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Max van der Moritz schrieb am 3.1. 2003 um 13:28:27 Uhr über

Gogo

Es kann nicht oft genug gesagt werden, daß jeder Gogomeister mit den Leuten in der Wirtschaft reden muß. Es hat keinen Sinn mit Geldreformern zu diskutieren. Noch weniger Sinn, es mit Gegnern Gesells zu tun oder mit Politikern aller Schattierungen. Schlagt Praktikern einen praktischen Weg vor und hört auf deren Vorschläge und Einwände, wie ich es tat.

Schritt nach Schritt

Wir haben festgestellt, daß es relativ einfach ist Geschäftsleute dazu zu bewegen Gogos zu akzeptieren. Das heißt aber nicht, daß es leicht ist, sie am Anfang in Umlauf zu bringen. Man kann sie wohl noch relativ einfach auch unter die Leute bringen aber auch das hilft nichts, wenn sie nur sehr schleppend weiter gegeben werden, denn dann erlischt das Interesse. Es lohnt sich nicht für einen Kaufmann, sich mit Gogos abzugeben, wenn sie ihm keinen merkbaren Umsatz bringen.
Das ist eine Anfangsschwierigkeit, die mit Fortschreiten der Geschäftsflaute und langsamer Verbreitung der Gogos automatisch verschwinden wird, ist aber zu Beginn für einen Gogomeister sehr entmutigend.
Man muß es daher so machen, wie Bürgermeister Unterguggenberger es damals in Wörgl machte. Er sprach vorher mit allen Kaufleuten und Gemeinderäten und anderen wichtigen Persönlichkeiten. Dann erst rief er den Gemeinderat zusammen und brachte das erste lokale Geld (1000 Schillinge) dadurch in Umlauf, indem er selber und alle Gemeindebediensteten die Hälfte ihres Monatslohnes in diesem Geld akzeptierten.
Dasselbe kann auch ein jedes Mitglied der Gogoallianz tun ohne Bürgermeister zu sein. Seine Angestellten teilweise mit Gogos zu bezahlen und auch sich selbst. Der Gogomeister sollte das bei der Gründungsversammlung der Gogoallianz auf alle Fälle zumindest bei einigen Mitgliedern erreichen, damit gleich am Anfang eine ausreichende Menge von Gogos in Umlauf kommt. Ausreichend sind, wie Wörgl bewiesen hat, 1000 Gogos. Die brauchen auch nicht nur durch diese Methode unter die Leute kommen, aber es sollten zumindestens ein merkbarer Anteil sein, weil es damit viele Käufer mit Gogos in der Brieftasche gibt, die sie ausgeben müssen und wahrscheinlich sogar vor ihrem anderen Geld ausgeben werden, wenn es genügend Plätze gibt, die sie annehmen.
Dazu sollte bei der Gründungsversammlung veranlaßt werden, daß alle Teilnehmer die Plakate mit denen sie ihre Bereitwilligkeit Gogos zu akzeptieren, bekunden, diese in ihren Auslagen geben.
Damit die Gogos nicht nur durch die Umtauschgebühr gehindert werden, wieder rückgetauscht zu werden nach wenigen Umläufen, soll ein Rücktausch für Scheine, die nicht mindestens zwei Monate alt sind, was man am Ablaufdatum erkennen kann, nicht gemacht werden. Der Gogomeister muß auch den Leuten am Anfang den Vorteil erklären, den sie davon haben, wenn die Gogos im Umlauf bleiben. Das ist einer der wesentlichsten Punkte, der schon im ersten Gesprächen betont werden soll. Das sollte reichen, um schon am Anfang genügend Umlauf zu generieren um die Geschäftsleute bei der Stange zu halten.
Später tut es der steigende Warenumsatz und der damit verbundene Gewinn schon allein. Es handelt sich, wie gesagt, nur um Anfangsschwierigkeiten. In Wörgl hatte sie der Bürgermeister 1932 nicht so sehr. Erstens war er der Bürgermeister und zweitens war die wirtschaftliche Lage schon so schlecht, daß jeder motiviert war, mitzumachen.
Das mit der schlechteren wirtschaftlichen Lage wird auch heute es einem Gogomeister erleichtern andere Leute zu motivieren, aber es ist besser, daß er keine amtliche Stelle bekleidet. Er darf auch seinen Bürgermeister nicht maßgebend an der Verwaltung der Gogos beteiligen. Das machte letzten Endes die Unterdrückung des Wörgler Geldes zu leicht für die Opposition.
Selbst wenn dadurch die Einführung der Gogos etwas langsamer vonstatten geht, ist es später viel schwerer ständig im Notfall wechselnden und unbekannten Gogomeistern das Heft aus der Hand zu nehmen. Die Gogos können daher auch eine mögliche Unterdückung überdauern.
