Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »MeinTagebuch«
Baumhaus schrieb am 25.10. 2009 um 05:19:53 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
Liebes meinTagebuch,
ich bin neuerlich erstaunt, daß Du trotz Deiner Wehrlosigkeit und Ausgeliefertheit als Blasterstichwort noch immer nicht von perversen Pisslingen, Peitscheinheinis oder Sporenkaspern verkratzt und erniedrigt worden bist. Nun gut, wenn das so ist, werde ich Dich wieder nach Deiner Bestimmung behandeln und Dir etwas von mir erzählen.
War heute mit K. endlich auf der Gothic-Party. Wir hatten uns schon seit mindestens einem halben Jahr vorgenommen, da hin zu gehen, aber immer war etwas dazwischen gekommen. Nun, da es geklappt hat, waren die Erwartungen natürlich groß. Womit ich nicht gerechnet hatte: K.s Stimmung war schwärzer als sämtliche Gruftis zusammengenommen. Ich konnte ihr die Hoffnungslosigkeit förmlich ansehen: So düster hatte ich sie noch nicht erlebt. Sie hing durch wie ein Waschlappen, brachte kaum ein Lächeln zustande. Nachdem ich eingesehen hatte, daß meine Aufmunterungsversuche nicht fruchten, sie nicht einmal Appetit auf einen zweiten Drink hatte und auch das Tanzen nicht zu einer Entspannung führte, ließen wir uns auf einer Couch nieder. Die Musik war auch schon mal besser gewesen in dem Laden. Heute war alles irgendwie zu durcheinander. ASp und dann Seven Nation Army? Paßt doch gar nicht. Naja.
Jedenfalls war die Konversation natürlich kaum machbar aufgrund der Beschallung. Es ging gar nichts. Sie stierte vor sich hin, wirkte abwesend. Ich saß dicht neben ihr, zurückgelehnt, sie auf der Kante, nach vorn gebeugt. Und dann passierte etwas, womit ich nicht gerechnet hatte: Sie lehnte sich bewußt nach hinten, schmiegte sich an mich, lehnte ihren Kopf an meinen. Ließ zu, daß ich sie umschloß. Sie sog die Nähe förmlich auf, schloß die Augen, als ich sie vorsichtig am nackten Oberarm streichelte.
Die Situation war heikel, denn K. lebt seit Jahren in einer Beziehung - in der sie aber dem Vernehmen nach nicht vollständig glücklich ist. Ihr Freund spielt World of Warcraft, hat sie mir einmal verraten. Das sagt alles. WOW vereinnahmt Menschen vollständig.
Jedenfalls saßen wir sicherlich eine Stunde in dieser Position. Ich begann eine Wärme zu spüren, die mir gefährlich schien. Ein Verlangen, ihrem zierlichen Körper noch näher zu sein. Beließ es aber beim Streicheln des Oberarms.
Sie tut mir so leid. Zum x-ten Mal Hartz IV beantragen, völlige Perspektivlosigkeit trotz repektablem Schul- und Berufsabschluß. Ich hoffe inständig, sie verfällt aufgrund ihres eher labilen Charakters nicht irgendwelchen Suchtmitteln. Arme aufschneiden und Bulimie hat sie ja glücklicherweise hinter sich gelassen. Ich würd' ihr so gerne helfen, weiß aber nicht wie...
Auf dem Heimweg war sie dann sichtlich beruhigt und lächelte auch. Wir sprachen nicht über die Annäherung, obwohl diese mit Abstand das Schönste an diesem Abend war.
Also, liebes meinTagebuch, jetzt sag nicht, das Leben würde keine Überraschungen bereithalten. Du wirst sicherlich noch die eine oder andere erleben, denn deine Zukunft hier im Blaster gehört nicht zu den rosigsten. Aber, Kopf hoch!
Gute Nacht,
DeinBaumhaus
Baumhaus schrieb am 13.6. 2009 um 14:49:14 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
Liebes meinTagebuch,
ich weiß, ich tue Dir keinen Gefallen damit, Dich in die Welt, respektive den Blaster, zu setzen, denn Du wirst hier mißbraucht und zweckentfremdet enden. Du wirst eine Halde für Häßliches, Dein Name wird entweiht werden. Aber bevor das geschieht, habe ich die Gelegenheit - quasi exklusiv, denn in diesem Augenblick, da ich Dich erschaffe, gehörst Du mir, mir ganz allein! - Dir etwas von mir zu erzählen. Denn dazu bist Du als meinTagebuch da: Mir geduldig zuzuhören, ohne Widerrede.
Also: Ich kaufte mir heute erstmalig seit 6 (gefühlten 30) Jahren ein Stück Belletristik im Buchladen, in den es mich nur aufgrund der Notwendigkeit, ein Geburtstagsgeschenk für einen ehemaligen Kollegen zu besorgen, verschlug. Ich hatte noch zwei Gutscheine, kurz vor dem Verfallsdatum. Und als ich mich für ein Geschenk entschieden hatte, war noch Geld übrig. Also kaufte ich für mich auch noch ein Büchlein. So ein neues. Ich habe in erster Linie auf den Preis geachtet, denn man kriegt kein Wechselgeld zurück, wenn man mit Gutscheinen bezahlt, also mußte es genau aufgehen.
