil des Geldes ausgleichen soll, das Geld nicht stetig umlaufen und wenn es das nicht tut wird es immer wieder zu Arbeitslosigkeit, Krisen und Kriegen kommen. Sie ist also eine unabdingbare Notwendigkeit und der zentrale Punkt der Reformen Gesells.

Alles andere, wie Indexsteuerung, Bodenreform, Staatsabbau, Freihandel u.s.w. sind dagegen von untergeordneter Bedeutung. Ohne ein ebenes Feld zwischen Kapital und Arbeit durch die Umlaufgebühr sind solche Reformen alle nicht von Dauer, wenn sie überhaupt durchführt werden können.

Leider wird dieser zentrale Punkt auch von vielen Anhängern Gesells nicht richtig erkannt und wenn schon sie sich in Nebensächlichkeiten verlieren, wie soll man dann von Hochschulprofessoren erwarten, daß sie zugeben sollen, daß das was sie ihr Leben lang vertreten haben, falsch sein soll. Ihr ganzes Prestige wäre da ja zerstört. Selbst Irving Fisher und John Maynard Keynes haben Gesell nur mit Vorbehalten anerkannt und heute scheint es überhaupt keine Nationalökonomen mehr zu geben die diesen Männern auch nur das Wasser reichen könnten.

Gesell selbst hat in seinem Hauptwerk, wenn man es nur sorgfältig genug liest schon alle Einwände beantwortet und es überrascht einen immer wieder, wie weit dieser inspirierte Mann seiner Zeit voraus war. Nun sind schon über 100 Jahre vergangen seit er sein Werk begann; er selbst ist schon fast 70 Jahre tot und noch immer hat sich kein würdiger Nachfolger gefunden.

Hoffentlich findet sich einer, denn es wäre doch die größte Ironie der Geschichte, wenn die Lösung uralter Menschheitsprobleme erkannt ist und niemand setzt sie in die Praxis um und diese Zivilisation geht unter, wie viele zuvor.






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