Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Naturtheater«
anna schrieb am 13.3. 2001 um 21:30:38 Uhr zu
Bewertung: 14 Punkt(e)
Im Mongolen-Zelt, es ist totenstill. Draußen ist nach einem beständigen Tag beständige Dämmerung eingekehrt. Ich schlafe nur halb. Welche Verlassenheit hatte uns, Nyima und mich, heute überfallen. Welche Verlassenheit! Was wäre ich ohne meine Liebste Nyima! Wäre sie nicht bei mir – eben habe ich das gedacht, schon taste ich im Zelt umher, allein bin ich, es packt, es schüttelt mich. Krieche aus dem Zelt. Rufe „Nyima, Nyima!“ – die Stimme klein wie die eines Kätzchens. In Wellen erfaßt mich Übelkeit. Ich krümme mich, hocke hin, pisse in den Sand. Der Himmel noch niedriger, der Horizont noch näher als je zuvor. Von fern, es kommt aber rasch näher, ein Springen und Keuchen. Ein Schatten, ein Windhund! Rennt mehrmals ums Zelt, legt sich hin, winselt leise. Ich flüstere „Veltro“. Das Winseln hört auf. Ich berühre vorsichtig seinen Kopf. Im Zelt zurück. Ich höre mein Herz laut schlagen. Finde ein Kopftuch, knülle es in meine Hand, lege mich hin. Im Bauch breitet sich Ruhe aus. Frieden. Ruhe, bis auf ein schwaches unterirdisches Donnern, genau unter dem Zelt, unter mir, fast in mir.
anna schrieb am 28.2. 2001 um 12:33:38 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
NunZilla,was tust du uns an! Noch sind wir unsern Nachtschwester-Job nicht los, schon mutest du uns derartiges zu! Wir wissen, daß du sie, Nyima und mich, Anna gesegnet hast, und daß, was du uns zutraust, mehr als ein Segen ist. Wir können nicht! Du hast uns das Panorama des Naturtheaters gezeigt. Die weite Ebene davor, die weit gezogenen bunten Bänder, die das Naturtheater-Gebiet begrenzen. Der weite rötlichgelbe Himmel, die wunderbar frische Luft mit der feinen Zimt-Note - wie schön! Licht ohne Sonne - wäre die Sonne kühl, könnten wir uns fast im Innern, in einer Hohlkugel im Innern der Sonne glauben. Aber die ganze Ebene besät mit wartenden Kindern, kleinen und kleinsten! Nackt oder nur in Tücher gehüllt! Die meisten durch Hunger, Krankheit, Verwundung gezeichnet. Wenn auch jetzt, nach dem Tod, in friedlicher und ohne Ende geduldiger Erwartung. Die Luft voll Wispern, Summen, manchmal leisem Lachen. Die sollen wir alle, nacheinander, nach ihrem Namen fragen, oder ihnen ihren Namen geben, und ihre kleine Aufgabe! Nyima will das nicht sehen. Sie drückt sich mit geschlossenen Augen gegen mich, ich muß ihr das erzählen, was ich sehe.
NunZilla, gib uns eine andere Aufgabe!
anna schrieb am 3.3. 2001 um 14:29:14 Uhr zu
Bewertung: 12 Punkt(e)
NunZilla versucht, uns Mut zu machen. „All die Kinder hier“ sagt sie, „warum haben sie sich das Naturtheater-Ritual ausgesucht? Ihnen gefällt die Kargheit dieser Wüste, dieses Gebirges. Sie hatten, als sie noch lebten, nicht einmal Kraft für das, wovon sonst jedes Kind überquillt: Phantasie. Daß sie keinen Hunger, keinen Durst, keine Schmerzen mehr haben, das macht sie so geduldig. Die bunten Bänder an der Grenze zum Naturtheater, und wie der Wind sie bewegt, das ist ihnen Paradies genug.“
anna schrieb am 12.3. 2001 um 19:38:41 Uhr zu
Bewertung: 8 Punkt(e)
Aus leeren Kisten hat sich NunZilla ein Podest gebaut und bläst Posaune! Hier, beim Naturtheater, war ewiger Vormittag. Aber nun ist es Abend, durch die Wolkendecke bricht da und dort noch Licht, und NunZilla hat es geschafft, perfekt beleuchtet zu werden. Eine Art Blues, etwas steif dreht NunZilla sich immerzu um sich selbst. Der Horizont rückt näher. Wie die Ebene glänzt, wie der Bodennebel, das Gebirge leuchtet! Fußspuren tausender Kinder rings umher. Die Kinder alle im Nebel des Naturtheaters verschwunden. Noch immer der Blues, dann: Scheinwerfer aus, NunZilla fort!
Nyima und ich, mit einem Mal so kummervoll! In einem leeren Welt-Innenraum, auf einem traurigen Planeten, unser Zelt eine gestrandete Raumkapsel: dorthin ziehen wir uns zurück.
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