hatten, wußten viele Flüchtlinge schon, was gemeint war. Durch die Karawane schaffen wir es, die Probleme, die wir gemeinsam haben, auch bundesweit bekannt zu machen. Das Flüchtlingslager im Wald von Tambach, wo es große Proteste wegen der schlechten Verhältnisse dort gab, ist ein Problem, das alle Flüchtlinge betrifft und das auch alle betrifft, die an die Menschenrechte glauben und gegen Rassismus sind. Wir können es schaffen, unsere jeweiligen Beschränkungen in Bezug auf unsere Länder zu überwinden und mit anderen Antirassistlnnen eine internationale Vernetzung herstellen.
Salifou: Ich habe mal auf dem Marienplatz Flugblätter verteilt, da hat ein Deutscher gesagt: Geh zurück und tu etwas!' Der hatte nichts verstanden. Wir kämpfen auch gegen die Menschenrechtsverletzungen in Kongo und Togo, aber dort konnten wir nicht dagegen protestieren. Ich bin hierher gekommen, weil Deutschland ein demokratisches Land ist. Das heißt, jeder kann frei seine Meinung äußern ...
Mbongo-Mingi: Ich bin nicht nur hier, weil Deutschland demokratisch ist, sondern Deutschland hat auch etwas damit zu tun, daß ich weg mußte. Es gibt viele verschiedene Gründe, warum Flüchtlinge und MigrantInnen hier sind, aber eines muß ich sagen: Das Verhalten der industrialisierten Länder unseren Ländern oder unseren Diktatoren gegenüber und auch die Ausbeutung unserer Länder durch die industrialisierten Länder führt dazu, daß viele Menschen fliehen müssen. Ich bin ja nicht nur hier, weil Deutschland demokratisch ist, sondern auch, weil Deutschland seine Interessen in meinem Land kräftig vertritt. Das hat etwas mit Imperialismus zu tun.
Es gibt den Siogan "Wir sind hier, weil ihr dort wart'. Das war von Anfang an ein Thema in der Karawane.
Mbongo-Mingi: Weil es einfach so ist, daß Flüchtlinge nicht vom Himmel fallen. Auch die Rüstungsexporte der industrialisierten Länder in unsere Länder tragen dazu bei, daß viele von uns flüchten müssen. Hierher sind bekanntlich viele Kurden geflohen. Und mit welchen Waffen werden die Kurden in der Türkei bekämpft? Diese Waffen kommen auch aus Deutschland. Oder
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Kongo: Amerikaner, Deutsche und Franzosen haben starke Interessen in Kongo, und sie werden alles unternehmen, ihre Interessen zu wahren. Dafür sind sie bereit, wie sie es zur Zeit Mobutus getan haben, einen Diktator 30 Jahre lang zu unterstützen, obwohl diese Diktatur viele Menschen zur Fluchtzwang. Es ist sehr wichtig, die Zusammenhänge zwischen unserem Dasein hier und den Interessen der industrialisierten Län-
der genau zu betrachten.
Am 22. und 23. März wurde in München von den deutschen Behörden und der togoischen Botschaft ein Vorladungsterinin organisiert, um danach Flüchtlinge nach Togo abzuschieben. us Togo geflüchtet. Wegen Diktator Eyaderna sind viele Togoer a
Und was tun die Deutschen? Sie richten in einem Flüchtlingslager ein Büro für einen Vertreter des Diktators ein, damit dieser Einreisepapiere für Flüchtlinge ausstellt. Man hat in der Eile, und um Flüchtlinge so schnell wie möglich abzuschieben, die Grundsätze des Asylrechts übergegangen. Denn in diesem Lager leben Flüchtlinge, die noch im Asylverfahren sind. Asylbewerber aus Togo haben das Recht auf Schutz. Daß die deutsche Politik es dem Vertreter der Botschaft eines diktatorischen Landes in einem Flüchtlingslager bequem macht, überschreitet meine
Vorstellungskraft. es möglich,
Apropos Abschiebungen: Nur in einzelnen Fällen ist
Abschiebungen zu verhindern. Das geht nur, wenn wir die Leute gut kennen und wenn sie in der Karawane aktiv sind wie AkuboIm geschilderten Fall geht es jetzt um eine geplante Sammelabschiebung nach Togo. Da muß man erstrnal herausfinden, für wann die Abschiebung geplant ist, um etwas dagegen tun zu können. Wir beniühen uns jetzt, noch enger zusammenzuarbeiten, um rechtzeitig Informationen über den Zeitpunkt einer Sarnmeiabschiebung zu bekommen. In Einzelfällen können wir Faxaktionen starten, aber mit den Sarnrnelabschiebungen bekommt die Abschiebepolitik eine neue Dimension, da wird es schwierig, da müssen wir zusammenstehen-
Salifou: Vor diesem Termin der deutschen Abschiebebehörden mit der togoischen Botschaft haben wir von der EyadernaPropaganda in Togo gehört: Die Togoer seien nach Deutschland
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