Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Warburgpassage«
passant schrieb am 26.1. 2018 um 17:50:26 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Cric erkenne ich immer an dem hellen Fleck am Rücken im Gefieder. Crac hat keine besonderen Merkmale, außer dass Crac immer im Gefolge von Cric angeflogen kommt.
An manchen Tagen sind beide sehr scheu, an anderen fast aufdringlich.
Sie erkennen mich vom Himmel herab als Passanten unten auf der Warburgpassage. Erkennen mich aber auch als Fahrradfahrer unter den Bäumen der Swampy Meadows.
Beide sind stillschweigend einverstanden, wenn ich links erst Cric, dann rechts Crac je einen halben Erdnusskern zuwerfe, weil dann diese krähenhaft hektische Rauferei entfällt.
Manchmal gelingt es mir, einen ganzen Erdnusskern zwischen beide zu werfen, der dann nach rechts und links in je eine Hälfte zerspringt.
Neuerdings kommt eine dritte Krähe angeflogen, worauf Cric auf das Fressen verzichtet und sich ganz der Vertreibung widmet, über den Boden der Swampy Meadows hüpfend zuerst, beide fliegen auf, die Vertreibung setzt in der Luft sich fort, bis hinüber zum Bahnhof Torburg-Tor.
passant schrieb am 9.11. 2016 um 16:41:04 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Im Schaufenster (eigentlich eine in die Außenmauer das Ladens eingefügte rechteckige Leselupe) ist heute nur 1 Briefmarke zu sehen.
In einem Oval ein stolzer, blasser, etwas abweisender Mann. Gekräuselter Backenbart, der links und rechte bis zu einer kleinen Fliege herabhängt. Ölig gewelltes Haar.
Stahlstich, Farbe zwischen braun und violett.
In jeder Ecke eine schön gekringelte »2«.
Oben am Oval entlang: H.I.POSTAGE
Unten: ELUA KENETA. Der Name?
Daniel Danziger, Inhaber von »Old Stamps«, erläutert:
König David Kalakaua. 1836-91.
Kulturförderer: der Hula-Tanz.
Stevenson (Schatzinsel) war mit ihm befreundet.
(Mit halber Stimme:) befreundet auch mit des Königs Nichte - 13.
(Wieder lauter:) Elua Keneta bedeutet 2 Cents, ist hawaiisch.
Die Marke ist nicht viel wert. Nur eine kleine Geste. Sie wissen, the Elections.
Die Hawaiianer - meine Hochachtung.
passant schrieb am 17.7. 2016 um 17:40:40 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Der Physikunterricht im Sophienstift berücksichtigt auch die örtlichen Gegebenheiten der Warburgpassage, d.h. das Parallelwelt - Phänomen. Dass vollkommen parallele Universen sich nicht mehrfach überschneiden, sondern nur einmal, müssen alle begreifen. Dass die Schnittfläche sich nicht im Unendlichen befindet, wie Laien sich gern ausdrücken, sondern dass diese zugleich überall und nirgendwo ist. Folglich gibt es etwas, das sich nicht nur schneller als Licht, sondern unendlich schnell bewegt - der Schnittpunkt zweier paralleler Geraden, im vorliegenden Fall die Schnittfläche zweier paralleler Räume. Wie auch immer, heute schien die Warburgpassage etwas zu schwanken, denn ich flanierte auf dem Offiziersdeck einer Galeere.
Durch Lüftungsluken waren ein Deck tiefer Soldaten zu sehen, die auf Kommando Waffen putzten. Von noch einem Deck tiefer drangen üble Gerüche nach oben, auch dumpfe Rufe und Schreie. Weiter vorn, an der Kreuzung Warburgpassage / Warburgterrasse, wankten erschöpfte Triathlon-Teilnehmer vorüber, angefeuert von Zuschauern und Ordnungsdienst. Am Himmel dröhnten Hubschrauber, denn Triathlon in Neutorburg ist immer auch Militärübung. Heute Triathleten, morgen Putschisten und Terroristen.
passant schrieb am 5.8. 2015 um 11:15:02 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Auf dem Dach des Neutorburger Rathauses, mit seinen unzähligen Türmchen und Giebeln, fliegen Drohnen aus und ein. Außer Polizeidrohnen auch die das Neutorburger Mikroklima protokollierenden Wetterdrohnen.
