ungeduld
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Ding der Woche: Ungeduld
Kennst du das, wenn da jemand an der Kasse beim Einkaufen steht und erst in voll-kommender Ruhe alle Artikel in seinen Wagen packt, bis er dann langsam in seine Hose greift, um sein Portmanie herauszuholen? Den Betrag gibt er natürlich bis auf jeden Cent abgezählt der Verkäuferin, auch wenn es ewig zu dauern scheint, bis er das letzte fehlende Geldstück aus einen Umschlag holt, der in seiner Hosentasche steckt. Ich lächele. Der Tag ist ja noch jung. Dann ins Auto. Die erste Ampel nach der Ausfahrt vom Kundenparkplatz ist natürlich rot. Und sie ist lange rot. Verdammt noch mal, dieses scheiß Intervallsystem dehnt sich wohl heute mal wieder ganz entspannt aus, was? Na gut, nach gefühlten Stunden geht es doch weiter. Die Straße, in der ich parken möchte, wird gerade von einem anderen Autofahrer verbarrikadiert, der in ständigen Vor-und-zurück-Manövern versucht, in eine Parklücke zu kommen. Junge, Junge, bitte gib deinen scheiß Lappen ab, du kannst doch sicherlich nicht einmal deinen Namen lesen. Ich fahre vorbei, meine Mundwinkel sind kurz mal in den Keller gegangen und ich entgehe nur knapp einer Anzeige wegen Beleidigung, indem ich lieber auf das Armaturenbrett schlage, anstatt meinen knüppelharten Zeigefinger ans Seitenfenster zu halten. Ich parke, betrete das Treppenhaus und werde sogleich von Frau Goldenhaus aufgehalten. „Guten Tag. Na, schwere Einkäufe gemacht? Ja, muss ja mal sein, nicht wahr. Aber draußen wird es auch langsam wieder kälter. Und denken Sie bitte immer daran, die Haustür um 20 Uhr abzuschließen.“ „Guten Tag. Ja ... genau.“ Die Tasche mit den Einkäufen schneidet mir in die Hand und ich be-komme dieses flaue Gefühl im Magen, das immer aufkommt, wenn ich mich mit je-mandem unterhalten muss, der mir einfach nur lästig ist. Diese verdammte alte Schachtel mit ihrem Nazi-Sohn, soll mir einfach nur aus dem Weg gehen und sich verdammt noch mal nach draußen stellen, damit sie merkt, wie kalt es hier bald wird.
Ich schleppe mich und meine Einkäufe in den vierten Stock und sinke auf meinem Sofa zusammen. Dann nehme ich mein Telefon zur Hand, weil ich in den nächsten Minuten ein wichtiges Telefonat führen muss. Nein, nein, nein! Ich habe bereits 10mal gewählt und jedes Mal ist besetzt. Dabei hatte ich doch einen Termin. Es geht nicht mehr! Ich öffne mein Fenster und schmeiße das Telefon raus. Es trifft irgendwo auf und ich höre einen Schrei. Vielleicht Frau Goldenhaus, denke ich und kann mich zum ersten Mal an diesem Tag entspannen.