Geld, wie es ist und wie es sein könnte!
Laut Volkswirtschaftlehre hat das Geld drei Eigenschaften:
1) Tauschmittel (Zahlungsmittel)
2) Wertmaßstab
3) Wertaufbewahrungsmittel
Zu Punkt eins ist nicht sehr viel zu sagen. Geld ist Zwischentauschmittel, gleichgültig aus welchen Stoff es gemacht ist, welches nicht um seiner selbst willen angenommen wird, sondern weil man damit rechnen kann, es für andere Güter und Leistungen wieder eintauschen zu können. Es ermöglicht als solches erst eine wirtschaftliche Arbeitsteilung wo Waren erzeugt werden können. (Waren sind Gebrauchsgüter, die nicht für den Eigenbedarf sondern für Weiterverkauf produziert werden). Geld muß weitgehend als Tauschmittel anerkannt werden, sonst könnte es nicht als solches funktionieren.
Punkt zwei ergibt sich aus dieser generellen Anerkennung. Jedermann weiß, wieviel so eine Tauschmitteleinheit wert ist und rechnet bewußt oder unbewußt damit, wenn er etwas verkauft. (Für Geld eintauscht). Er kennt normalerweise die Preise der Güter und Dienstleistungen, die er dafür wieder eintauschen (kaufen) will. Geld ist also zum Zeitpunkt des Verkaufes für ihn ein klarer Wertmaßstab.
Das Problem ergibt sich erst, wenn einige Zeit zwischen Verkauf und darauf folgendem Einkauf verstreicht und sich der Wert dieses Wertmaßstabes in der Zwischenzeit verändert. Diese Veränderungen können in Wertverminderung des Tauschmittels bestehen und das ist Inflation, oder in Wertsteigerung und das ist Deflation. Deren (psychologische) Einflüsse auf das Verhalten der Marktteilnehmer sind hier nicht Gegenstand der Untersuchung und wurden anderswo ausführlicher behandelt. Hier soll nur das eine festgestellt werden: Ein Wertmaßstab, der selber Schwankungen unterliegt, kann kein Maßstab sein.
Bleibt noch die dritte Eigenschaft des Geldes: Wertaufbewahrungsmittel. Hier muß klar erkannt werden, daß die Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel den Gebrauch als Tauschmittel ausschließt. Man kann Geld nur als das eine oder das andere verwenden. Es wird also immer ein Teil der Geldmenge entweder die eine oder die andere Funktion ausüben. Dieses Verhältnis liegt, außer in Zeiten hoher Inflation etwa bei eins zu zwanzig. Nur etwa 5% der Geldmenge stehen in dauerndem Gebrauch als Tauschmittel und weil das dauernd wechselnde Teile sind und sich auch die Relation praktisch von einem Tag zum anderen ändern kann, bringt das große Probleme.
Zum Problem des sich verändernden Maßstabes kommt jetzt noch das Problem der sich verändernden wirksamen Menge. Das Geld muß aber auch als Wertaufbewahrungsmittel verwendet werden können, zumindest für die übersehbare Zeit zwischen Verkauf und folgendem Einkauf. Nimmt man ihm nämlich die Funktion als Wertaufbewahrungsmittel gänzlich, wie es bei hoher Inflation passiert ( oder bei hoher Umlaufsicherung passieren würde) verliert es auch seine Eigenschaft als Tauschmittel.
Dasselbe passiert aber auch bei Deflation. Dann wird die Eigenschaft als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel so verstärkt, daß es als Tauschmittel nur mehr für unbedingt lebensnotwendige Transaktionen benützt wird.
Die 95 % der Geldmenge,(mehr in Deflationszeiten) die als Wertaufbewahrungsmittel benützt werden haben noch eine vierte und fünfte Eigenschaft des heutigen Geldes und die sind:
Wertvermehrungsmittel (durch den Zins) und
Machtmittel ( durch die Erpressung der jeweiligen Besitzer, welche sie durch Investititionsverweigerung gegenüber dem Sachkapital ausüben können.)
4)Als Wertvermehrungsmittel kann es nur dadurch gebraucht werden indem es entweder als Handelskapital verwendet oder in zinstragende Produktionsmittel angelegt wird.
5) Als Machtmittel hängt das Geld von seiner Eigenschaft als Wertaufbewahrungsmittel und Wertvermehrungsmittel ab. und beide verliert es bei starker Inflation. Bei stabilen Preisstand jedoch wird die Liquiditätspreferenz, wie die Verteidiger des Status quo es zu nennen belieben immer stärker. Sie wird sogar schon in Zeiten leichter Inflation akut, wenn die erzielbaren realen (inflationsbereinigten) Gewinne in Realkapital unter eine gewisse Grenze sinken. Bei sinkendem Preisstand wird sie virulent.
Damit haben wir die Eigenschaften des heutigen Geldes und des Geldes der gesamten Geschichte kurz beleuchtet und wollen im folgenden untersuchen, in welcher Weise sich das von Silvio Gesell vorgeschlagene Freigeld davon unterscheidet.
Geld, wie es sein könnte.
1) Tauschmittel ( mit eingeschränkter Fähigkeit als bevorzugtes Wertaufbewahrungsmittel durch eine Gebühr die es als Wertaufbewahrungsmittel dem Durchschnitt der Waren gleich stellt)
2) Wertmaßstab (dadurch, daß es so nach einem Index gesteuert wird und gesteuert werden kann, daß es seinen Wert zum Durchschnitt der damit getauschten Güter auch für längere Zeit behält.
3) Wertaufbewahrungsmittel ( nur insofern als es nicht die primäre Funktion als Tauschmittel in Frage stellt.)
4) Wertvermehrungsmittel (nur mehr so lange als die Wechselbeziehung zum knappen Realkapital noch einen Zins erlaubt.)
5) Machtmittel (fällt wegen der Unmöglichkeit es zwecks Erpressung zurück zu halten oder zumindest die Zurückhaltung anzudrohen aus)
Dazu ist noch zu bemerken, daß es mit der Liqiditätspreferenz in dem Moment zu Ende ist, in dem es gleich viel kostet Geld auf Lager zu halten, als es kostet Waren auf Lager zu halten
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