Du bist so nordisch. Fährst diesen unverschämt dicken Kombi, mit dem allein wir das Nordkap gewinnen werden, trägst diese Pullover und Schuhe, die nach Schnee und Eis und kaltem Wasser riechen, selbst deine Augen scheinen voller Nordlicht zu stecken, wenn sie mich ansehen und schwach machen. Und jetzt fahren wir nach Norden, immer hinauf, die Richtung allein läßt mich schon frösteln. Die Fähre wie ein schwimmendes Zuchthaus, der Geruch so stark wie das Elend aller sieben Meere. Und ich bin elend, kann mich kaum auf diesem harten Stuhl halten, nur von der Unappetitlichkeit des Tisches davon abgehalten, auf ihn nieder zu sinken und mein Elend hinaus zu heulen.
Um uns lauter Naturburschen, Einöd-gestählte Outdoordeppen mit warmen Fischerwesten und farblosen Frauen und Kindern, die nach Eisenmangel und Disziplin und Lebenstüchtigkeit aussehen. Gleich wird einer sein Nordmannzelt vor uns aufschlagen und seinen Polarschlafsack ausrollen und hinein kriechen wie eine Spinne in ihr Loch. Ich könnte kotzen. Ach, leider nicht, nicht mehr, das habe ich schon hinter mir, schon längst.
Wie hast du mich nur überreden können - nach Norden, wo die Füchse und Elche und Lachse und Wölfe herrschen und selbst die Sterne sich weit, ganz weit zurück halten. Waren es wirklich nur deine strahlenden Augen, und die Begeisterung des kleinen Jungen, die mich verführt haben?
Verführ mich jetzt, hier auf der Stelle, gib mir sofort das Gefühl zurück, ein Mensch zu sein und kein vertrockneter Fjord. Laß wieder Blut durch meine Adern rinnen, nicht Aquavit. Ich hasse dich, deine schwere Hand, die mir beim Kotzen half, deinen starken Körper, der wie ein Korken noch hier schwimmen würde, wenn wir anderen allesamt längst am Grund des Meeres lägen.
Gib mir die Sonne zurück, und den blauen Himmel und den heißen Wind und den Staub auf einem lichterfüllten Platz mit knorrigen Bäumen ringsum und alten Männern in weißen Hemden und müden Kötern unter zerschlissenen Bänken.
Will nicht nach Norden, will lieber sterben als das bleiche Licht trostloser Mittsommernächte zu schürfen und die unangenehme Nähe unberührter Natur. Gib mir die Nacht zurück, das grelle Licht der Neonlampen, die schnellen Jungs in offenen Wagen, das Lachen, das die Hitze braucht.
Auch Nobile hat es nicht geschafft, warum also ich?
Gib mir die Tüte, schnell!
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