Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Netzerupdate«
hei+co schrieb am 4.4. 2001 um 16:17:44 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Hören wir endlich auf, zu lesen und zu schreiben und die Geschichte
immer wieder zu wiederholen, und fangen wir an, gemeinsam zu
Schreib/Lesern zu werden, unsere kulturellen, mentalen, diskursiven
Wissenssysteme zu verknüpfen, unsere Lieblingsstellen und
Lektüre-Momente, Lesezeichen, Randbemerkungen, Fußnoten ...
auszutauschen und das Internet als einen interkulturellen
intertextuellen Diskursraum zu benutzen!
Ästhetisch-künstlerisch-literarische und netzpolitische Arbeit: eine
Kampffront! Nicht das Taschenbuch, die mailbox, das ebook, publishing on
demand oder der Hypertext sind revolutionär, sondern der Gebrauch, den
wir davon machen! Es lebe die Entwendung!
hei+co schrieb am 5.4. 2001 um 20:24:21 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
... und die sache mit den *wunschmaschinen* zur erfindung neuer welten ...
das ist inzwischen, glaube ich, etwas abwegig und naiv angesichts der
kriegerischen auseinandersetzungen im netz: halt die typisch
»literarisch/ästhetische« vision der cybercultur, die vermeindlich
radikalästhetische/radikaldemokratische anfangsutopie des netzes: am anfang
war das netz. und das netz gehörte allen. und der geist der revolution
schwebte über den servern. und jeder war gott. gott war ein programmierer
und ein hippie ... und william gibson hat das alles auf seiner
schreibmaschine erfunden ... aber wir können alle daran weiterschreiben und
programmieren, um das netz gegen den angriff der killerviren aus der new
economy zu verteidigen ... das hört sich ja fast so an, als seien die
grossen erzählungen doch noch nicht zu ende, als könne man die welt mit
worten retten (oder konstruieren oder de-konstruieren ...) kollaborative
schreibprojekte mit ihrer statistischen minimalbeteiligung ändern ja
deshalb noch nichts an der »natur des netztes« – creative writing-kurse
revolutionieren ja auch nicht den literaturbetrieb, künstlerische ver- und
entwendungen von kriegs-, medizin- und gentechnologie kehren ja auch nicht
die richtung der geo-, körper- und humantechnologie wirklich um – sie geben
einen blick frei auf mögliche utopische momente – nein, das ist zu
zurückgenommen formuliert ...
Thomas Lehr schrieb am 13.5. 2001 um 15:33:41 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
»Die Bibliothek der Gnade wurde im Jahre 1997 gegründet. (...) in sämtlichen Zeitungen erschien eines Novembertages 1997 die gleiche Annonce. Es sei, hieß es dort, eine Spezialbibliothek geschaffen worden. Ihr Ziel bestünde in der Sammlung, Archivierung und dem öffentlichen Zurverfügungstellen all derjenigen Werke, die keinen Verlag gefunden hatten. Arbeiten jeder Art und jeglichen Umfangs seien willkommen. Die Bibliothek mache keine Unterschiede. Tagebücher, verschmähte Enzyklopädien, Waschzettel, Abhandlungen, Träume, Spruchsammlungen, Witze, Pamphlete, Romane - was auch immer in Schriftform vorliege und gedemütigt sei, es fände nun seinen Ort und seine Signatur. (...) Jedes eingereichte Manuskript werde mit Freuden angenommen und zugleich einer konservatorischen Behandlung unterzogen, um es für spätere Jahrhunderte und deren klügeres Urteil haltbar zu machen. Jedermann habe, Tag und Nacht, Zutritt zur Bibliothek. Auf Verlangen erhielte man eine mit neuartigen Reproduktionstechniken blitzschnell hergestellte Kopie jeder beliebigen Arbeit kostenlos ausgehändigt. Modernste Computertechnologie mit ausgeklügelten Retrievalsystemen ermöglichen den uneingeschränkten Zugriff auf die Bestände, in sämtlichen Sprachen der Welt. (...) Es ist kein Geheimnis, daß sich gerade in den Anfängen der Bibliothek die Mehrzahl der Benutzer aus Autoren rekrutierte. (...) Mit dem unaufhaltsamen Anwachsen der Gnadenbibliothek (...) spitze sich der Konflikt zwischen der althergebrachten Lese- und Schreibkultur auf der einen Seite und der anarchistischen Flut der Freien auf der anderen Seite zu. Die Beliebtheit der Gnadenbibliotheken verkleinerte die Absatzchancen des selektierenden Verlagswesens drastisch. (...) Energisch wies man auf die eigene Bedeutsamkeit hin. Die Flut einzudämmen, aus dem Strom aus Höchstem und Tiefstem, aus Geschmiere, Mittelmäßigen, Dilettantischem, Widerwärtigem (...) die wenigen Fische herauszuangeln, die der Lesemühe wert seien, müsse als undankbares und edles Geschäft hoch geachtet werden. (...)«
(Thomas Lehr: Zweiwaser oder die Bibliothek der Gnade, Berlin 1992, S. 347 ff)
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