Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Wassollkunst«
hei+co schrieb am 6.7. 2002 um 17:36:27 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
abracadabra: Von der Mimesis zum Hacken
Man könnte weit ausholen, um in den Diskurs der Medienkunst einzusteigen: Verfahren der antiken Ars Memoria als Vorläufer der Desktop-Metaphern, Kirchenfenster als Prototypen von Video-Clips, Tempelstatuen und die Automatenkünste des Barock als frühe interaktive Systeme ...
... gern werden auch ganz oberflächliche Multi- und Mixed-Media Experimente, die hauptsächlich durch rein technologische Verschaltungen von Abfallprodukten aus der Großtechnologie glänzen, dadurch zu 'Kunstwerken' verklärt, daß sie in den Kontext der Partizipationskunst und den Demokratisierungsbemühungen der 60er und 70er Jahre gestellt werden.
Delete! Diese Art von affirmativer multimedialer Medienkunst ist tot. Da nützen auch die schönsten Interaktionsmomente unter größtem technischem Aufwand nichts!
Ich möchte in diesem interaktiven Text vielmehr das Augenmerk des aktiven Lesers auf den utopischen Gehalt einiger (teils historisch verschütteter) Momente der Medienkunst-Geschichte richten: auf den spezifischen Umgang von Künstlern, Programmierern, Theoretikern mit vernetzten Medienkonstellationen, auf möglicherweise bahnbrechende Entwürfe für ein radikal-ästhetisches Interfacedesign, das als künstlerische Verfahrensweise auch immer die sozialen Gebrauchsweisen der jeweiligen Medien thematisiert ... connect it!
friedrich a. kittl. schrieb am 6.7. 2002 um 17:45:26 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
»Es gibt keine einzelnen Medien, sondern die Medien sind in Verbundsystemen geschaltet. [...] Rauschen oder Zufälligkeit entsteht nach Shannon immer dort, wo Kanäle die Teilsysteme eines Medienverbunds aneinanderkoppeln. Deshalb wäre zu fragen, ob Interventionsmöglichkeiten nicht primär in der Vernetzung von Medien liegen und weniger im üblichen Gebrauch oder Mißbrauch von Einzelmedien. Auch Künste sind, allen Museen und Bibliotheken zum Trotz, nicht nur Techniken der Speicherung, sondern auch der Übertragung gewesen. [...] Auf Kanälen aber passiert alles mögliche. Eine Botschaft, sagte Lacan, erreicht immer ihren Betimmungsort. Eine Botschaft, hielt Derrida dagegen, kann ihren Bestimmungsort immer nicht erreichen. Beides stimmt, einfach weil es Krieg gibt, also Untergebene auf der einen Seite und Feinde auf der anderen, Rezeption und Interzeption. Medien, die ja für technischen Kriege entwickelt worden sind, fallen unter diese Regel. In ihre Übertagungen und Vernetzungen einzugreifen, sind gegenwärtig die wirklichen Ereignisse. Kunst, ob Happening oder nicht, hätte ein Modell zur Mimesis: die Hacker von CCC Hamburg.« (Florian Rötzer Kunstforum *Ästhetik des Immateriellen*, Bd. 97 und 98, hier im Teil II, Band 98, Januar/Februar 1989 findet sich dann das aeusserst spannende Gespräch zwischen Friedrich Kittler und Florian Rötzer: *Synergie von Mensch und Maschine*., 117)
vuk cosic schrieb am 6.7. 2002 um 18:02:04 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Eine der konzeptuellsten Arbeiten auf Deiner Website heißt »A day in the life of an internet artist«, die Deine täglichen Aktivitäten verzeichnet. Andere Leute nennen sowas ihre Homepage, aber bei Dir ist das ein Kunstwerk. Warum?
Vuk Cosic: Das war das erste Mal, daß ich bemerkte, daß es eine Million verschiedener Methoden gibt, das, was man im Internet macht, zu klassifizieren. Der Grund dafür ist, daß es im Internet so wundervoll undefiniert ist, mit welchem Material du arbeitest: Text, Video, Grafik, Audio oder was auch immer. Das ist ein Problem, und darum muß man der Sache wirklich auf den Grund gehen.
Und wenn man der Sache wirklich auf den Grund geht, dann geht es bei der Kunst um Subjektivität, auch wenn Du etwas anderes versuchst. Sogar die schlimmsten formalistischen Experiments in dem heroischen Zeitalter der Videokunst waren Reflexion der Individualität ihres Machers. Damit versuche ich zu spielen/arbeiten.
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