Einige überdurchschnittlich positiv bewertete
Assoziationen zu »Tastendrücken«
hei+co schrieb am 2.3. 2000 um 12:35:33 Uhr zu
Bewertung: 3 Punkt(e)
die imaginäre bibliothek webt und webt und windet sich in den labyrinthen des
hypertexts ...
... Am Anfang war das Wort.
... es wurde gesprochen, getanzt, gesungen, geliebt, verdoppelt, erzählt, geknotet, gebetet, wiederholt, rezitiert, vergessen, eingeritzt, eingebrannt, gemalt, gemeißelt,
geschrieben, in Tabellen gelistet, in magischen Formeln versteckt, gedruckt, gebunden, verlegt, als Fußnote an den Rand gedrängt, indiziert, gereimt, gezählt, formalisiert,
codiert, compiliert, gespeichert, gescannt, als Muster wiedererkannt, übertragen, gefaxt, verschlüsselt, komprimiert, optimiert, transformiert, konvertiert, genormt, gelöscht,
gelinkt, überschrieben, als Absprungsort markiert, zum Objekt erklärt, als Programm aktiviert, das Worte schafft...
Das Universum, das andere die Bibliothek nennen, setzt sich aus einer undefinierten, womöglich unendlichen Zahl ineinander verschachtelter Bildschirme zusammen ...
hei+co schrieb am 2.3. 2000 um 12:38:02 Uhr zu
Bewertung: 2 Punkt(e)
tastendrücken
Im Netz fragen wir nicht unbedingt »wer spricht?« (kraft welcher Autorität spricht jemand, warum und weshalb, wie spricht er ...?), sondern »Was ist eine Aussage?« und
»Wie wird sie produziert?«. Wir haben Sprechwerkzeuge, Auge, Hand, Finger (->Leroi-Gourhan), wir haben Konstruktionssysteme für mögliche Aussagen (Grammatik,
Logik, Analyse), wir haben Zeichensysteme, wir haben Medien und mögliche Botschaften ...(->Kritik McLuhan!), wir haben Codes, Programme,
informationsverarbeitende Systeme ... Sind beliebige Zeichenketten, die auf die eine oder andere Weise produziert, artikuliert, fabriziert, kombiniert, computiert worden
sind schon Aussagen? Können Buchstaben, die ich zufällig auf der Tastatur anschlage (drücke, berühre, tippe, taste?) eine Aussage konstituieren? (<-Deleuze92,
10,23,24) Machen wir es uns zunächst einmal einfach und engen das Problem noch mehr ein:
"Die Tastatur einer Schreibmaschine ist keine Aussage; aber die gleiche Serie von Buchstaben A, Z, E, R, T, in einem Lehrbuch für das Schreibmaschineschreiben
aufgezählt, ist die Aussage der alphabetischen Ordnung, die für französische Schreibmaschinen angewendet wird." (Foucault73, 125)
Das Medium oder die reinen Instrumente, mit denen man Aussagen herstellen kann (die Tasten) konstituieren also noch keine Aussagen, sondern erst eine Bezugnahme
auf etwas anderes, auf etwas, das dem Zeichen, dem Instrument, dem Aussageakt äußerlich ist (das Lehrbuch für Schreibmaschine ...). Wir ahnen jedoch, daß die
telematischen Tasten noch komplexere Kräftebeziehungen ins Spiel bringen als die simple Funktionalität (alphabetische Ordnung, Häufigkeitsverteilungen, Anordnung der
Buchstaben, Abstände und wie das Spiel der Finger gegen diese Entropie ankäpft(<-Deleuze92, 24) einer Schreibmaschine. Hypermediale Tasten treiben die
Tastenbegeisterung der (konkreten) Literaten, der Fotografen und Videofilmer auf die Spitze, sprengen diskursive Grenzen und kehren die Bedeutungsvektoren vollends
um. (->Flusser85, 23-41)
hei+co schrieb am 2.3. 2000 um 12:31:14 Uhr zu
Bewertung: 1 Punkt(e)
Schreiben als semiotische Praxis
Schreibweise (écriture): Text in seinem Produktionsaskpekt gegenüer 'Literatur' und Sprachvollzug (parole)
Umwertung und völlige Neubestimmung der Funktion von Literatur.
"[...] die spezifische Problematik des Schreibens entwindet sich dem Mythos und der Abbildung, um sich in ihrer eigenen Buchstäblichkeit (littéralité) und in ihrem eigenen
Raum zu denken. Insoweit ist die Praxis auf der Ebene des Textes zu definieren, als das Wort von nun an auf eine Funktion verweist, die gleichwohl im Schreiben nicht
'sich ausdrückt', sondern die vielmehr das Schreiben disponiert: in einer dramatischen Ökonomie, deren 'geometrischer Ort' nicht abbildbar ist (er eröffnet sich als
Handlungsspielraum) (Ph. Sollers: Programme, in : Logiques, Paris 1968)
[Absicht oder Druckfehler: an genau dieser Stelle ist ein 'schließendes Anführungszeichen' gesetzt, das jedoch nirgends 'geöffnet' worden ist ... das heißt doch wohl: hier
endet ein Zitat, dessen (eindeutig zu markierender Anfang? im Ungewissen liegt ..]
Jeder 'literarische' Text läßt sich als Produktivität begreifen. Und seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bietet die Literaturgeschichte Beispiele von Texten, die sich in ihrer
Struktur bereits selber als Produktion verstehen und die sich nicht in Abbildungsfunktionen wollen auflösen lassen (Joyce, Mallarmé. Lautréamont, Roussel). Einer
Semiologie der Produktion fällt daher die unabweisliche Aufgabe zu, sich diesen Texten zuzuwenden, um die um die Produktion zentrierte skripturale Praxis durch ein
wissenschaftliches Denken zu ergänzen, das mit der Untersuchung dieser Produktion befaßt ist. Hat die Semiologie dergestalt jene modernen Texte modelliert, dann
wendet sich die so gewonnene Modelle auf den gesellschaftlichen Text an - auf die gesellschaftlichen Praktiken, von denen die 'Literatur' ein in keiner Weise bevorzugtes
Teilgebiet ist -: um sie allesamt als unabgeschlossene Transformations-/Produktions-Prozesse zu begreifen." (Tel Quel - Kristeva, 35)
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