Anzahl Assoziationen zu diesem Stichwort (einige Beispiele folgen unten) 4, davon 4 (100,00%) mit einer Bewertung über dem eingestellten Schwellwert (-3) und 2 positiv bewertete (50,00%)
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positiv bewertete Texte
Der erste Text am 23.10. 2016 um 18:00:16 Uhr schrieb
Assoziationsabriss über Spinoza
Der neuste Text am 28.2. 2019 um 23:22:41 Uhr schrieb
Bettina Beispiel über Spinoza
Einige noch nie bewertete Texte
(insgesamt: 1)

am 28.2. 2019 um 23:22:41 Uhr schrieb
Bettina Beispiel über Spinoza

Einige überdurchschnittlich positiv bewertete

Assoziationen zu »Spinoza«

Assoziationsabriss schrieb am 23.10. 2016 um 18:00:16 Uhr zu

Spinoza

Bewertung: 2 Punkt(e)

Ich bin leider nicht fähig, was anständiges über das Werk dieses großen Mannes zu schreiben. Naja, aber ich will, dass er ein Stichwort bekommt, deshalb tu ich eben so als ob.
Sein größtes, bekanntestes Werk war »Ethik nach der geometrischen Methode«. Nur darüber werde ich schreiben.

Das Werk beeindruckt auch heutige Leser durch seinen Aufbau. Es besteht aus 5 Büchern. Jedes Buch beginnt, wie in der Tradition bekannt, mit einem Vorwort oder einer Einleitung, wo der Autor kurz über seine Motive und Absichten mit den Werk auskunft gibt.
Dann geht es ans eingemachte. Es folgen zunächst Definitionen, in denen der Autor erklärt, wie bestimmte Begriffe und/oder Wörter zu verstehen sind. Diese sehe etwa so aus: »Unter Ursache seiner Selbst verstehe ich etwas, dessen Wesen die Existenz einschließt, oder etwas, dessen Natur nur als existierend begriffen werden kann
Die Definition können relativ einleuchtend bis ungewöhnlich sein. Grade in den ersten Büchern, wo es um Metaphysik, Gott, Körper und Seele geht, sind sie so komplex, dass der Autor zu den Definitionen wiederum Erklärungen schreiben musste. Diese Erklärungen sind (soweit ich sehe) entweder wiederum Definitionen (er gebraucht bei der Definition wiederum unklare Begriffe) oder aber der Autor stellt dort seine Absicht mit der Definition kurz dar.
Der geschulte Leser fragt sich an der Stelle, ob man sich von der modern-mathematischen Vorstellung über Definitionen (Definition als Konvention über Zeuchengebrauch) verabschieden kann. Oft genug schreibt Spinoza »unter X verstehe ich«, das könnte man durchaus so auslegen. Man darf aber nicht vergessen, dass Begriffsklärung, »Arbeit am Begriff« bis heute zum Handwerkszeug des Philosophen gehört. Es gab zu S. Zeiten die Trennung von Nominal- und Realdefinition.
Doch schreiten wir fort. Jetzt kommen wir zu den »Axiomen« und den »Postulaten«. Beides vom Euklid wohlbekannte Konzepte. Die Axiome haben niemals weitere Erklärungen, die Postulate bisweilen sehr wohl. Beim Euklid gab es ja auch die Unterscheidung zwischen den eher formalen Axiomen (als Hilfsmittel der Beweistechnik) und der inhaltlichen Postulate, die einige grundsätzliche, selbstevidente, jedenfalls nicht weiter beweisbare Wahrheiten ausdrückten. Euklid war kein Logiker und hat sich nicht immer dran gehalten, wie bekannt ist.
Spinozas Axiome haben es dabei in sich. Einige scheinen auch heute noch okay, etwa »Menschen denken« oder »Eine wahre Idee stimmt mit den Dingen überein«, andere sprechen von einer Auffassung von Kausalität, die heute nach Hume doch umstrittener ist. Auch sind einige Axiome ganz knckige Ausgangspunkte für seine Philosophie, die bestimmt zu keiner Zeit völlig unumstritten gewesen wären. Viele Axiome sind auch in einer Art formuliert, wie sie uns an heutige Philosophen geschulte Leser doch sehr argwöhnen lassen, über die Unklare Metaphysik.
Die Postulate dagegen retten ihre Richtigkeit überwiegend durch Inhaltliche breite.
Darauf erst folgen die eigentlichen »Lehrsätze« oder Inhalte von S. Diese sind so aufgebaut: Ein Satz wird aufgestellt, es folgt ein Beweis und anschließend entweder eine Anmerkung des Autors oder ein Korollar. Die Anmerkungen sind sehr spannend und, möchte ich glauben, bisweilen erhellender als die Satz-Beweis-Korollar-Struktur. Hier zieht der Autor Beispiele heran, vergleicht seine Auffassung mit den Auffassungen anderer Autoren oder »des Volkes«. Der Korollar versucht aus dem bewiesenen Satz noch einige Bemerkenswerte Teilsätze abzuleiten.
Die Beweise beziehen sich dabei entweder auf Axiome, Definitionen und Postulaten und/oder auf vorher bereits bewiesene Sätze.
Dieser Aufbau erweckt beim Leser den Eindruck einer hohe deduktive Geschlossenheit des Werkes. So als müsste man sich wirklich nur die Axiome ansehen, um sagen zu können, »ja, das ist es« oder »Leider alles falsch«.
Doch dem ist nicht so. Bisweilen berufen sich die Sätze auf Beweise, die etwas »freier« sind und nicht jede Voraussetzung des Beweises wird haarklein aufgedröselt (satz vom Widerspruch wird voraussgesetzt, auch Definitionen von nicht, Folgerung nicht definiert). Die Anmerkungen sind echte kleine Aphorismen, auch wenn sich Beweise nur selten auf sie beziehen.
Die einzelnen Bücher enden auf verschiedene Weise, mal wird eine allgemeine Definition des Affektes gewonnen, die sich aus den Beweisen ergibt (ein überraschend moderner Gedanke), mal folgt ein Addendum, in dem einige Sachen noch mal etwas "praktischer dargestellt werden. Lediglich das 2. und das 5. Buch ende mit dem Abbruch des Beweises weiterer Lehrsätze.

Besonders spannend ist, dass im Rahmen des Werks auch erkenntnistheoretische Probleme behandelt werden, so dass ein interessantes Verhältnis zwischen den Aufbau des Werkes und den erkenntnistheoretischen Überlegungen von S. besteht, etwa über adequart Ideen, den menschlichen geist, dass alles in Gott realisiert wird, da dieser alles auf manigfaltige Weise tut usw.usf.
Insbesondere kann der Geist bei S. offenbar nicht irren, sondern nur durch äußere Ursachen, die auf den Körper einwirken, einen falsche Vorstellung entwickeln.

Der Aufbau des Werkes erinnert bewusst an Bücher über Mathematik und behandelt dabei doch die großen, letzten Themen. Allerdings weist er auch einige interessante Abweichungen auf und der Leser fragt sich unwillkürlich: War das eine private Ansicht von S. oder damals einfach üblich?

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