Um es wieder zu betonen, wahrscheinlich werden Gegenmaßnahmen viel zu spät ergriffen werden, denn nachdem erst die Anfangsschwierigkeiten überwunden sind und ein Erfolg, wie in Wörgl sich zeigt, wird die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Gogos so atemberaubend sein und das andere Geld mit seinem Wert auch seine Macht verlieren, so daß seine Besitzer gar nichts mehr gegen die Gogos unternehmen können.
Wir wissen, daß ihr Geld nichts wert ist und daß deshalb ihre Macht auf tönernen Füßen steht. Die Gogos werden in kurzer Zeit die Geldillusion zerstören. Das ist unausbleiblich und nur noch eine Frage der Zeit. Wer der Gogomeister ist oder die Gogomeister sind, die die ersten Gogoinseln so weit entwickeln werden, ist nebensächlich. Wann es passieren wird für die Menschheit auch.
Ich möchte es aber gerne noch selber in diesem Leben erleben. Dafür arbeite ich, aber ich bringe mich dabei nicht um. Das wäre ja sinnlos. Dann erlebe ich es ja nicht mehr.
Man muß einer Sache auch Zeit geben zu reifen. Die Gogos sind schneller gewachsen, als ich erwartet habe und sie haben eine Art, auch die am besten versteckte Opposition aus dem Gebüsch zu treiben, die einem Hoffnung machen kann.
Sie scheinen eine Kraft für sich selber zu entwickeln und finden selbst Helfer anscheinend ganz allein. Hoffentlich finden sie bald auch noch einige Gogomeister. Wer erst einmal die Gogos verstanden hat, den werden sie nicht mehr los lassen. So wird sicher irgendwer am richtigen Platz zur richtigen Zeit sein und den Gogos einen ausreichenden Markt erschließen. Alle Voraussetzungen dafür sind schon geschaffen und die erste Gogoinsel beginnt sich zu formen. In einem Jahr könnte sie das Ausmaß von Wörgl erreicht haben, trotzdem die wirtschaftliche Lage noch nicht so schlecht ist wie damals und daher die Motivation etwas zu tun, noch nicht so stark ist.
Noch glauben die Leute nicht, daß es immer schlechter werden wird, wenn sie sich nicht selber helfen und sie machen deshalb im alten Trott weiter. In den Ländern, die wie Argentinien schon in größeren Schwierigkeiten sind, wird leider auch mit untauglichen Mitteln gearbeitet, obwohl auch dort es Ansätze gibt, daß vielleicht doch noch aus den Creditos ein umlaufgesichertes Gesellgeld gemacht werden kann. Anscheinend wurden die alten Creditos durch Falschgeld inflationiert und ein neuer Anfang muß gemacht werden.
Das durch den Kommunismus am Wiederaufbau nach dem Krieg behinderte Mitteldeutschland hat auch nach dem Zusammenschluß den Rückstand nicht aufholen können und wird jetzt in beginnender Deflationskrise auch nicht mehr die Gelegenheit dazu haben. Dort wären an sich die Grundlagen für Gogoinseln besser als in Westdeutschland, aber werden sich dort Gogomeister finden?
Japan wäre eine andere Möglichkeit. Dort ist die Deflation schon weit fortgeschritten und die Japaner sind recht pragmatische Leute und könnten es vielleicht mit den Gogos probieren. Es gibt auch sonst in allen Teilen der Welt schon Leute, die von den Gogos wissen und da es ja nur einen Gogomeister benötigt, der wie der Bürgermeister von Wörgl den Großteil der Kaufleute und Gewerbetreibenden einer kleinen Stadt zu so einem Versuch bereden kann, wird es sicher bald neue Wörgls geben.
Ein kleiner Schritt kann dann zu weiteren Schritten führen. Wer das sehen kann, wird vor dem ersten Schritt nicht zurückschrecken. Der erste Schritt, nachdem man sich über die Gogos informiert hat, ist jedenfalls der, daß man mit einigen Kaufleuten und Gewerbetreibenden redet und ihnen den Vorschlag unterbreitet.
Wer die Sache nur mit Geldreformern oder Tauschkreisleuten bespricht, kann es gleich bleiben lassen.
Wirtschaftspraxis kann nur mit Praktikern in der Wirtschaft gemacht werden und nicht mit irgendwelchen Lebensreformern oder anderen wirklichkeitsfremden Intellektuellen. Es ist eine unumgängliche Entwicklungsstufe für jeden Gogomeister, daß er mit Praktikern redet und ihre Vorschläge und Einwände verarbeitet. Sie sind es auch, die die Gogos in der Praxis anwenden werden und nicht einige nutzlose Spinner, die nichts für Gogos zu verkaufen haben und auch kaum die Fähigkeit haben, welche zu verdienen.
Die Gogos sind nicht für Tauschkreise konzipiert worden sondern für die reale Wirtschaft. Sie wurden auch in Zusammenarbeit mit Praktikern in dieser Wirtschaft weiter entwickelt und auf mögliche Schwachstellen abgeklopft.


















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