Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Agamemnon«
tootsie schrieb am 14.1. 2022 um 01:07:21 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Die Muse tritt die silberne Schale beiseite, reckt angriffslustig das Kinn nach vorne und funkelt den Gott herausfordernd an.
Skamander stellt sich breitbeinig hin.
„Runter von meinem Grundstück!“, bellt er. In Hüfthöhe führt er die Hände zusammen und bildet eine Art Raute. Daraus schließt ein Strahl Wasser hervor, der so dick ist wie ein menschlicher Oberschenkel und die geballte Kraft eines Dampfhammers hat. Er trifft die Muse mit voller Wucht am Brustkorb. Mit rudernden Armen fliegt sie rückwärts durch die Luft und knallt gegen den Stamm einer mächtigen Eiche, die seit Jahrhunderten am Ufer steht. Der ganze Baum vibriert. Einige Blätter segeln zu Boden.
Die Muse blinzelt benommen. Aus der klaffenden Wunde, in der man helle Rippen sehen kann, sickert goldener Ichor. Die Götter haben kein rotes Blut wie die Menschen.
Abwesend betastet sie ihre verwundete Brust. Sie schaut an sich herunter und keucht: „Scheiße, meine Titte! Bist du übergeschnappt? Ohne Narben wächst das nicht mehr zusammen!“
„Runter von meinem Grundstück!“, wiederholt Skamander leise. Zur Illustration wird ein Overlay aus Vektoren eingeblendet, die den Herrschaftsbereich des Gottes farblich markieren. Die Füße der Muse ragen hinein. Hastig zieht sie die Beine an, um sie aus der Gefahrenzone zu bringen.
„Ich hab schon gehört, dass es bei dir nicht so gut läuft. Der Chef ist wohl sehr unzufrieden?“, fragt der Flussgott.
„Was geht dich das an!“, faucht die Muse. Mit spitzen Fingern greift sie einen Hautlappen und bringt ihn in seine ursprüngliche Position.
Griechische Gottheiten sind nicht zimperlich und hart im Nehmen.
tootsie schrieb am 29.4. 2021 um 00:21:33 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Gespannte Stille im Zelt des Königs. Alle Blicke richten sich auf Kalchas. Seine Stimme ist unangenehm dünn und schneidet wie ein schlechtes Messer durch die dicke Luft. Er ist mir nicht sehr sympathisch. Priester, Zauberer und ähnliche Scharlatane mag ich nicht.
Gerade legt der Wichtigtuer Agamemnon dar, was im Lager vor sich geht. Im Hintergrund lümmelt eine junge Frau zwischen Decken, Kissen und Teppichen. Unerhörter Luxus an einem Ort wie diesem. Sie gilt als sehr schön, und ihr Name ist Chryseis. Sieht zufrieden aus und frisch gevögelt.
Sehr schön bedeutet, dass sie noch alle Zähne hat und gut genährt ist. In unserer Zeit würde sie kaum auffallen.
Für ihre Begriffe hat sie gerade Karriere gemacht. Im Gegensatz zu Agamemnons Gattin Klytaimnestra ist sie jung. Sie hat das große Los gezogen, und sie kann mit etwas Glück Königin werden. Ihre Pläne werden aber gerade über den Haufen geworfen.
Der Priester erklärt nämlich, dass die Männer sterben, weil Apollo angepisst ist. Bei einem ihrer Raubzüge ins Hinterland haben sie Chryseis verschleppt. Kriegsbeute. Ihr Vater betreut aber den hiesigen Tempel des Apoll, und er möchte sie wieder haben. Dieses Sakrileg kann der Gott nicht dulden, und deshalb nimmt er einen Griechen nach dem anderen aufs Korn, schießt seine Pfeile ab und macht die Männer krank.
