Du arbeitest 70 Stunden die Woche, einfach weil's Spaß macht, lebst aber am Existenzminimum, an Altersvorsorge ist gar nicht zu denken, du sparst, wo es nur irgend geht. Na gut, das schöne Auto - da wäre es vielleicht vernünftiger, auf einen Opel Corsa umsteigen. Aber diesen einen Luxus gönnst du dir.
Und dann siehst du die anderen in ihren Einfamilienhäusern, mit ihren Urlauben auf Teneriffa (du weißt nicht mal, wie man das schreibt), ihren wohlversorgten Kindern (du bist seit Jahren Single) und ihren fetten Angestelltengehältern, die sie bei Volkswagen, Audi, Siemens und Co. ganz selbstverständlich in den Rachen geschoben bekommen. Fürs Dasitzen und Schwatzen.
Und an so verregneten Novembernachmittagen, die du üblicherweise damit verbringst, Kundenwünsche in Programmcode umzusetzen, zweifelst du kurz an deinem inneren Modell von Freiheit. Daran, daß du der geborene Unternehmer bist. Ein echter Unternehmer, denkst du dann, der hätte schon längst, der wäre schon, der würde ... aber ich?
Du wehrst dich gegen den Begriff der Tretmühle, weil du eigentlich nur tust, was dir Spaß macht. Aber muß das wirklich den Preis haben, daß du dir eigentlich nix leisten kannst, nicht einmal eine zweite Woche Urlaub im Jahr?
Wenig wirkt abstoßender auf Frauen, als ein menschenscheuer, untergewichtiger, selbständiger Informatiker mit Minderwertigkeitskomplex. Nehme ich mal an. Ob das der Schlüssel ist, warum all die rotwangigen ehemaligen Kommilitonen, die sich mit Kußhand von DAX-Konzernen haben anstellen lassen, mittlerweile längst verheiratet sind?
OK, so eine Ehe kann auch ziemlich die Hölle sein, schon richtig. Vermutlich haben die in 10 Jahren ganz andere Probleme.
Dann wiederum kommt dir in den Sinn, daß du es ja auch gerade deswegen machst: Du willst dich eben nicht verkaufen. Du willst dein eigenes Ding durchziehen und dir nicht von den Spießern angstmachen lassen. Doch dafür fehlt dir eben manchmal der Mut.
Naja.
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