Befriedigung
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Afghanistans Kinderprostituierte
Ein tanzender Junge – geschminkt und als Frau verkleidet – belustigt beim Tanz ältere Herren. Später wird das Kind sexuell missbraucht. So will es die Tradition in Afghanistan. Eine Hütte irgendwo in Afghanistan. Es herrscht Partystimmung, die anwesenden Männer sitzen auf dem Boden, einige spielen Instrumente, andere singen. In ihrer Mitte springt und wirbelt ein kleiner Junge. Er trägt seidene Frauenkleidung, um seine Handgelenke sind Glöckchen gebunden. In femininen Bewegungen tanzt der Junge zum Rhythmus des Tamburins. Das Publikum ist begeistert. Die hier beschriebene Szene ist keinesfalls Teil einer harmlosen afghanischen Dorftradition, sie gehört vielmehr zur Praxis afghanischer Kinderprostitution. Diese Form der Prostitution, der Jungen-Tanz (Baccha Baazi), wird seit Jahrhunderten von Moslems in Afghanistan praktiziert, ist weit verbreitet und gesellschaftlich akzeptiert. Kleine Jungen bis zum Alter der Pubertät werden versklavt und zu Tänzern für Sexpartys ausgebildet. Meist stammen sie aus ärmlichen Familien auf dem Land, werden als Waisen von der Straße geholt oder entführt. Die Bacchis werden zum Eigentum mächtiger Kriegsfürsten, lokaler Polizeichefs und reicher Geschäftsmänner. Als Statussymbole besitzen mächtige Männer häufig sogar mehrere solcher Jungen. In Frauenkleidung, manchmal mit Make-Up auf dem Gesicht, mit Glöckchen an Hand- und Fußgelenken vollführen die Jungen vor ausschließlich männlichem Publikum ihre einstudierten Tänze. Dazu wird Musik gespielt, Lieder über unerwiderte Liebe und Begierde angestimmt. Teilweise finden regelrechte Wettbewerbe zwischen den Tanzjungen verschiedener „Besitzer“ statt. Zu Zeiten der Taliban-Herrschaft waren die Jungentänze offiziell verboten, doch mittlerweile floriert dieses Unterhaltungsgewerbe wieder. Die UN berichtet von Händlern, die DVDs von Baccha-Baazi-Abenden anbieten. Einige Zuhälter haben sich auf das Tanz-Training der Jungen spezialisiert und zwingen die Kinder nach dem Tanz zur Prostitution. Gegen eine geringe Geldsumme oder um sich Vorteile zu verschaffen, geben die Familien ihre Söhne an die lokalen Kommandeure und Milizchefs ab. Die meisten afghanischen Eltern aber sind inzwischen froh, wenn sie einen hässlichen Jungen bekommen, weil diesem dann das Schicksal eines »Bacchis« erspart bleibt.
„Offenbar waren und sind die Warlords, besonders die der Nordallianz, die Haupttäter», berichtet der UN-Mitarbeiter. „Aber es gibt genug Beweise dafür, dass auch die afghanischen Sicherheitskräfte die „tanzenden Jungen“ benutzen.“ Oft würden die Jungen, im Alter zwischen 10 und 15 Jahren, offiziell für die Polizei- und Armeekräfte rekrutiert und dienten nebenbei als Sexsklaven der Polizeichefs oder Militärs. Bis in die hohen Kreise der afghanischen Politik wisse man um die Baccha-Baazi-Partys und entschuldige diese als kulturelle Tradition. Die Ursachen für die pädophilen Tanzveranstaltungen liegt nach Aussage von Afghanistan-Kennern, im afghanischen Verständnis in der Rolle der Frau, Frauen sind in dieser Kultur nicht für Sex gedacht, Ehefrauen sind dazu da, Babys zu machen, Jungen für das sexuelle Vergnügen. Im alltäglichen Gespräch lehnt ein Großteil der afghanischen Männer Homosexualität zwar als widerwärtig und abstoßend ab, berichten Menschenrechtler vor Ort: „Baccha Baazi wird aber nicht als Homosexualität angesehen, sondern als Spaß betrachtet.“ Die Jungentänze finden vor allem im Norden Afghanistans statt, im Einflussgebiet tadschikischer und usbekischer Warlords. Aber auch in südlichen Regionen, und in der Hauptstadt Kabul sind sie weit verbreitet. Im Einsatzgebiet der deutschen Bundeswehr, in den Regionen Kunduz und Mazar i-Sharif, gehört Baccha Baazi zum Alltag und wird offen ausgelebt: „Hunderte Männer kommen dort zusammen. Einige bringen ihre Jungen, die dann nacheinander tanzen. Nach der Party, gegen 2 Uhr nachts, haben die Jungen dann Sex mit ihren Herren.« Sobald bei den tanzenden Jungen der Bartwuchs einsetzt, tauscht ihr Besitzer sie gegen einen jüngeren Knaben aus. Der pubertierende Bacchi wird dann nach jahrelangem Missbrauch verstoßen und oft mit einer älteren Frau verheiratet, die keine Jungfrau mehr ist und kaum Chancen hätte, in der streng islamischen Gesellschaft einen Ehemann zu finden. „Das Stigma haftet ihnen aber weiterhin an“, so ein Kinderschutzbeauftragter der UN, "Viele verlassen daher ihre Gemeinden und Familien für immer.“ Den „Herren“ noch vor der Pubertät zu verlassen, gelingt nur sehr wenigen Bacchis. Häufig hat dies tödliche Konsequenzen. Nicht wenige Bacchis werden von ihren Schändern umgebracht, die Mörder tarnen es meist als Unfall. „Es gab einen Fall in Kandahar im vergangenen Jahr, wo ein Junge vor dem Mann geflohen ist, der ihn besaß“, sagt ein Menschenrechtler. „Es endete darin, dass sieben Jungen aus Rache umgebracht wurden.“ Bislang folgten in Afghanistan auf den systematischen sexuellen Missbrauch der Tanzjungen kaum juristische Konsequenzen.