Ich zeichne gewissenhaft alles auf. Sieht schlecht aus für Chryseis. Sie schicken nach dem Vater des Mädchens und planen ein Opfer zu Ehren von Apoll. Der scheint zufrieden zu sein, und dann schaltet mich die Muse wieder ab.
tootsie schrieb am 18.5. 2021 um 22:09:47 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Als mich die Muse wieder einschaltet, stehe ich am Strand. Die Sonne sinkt bereits, und die griechische Flotte schaukelt in der Abendbrise auf den Wellen. Die Bezeichnung „Flotte“ ist meiner Ansicht nach eine unzulässige Übertreibung. Eine Handvoll Schiffe, die von einem schmutzigen Räuberhauptmann befehligt wird, würde ich nie und nimmer als Flotte bezeichnen. Man hört einen Mann singen, der dabei auf einer Leier klimpert. Sonst ist es still, und die Stimmung im Lager der Griechen hinter mir wirkt gedrückt.
Agamemnons letzte Idee war nicht so gut. Weil er seine Kriegsbeute, das Mädchen Chryseis, wieder zurückgeben musste, damit Apollon nicht auch den Rest seiner Männer unter die Erde bringt, brauchte er Ersatz fürs Bett. Die neue Konkubine ist Eigentum von Achilles gewesen. Sie war ihm auf einem seiner Raubzüge in die Hände gefallen. Das Mädchen ist die Tochter eines lokalen Königs. Wobei ich zugeben muss, dass es sich hierbei ebenfalls um eine maßlose Übertreibung handelt. In der Bronzezeit nennt sich eben der Hauptmann jeder Räuberbande selbst einen König.
Das Mädchen gilt als sehr schön. Das bedeutet, sie hat noch alle Zähne und ein bisschen Fleisch auf den Rippen. Jedenfalls musste Achilles sie herausgeben. Dem schmeckt das gar nicht. Sein Verhältnis zu Agamemnon war von Anfang an etwas gespannt, aber diese Demütigung kann er nicht auf sich sitzen lassen.
Er hat das Zelt seines Chefs hoch erhobenen Hauptes verlassen und schmollt. Er weiß ganz genau, dass Agamemnon ohne ihn nicht die geringste Chance hat, die Trojaner zu besiegen.
Er ist schließlich der Sohn einer Göttin und praktisch unverwundbar. Weil er das Orakel kennt, hatte er vor, Briseis zu seiner Frau zu machen und in die Heimat zurückzukehren. Ein glückliches Leben im Kreis seiner Lieben, dass keine Schlagzeilen macht und bald vergessen ist.
Der ganze Feldzug ist für ihn eine einzige Pleite, und jetzt hat Agamemnon im auch noch die Frau weggenommen! Auf unsterblichen Ruhm kann er im Moment getrost verzichten. Er hat keine Lust darauf, weiterhin den Kopf für Agamemnon hinzuhalten.
tootsie schrieb am 12.4. 2021 um 18:24:33 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Ich schaffe es, hinter Kalchas durch den Vorhang des Zeltes zu schlüpfen. Sonst hätte ich das kleine Gerät benutzen müssen, mit dem ich durch Gegenstände diffundieren kann. Es ist aber unangenehm. Als würden Holz, Stoff, Steine und dergleichen direkt über die Haut, das Gesicht, die Zunge und sämtliche inneren Organe kratzen. Es tut nicht weh, aber es irritiert. Unsere Sinne sind für solche Eindrücke nicht gemacht. Wenn man sich davon ablenken lässt und die Füße nicht hebt, sinkt man ein, bis die verschiedenen Kräfte ein Gleichgewicht gefunden haben. Man kann sich das vorstellen wie ein Bad im Toten Meer. Es ist nicht möglich, sich aus dieser Lage zu befreien, und man muss dann warten, bis man abgeschaltet wird.
Vorerst bin ich aber im Zelt und mache Aufnahmen. Die griechischen Heerführer sind wegen der Seuche im Lager versammelt, und in ihrer Mitte zieht Agamemnon einen Flunsch. Kalchas' Eintreten hat nichts Gutes zu bedeuten. Das weiß der König seit der Sache mit Iphigenie.
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