Gut, also, jedenfalls hatte ich dann das Buch. Da ich zu Fuß zum Buchladen gegangen war, mußte ich auch zu Fuß wieder zurück. Auf dem Weg, der ca. 15 Minuten dauerte, laß ich das Buch an und staunte darüber, wie flüssig und schnell es sich lesen ließ. Keine schwere Lektüre also, eher was für den Urlaub. Es handelt von einer jungen Frau, die Angst hat. Vielmehr Spannendes gibt es nicht zu berichten. Aber es ist schön geschrieben. Es entspannt das Herz nach all den Jahren verbissenster Fachliteratur. Welch Erquickung! Ich lebte regelrecht auf in den 15 Minuten. Dann wieder dieses Gefühl, daß ich schon lange nicht mehr hatte: Vollkommen hineinversetzt zu sein in die Story, in die Erzählerin. Alles rings herum ausgeblendet, das eigene Leben völlig unwirklich. Ja, das können nur Bücher!
So, liebes meinTagebuch. Jetzt muß ich leider aufhören, denn ich muß mir jetzt noch schnell einen Kaffee machen, unter die Dusche und dann zu einer Geburtstagsfeier. Zeitnoth!
Deine Zukunft ist düster, wenn nicht gar braun verschmiert. Meine sicher auch, aber bei mir dauert es vielleicht noch ein bisschen länger. Mach's gut, liebes meinTagebuch. Und wenn du weinen mußt, denk an mich und meine graugrünen Augen, die dir zuzwinkern als wollten sie sagen »den Frieden findest du nur in dir selbst - oder im Blaster.«
Gute Nacht,
DeinBaumhaus
Baumhaus schrieb am 17.9. 2009 um 21:53:02 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Liebes meinTagebuch,
es ist erstaunlich, daß Dich seit Deiner Erschaffung am 13.06. dieses Jahres noch niemand berührt oder geschändet hat. Damit hatte ich - um ehrlich zu sein - nicht gerechnet. Aber es ist um so besser. Aus diesem Grund, und nur aus diesem, schreibe ich Dir heute ein zweites Mal, ein gutes Quartal später.
Im Dienste der Wissenschaft sitze ich gerade in einem abgelegenen Hotel in Potsdam. Ein kleines aber angenehmes Zimmer mit Balkon und Kabel-Internet. Den ganzen Tag in Anzug und Krawatte umhergeeilt, um mit irgendwelchen bekannten und unbekannten Menschen zu debattieren. Morgen noch einmal das Gleiche. Man hat mir sogar ein Namensschild gedruckt, das ich mir ans Revers heften kann. Das Debattieren fällt eher in die Kategorie »Sicheres Auftreten bei totaler Ahnungslosigkeit«. Der Professor ist jetzt auch eingetroffen. Morgen wird er sicherlich den professionelleren Teil der Gespräche führen können, und ich werde mich etwas im Hintergrund halten. Eigentlich bin ich ja gar nichts in dieser Welt. Die meisten tragen hier mindestens einen Doktortitel an der Brust und sehen gestreßt bis zerstreut aus. Trotzdem kochen sie auch nur mit Wasser. Sie sind eben nur Experten auf ihrem Gebiet.
Wie auch immer: So eine Dienstreise ist eine angenehme Abwechslung. Derartiges gibt es in Zukunft hoffentlich häufiger. Gesetzt, mir wird eine Mitarbeit - in welcher Form auch immer - ermöglicht. Sicherlich könnte die stressig sein. Forschung und Lehre. Das heißt auch, vor einer Studentenmeute zu stehen und denen irgend etwas zu erzählen. Eine gruselige Vorstellung. Aber was soll's. Daß die neben dem üblichen neuen Testament auch ein Buch mit dem Titel »The Teaching of Buddha« in die Nachttischschublade gelegt haben, finde ich innovativ. Oder ist das jetzt Vorschrift? Relgionsfreiheit? Dann müßte aber auch der Koran hier liegen... - Und ich könnte mich eigentlich diskriminiert fühlen. Weil ich ja Atheist bin und keine atheistische Lektüre vorfinde. Aber lassen wir das. Eine Kleinstflasche Italienischer Rotwein steht auf dem Bord: Viala Secco Rosso. Der Kenner würde sich sicherlich kopfschüttelnd abwenden. Schraubverschluß. Ich weiß nicht, ob es kostenpflichtig ist, etwas davon zu trinken - also lasse ich's lieber.
Flachbildfernsehen ist auch da. Kein Bedarf. Ich will schlafen, und es ist noch nicht einmal 10.
Die Jüngeren sind etwa in meinem Alter und kommen mir ziemlich arrogant vor. Die unterhalten sich alle über ihre wissenschaftlichen Bilderbuchkarrieren - darauf habe ich keine Lust. Mit Bilderbüchern hatte ich es noch nie. Überhaupt bin ich hier wahrscheinlich ein ziemlicher Exot, denn ich bin seit Jahren in der Praxis tätig und weiß - im Gegensatz zu den Diskutanten - daß zwischen Theorie und Praxis oft eine unüberwindbare Lücke klafft. Das hier ist eine Welt für sich. Und ich bin mal wieder Vermittler.
Morgen wird es dann stressig, mit dem Shuttle rechtzeitig zum Bahnhof zu kommen. Die Tickets sind mit Zugbindung.
Also, liebes meinTagebuch, jetzt weißt Du wieder etwas mehr von mir. Schlaf gut! Und falls jemand kommt und dich mißhandelt, denk an meine graugrünen Augen und suche den Frieden. Vielleicht schaue ich irgendwann wieder hier vorbei.
Gute Nacht,
DeinBaumhaus
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