Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Unterschichtgewalt«
mcnep schrieb am 5.1. 2008 um 08:01:44 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Wenn es ja nur um reaktive, um Gegengewalt ginge, wie in den Fällen, in denen Jugendliche therüstigenrentners zusammendreschen, die ihnen in bürgerpflichtschuldiger Art & Weise das Rauchen in der Öffentlichkeit verbieten wollen - so unlängst geschehen und vermutlich nicht nur in Raucherkreisen mit klammheimlicher Freude beobachtet... Aber es geht natürlich um viele Tausend tickender Zeitbomben voll Wut und Hass, die sich in einem engen Kanon der Zeichenhaftigkeit bewegen, der den meisten von uns verschlossen bleiben muss: Nicht einmal der spießigste Familienvater kann sich so alttestamentarisch empören, wenn der Filius die Wände des elterlichen Wohnzimmers zur Staffelei seines Wachsmalsets erkiest, wie sozialwohnungskasernierte 15jährigeJungs, wenn in ihrem mit Spray und Speichel abgesteckten Claim ein unschuldiges Tag des Lederfetischistenverein-Golzheim-Stockum-Derendorf auftaucht. Sehr alte Kinder das, die manches furchtbar ernst nehmen, was unsereinem längst zur belachten Schlacke geronnen ist, sie kommen in Großvaters Schuhen einher, an denen immer noch der Staub der Jurten haftet. Ackerbauern gegen Jägerkultur: Die Geschichte lehrt, dass es die Ackerbauern sind, die die Geschichte fortschreiben: Oft genug jedoch, indem sie die Jäger zu ihren Fürsten machten. Appeasement statt Faustkeilpolitik. Etwas von diesem Urwissen scheint in der Debatte um Jugendgewalt noch zu schlummern. Die hosengelbe Feigheit der potentiellen Opfer riecht genau so scharf wie der Ketonatem der ausgehungerten Schwarzhaare, die die U-Bahn-Christen mit Stechblicken abwiegen. Stickstoff halt, es geht immer auch um Stickstoff, um die Verteilung des Düngers, da will was wachsen und da wächst auch was, aber was erwächst daraus? Ungleichzeitige Jäger, schon bei der Geburt zum Ruhestand vergattert, und die bestechlichsten unter ihnen verdingen sich bei den breitgesäßigen Bauern im schwarzen Rock gedungener Privatarmeen. Zwei Türme, durch einen unterirdischen Gang auf ewig verbunden, verloren ist daz slûzzelin, was aber, wenn es andere Wege gibt, die Tür zu öffnen? Feigheit gegen Gewalt, zwei verachtenswerte Wege, welchen willst du einschlagen? Mistwender werden oder Losungsschnüffler? Wir brauchen mehr Bauern als Jäger, gewiss. Wenn aber die Jäger nur aus Spaß an der Freude arbeiten? So etwas ist von vornherein verdächtig.
Bob schrieb am 14.1. 2008 um 08:17:08 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
B e r l i n
Selbst das Auto wird zur Waffe
Wieder gab es eine Serie von Gewalttaten / Innerhalb der Polizei wird um Strategien gestritten
Das geschah allein am vergangenen Wochenende in Berlin: In Tempelhof bekam ein 19-Jähriger einen Messerstich in den Bauch. Er hatte Sonnabend an der Götzstraße mit Gleichaltrigen Streit. In Niederschönhausen bedrohten am Samstag ein 18- und ein 17-Jähriger einen Jugendlichen mit einem Teleskopschlagstock und raubten ihn aus. Am selben Tag wurde in Weißensee einer 15-Jährigen die Handtasche geraubt. Täterin war eine 16-Jährige, die festgenommen wurde.
