Februarblau

Am Horizont ist es ein wenig grau, aber die Kuppel über mir präsentiert sich im strahlendsten Blau, das sich vielleicht 15 Menschen gleichzeitig nur vorstellen können... wenn sie sich sehr anstrengen.
Die Luft schneidet kalt über die Rückseiten meiner Finger und das Tippen fällt schwer. Meine Pizza ist inzwischen merklich abgekühlt, und der Käse, der auf den Karton gelaufen ist, ist mit der Pappe inzwischen eine unheilvolle Liason eingegangen, so daß ich inzwischen (gierig, wie ich bin) etliche Fetzen Pappe mitgegessen habe.
Über mir, im tagsüber unbeleuchteten Reklameschild der Spielothek nisten Vögel. Ich nehme es jedenfalls an, das Tohuwabohu aus Gezwitscher und Flügelschlag lassen für mich eigentlich keine andere Deutung zu.
Der Wind bläst mir einige Haarbüschel ins Gesicht. Es ist kalt, klirrend kalt, aber das Wetter ist mir einfach zu schön, um wieder ins Büro zu gehen. Die Sonne strahlt, wenn auch nicht warm, dann doch um so heller und klarer.
Die Pizza befindet sich jetzt nahezu vollständig in meinem Magen, und nur noch einige fettige Käseflecken beweisen der Außenwelt ihre einstige Existenz.
Fast häte ich mir den Hals verrenkt, als sich wohl das wundervollste Geschöpf der letzten 2½ Stunden (mein ungefährer Gedächtnishorizont) an mir vorbeizog. Fast hüftlanges, glattes, dunkelblondes Haar, das der Wind zu stürmischen Wellen zu verwirren sucht, umrahmt ein meergrün glitzerndes Augenpaar. Sie lächelt mich im Vorbeigehen an, und ich grüße mit einem höflichen Nicken. Ich glaube, ich kenne sie... habe sie schon öfter während meiner Pause gesehen. Vielleicht sollte ich sie mal ansprechen. Aber jetzt wird's mir zu kalt und sie ist schon um die Ecke.
Ich packe den Pizzakarton und den Computer zusammen und mache mich auf den Weg zurück zum Büro.

Es gibt zu wenig Farbnamen! »Märzrosa« wäre auch einer.

Über Musik läßt sich schlecht in interessanter Weise reden, aber Februarblau, das klingt wie eine dieser Platten von diesem Kölner Technomann (ich weiß jetzt nicht genau wer das ist, ich glaube mittlerweile das ist alles ein und die selbe Person, Thomas Brinkmann, Reinhard Voigt, bla bla immer der selbe schwoof), nämlich unter diesem Projektnamen Gas, eigentlich fiesester Ambient sollte man meinen, wenn man es beschreibt, die Haare stehen einen zu Berge wenn man das in Worte fasst, irgendwelche schwebenden Synthieflächen, ein paar davon übereinandergelegt, manchmal im Hintergrund vier auf den Boden mit einem sehr gedämpften Basstrommelklang, aber ich möchte diese Platten trotzdem nicht mehr missen, recht eigentlich werde ich mir jetzt alle drei hintereinander anhören...

ich bestehe auf septemberrot, und zwar ganz entschieden. man denke nur an rotwein, reife äpfel, von der schwiegermutter für schneewittchen präpariert, vogelbeeren, die in eschen leuchten, und das laub, das beginnt, sich rot zu verfärben... über september-orange ließe ich grade noch mit mir reden - aber braun - neee!
und wer's immer noch nicht erraten hat: ja, ich bin im september geboren...

Monatsfarbnamen :
januarweiß februarblau märzrot aprilrosa maigrün junigelb juliviolett augustsilber septemberbraun oktobergold nevembergrau dezemberschwarz

oder auch
aprilgrün maischwarz oder augustblau

Es sind noch viele Kombinationen denkbar !