Liebes meinTagebuch,
ich habe diese selbstreflexive Scheiße langsam satt. Kann ich nicht mal was Neues machen? Produktiv sein?
Dumm herumsitzen ist kein Ausgleich, macht nicht glücklicher. Konsumieren ebenfalls nicht. Was ich brauche, ist der erhebende Moment, etwas geschaffen zu haben, das es vorher noch nicht, noch nie gegeben hat. Warum klappt das nicht? Ideen sind doch genug da? Irgend etwas anfangen?
Weil Anfangen schmerzt? Aber nur ganz am Anfang. Weil ich Arbeit scheue? Aber nur aus der zurückgelehnten Haltung heraus.
Ich will vereinnahmt sein von der grandiosen, der einen Geschichte. Ich will ausziehen aus diesem Leben und einziehen in ein neues, buntes Haus, in dem ich selbst die Regeln schreibe. Ist das denn zuviel verlangt?
Ich kann auch die Wand anstarren, bis ich alt und grau bin. Das wäre so ziemlich das einzige, was ich wirklich bereuen würde: Mich um alle Chancen gebracht zu haben. Und doch bin ich auf dem besten Wege, genau das zu tun.
Halt. Ich brauche ihn. Alleine die Schotterpiste hinan ist mühsam. Zu zweit hat man mehr Grip, weil vier statt nur zwei Beine. Gibt mir C. Halt? Ich habe nur in der Küche mit ihr gesessen und aufgebrühten Kaffee getrunken. Über Eigenverantwortung haben wir gesprochen. Sie ist noch viel haltloser als ich, aber sie ist eine Frau. Im Gegensatz zu mir ahnt sie, wo sie nicht hintreten sollte, sie muß dafür nicht nachdenken.
Wenn ich gehe, schließe ich sie so fest in die Arme, daß ich hoffen kann, sie würde bemerken, daß ich sie brauche. Ist das dumm? Oder naiv?
Halt haben viele im Glauben. Der ist mir nicht gegeben, und bis jetzt bin ich recht froh darüber.
Es steht zu viel auf dem Spiel. Und sie merkt nichts, weil ich Meister des Scheins bin.
Gute Nacht,
DeinBaumhaus
|