Legality-bar

Da es mein Ehrenamt bei den Musikfreunden mir erlaubt, habe ich nun oft Zeit hier Gast zu sein.
Meinen scherzhaften Gruß »ist schon halb auf oder noch halb zu?« kennt man schon, aber den Eindruck einer gewissen Unsicherheit bezüglich der Öffnungszeiten haben auch andere Gäste.
Den mich anfangs so störenden Hintergrundslärm konnte ich identifizieren als ein Werk von Brian Eno welches einst, mit ihm als Gast, an einem Wochenendseminar auf der Universität zusammen mit Studenten komponiert wurde bzw. entwickelt mit Hilfe des damals sehr avantgardistischen Computers.

Laut Aushang ging es um kann mir jemand das Kopftuch verbieten. Die Marktfrau vom Naschmarkt hat man gefragt sind sie gläubige Moslemin, Muslimin, Muselmanin irgend so was mit gläubig. Nein wieso sagte sie. Sind sie gläubige Christin dann. Ich kenne da eine Christine was meine Tochter ist. Und sie lassen sich das Kopftuch einfach verbieten? Ich doch nicht! ich habe zuhause im Kasten einen ganzen Haufen noch schönere als das momentanige. Warum sind sie dann eigentlich da? Was hinauswerfen wollen sie mich? Der Herr dort hat mich mitgeschleppt jessas jetzt ist er hinaus schon.

1 (von weit weg): »Du, wenn ich das denke, dann habe ich nur noch einen Balken auf meinem legality-bar.«
2: »Dann denk' an was schönes. Äh, warte, §1030 BGB zum Beispiel.«
3 (taucht hinter 2 auf): »Offenes WLAN in der Nähe?«
2: »Scheint so, er ist schon ganz durcheinander.«
3: »Wir sollten ihn aus diesem rechtsfreien Raum bringen.«
1 (völlig entrückt): »Ohhh, ohh, meine Anzeige ist ganz weg...«
3 (zu 2): »Fuck, ein alter §175. Ich wußte es. Los jetzt...«

Man hat jüngst zwei Kinder hereingelassen, die zu einem sog. Kinderschminken bestellt waren. Ratlosigkeit. »Aber heute 15 Uhr!« Es war ein Vortrag abgesagt worden. Wegen Erkrankung. Eine rätselhafte Sache. Gib jedem ein Mozartkugerl, sonst war es umsonst für die beiden. Dem wurde heftig entgegnet: hier wird an Minderjährige keine Schokolade abgegeben. Es erhielten beide aber Gutscheine für das unferne McDonald Restaurant.
Beim Weggehen höre ich eins der Kinder sagen: der sagt immer er ist krank, der hat doch eine Vorladung wieder. Muss Einsitzen gar sagte das andere Kind.

Nachtrag: Wenn ich es recht verstanden habe, werden Themen mit Todesstreifen, jedenfalls Gefahrenzonen vom Publikum bevorzugt (so sind die Wiener), während das Niemandsland um törichte Gesetze naturgemäß weniger interessiert, indes den größten Teil unserer Justiz beschäftigt.

Auf dem Aushang steht nächste Diskussion ist Züchtigungsrecht (so etwas gibt es). Ist Schubsen schon Schlagen steht da mit Ausrufungszeichen abwechelnd mit Fragezeichen. Mit einer Vorführung bitte auch Freunde und Bekannte mitbringen.