Der Neutorburg Micro Weather Report im Internet ist erschreckend nüchtern gestaltet, da auf Reklamefenster verzichtet wird, zugunsten einer detaillierten Legende. Deutlich wird die Warburgpassage als Wetterscheide sichtbar.
So flüchteten gestern nachmittag Passanten auf die trockene, sogar sonnenbeschienene Ostseite der Warburgpassage, während Wind Regen peitschte gegen die Fassaden der Bürogebäude gegenüber.
passant schrieb am 31.8. 2016 um 15:21:17 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Daniel Danziger, „Old Stamps“.
Danziger hat von seiner Großmutter Emilie ein (unverkäufliches) Briefmarkenalbum übernommen, aus dem Besitz von Warburg.
In Danzigers winzigem Laden hängt eine postkartengroße Fotografie von Warburg - und Danziger ist ihm ein wenig ähnlich: kurzgeschnittenes Haar, Schnauzer, melancholische schwarze Augen, schwarzer Anzug, weißes Hemd, ja fast eine Erscheinung in schwarz-weiß wie auf dem Foto.
Allerdings hält er nicht viel von Warburg: seine Briefmarken seien nach unverständlichen Kriterien sortiert, überall hätte er eine Zusammengehörigkeit bemerkt, wo es doch immer darauf ankomme, nicht Zusammengehöriges auseinanderzuhalten. Newton hat eine Zusammengehörigkeit von Mondumlauf und Apfelfall festgestellt, meinte Danziger, und Warburg eine Zusammengehörigkeit von Kleeblattklopfer und Tennisschläger, aber nur Newtons Feststellung war bedeutsam. Ein „nicht wahr?“ schickt Danziger fast jedem Satz hinterher und hier antwortete ich prompt: „allerdings!“
Überhaupt hätte Warburg billigste und teuerste Stücke wild durcheinander in sein Album geklebt. „Kleben lassen“ sage ich, denn Warburg war reich. Danziger: Warburg hätte sogar den heiligen Gral gekauft, neben einen billigen Eierbecher gestellt und somit bewiesen, dass der heilige Gral im Grunde gar nicht heilig ist. Heilig sei das einzig in diesen Gral passende allerköstlichste Ei, das er noch auftreiben werde – und wenn es ihn sein ganzes Vermögen gekostet hätte und das seiner Brüder dazu.
passant schrieb am 8.10. 2017 um 17:21:42 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Als heute, zwischen 8:30 und 8:40, der Passatwind eine Pause einlegte - das wurde genau registriert, damit es später als Ereignis des Tages (Sonntag!) berichtet werden kann - war deutlich ein Knall zu vernehmen.
Aus einem der oberen Etagen eines Bürohauses auf der Westseite der Warburgpassage; ein Versicherungsunternehmen.
Sonntagsdienst, womöglich freiwillig, da zu Hause unerträglich, heute das Antidepressivum vergessen (immer vor dem Frühstück!), nicht den Revolver. Diese unerträgliche Langeweile, dazu mit einem Mal diese Windstille. Solche Dinge geschehen immer wieder.
Dabei wurde erst vorgestern, Freitagnachmittag, das 20-Jahre-Jubiläum gefeiert. An einem Fenster der obersten Etage: eine hübsche Girlande aus bunten Buchstaben.
In jeder größeren Firma gibt es einen Laden, der Snacks, Getränke, jeden Tag hat irgendwer Geburtstag, also auch Sekt anbietet, dazu Schreibwaren. (Um zu sparen, kommt die Firma nur noch für den Kopierautomaten-Nachschub auf - Kugelschreiber mit dem Logo der Versicherung sind als Antiquitäten in manchen Schreibtischen noch zu finden.) Bunte Papierbuchstaben zum Aufhängen hat der Laden nicht, ebensowenig Luftballons, wie sie auch oben am Fenster zu sehen sind, und von denen einer geplatzt sein muss.
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