Gestern früh überfielen dann in Schöneberg zwei 19-Jährige einen 16-Jährigen. Sie nahmen ihn in den Schwitzkasten und erbeuteten sein Fahrrad. Zur selben Zeit schlugen und traten auf dem S-Bahnhof Westend ein 17- und ein 18-Jähriger auf zwei 45- und 59 Jahre alte Männer ein. Als die flüchteten, zerstörten die betrunkenen Schläger eine Tür. Dann verprügelten sie einen Studenten. Polizisten nahmen sie fest. Außer Lebensgefahr ist inzwischen ein 17-Jähriger, der am Freitag in Schöneberg von 20 Arabern und Türken niedergestochen wurde.
Derweil streiten Polizeiführung und Gewerkschafter darüber, wie sicher diese Stadt überhaupt ist. Für Empörung im Polizeipräsidium sorgte kürzlich der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Eberhard Schönberg, als er sagte, ganze Stadtteile seien »verloren«. In diesen Vierteln hätten gewaltbereite Jugendliche inzwischen jeden Respekt vor der Polizei verloren. »Polizeistreifen fahren dort nach Möglichkeit nicht mehr allein hin sondern nur noch in entsprechender Personalstärke«, sagte er gestern erneut. Polizeipräsident Dieter Glietsch widersprach sofort: »Wer Stadtteile verloren gibt, fordert dazu auf, auf jede Investition und jedes Engagement zu verzichten.« Funkstreifen trauten sich überall hin.
Schönberg legte gestern nach: »Wer es sich leisten kann, zieht aus diesen Gebieten weg. Was Glietsch sagt, widerspricht wissenschaftlichen Untersuchungen, etwa dem Sozialatlas, und den täglichen Erfahrungen unserer Beamten«, sagte er der Berliner Zeitung. Schuld sei die Sparpolitik bei Sozialeinrichtungen und Sicherheitsbehörden sowie falsche politische Korrektheit, die dazu führe, »dass die Fakten nicht beim Namen genannt werden«. Schönberg verwies auf die Statistik, wonach bei jugendlichen Schlägern Täter aus Einwanderer-Familien 45 Prozent ausmachen und bei Intensivtätern sogar 79,7 Prozent.
Während Glietsch versichert, seine Funkwagenbesatzungen würden sich überall hin trauen, wurde am Wochenende wieder einmal klar, wie gefährlich das sein kann: So wurden in der Nacht zum Samstag in der Kreuzberger Naunynstraße drei Beamte von 30 wütenden Arabern und Türken angegriffen, die einen Dealer vor der Festnahme bewahren wollten. Bei dem Tumult wurde eine Polizistin verletzt. Erst als die Beamten drohten zu schießen, sei die aufgebrachte Menge zurückgewichen, sagte ein Polizeisprecher.
Einen Tritt mit voller Wucht in den Unterleib bekam am Samstagmorgen eine Polizistin in Mahlsdorf ab. Sie und zwei Kollegen waren einem am Boden liegenden 17-Jährigen zu Hilfe gekommen, der aus einer 20-köpfigen Gruppe geschlagen und getreten wurde. Einen Faustschlag auf die Nase erhielt zur selben Zeit ein Polizist in Hellersdorf. Er hatte einen 22-Jährigen auf einem Gehweg liegen sehen. Mehrere Leute kümmerten sich um ihn, ein Rettungswagen war unterwegs. Der 22-Jährige hatte zuvor zwei 18-Jährige geschlagen und war danach selbst von Unbekannten verprügelt worden. Als der Polizist Zeugen befragte, sprang der 22-Jährige aus dem Rettungswagen und schlug auf den Beamten ein.
Gefährlich wurde es gestern früh auch in Marzahn, wo feiernde Neonazis die Nachtruhe störten. Als Polizisten kamen, wurden sie angegriffen. Verletzt wurde gestern auch ein Beamter in Mitte, als er zwei Graffiti-Schmierer festnahm. Ein Täter fuhr den Beamten mit einem Auto an.
Andreas Kopietz
Berliner Zeitung, 14.01.2008
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